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INGENIEUR IM AUSLAND

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SchwerpunktSelbst der Alltag ist etwas BesonderesViereinhalb Jahre lang arbeitete Dipl.-Ing. (FH) Peter Schragl für die Gesellschaft für InternationaleZusammenarbeit (GIZ, früher auch bekannt als GTZ) in Projekten zur Elektrifizierungländlicher Regionen in Uganda. Wir sprachen mit Herrn Schragl über Arbeiten und Leben imAusland und seine Erfahrungen bei der Rückkehr.Technik in Bayern: Herr Schragl, das Thema„Ingenieur im Ausland“ hat viele Facetten, relativwenige Ingenieure gehen für mehrere Jahreins Ausland, ohne gleich auszuwandern. Was warIhre Motivation?Peter Schragl: Ich war immer schon sehr vielunterwegs. Bereits während der Schule besegelteich die Weltmeere im Rahmen der High SeasHigh School auf dem Segelschiff Thor Heyerdahl,nach dem Abi kam work & travel in Australienund als Teil meines Studiums der „Energie- undUmweltsystemtechnik“ ein Auslandssemester inSalamanca. Reisen allein reichte mir nicht. UmLand und Leute richtig kennenzulernen wollteich auch den Alltag teilen und deshalb vor Ortarbeiten.TiB: Die Auswahl eines Einsatzortes im Auslandist entweder geprägt von Grundinteresse an einemLand, einer plötzlichen Inspiration oder einer sichergebenden Chance. Die meisten Ingenieure gehenin die Vereinigten Staaten, in jüngster Zeit auchnach China. Uganda ist eine ungewöhnliche Wahl,was hat Ihre Entscheidung beeinflusst?Schragl: Ich stellte mir eigentlich ein Landin Lateinamerika oder Südostasien vor. Ugandawar anfangs zufällig und entwickelte sich währendmeines Praxissemester bei der GIZ (sieheKasten) im Bereich ländliche Elektrifizierung.In Uganda wollte man das gigantische WasserkraftPotenzial nutzbar machen. Zuerst war voneiner Potenzialstudie die Rede, aber gemeinsamänderten wir den Fokus und so wurde bereitsmeine Diplomarbeit der Grundstein für das ersteKleinwasserkraftprojekt der GIZ in Uganda.TiB: Warum wurde dieses Projekt initiert?Schragl: Energie ist ein Schwerpunkt derZusammenarbeit zwischen Deutschland undUganda. Man muss sich vorstellen, dass über 90 %der ugandischen Bevölkerung keinen Zugangzu Strom haben. Das bedeutet nicht nur Dörfersitzen im Dunkeln, sondern ganze Städteinklusive Krankenhäuser und Schulen. MeinDiplomprojekt bereitete zum Beispiel die Elektrifizierungeiner Stadt an der Grenze zum Kongovor, mit einem Krankenhaus, das in seinem10Einzugsgebiet 80.000 Menschen betreut. DerOperationssaal wurde einmal in der Woche miteinem Dieselgenerator betrieben, falls Geld undDiesel vorhanden war.en Es ist beeindruckend,zu sehen, was dort jetzt durch eine günstige undverlässliche Energieversorgung möglich ist.Aber auch kleine Läden, Werkstätten und Getreidemühlenprofitieren enorm und ermöglichennachhaltige Veränderungen. Unerklärlichist mir, dass es in allen Nachbarländern zumindesttraditionelle Getreidemühlen mit Wasserkraftgibt, nur in Uganda werden neben einemWasserfall immer noch stinkende Dieselmühlenbetrieben, obwohl fossile Energieträgerüber Kenia ins Land gebracht werden müssen.TiB: Sie haben dann zweieinhalb Jahre für dieGIZ als freier Ingenieur bei der Realisierung vonKleinwasserkraftwerken gearbeitet, danach weiterezwei Jahre als technischer Berater für dasugandische Energieministerium.Wie kam das?Schragl: Von Anfang an ging es darum, Veränderungsprozesseanzustoßen und zu begleiten.Nachdem ich zuerst als Freelancer bei derImplementierung der Projekte vor Ort beschäftigtwar, ging es dann darum, Strukturen aufzubauenum die weitere Verbreitung im Land zuermöglichen. Sowohl im Energieministerium,als auch bei den betroffenen Behörden bezüglichder Genehmigungsverfahren bis hin zu denugandischen Universitäten und Berufsschulen.TiB: Wie gestaltete sich das Genehmigungsverfahrenund wurde auch über andere Möglichkeitenzur Energieversorgung nachgedacht?Schragl: Was die Bürokratie angeht, ist Ugandakein Entwicklungsland. Obwohl die Projekte,die ich begleiten durfte, Pilotprojekte des Energieministeriumswaren, gab es immer nocheinen gehörigen bürokratischen Aufwand. Auchdiese Hürden zu erkennen und dann abzubauenwaren notwendige Schritte um die Kleinwasserkraftim Land nutzbar zu machen. Natürlichwar die Kleinwasserkraft nur ein Puzzlestein imMinisterium um die Energiekrise in Ugandaanzugehen. Bei der ländlichen Elektrifizierungwar die Netzerweiterung die präferierte Lösung.Fernab vom Stromnetz kamen alle anderenOptionen in Betracht. Aber wenn Wasserkraftfür die Elektrifizierung möglich war, dann wares meistens auch die wirtschaftlichste Option.Es ist eher die Schwierigkeit dementsprechendeStandorte zu finden bei denen Bedarf und Potenzialzusammentrifft.TiB: In welchen Größenordnungen bewegensich die Anlagen und wofür wurden sie genutzt?Schragl: Die ersten Anlagen waren Kleinwasserkraftwerkemit einer Leistung bis 100 kW. Späterunterstützten wir ugandische Unternehmen beiProjekten im MW Bereich. Aber besonders imkrisengeschüttelten Norden Ugandas war das zugroß. Dort war der Fokus auf Anlagen, die eineGemeinde in Eigenleistung stemmen kann. Diekleinste Anlage, die ich begleitet habe, hatte nur500 Watt. Natürlich gibt es die kontroverse Diskussionüber „die Beleuchtung der Armut“, aberschon alleine der Ersatz der Kerzen und Kerosinfunzelnist eine enorme Geldersparnis für dieBevölkerung und kann zur Finanzierung einersolchen Kleinstanlage genützt werden.TiB: Womit verbringt man eigentlich seineFreizeit?Schragl: Zuerst habe ich mich eher ferngehaltenvon der Expat-Community und mich vollauf Uganda eingelassen. Ich war vorwiegend inden Dörfern unterwegs, da war meine Arbeitmein Leben, erst später, als ich einen Ausgleichgebraucht und gesucht habe, baute sich ein sehrinternationaler Freundeskreis auf und man trafsich am Wochenende zum Beispiel zum Volleyballspielen mit Neuseeländern, Südafrikanern,Italienern. Eine lustige Truppe aus aller HerrenLänder.TiB: Welche Eindrücke nehmen Sie mit?Schragl: Freundliche und positive Menschenund neben ganz vielen Eindrücken von Land, Lebenund Kultur in Uganda auch die große Freude,dass es gelungen ist, Räume zu schaffen, in denenMenschen sich entfalten können und etwas mitloszutreten, was dann ein Selbstläufer wird.Neben den Projekten sehe ich es als großenTechnik in Bayern 03/2013

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