So etwas habe ich in 20 Jahren noch nicht erlebt - Zara

Rassismus-Opfer: „So etwas habe ich in 20 Jahren noch...http://www.tt.com/resources/includes/print.csp?storyi...1 von 2 24.06.2013 11:47Rassismus im UnterhausRassismus-Opfer: „So etwas habe ich in 20 Jahren noch nicht erlebt“Die Rassismusvorwürfe gegen einen Spieler der SPG Lechtal ziehen immer weitereKreise – nun meldete sich ein Betroffener zu Wort.„Zeig’ Rassismus die Rote Karte“ – in einem Unterhaus-Spiel soll dieser Grundsatz am Samstag mit Füßengetreten worden sein.Foto: gepa/HangsteFoto: gepa/HangstVon Tobias WaidhoferHatting – Es kommt nur selten vor, dass sich ein Mensch über schlechtes Wetter freuen kann. Ein Spieler desESV Hatting kann das. Zumindestens im Nachhinein. „Wenn die Wettervorhersage nicht so schlecht gewesenwäre, hätte meine ganze Familie zugeschaut. Und ich hätte meinem vierjährigen Sohn erklären müssen,warum ich beschimpft werde“, erklärt einer jener Hatting-Akteure, der am vergangenen Samstag beim1.-Klasse-West-Spiel von einem Lechtal-Spieler (Name der Redaktion bekannt, Anm.) rassistisch beleidigtworden sein soll.„In der ersten Hälfte hab’ ich das Ganze gar nicht so mitbekommen, weil ich auf der anderen Seite gespielthabe. Im zweiten Durchgang hat er sich dann auf mich konzentriert und mich und meine Familie rassistischbeleidigt“, erzählt der türkischstämmige Akteur, der nicht namentlich genannt werden will. Davon ist auch inder offiziellen Anzeige von Hatting-Trainer Josef Haslwanter (liegt der TT vor), die gestern auch den TirolerFußballverband erreichte, die Rede: Ausdrücke wie „Scheiß-Ausländertruppe“, „dummer Türke“ oder „Nutte“sollen gefallen sein.Für den 29-jährigen Familienvater, der auch noch eine Ohrfeige kassiert haben soll, Grund genug, seinefußballerische Zukunft zu überdenken. „Eigentlich wollten wir uns am Samstag alle gemeinsam dasChampions-League-Finale anschauen“, erzählt er. „Aber das hat mich dann überhaupt nicht mehr interessiert.Mich hat dieser Vorfall extrem beschäftigt, ich konnte nicht gut schlafen.“ Auch weil er sich einmal dochprovozieren ließ. „Am Schluss habe ich einmal getreten. Das darf mir auch nicht passieren, das weiß ich. Ichhabe Kinder und muss ein Vorbild für sie sein.“ An den kleineren Tumulten nach Spielschluss war er aber nichtmehr beteiligt. „Ich bin gleich in die Kabine und habe versucht, runterzukommen.“

Rassismus-Opfer: „So etwas habe ich in 20 Jahren noch...http://www.tt.com/resources/includes/print.csp?storyi...2 von 2 24.06.2013 11:47Obwohl der fast 30-Jährige nun schon seit 20 Jahren über die Tiroler Unterhaus-Plätze streift, denkt erinzwischen sogar über ein vorzeitiges Ende seiner Kicker-Karriere nach. So was habe er nämlich noch nieerlebt. „Es ist schon öfter vorgekommen, dass ein blöder Spruch kommt. Aber in diesem Ausmaß habe ich esnoch nie erlebt. Weder auf dem Platz noch im Alltag.“ Besonders schlimm sei, dass Trainerteam oderMitspieler der Lechtaler das Treiben nicht verhindert hätten. „Als er einen Elfmeter herausgeholt hat, lobtenihn seine Mitspieler sogar noch, dass die Provokationen gewirkt hätten.“ Für den Vater einer Tochter (1) undeines Sohnes (4) ein untragbarer Zustand. Deshalb setzte er sich am Sonntag gleich an den Computer undkontaktierte den österreichischen Anti-Rassismus-Verein ZARA (Zivilcourage und Anti-Rassismus-Arbeit).Der Verein antwortete prompt und wird ebenso wie der Spieler selbst eine weitere Anzeige beim TirolerFußballverband anbringen. Die Anzeige von Haslwanter, der noch am Montagabend seinen Rücktritt alsHatting-Trainer bekannt gegeben hatte, erreichte den Strafsenat bereits gestern, wie Strafsenats-ObmannPeter Linser telefonisch bestätigte. Behandelt wird die Anzeige bei der heutigen Sitzung. In dem Schreibenfordert Haslwanter den Verband auf, „ein Strafverfahren wegen Ehrenverletzung und Rassismus einzuleiten“.Der Schiedsrichter der Partie, Christopher Spiss, will die verbalen Unflätigkeiten nicht mitbekommen haben.„Rassistische Äußerungen hat der Schiedsrichter nicht wahrgenommen. Sonst wäre der Spieler natürlichausgeschlossen worden“, erklärte Schiri-Obmann Reinhard Kaserer. Dass der Vereinslinienrichter dieBeleidigungen gehört haben soll, tut nichts zur Sache. „Es dürfen nur Offizielle eine Entscheidung treffen.“Im Lechtal weiß man um die Anzeige, Obmann Leopold Lechleitner will aber vorerst nichts zu diesem Themasagen. Eine Untersuchung wird wohl auf den Verein zukommen.Tiroler Tageszeitung, Printausgabe vom Mi, 29.05.2013