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SV Bockenem - VfB Oldenburg

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Übergrößendrucker machen schon Sinn…<br />

MONTAG<br />

Heute Morgen wäre ich ja kaum ins<br />

Büro gekommen, weil ich fast nicht<br />

durch die Tür gepasst hätte, so breit<br />

war mein Grinsen. Logisch, dass die<br />

Besprechung mit der Abteilung heute<br />

mal warten muss, schließlich will<br />

erstmal ein Vier-Augen-Gespräch<br />

geführt werden. Wo steckt denn bloß<br />

der Grüne? Wie, kommt später? Erst<br />

mittags? Fein, nutze die Zeit, um die<br />

Tür zu seinem Büro mit den zwei<br />

Ergebnissen des Wochenendes zu<br />

tapezieren. Macht schon Sinn, unser<br />

Übergrößendrucker.<br />

Stelle am lauten Fluchen fest, dass<br />

der geschätzte Mitarbeiter ohne Fußballsachverstand<br />

mittlerweile da ist.<br />

Zitiere ihn sofort ran, soll sich ja<br />

schließlich erholen, ehe er seinen<br />

neuen Desktophintergrund kennenlernt.<br />

Sind schon schöne Sachen, die<br />

man von der <strong>VfB</strong>-Homepage runterladen<br />

kann.<br />

Seine Argumentation war mal wieder<br />

ein Brüller. Hildesheim habe ja nur<br />

mit der Reserve gespielt, lässt er mich<br />

wissen, während an der Jade nur<br />

Regionalligakicker am Start gewesen<br />

seien. Ja nee, is klar! Drücke ihm eine<br />

Packung Papiertaschentücher in die<br />

Hand und empfehle einen guten Optiker,<br />

zur Sicherheit eben, damit er die<br />

Tabelle gut lesen kann. Abends spielen<br />

die Mädels und ich mit Legofiguren<br />

die Tore nach, ich muss immer<br />

die Hildesheimer geben, Mist.<br />

DIENSTAG<br />

Gute Laune ist auch heute Programm,<br />

beängstigend, welchen Einfluss ein<br />

Fußballspiel auf meine tägliche<br />

Gemütsverfassung hat. Beschließe,<br />

meine Abhängigkeit in den Griff zu<br />

bekommen. Nehme mir vor, nicht<br />

mehr zu jedem Spiel zu gehen. Zuversichtlich<br />

erzähl ich das mittags auch<br />

gleich meiner besseren Hälfte, erwarte<br />

ein sattes Lob und den einen oder<br />

anderen verbalen Mutmacher. Pustekuchen.<br />

Gespräch ist kurz, sie kriegt<br />

einen Lachkrampf und legt auf.<br />

Abends rät sie mir, ich solle eine<br />

Selbsthilfegruppe gründen. Gute Idee,<br />

will ich grad sagen, als ich merke, dass<br />

sie ganz kurz vor der nächsten Lachattacke<br />

ist. Bin maulig, fühle mich nicht<br />

ernst genommen.<br />

Blick auf die Tabelle bessert die Laune.<br />

Füge mich in mein Schicksal und<br />

klär die Abfahrtszeit für Bavenstedt,<br />

bevor ich Liverpool gegen Chelsea<br />

gucke. Stimmung mit Gänsehautgarantie,<br />

fast wie bei uns am Sonntag.<br />

Ich mein, die Nummer mit dem Wechselgesang<br />

zwischen Stehplätzen und<br />

Tribüne hat echt einen hohen Suchtfaktor.<br />

MITTWOCH<br />

Mein Selbstbewusstsein ist grenzenlos,<br />

spiele mit dem Gedanken, mal<br />

wieder beim Training vorbei zu schauen.<br />

Habe schließlich eine neue Taktik<br />

ausgearbeitet, die ich Joe unbedingt<br />

vorstellen muss. Die Vernunft<br />

siegt, ich lasse es sein. Vernunft?<br />

Aberglaube trifft es wohl eher. Schließlich<br />

haben wir das Spiel nach meinem<br />

letzten Trainingsbesuch nicht gewonnen.<br />

Sonst ist mir Aberglaube ja<br />

fremd. Naja, also eine Glückshose<br />

habe ich schon. Gut – und einen<br />

Glückskugelschreiber habe ich auch.<br />

Ich mein’, den hat doch jeder, zumindest<br />

fast jeder. Also alle, die auch<br />

jeden Torschützen für ihre Statistik<br />

aufschreiben. Sicher, mit ist schon<br />

klar, dass es ungewöhnlich ist, wenn<br />

man vor jedem Spiel in Hannover über<br />

eine Raststätte fährt, ohne dort anzuhalten.<br />

Natürlich ist es immer dieselbe.<br />

Funktioniert übrigens nur auf<br />

dieser Strecke, auf dem Weg nach<br />

Spelle haben wir es auch versucht,<br />

das Ergebnis ist ja bekannt. Ich würde<br />

jetzt aber nicht von Aberglauben<br />

sprechen. Ich mein’, jeder von uns hat<br />

doch die Pflicht, alles zu tun, damit<br />

wir aufsteigen.<br />

DONNERSTAG<br />

Der Grüne spricht nicht mehr mit mir.<br />

Gut, ich würde mir mit meinem Dauergrinsen<br />

wohl auch auf den Geist<br />

gehen, aber gleich so eine Reaktion.<br />

Wie unsouverän. Als Zeichen meines<br />

guten Willens lade ich ihn zum Essen<br />

ein, schließlich müssen wir ja nicht<br />

nur über die Niedersachsenliga sprechen.<br />

Bestellt der Typ sich doch eine<br />

Pizza mit Morzarella und Spinat und<br />

meint ich könnte ja eine Blauforelle<br />

nehmen. Mal ehrlich, ich dachte<br />

immer, ich hätte einen Spleen. Als er<br />

sich herzhaft einen ersten Bissen gönnen<br />

will, frage ich ihn, ob er eigentlich<br />

die Tabelle der A-Jugend-Regionalliga<br />

kennt. Punktsieg.<br />

FREITAG<br />

Muss mal wieder dem guten Roman<br />

schreiben, braucht sicher Zuspruch,<br />

jetzt, wo Chelsea raus ist. Empfehle<br />

ihm eine Therapie, müsste ja nicht<br />

mal alleine hin, ich habe da einen Kollegen,<br />

der auch so manche traumatische<br />

Niederlage aufzuarbeiten hätte.<br />

Aufstellung ist fertig, Taktik auch,<br />

drei Punkte können auf der Habenseite<br />

verbucht werden. Immer noch<br />

gutgelaunt, muss ich feststellen, dass<br />

es wieder kribbelt. Bin mir sicher, dass<br />

wir in Bavenstedt gewinnen und teile<br />

es auch mit. Leichtsinnig sage ich zu,<br />

am Sonntag beim Stadtrivalen vorbei<br />

zu schauen. Ärgere mich den ganzen<br />

Abend über meine große Klappe.<br />

SAMSTAG<br />

Großer Auftritt unserer Truppe bei<br />

freundlichen Bavenstedtern. Ich<br />

mein’, die Gasdrucktröten haben echt<br />

genervt, aber nach drei Punkten übe<br />

ich mich in Nachsicht und verzichte<br />

darauf, mit dem Umweltamt zu drohen.<br />

Ich mein’, die Dinger sind ver-<br />

boten und das aus gutem Grund. Ach<br />

ja, wir sind über unsere Raststätte<br />

gefahren, schließlich wollen wir kein<br />

Risiko eingehen. Hat ja schon gereicht,<br />

dass unser Fahrer mal ganz<br />

locker auf sein Glücksoutfit verzichtet<br />

hat.<br />

SONNTAG<br />

Ist halt mal so, dass man nicht immer<br />

die richtige Entscheidung trifft. Muttertag,<br />

Eltern und Schwiegereltern zu<br />

Gast, schön den Grill an, nachmittags<br />

ist schlemmen an der Kaffeetafel<br />

angesagt und was mach’ ich? Einen<br />

Anfängerfehler, der mit Fußball im<br />

Stadtteil bestraft wurde.<br />

MONTAG<br />

Habe fast schon Mitleid mit dem Grünen.<br />

Fast. Will der in seinem Frust<br />

doch zukünftig auf Fußball verzichten<br />

und nur noch zum Handball gehen.<br />

So sieht also Verzweiflung aus. Freue<br />

mich auf Donnerstag.<br />

DIENSTAG<br />

Steigt auch noch der Tabellenzweite<br />

auf? Das wäre ja ein Hammer, zumindest<br />

verdichten sich die Anzeichen.<br />

Es ist jetzt nicht so, dass ich schadenfroh<br />

wäre, aber so eine Nachricht<br />

will doch mitgeteilt werden. Der Grüne<br />

ist stocksauer. Hätte ich ihm nicht<br />

ausrechnen sollen, dass Platz zwei<br />

auch weg ist? Will ihn aufmuntern und<br />

verrate ihm, wie man den Bildschirmhintergrund<br />

ändert.<br />

MITTWOCH<br />

Bin hochmotiviert, topfit, eigentlich<br />

steht meinem Einsatz nichts mehr im<br />

Weg. Gut, etwas Übergewicht vielleicht,<br />

sicherlich sind die technischen<br />

Fertigkeiten auch nicht ausgereift,<br />

aber meine Einstellung stimmt. Morgen<br />

werden wir die Tabelle so gestalten,<br />

wie sie grundsätzlich immer aussehen<br />

sollte.

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