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ine innerhalb des Partikels, wodurchletztendlich ein infektiöses Virus entsteht.Dieser Vorgang nennt sichMaturation bzw. Reifung. Bevirimatbindet an eine dieser Schnittstellen,macht sie unzugänglich und verhindertsomit den Schnitt. Diskutiertwurden Vor- und Nachteile des Sys -tems. Ein Nachteil dieses Inhibitorsentsteht durch die hohe Variabilitätder HI-Viren, wodurch die besagtenSchnittstellen nicht bei allen HIV-Varianten ident sind. Bevirimat verliertso bei machen Viren seine Bin -dungskraft und Wirkung. Eventuellwäre also ein Sequenztest vor der An -wendung des Wirkstoffes notwendig.Aber auch Vorteile wurden besprochen:Beispielsweise scheint bereitseine Effektivität von 30% ausreichend,um die Maturation derart zustören, dass ein nicht infektiösesViruspartikel entsteht. Ob und wannBevirimat sich tatsächlich als an -wend bares Medikament der HIV-Therapie beweisen kann, bleibt aberabzuwarten.Ebenfalls für große Diskussion sorgtendie kürzlich vorgestellten Studienergebnisseder Substanz Vicriviroc,einem neu entwickelten Korezeptor -antagonisten. Diese Substanzen verhinderndie Bindung von HI-Virenan eine Oberflächenstruktur derCD4-Zellen (den sogenannten CCR5-Korezeptor) und damit das Ein drin -gen der Viren in die Zelle. Bislanggibt es nur einen Wirkstoff dieserArt in der HIV-Therapie, das 2007zugelassene Maraviroc.Vicriviroc befindet sich noch in Stu -dienphase. Derzeit untersuchen diezwei Studien VIKTOR 3 und 4 dieWirkung von Vicriviroc bei bereitstherapieerfahrenen PatientInnen. Diepräsentierten Daten zeigten jedochinsgesamt keine Überlegenheit vonVicriviroc in Kombination mit eineroptimierten Backbonetherapie, imVergleich zur Placebogruppe. Mitdiesen Resultaten wird vermutlichdie Zulassung des Wirkstoffes fürtherapieerfahrene PatientInnen zu -nächst nicht mehr vorangetrieben.Eventuell sollen jedoch weitere Be -strebungen für die Anwendung beitherapienaiven PatientInnen getätigtwerden.Unabhängig vom weiteren Schicksaldieser einzelnen Substanz, offenbartsich hier ein prinzipielles Problem.Im Vergleich zu früher sind die heutevorhandenen Therapieregime sehrpotent. Es wird daher immer schwierigerwerden, die Überlegenheit neuerWirkstoffe im Vergleich zu bestehendenTherapien aufzuzeigen. Dies istjedoch eine dezidierte Anforderungsolcher Studien. Das Beispiel Vicriviroc zeigt, dass eine neue Substanztrotz hoher Wirksamkeit und guterVerträglichkeit eventuell nicht denWeg bis in die Anwendung schafft,da die Studien nicht die gefordertenErgebnisse liefern können. Damitstellt sich die Frage, ob und welcheneuen Studiendesigns man für dieseSituation benötigen würde. EineFrage, die sicher in Zukunft nocheine größere Rolle spielen wird.Die Vielschichtigkeit des Kongresseskann hier nur ansatzweise dargestelltwerden. Neben den wissenschaftlichmedizinischenThemen wie z.B. HIV-Therapie, Koinfektionen, Nebenwir -kungen, Komorbiditäten oder Dia -gnoseverfahren um nur einige zunennen, fanden auch gesellschaftsundsozialpolitische, sowie juristischeBereiche ausreichend Diskussions -raum. Parallel zu diesem inhaltlichenProgramm wurden zusätzlich zweibesondere Auszeichnungen verliehen.So wurde der Konrad-Lutz-Preis vergeben,eine Auszeichnung für künstlerischesSchaffen von HIV-Patient -Innen. Hier wird sowohl online eineingereichtes Bild durch die Öffent-lichkeit gewählt, als auch von einerJury aus ExpertInnen drei weitereGewinner ermittelt. Nach der Preis -verleihung begeben sich die ausgezeichnetenExponate auf eine Wander -ausstellung durch Deutschland.Ein zweiter besonderer Programm -punkt der Tagung war auch diesesJahr wieder die Verleihung desAnne marie-Madison-Preises, welcherbe reits zum 9. Mal vom MünchnerKuratorium für Immunschwäche(KIS) vergeben wurde.20<strong>10</strong> erging der Preis an drei literarischeWerke. Zum einen an MatthiasGerschwitz für sein Buch „Endlichmal was Positives“ (siehe S 16).Zum anderen an das ProjektPositive Frauen, in dessenBuch „eben leben“ Frauenihr Alltagsleben beschreiben.Ebenfalls ausgezeichnetwurde Majella Lenzen fürihr Buch „Das möge Gottverhüten – Warum ich keineNonne mehr sein kann“.Majella Lenzen war jahrzehntelangOrdensschwesterin Afrika, bis sie aus ihremOrden entlassen wurde, da sie Kon -dome an Prostituierte verteilte undin Bor del len Aufklärungsarbeit leistete.Nominiert und ausgezeichnet werdenimmer Personen und Projekte, diesich mit Zivilcourage und Offenheitfür Menschen mit HIV/AIDS einsetzen.Denn dies war auch das An -liegen der Namensgeberin, welcherder Preis gewidmet ist. Sie setzte sichmassiv seit Beginn der Epidemie füreinen würdigen und respektvollenUm gang mit HIV-Infizierten undAIDS-Kranken ein. Und so zollen dieMünchner AIDS Tage auch nachhaltigder erst kürzlich verstorbenenAnnemarie Madison Tribut und bietenRaum für dieses aktive Engage ment.Matthias Gerschwitz15

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