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Komplette Zeitschrift als PDF - Konferenz für Gemeindegründung eV

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Kurzbiographie<br />

„Christus liebt die Gemeinde! Du<br />

auch?“ – „Ja, ich auch“, dachte ich<br />

mir, <strong>als</strong> ich diese Frage las. Das ist<br />

wahrscheinlich ungewöhnlich <strong>für</strong><br />

einen Einzelgänger. Und es war nicht<br />

immer so. Schon in meiner Jugend<br />

fühlte ich mich allein wohler <strong>als</strong> in<br />

Gesellschaft. Das Leben weit weg von<br />

der Zivilisation zog mich an. Ich vergeudete<br />

mein Leben auf der Suche<br />

nach Abenteuer.<br />

Ich lebte mit einem Fallensteller,<br />

durch dessen Zeugnis ich den Herrn<br />

Jesus fand. Aber niemand machte<br />

Nacharbeit, keiner brachte mir die<br />

Schrift nahe, und niemand half mir<br />

auf, <strong>als</strong> ich fiel (Pred 4,10). Meine<br />

große Leidenschaft war Lügen. Und<br />

so entfernte ich mich nicht nur von<br />

Menschen, sondern auch vom Herrn<br />

und lebte wieder fast wie vorher. Das<br />

hätte vielleicht durch Nacharbeit verhindert<br />

werden können. Einige Monate<br />

später zitierte ein ungläubiger<br />

Freund etwas aus der Schrift. Das traf<br />

mich ins Herz und ich merkte: das<br />

Buch muss ich lesen. Ich lieh mir<br />

seine Bibel.<br />

Ich las die Propheten im Alten Testament,<br />

und der Refrain ihrer Botschaft<br />

hallte mir in den Ohren. „Tut Buße,<br />

Ihr Lügner! Kehrt um zu Gott!“<br />

Schließlich war ich dazu bereit. Nach<br />

fast einem Jahr ohne Gemeinschaft mit<br />

Christen kehrte ich zum Herrn um,<br />

aber ich hatte ein weiteres Jahr meines<br />

Lebens vergeudet, das erste Jahr nach<br />

meiner Bekehrung. Wie tragisch. Aber<br />

nunsollteesanderswerden.<br />

Im nächsten Dorf (80 km) lebten auch<br />

Geschwister. „Andreas, geh in die Mission!<br />

Du kommst überall zurecht, das<br />

wäre genau das richtige <strong>für</strong> Dich“,<br />

meinten sie. Das schmeichelte mir,<br />

und ich wollte meine Abenteuer<br />

gerne fortsetzen. Aus dem Neuen Testament<br />

wusste ich inzwischen, dass<br />

Gemeinde eine große Rolle spielt.<br />

Den bekehrten Indianern würde ich<br />

sagen: „So, jetzt seid Ihr Christen.<br />

Von nun an ist Gemeinde sehr wichtig<br />

<strong>für</strong> Euch.“ – „Was ist eine Gemeinde?“<br />

würden sie mich fragen. „Ich weiß<br />

nicht, ich habe noch nie eine gesehen.“<br />

Das war lächerlich. Bevor ich<br />

meine Pläne vom Abenteuer in der<br />

Mission verwirklichen konnte,<br />

musste ich erst lernen, was Gemeinde<br />

ist. Zurück nach Deutschland, in die<br />

Zivilisation? Nach langem innerem<br />

Kampf entschloss ich mich dazu, weil<br />

ich wusste: Der Herr will es so.<br />

Nach einem fruchtbaren Jahr in einer<br />

Gemeinde in der Nähe von Regensburg<br />

bat mich ein Missionar, ihm auf<br />

seinem Hof in Norwegen zu helfen.<br />

Mein Anliegen <strong>für</strong> Mission war gewachsen,<br />

und ich half gerne. Dieser<br />

Missionar zeigte mir dort in Norwegen<br />

eine große Bibelschule. Hunderte<br />

von jungen Leuten studierten hier,<br />

und ihr Eifer entfachte meinen. Leider<br />

waren die Gemeinden ohne junge<br />

Leute. Ich dachte mir: „Wenn die brennende<br />

Jugend teilweise in der Gemeinde<br />

wäre, würden sie bestimmt<br />

andere mitreißen.“ Aber sie erhielten<br />

eine theologische Ausbildung, und<br />

hatten keine Zeit <strong>für</strong> die Menschen<br />

oder <strong>für</strong> Gemeinde.<br />

Eine Zeitungsanzeige ging mir nicht<br />

aus dem Kopf: „Predige das Wort zur<br />

Zeit und zur Unzeit, und zur Eiszeit.<br />

Büchertisch und Kalenderverteilen<br />

in München.“ So lernte ich Alois<br />

Böck kennen. Ich schaute ihm über<br />

die Schulter, während ich selber mitarbeitete:<br />

Straßenmission und Gemeindearbeit,<br />

Predigen und Diakonie,<br />

Literatur und Bibelarbeiten – bei<br />

Asylanten, Studenten, Alkoholikern<br />

und Drogenleuten. Mein Freund<br />

Franz, ehemaliger Junky, brachte mir<br />

bei: Ein Christ ist kein Solist. Er hat<br />

erlebt, wie die Gemeinschaft der Geschwister<br />

ihn immer wieder aufgefangen<br />

hat. Ich habe erlebt, wie der Herr<br />

die Geschwister durch Franz bereichert<br />

hat. Auch mich.<br />

Durch die Herausforderung der vielen<br />

Irrlehren, mit denen wir in der<br />

Großstadt konfrontiert wurden,<br />

durch die Probleme der verschiedenen<br />

Leute, brauchte ich Antworten.<br />

So lernte ich durch Alois und andere<br />

Brüder das Wort kennen. Und nach<br />

einiger Zeit wusste ich, was Gemeinde<br />

ist: Eine liebende Gemeinschaft, wo<br />

jeder mitarbeiten kann; ein lebendiger<br />

Leib, wo jedes Glied gebraucht wird;<br />

eine Familie, wo alle mitlernen und<br />

jeder Verantwortung hat; eine Herde,<br />

geleitet von mehreren Hirten.<br />

Da wir aber dringend Älteste brauchten,<br />

und der Herr es anordnete, beteten<br />

wir da<strong>für</strong>. Aber wo sollten die zukünftigen<br />

Ältesten lernen? Wie war<br />

das denn im Neuen Testament? Sie<br />

lernten in der Gemeinde, beim Dienen!<br />

Das war eine Herausforderung:<br />

Mitarbeiter, Missionare und Älteste<br />

in der Gemeinde ausbilden. Wir sammelten<br />

Erfahrungen <strong>als</strong> Team von<br />

Leitern, und daraus berief der Herr<br />

einige <strong>als</strong> Älteste. Ich war einer von<br />

ihnen.<br />

Nach einigen Jahren des Dienstes<br />

wurden meine Frau und ich von William<br />

MacDonald und Jean Gibson<br />

eingeladen, einige Monate mit ihnen<br />

zu verbringen, in ihrem Ausbildungsprogramm.<br />

Am meisten halfen mir<br />

die väterliche Freundschaft dieser<br />

Brüder und ihr konsequentes Vorbild.<br />

Inzwischen war meine Heimatgemeinde<br />

in München an den Gollierplatz<br />

gezogen. Etliche neue Gemeinden<br />

waren entstanden, einige Geschwister<br />

aufs Missionsfeld gegangen.<br />

Ich teilte die Vision meiner Brüder<br />

in München <strong>für</strong> Mission und Gemeindebau.<br />

Sie hatten mich angesteckt.<br />

Auch <strong>als</strong> ich die Möglichkeit<br />

bekam, mit Fred Colvin und Christoph<br />

Hochmuth in Salzburg zusam-<br />

ANDREAS LINDNER MIT FAMILIE<br />

menzuarbeiten, bestätigten sie diese<br />

Entscheidung und entließen meine<br />

Frau und mich ins Werk des Herrn<br />

(Apg 13,1-4).<br />

Seit 1995 arbeiten wir in Salzburg<br />

mit. Wir helfen in der Gemeinde in<br />

Salzburg-Loig und bilden weiterhin<br />

auf verschiedene Weise Mitarbeiter<br />

aus, zum Beispiel durch Nacharbeit,<br />

Jüngerschaftsbeziehungen und auch<br />

durch ein zehn Monate langes „Trainingsprogramm<br />

<strong>für</strong> Mitarbeiter im<br />

Gemeindebau“ (TMG). Mein Anliegen<br />

<strong>für</strong> Mission ist weitergewachsen,<br />

und so freue ich mich, auf die Zeit in<br />

Groß Dölln, wo ich Geschwister mit<br />

demselben Anliegen und denselben<br />

Aufgaben treffen werde.<br />

Jetzt kenne ich den Herrn seit 23 Jahren<br />

und war 21 Jahre in einer Gemeinde<br />

aktiv. Inzwischen habe ich<br />

genug Erfahrung gesammelt und gelernt,<br />

dass ich weiß: In meinem Dienst<br />

brauche ich den Herrn, sein Wort und<br />

Seine Gemeinde. Manchmal frage ich<br />

mich, wie ich von der Wildnis in die<br />

Großstadt gekommen bin, und wie ich<br />

<strong>als</strong> Einzelgänger in einem Team mitspielen<br />

kann. Aber wahrscheinlich bin<br />

ich gar kein Einzelgänger mehr. Ich<br />

brauche die Gemeinde sogar. „Ein<br />

Christ ist kein Solist.“<br />

<strong>Gemeindegründung</strong> Nr. 80, 4/04 5

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