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Auenmagazin 03/2012 - Auenzentrum

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PERSPEKTIVENP. Charrier Flusskorridore in Frankreich4 - 9Flusskorridore in FrankreichKonzept, Umsetzung, ErfahrungenPatrick CharrierWährend es in Deutschland aus wasserwirtschaftlicher Sicht noch keinen gesetzlich verbindlichen, morphologischabgegrenzten Auenbereich zur Gewässerentwicklung gibt, werden in Frankreich die Konzepte des „fuseau de mobilité“bzw. des „espace de liberté“ von den Wasserwirtschaftsbehörden landesweit umgesetzt. Der Bericht gibt Einblicke indie Methodik und Umsetzung der französischen Flusskorridor-Konzepte anhand von Fallbeispielen aus Ostfrankreich.Aus Sicht eines Beratungsbüros, das sich mit der Ableitung dieser Flusskorridore befasst, werden die Erfahrungen imUmgang mit den Flusskorridoren reflektiert. Diese stellen ein wichtiges gesetzliches Instrumentarium dar, um einenachhaltige Gewässer- und Auenentwicklung einzuleiten.Rechtliche RahmenbedingungenLange Zeit wurde in Frankreich in der Wasserwirtschaftlediglich zwischen dem Gewässerbett(lit mineur) und dem Überschwemmungsgebiet(lit majeur) unterschieden.In den letzten zwanzig Jahrenveranlassten - insbesondere auf der Basisder Arbeiten von SCHUMM (1977) undPETTS & AMOROS (1993) - die Konzeptedes „dynamischen Gleichgewichtes“ (dynamicequilibrium), des „Flusskontinuums“(river continuum) und der „fluvialen Metamorphose“(river metamorphosis) Politiker,Kommunen und Gesetzgeber dazu, denfranzösischen Rechtsrahmen den wissenschaftlichenErkenntnissen anzupassen.Das Auetal wird aufgrund dieser Arbeitennicht mehr nur als Überschwemmungsgebietoder als Gebiet mit hohem ökologischemPotential angesehen, sondern dieAue umfasst ebenso eine Pufferzone, welcheRaum für Veränderungen im Gewässerund am Ufer geben soll. Diese Pufferzonesoll einerseits die Zerstörung des Fließgleichgewichtesverhindern. Andererseitssoll sie die menschlichen Nutzungen schützen,die durch morphologische Veränderungengefährdet werden.Zum besseren Verständnis der französischenHerangehensweise muss auch die administrativeOrganisation der Wasserwirtschaftsverwaltungenbetrachtet werden.Das Gewässernetz Frankreichs ist in sechsgroße Einzugsgebiete unterteilt 1 , deren Bewirtschaftungdurch die Aufstellung einesGeneralplans von SDAGE (Schéma Directeurd’Aménagement et de Gestion des Eaux)bestimmt wird. Die Wasserwirtschaftsverwaltungist damit einzugsgebietsorientiertund stellt eine räumlich selbständige Administrationdar. In diesen SDAGE wurdendie Konzepte des fuseau de mobilité („Entwicklungskorridor“)und des espace de liberté(„Gewässer-Freiraum“) entwickeltund auch umgesetzt. Beispielsweise definiertder SDAGE Rhône-Méditerranée-Corseden Entwicklungskorridor als den Teil derAue, welcher ein bzw. mehrere Flussgerinnebeinhaltet, Raum für deren laterale Bewegungenund den Geschiebetransport bereitstellt,sowie die optimale Funktion deraquatischen und terrestrischen Ökosystemegewährleistet. Der SDAGE Rhin-Meuse differenziertzwischen dem espace de liberté,der für alle alluvialen Flüsse gilt und demEntwicklungskorridor, welcher nur für Gewässermit lateraler Erosion definiert wird.Die von den SDAGE erarbeiteten Konzeptesind von tragender Bedeutung fürdie französische Wasserwirtschaft, weil siebindenden Charakter für die unterschiedlichenFachplanungen besitzen und Eingangin die Gesetzgebung fanden. Beispielsweisekonnten in der jüngeren Vergangenheitfolgende Verordnungen und Gesetze abgeleitetwerden:1) Ministerialerlass vom 24.01.2001: Verbotdes Kiesabbaus innerhalb des Entwicklungskorridors2) Erlass vom 13.02.2002: Ufersicherungendürfen bei morphologisch dynamischenFließgewässern nicht den Entwicklungskorridoreinschränken3) Das Gesetz vom 30.07.20<strong>03</strong> ermöglichtdie Einrichtung einer Dienstbarkeit zur„Schaffung oder Wiederherstellung vonFreiräumen des Flussbettes.“Der espace de liberté wird verständlicherweiseauch in der Umsetzung der europäischenRichtlinien (VS-RL, FFH-RL, WRRL,HWRM-RL, Nitratrichtlinie, usw.) angewendet.Aber bei keiner dieser Regelungen aufnationaler bzw. europäischer Ebene wirddie Notwendigkeit anerkannt, den Entwicklungskorridorbzw. den espace de libertéauch aus ökologischen Faktoren herauszu definieren (NGUYEN 2008:16).Die Verfahren der französischenWasserwirtschaftsverwaltungenSchon Ende des letzten Jahrhunderts wurdenzwei Methoden zur Festlegung vonBereichen der Mobilität durch die Wasserwirtschaftsverwaltungen(Agences de l’Eau)(MALAVOI 1998 bzw. HYDRATEC 1999)entwickelt. Diese beiden sehr ähnlichen1Die Agences de l’Eau verteilen sich auf die sechs großen Einzugsgebiete: Loire-Bretagne, Rhône-Méditerranée-Corse, Adour-Garonne, Seine-Normandie, Rhin-Meuse und Artois-Picardie4<strong>Auenmagazin</strong> <strong>03</strong>/<strong>2012</strong>

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