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AUFTRAG_283_w.pdf - Gemeinschaft Katholischer Soldaten

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BLICK IN DIE GESCHICHTE<br />

aufs Deck und starb nach einer Notoperation.<br />

17 Dieser Unfall und einige<br />

weitere, bisher nicht im Detail aufgeklärte<br />

negative Ereignisse brachten<br />

kurze Zeit später das Segelschulschiff<br />

in die Schlagzeilen der Medien.<br />

Kapitän Schatz musste – angeblich<br />

zum Schutz seiner Person – auf Weisung<br />

von Minister zu Guttenberg sein<br />

Kommando über das Schiff abgeben,<br />

was die Öffentlichkeit mit Recht als<br />

vorschnelle Ablösung ohne vorherige<br />

Anhörung und daher auch als einen<br />

Verstoß gegen die Grundsätze<br />

der Inneren Führung verstand. Die<br />

Windjammerparade als Höhepunkt<br />

der Kieler Woche 2011 am 25. Juni<br />

führte die Gorch Fock nicht an, obwohl<br />

die Staatsanwaltschaft Kiel die<br />

Ermittlungen eingestellt hatte. Damit<br />

entfiel auch der schon beinahe<br />

traditionelle Besuch des Bundespräsidenten<br />

an Bord der Dreimastbark<br />

während des Volksfestes.<br />

Am 28. Oktober 2010 stattete<br />

Bundespräsident Wulff der Bundeswehr<br />

seinen offiziellen Antrittsbesuch<br />

ab, und er wählte dafür die Infanterieschule<br />

in Hammelburg 18 unter Brigadegeneral<br />

Günter Engel (* 1951),<br />

denn die Infanterie – so der Bundespräsident<br />

zu Recht – schultert die<br />

Hauptlast der Bundeswehreinsätze im<br />

17 Es war seit 1958, d.h. in 52 Jahren - bei<br />

insgesamt fast 15.000 ausgebildeten<br />

<strong>Soldaten</strong> - erst der 6. Todesfall an Bord,<br />

keine schlechte Bilanz. Am 17.09.1998<br />

war ein 19 Jahre alter Kadett im Raum<br />

um Skagen von einer Rah gefallen und<br />

in einem Krankenhaus in Göteborg<br />

seinen Verletzungen erlegen. Im Mai<br />

2002 stürzte der gleichaltriger Soldat<br />

Manfred Baudrexl vor Island aus 40<br />

Metern Höhe ab und starb. Am 7.<br />

September 2008 war die 18-jährige<br />

Sanitätsoffi zieranwärterin Jenny Böken<br />

aus ungeklärter Ursache bei einer<br />

Übungsfahrt in der Nordsee über Bord<br />

gegangen und ertrunken. Im November<br />

2010 brach die Marine die 156.<br />

Ausbildungsreise ab und entschied,<br />

die Ausbildung von Offi ziersanwärtern<br />

bis zur Überarbeitung des<br />

Sicherheitskonzeptes auszusetzen.<br />

18 Herzstück der Schule ist das VN-<br />

Ausbildungszentrum. 1999 gegründet<br />

ist es seit dem 27. April 2010 ein eigenständiger<br />

Verband. Unter Leitung von<br />

Oberst Reinhard Barz (* 1953) werden<br />

hier pro Jahr rund 15.000 <strong>Soldaten</strong> und<br />

Zivilisten, darunter auch Journalisten,<br />

auf die Einsätze in den verschiedensten<br />

Krisengebieten vorbereitet. Mehr<br />

als 180.000 Soldatinnen und <strong>Soldaten</strong><br />

haben mittlerweile einen solchen<br />

Lehrgang besucht.<br />

Ausland. „Stillgestanden! Achtung!<br />

Präsentiert!“, hieß es für die angetretenen<br />

<strong>Soldaten</strong> des Offizieranwärterbataillons<br />

unter Oberstleutnant Andreas<br />

Barck (* 1960) zum Empfang<br />

des Bundespräsidenten .Das Heeresmusikkorps<br />

12 aus Veitshöchheim intonierte<br />

die Nationalhymne. Begleitet<br />

wurde der Bundespräsident vom Stellvertreter<br />

des Generalinspekteurs der<br />

Bundeswehr, Generalleutnant Günter<br />

Weiler (* 1951) und vom Stellvertreter<br />

des Inspekteurs des Heeres, Generalleutnant<br />

Bruno Kasdorf (* 1952).<br />

Am Revers seines Mantels trug Wulff<br />

die gelbe Schleife, das symbolisch die<br />

Verbundenheit und Solidarität für die<br />

Truppen im Einsatz ausdrückt. <strong>Soldaten</strong><br />

des Feldwebelanwärterlehrgangs<br />

unter Leitung von Hauptmann Dirk<br />

May zeigten im Übungsdorf Bonnland<br />

Ausschnitte ihrer einsatzorientierten<br />

Ausbildung. Während der Lehrübung<br />

„Die Jägerpatrouille zu Fuß in einer<br />

Ortschaft“ wurde dem Bundespräsidenten<br />

realitätsnah vorgeführt, wie<br />

schnell in einem Einsatzland eine<br />

angebliche „Idylle“ in ein Gefecht<br />

umschlagen kann. Die Mittagspause<br />

mit der obligatorischen Erbsensuppe<br />

nutzte das Staatsoberhaupt für das Gespräch<br />

mit <strong>Soldaten</strong>. Wulffs besonderes<br />

Interesse galt der Motivation und<br />

der Auslands- und Ausbildungserfahrung.<br />

Er forderte, die Bundeswehr<br />

müsse „weiter in der Mitte der Gesellschaft“<br />

stehen, auch wenn die Wehrpflicht<br />

ausgesetzt werden sollte. Er<br />

selbst empfinde eine besondere Fürsorgepflicht<br />

für die <strong>Soldaten</strong>. Er werde<br />

für sie und ihre Einsätze werben und<br />

ihnen Rückendeckung geben. Kaum<br />

aus Hammelburg zurück stand der<br />

nächste Termin auf dem Programm: Im<br />

Berliner Hotel Estrel beging der Verband<br />

der Reservisten der Bundeswehr<br />

seinen 50. Gründungstag mit einem<br />

Festbankett, an dem der Bundespräsident<br />

als Ehrengast teilnahm. Gastgeber<br />

war Gerd Höfer (* 1943), der 14.<br />

Präsident des Reservistenverbandes,<br />

vormaliger SPD-Bundestagsabgeordneter<br />

aus dem hessischen Neukirchen<br />

und Major der Reserve. Der Verband<br />

hat heute etwa 123.000 Mitglieder,<br />

die in über 2.500 Kameradschaften<br />

organisiert sind. In seinem Grußwort<br />

wies Wulff auf die außerordentliche<br />

Bedeutung der Reservisten für die<br />

Streitkräfte hin.<br />

„Unser Dank gebührt eben nicht<br />

nur den aktiven <strong>Soldaten</strong>. Sondern<br />

unser Dank, der Dank des Landes<br />

gebührt eben auch den Reservisten,<br />

die über vier Jahrzehnte einen erheblichen<br />

Beitrag zu unserer Sicherheit<br />

geleistet haben und zu zwei Dritteln<br />

den Verteidigungsumfang der Bundeswehr<br />

gestellt hätten. … Viel zu wenige<br />

wissen, dass etwa 500 Reservistinnen<br />

und Reservisten ihren Dienst<br />

ständig im Ausland leisten, und dass<br />

zahlreiche andere die Streitkräfte in<br />

Deutschland dort unterstützen, wo aktive<br />

<strong>Soldaten</strong> im Einsatz sind. Auch<br />

dafür gebührt ihnen – nicht nur anlässlich<br />

ihres Geburtstages – allergrößter<br />

Dank. Ohne sie als Reservisten<br />

würde die Bundeswehr auch in<br />

Zukunft ihren Auftrag nicht erfüllen<br />

können.“<br />

Am 12. November 2010 empfing<br />

der Bundespräsident 40 Spendensammler<br />

des Volksbundes Deutsche<br />

Kriegsgräberfürsorge im Schloss<br />

Bellevue, darunter Brigadegeneral<br />

Peter Braunstein (* 1957), 19 den Kommandeur<br />

des Standortkommandos<br />

Berlin, sowie den Oberstleutnant der<br />

Reserve und Geschichtslehrer Manfred<br />

Frömel, und dankte für ihren ehrenamtlichen<br />

Einsatz.<br />

Erstmalig lud ein Bundespräsident<br />

zu Weihnachten Gäste aus unterschiedlichenBevölkerungsschichten<br />

ins Schloss Bellevue ein, darunter<br />

auch einige <strong>Soldaten</strong> aller drei Teilstreitkräfte;<br />

in seiner Weihnachtsansprache<br />

am 21. Dezember 2010 sagte<br />

er in deren Anwesenheit:<br />

„Unsere Gesellschaft ist frei und<br />

bunt: Wir leben in verschiedenen Lebenswelten,<br />

wir sind unterschiedlich,<br />

was unsere Herkunft angeht, unsere<br />

Religion, unsere Bildung und unsere<br />

Träume vom Glück. … Viele unserer<br />

Landsleute sind als Soldatinnen<br />

und <strong>Soldaten</strong>, Polizistinnen und Polizisten<br />

oder als zivile Aufbauhelfer<br />

im Ausland, um Entwicklung zu fördern,<br />

Frieden in der Welt zu sichern<br />

und Terrorismus zu bekämpfen. Wir<br />

sind in Gedanken bei ihnen und ihren<br />

Partnern, ihren Kindern und Eltern,<br />

die sie gerade in diesen Tagen<br />

besonders vermissen.“<br />

19 BG Braunstein war von 2006 bis 2009<br />

Adjutant der BMVg Dr. Jung und zu<br />

Guttenberg.<br />

46 <strong>AUFTRAG</strong> <strong>283</strong> • SEPTEMBER 2011

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