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Szenen Dreier Häuser (von Gunnar Asplund) - Florian Fischer ...

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GERICHTSHAUS SÖLVESBORG<br />

Beim Gerichtsgebäude in Sölvesborg führt <strong>Asplund</strong> im kleineren Maßstab Themen<br />

ein, die später oder sogar parallel auch das Bibliotheksgebäude in Stockholm prägen.<br />

Das Ganze ist ebenfalls vom wichtigsten Raum des Hauses aus gedacht. Und auch<br />

hier ist der große Raum umgeben <strong>von</strong> kleineren und als einziger ein runder Raum.<br />

Ebenso ist es eine vermeintlich ganz einfache Sequenz an Räumen und räumlichen<br />

Ereignissen, die den Besucher zum Hauptraum – dem Gerichtssaal – leiten. Im Unterschied<br />

zur Bibliothek ist hier aber diese „Mitte“ des Hauses aus der eigentlichen<br />

geometrischen Mitte gerückt. Der kreisrunde Saal drückt sich – ähnlich einer Apsis<br />

im Kirchenbau – leicht aus dem Haus heraus, so dass er auch <strong>von</strong> aussen als ein<br />

Körper gelesen werden kann, der durch seine Geometrie eine gewisse Eigenständigkeit<br />

für sich reklamiert. Das Herausrücken des Raumes nimmt also hier die Rolle<br />

ein, die beim Bibliotheksgebäude vor allem im Schnitt und in der Ansicht mittels der<br />

deutlichen Überhöhung der Haupthalle erreicht wird. Vom Schnitt aus beschrieben<br />

stellt sich jedoch auch die herausragende Rolle des Gerichtssaales dar, wenn auch<br />

etwas weniger forciert als dies dem Hauptraum in der Bibliothek zu Teil wird. Würde<br />

man nämlich einmal fast naiv nur den Querschnitt zu beschreiben versuchen, fände<br />

man wohl folgende Ausgangslage vor: Es zeigt sich ein Haus – kein allzu großes. Es<br />

zeigen sich zwei volle Geschosse und noch mal ein genau so hohes, geneigtes, teilweise<br />

auch ausgebautes Dach. Im vorderen Teil ist eine Art Eingangsbereich etwas ins<br />

Gebäude eingezogen. Man gelangt durch ihn in einen ersten Raum mit einer „normalen“<br />

Geschosshöhe. Darauf folgt eine „komprimierte“ Schicht, die im Obergeschoss<br />

einen Hohlraum mit ein schließt und im Erdgeschoss eine tiefe Leibung zeigt – so tief<br />

wie die Leibung des eingezogenen Eingangs. Dies sind erste Hinweise auf ebenfalls<br />

raumhaltige Wände, die etwa den runden Saal umgeben. Durch sie betritt man nun<br />

diesen großen zweigeschossigen Raum. Zwei Fenster, ein rundes und ein rechteckiges<br />

sind in der Ansicht sichtbar, verraten in ihrer Projektion die Krümmung der Wand<br />

und liegen wohl außermittig im großen Raum. In der eigentlichen Mitte des Raumes<br />

zeigt sich ein Deckendurchbruch, der bis unter den First reicht und durch den Licht<br />

<strong>von</strong> oben in den Saal einfällt. Was wir naturgemäß im Querschnitt nicht zu erkennen<br />

vermögen, ist die große Breite dieses Hauses bezogen auf seine geringe Tiefe. Somit<br />

verstehen wir zwar die räumliche Dramaturgie des Gebäudes – den Wechsel <strong>von</strong><br />

niedrigen Raumbereichen zu komprimierten und wiederum zu hohen – nicht aber<br />

eine wesentliche Eigenart des Ganzen: gewissermaßen die Camoufl age, das Spiel mit<br />

dem Maßstab durch den überhohen Giebel, dessen Höhe jedoch im Inneren nur durch<br />

das hohe Oberlicht des Saales sehr subtil und fast verdeckt ausgespielt wird, außen<br />

aber zu einer überaus mächtigen Präsenz des Hauses führt. Und ebenso wenig verstünde<br />

man allein aus dem Schnitt die so schlichte wie wirkungsvolle Treppenfi gur<br />

des Gebäudes, die sich symmetrisch um den runden Raum schmiegt und Wege ins<br />

Licht zelebriert. Einfachste geometrische Bezüge und dazu leichte Manipulationen<br />

wie die schräg gestellten Foyerwände erzeugen dabei Räume <strong>von</strong> höchster Kraft.<br />

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