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6 varia alumni halenses 1/2012 varia Hallescher Doppelerfolg mit guten Ideen Zwölf Projekte aus Sachsen-Anhalt konnten beim diesjährigen bundesweiten Wettbewerb „365 Orte im Land der Ideen“ punkten. Zwei davon kommen von der Uni Halle: Für das gläserne Modell des geologischen Untergrunds der Stadt Halle ist der Geologe Prof. Peter Wycisk verantwortlich. Und das Kurzfilmfestival „nanospots“ geht auf das Konto des Physikers Prof. Ralf B. Wehrspohn. Der Clou: Beide Wissenschaftler sind bereits zum zweiten Mal unter den Preisträgern des renommierten Wettbewerbs. Modell Wycisk (Foto: Prof. Peter Wycisk) „Wir arbeiten stetig daran, Geologie erlebbar zu machen“, sagt Prof. Peter Wycisk. Gemeinsam mit seiner Arbeitsgruppe ließ er den Untergrund der Stadt Halle maßstabsgetreu per Laserstrahl in einen Glaskörper gravieren. Das Ergebnis ist ein dreidimensionales Modell, nicht größer als ein Aktenkof- fer, aber rund 22 Kilogramm schwer. Es ermöglicht einen faszinierenden Blick auf die unterirdischen Schichten eines 135 Quadratkilometer großen Gebiets. Zwei Jahre haben Wycisk und sein Team daran gearbeitet. Der dafür erforderliche spezielle hochoptische Glaskörper wurde eigens aus China
eingeflogen, er ermöglicht eine unverzerrte und schlierenfreie Sicht. Die zuvor gewonnenen Daten wurden durch eine Spezialfirma in das Glas eingraviert. Acht Millionen Laserpunkte waren dafür notwendig. Eine technische Meisterleistung, denn stets bestand die Gefahr, dass es zu winzigen Rissen oder Brüchen kommt. Ein Zwischenstopp auf einer Dienstreise nach Japan war es, der den 60-Jährigen seinerzeit auf die Idee mit dem Glasmodell brachte. Um sich die Zeit zu vertreiben, schaute er sich auf dem Flughafen in Bangkok eine neuartige Ausstellung mit dreidimensionalen Porträtfotos in Glas an. „Das müsste doch auch mit geologischen Formationen zu machen sein“, dachte er sich. Zurück in Halle war sein Spürsinn geweckt. Der Grund: Die geologische Struktur eines Ortes ist schwer zu vermitteln. Lange erschloss sie sich nur über geologische Karten, die zu entziffern es allerdings eines Geologie-Studiums bedurfte. Das wollte Wycisk vereinfachen. Eine gewaltige wissenschaftliche Vorleistung war notwendig. Akribisch wurden verschiedene Datenquellen ausgewertet und in ein Computerprogramm übertragen. Angetrieben wurde Wycisk von der Suche nach innovativen Darstellungsformen, die es so im fachlichen Kontext der Geologie bisher nicht gab. Für Oktober ist die Präsentation eines optimierten Nachfolgers des Halle-Modells geplant: Es soll erstmals den Untergrund der Saalestadt unter Berücksichtigung sogenannter geologischer Störungen visualisieren. Eine davon, die hallesche Marktplatzverwerfung, verläuft direkt unter der City, gilt als einmalig in einer deutschen Großstadt und findet – genau wie Wycisks Modell – weit über die Grenzen Halles hinaus Beachtung. Beredtes Zeugnis davon lieferte kürzlich der Fernseh-Physiker Ranga Yogeshwar, der das Modell bei einem Besuch in Halle im Vorfeld seiner Sendung bestaunte. Ähnlich innovativ wie die Arbeit von Peter Wycisk ist das Projekt des Uni-Physikers Prof. Ralf B. Wehrspohn. Bizarre Bildfolgen aus dem Nanokosmos stehen im Mittelpunkt eines von ihm in Zusammenarbeit mit der Gesellschaft für Wissenschaftskommunikation „science2public“ präsentierten Kurzfilmfestivals. „Damit wollen wir den Dialog über Nanotechnologie zwischen Wissenschaft und Gesellschaft fördern“, erklärt Wehrspohn. Wissenschaftler wie er dringen bei ihrer Arbeit in den Nanometerbereich vor und erschließen sich so eine Welt, die mit bloßem Auge nicht sichtbar ist. Möglich macht das ein hoch- auflösendes Elektronenrastermikroskop. Es liefert Aufnahmen der Größe zehn hoch minus neun. „Die Winzigkeit dieser Welt macht es Laien oft schwer, ein Verständnis dafür zu entwickeln“, erklärt Wehrspohn. Am Anfang stand für ihn der Wunsch, diese Inhalte einem interessierten Laienpublikum zugänglich zu machen. Irgendwann stellte der 42-Jährige zudem fest, dass die Bilder aus dem Nanokosmos einfach schön anzuschauen sind. Damit war die Idee für ein Nanofilmfestival geboren. Schließlich, so die Argumentation, könne man über den Umweg der ästhetischen Wirkung zum Inhalt kommen. Soll heißen: Wenn es gelingt, Menschen für die Schönheit der Nano-Aufnahmen zu begeistern, kann man sie anschließend leichter an den wissenschaftlichen Hintergrund heranführen. Inzwischen ist die erste Wettbewerbsrunde abgeschlossen. Unter dem Titel „Leben mit Nano: Der Mensch zwischen Natur und Hightech“ haben Wissenschaftler sogenannte „Nanospots“ produziert. Dabei wurden unter dem Elektronenrastermikroskop entstandene Filmsentenzen, auf denen bizarre Teilchenbewegungen zu sehen sind, optisch nachbearbeitet und vor Publikum gezeigt. „Dass wir es erneut unter die Preisträger des Ideen- Wettbewerb geschafft haben, freut uns sehr“, sagt Wehrspohn. Immerhin galt es, sich im Bewerbungsverfahren gegen mehr als 2000 Einsendungen aus ganz Deutschland zu behaupten. Die Sieger werden seit 2006 gemeinsam von der Standortinitiative „Deutschland – Land der Ideen“ und der Deutschen Bank gekürt. Zuvor wählt eine hochkarätig besetzte Expertenjury viel versprechende Zukunftsideen in verschiedenen Kategorien aus. Wehrspohn: „Dass die Uni gleich zweimal die Nase vorn hat, zeigt ihr Innovationspotenzial.“ Ines Godazgar Kontakt: Prof. Dr. Peter Wycisk Naturwissenschaftliche Fakultät III Telefon: 0345 55 26134 E-Mail: peter.wycisk@geo.uni-halle.de Prof. Dr. Ralf B. Wehrspohn Naturwissenschaftliche Fakultät II Telefon: 0345 55 28517 E-Mail: ralf.wehrspohn@physik.uni-halle.de alumni halenses 1/2012 varia Prof. Dr. Peter Wycisk (Foto: MLU) Prof. Dr. Ralf B. Wehrspohn (Foto: MLU) 7
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