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Das Jahr 1953. Ereignisse und Auswirkungen - Brandenburgische ...

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„völlig ratlos“ zu sein schien, „wie sie in der deutschen Frage weiter prozedieren<br />

soll 35 .“ Verschiedene gemeinsame westdeutsch-amerikanische Aktionen -so<br />

etwa die genannte Lebensmittelspende für die ostdeutsche Bevölkerung --<br />

Erklärungen <strong>und</strong> Manifestationen waren gut gemeint, aber am Ende politisch<br />

wenig hilfreich. Im Gegenteil: Sie verschärften den Kalten Krieg zumindest<br />

zeitweilig. <strong>Das</strong> deutsche Problem nahm ab 1953 stärker den Charakter einer<br />

Langzeitaufgabe an. „Der wachsende Kontrast zwischen West- <strong>und</strong> Ostdeutschland,<br />

letzteres mit seinem bankrottem Regime <strong>und</strong> seiner verarmten<br />

Wirtschaft“, so schrieb Eisenhower am 25. Juli 1953 an Adenauer, „wird auf die<br />

Dauer Bedingungen schaffen, die die Liquidierung der gegenwärtigen kommunistischen<br />

Diktatur <strong>und</strong> der sowjetischen Besetzung ermöglichen müßten 36 “.<br />

<strong>Das</strong> war zwar vage, aber nicht falsch <strong>und</strong> entsprach der Liberations-Politik.<br />

Man setzte auf die, wie es Eisenhower prosaisch formulierte, „Anziehungskraft<br />

dieses blühenden Westdeutschland“, also schlicht auf die „Magnettheorie“.<br />

Wenngleich der 17. Juni Adenauer Anlass zu der Behauptung gab, in einer<br />

freien Wahl in der „Sowjetzone“ würde die CDU, nicht die SPD, siegen , brachte<br />

der Volksaufstand weder die B<strong>und</strong>esregierung noch die Westmächte in der<br />

deutschen Frage strategisch voran. Adenauer hatte von den Folgen des 17. Juni<br />

1953 erheblich, aber nur kurzfristig profitiert. Der deutsche „Sonderkonflikt“<br />

verschlimmerte sich, <strong>und</strong> die B<strong>und</strong>esregierung sah sich mit immer neuen Konsequenzen<br />

aus dem Volksaufstand konfrontiert. Zunächst wollte sie die auch<br />

von den Westmächten befürchteten neuen Unruhen in Ostberlin verhindern<br />

<strong>und</strong> in dieser Absicht Einfluss auf Westberliner Gewerkschaften <strong>und</strong> andere<br />

„Unbesonnene“ nehmen. Deshalb, aber auch, weil sie von einer hinreichenden<br />

Stabilisierung der Position Adenauers ausgingen, stellten die USA ihre erheblichen<br />

Geheimdienstzahlungen für Demokratie-, Europa- <strong>und</strong> Antikommunismusbewegung<br />

ein <strong>und</strong> die „entsprechenden Agenturen“ kurzfristig ab. Adenauer<br />

war das eigentlich nur recht, wollte er die Sowjets doch nicht über Gebühr<br />

reizen. Viel mehr beunruhigte ihn die ansteigende Fluchtbewegung von<br />

Ostdeutschen in den Westen. Er war nicht Antikommunist genug, um sich über<br />

den der SED damit zugefügten Schaden freuen zu können. Auch in dieser Frage<br />

dachte er gesamtdeutsch <strong>und</strong> patriotisch. Deshalb versuchte der B<strong>und</strong>eskanzler<br />

einer Entvölkerung „Mitteldeutschlands“ vorsichtig entgegenzuwirken. An eine<br />

restriktivere Handhabung der „Anerkennung“ als politischer Flüchtling wurde<br />

zumindest gedacht. Auf das Thema angesprochen, meinte Adenauer, „einmal<br />

eine ernste Wahrheit“ aussprechen zu müssen: „Ein Deutscher der Sowjetzone,<br />

der nicht unmittelbar an Leib <strong>und</strong> Seele bedroht ist, leistet Deutschland, leistet<br />

dem ganzen Westen den besten Dienst, wenn er bleibt, wo er ist.“ So blieb der<br />

Volksaufstand <strong>und</strong> seine mannigfaltigen Folgen für den B<strong>und</strong>eskanzler <strong>und</strong> sei-<br />

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