Anodisation – Eloxieren Das Wissen - Fritz Deppe Blechbearbeitung
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<strong>Anodisation</strong> <strong>–</strong> <strong>Eloxieren</strong><br />
<strong>Das</strong> <strong>Wissen</strong> um die technischen Möglichkeiten und Notwendigkeiten im<br />
Umgang mit Aluminium sind die Basis für eine optimale Qualität. Aus diesem<br />
Grund möchten wir Ihnen unsere und die Erfahrungen unserer Partner zur<br />
Verfügung stellen. <strong>Das</strong> allerwichtigste ist aber eine offene Kommunikation über<br />
die Aufgabenstellung schon im Angebotsstadium <strong>–</strong> in einem Dialog sollten,<br />
sofern möglich, die wichtigsten Parameter abgestimmt werden.<br />
Unten finden Sie die wichtigsten Punkte, die Ihnen als Planungshilfen für Ihre<br />
Fertigung dienlich sein können.<br />
<strong>Anodisation</strong> ist die internationale Bezeichnung, Eloxal steht für Elektrolytische<br />
Oxidation von Aluminium<br />
Die Anodische Oxidation oder Eloxal wandelt die Metalloberfläche in eine<br />
dichte und sehr harte Oxidschicht, die fest mit dem Grundmaterial verbunden<br />
ist. Sie bietet Schutz gegen mechanische Einflüsse und ist witterungs- und<br />
korrosionsbeständig. Der metallische Glanz des Materials bleibt erhalten, da die<br />
Oxidschicht transparent ist. Die unter Einfluss von Gleichstrom in einem<br />
Elektrolyten entstandene Oxidschicht kann durch verschiedene Verfahren<br />
eingefärbt werden. Dabei wird der Farbstoff in die Schicht eingelagert und bleibt<br />
so vor schädlichen Umwelteinflüssen geschützt.<br />
Eloxiertes Aluminium kann ohne weiteres für eine Neuverarbeitung zurück<br />
gewonnen werden und stellt damit eine dem Gebot der Nachhaltigkeit<br />
entsprechende, umweltverträgliche Art der Oberflächenveredelung dar.<br />
Die Vorbehandlung<br />
Anodisch erzeugte Oxidschichten sind transparent. Der größte Teil des auf eine<br />
eloxierte Oberfläche fallenden Lichts wird nicht an der Oberfläche der<br />
Oxidschicht, sondern an der Grenzfläche zum Metall reflektiert. Deshalb bleibt<br />
das metallische Aussehen beim <strong>Eloxieren</strong> erhalten.<br />
1
Für die optische Wirkung von eloxiertem Aluminium ist die Art der<br />
Vorbehandlung daher von entscheidender Bedeutung.<br />
Man unterscheidet die chemische Vorbehandlung durch Beizen in alkalischer<br />
Lösung, wobei eine mattierte Oberfläche entsteht, und die mechanische<br />
Vorbehandlung, z.B. durch Bürsten, Schleifen oder Polieren. So können<br />
unterschiedliche Oberflächeneffekte erzielt werden (Glanz, Schliff oder<br />
Mattierung).<br />
Die Art der Vorbehandlung ist durch das entsprechende Kurzzeichen E0 bis E6<br />
nach DIN 17611 gekennzeichnet.<br />
E0<br />
Ohne Vorbehandlung, eloxiert und verdichtet<br />
Ziehriefen, Kratzer, Scheuerstellen und sonstige Oberflächenfehler bleiben<br />
sichtbar. Für untergeordnete Oberflächen, die nicht im Blickfeld liegen, z.B.<br />
Hinterlegung von Schattenfugen, für Schubstangen etc. geeignet.<br />
E1<br />
Geschliffen, eloxiert und verdichtet<br />
Relativ gleichmäßige, etwas stumpf aussehende Oberfläche: Kleine Ziehriefen<br />
und Kratzer werden beseitigt (kein Planschliff). Je nach Schleifkorn sind grobe<br />
bis feine Schleifriefen sichtbar.<br />
E2<br />
Gebürstet, eloxiert und verdichtet<br />
Gleichmäßige, helle Oberfläche: Die Bürstenstriche sind sichtbar. Ziehriefen,<br />
Kratzer etc. werden nur zum Teil entfernt. Pflegefreundlich, erhöhter<br />
Selbstreinigungseffekt im Außenbereich. Als mechanische Vorbehandlung meist<br />
angewendet.<br />
E3<br />
Poliert, eloxiert und verdichtet<br />
Glänzende Oberfläche: Ziehriefen, Kratzer etc. werden nur zum Teil entfernt.<br />
Anwendung bevorzugt im Innenbereich. Pflegeleicht.<br />
2
E4<br />
Geschliffen und gebürstet, eloxiert und verdichtet<br />
Gleichmäßige helle Oberfläche: Riefen, Kratzer, Scheuerstellen etc., - vor allem<br />
verdeckte Korrosionserscheinungen, - die bei E0 oder E6 sichtbar werden<br />
können, werden beseitigt, (kein Planschliff). Pflegeleicht.<br />
E5<br />
Geschliffen und poliert, anodisiert und verdichtet<br />
Glatte, glänzende Oberfläche: Riefen, Kratzer, Scheuerstellen etc., - vor allem<br />
verdeckte Korrosionserscheinungen, - die bei E0 oder E6 sichtbar werden<br />
können, werden beseitigt, (kein Planschliff).<br />
E6<br />
Chemisch vorbehandelt, anodisiert und verdichtet<br />
Matte, raue Oberfläche: Riefen, Kratzer etc. werden teilweise egalisiert.<br />
Materialbedingte Veränderungen im Oberflächenaussehen sind nicht immer zu<br />
vermeiden. Etwaige, das dekorative Aussehen beeinträchtigende<br />
Korrosionserscheinungen, die vor dem Beizen nicht oder nur schwer erkennbar<br />
sind, können durch diese Behandlung sichtbar werden.<br />
Der Prozess<br />
Vereinfachte Darstellung der Eloxierung<br />
3
Aluminium bildet in einem natürlich stattfindenden Prozess eine Oxidhaut, die<br />
den Werkstoff in der Regel vor weiterem Angriff schützt. Im Eloxalbad wird<br />
dieser Vorgang unter technischen Bedingungen optimiert. Aluminium ist<br />
deshalb einer der wenigen Werkstoffe der eloxiert werden kann. Die natürliche<br />
Oxidhaut eines Aluminiumbauteils ist nur 0,1 <strong>–</strong> 0,5 µm dick, undekorativ und<br />
besitzt keine hohe Härte. Die technisch erzeugte Eloxalschicht hingegen hat<br />
genau spezifizierte Eigenschaften bzgl. Schichtdicke, -aufbau, Härte und<br />
optische Homogenität.<br />
Erzeugt wird die Eloxalschicht in einem Elektrolyten, z.B. zum Teil aus<br />
verdünnter Schwefelsäure. In dem Elektrolytbad wird das zu eloxierende<br />
Material als Anode geschaltet und ein Gleichstrom angelegt. Die Kathoden<br />
befinden sich am Badrand. In einer sehr komplexen elektrochemischen Reaktion<br />
entsteht die gewünschte Eloxalschicht aus Al2O3. Zuerst bildet sich eine eher<br />
dünne, aber geschlossene Sperrschicht. Wächst die Schicht weiter an, entstehen<br />
kapillarähnliche Poren (siehe Grafik).<br />
Grafik: Aluminiumoberfläche mit leerer Eloxalpore:<br />
4
Durch die gewählten Parameter während des <strong>Eloxieren</strong>s können Eigenschaften<br />
wie Härte und Porengröße der Eloxalschicht bestimmt werden.<br />
Die nach dem Eloxalbad offenporige Oberfläche bietet die einzigartige<br />
Möglichkeit unterschiedliche (Gold, Braun, Schwarz, Blau, Rot, Gelb, Türkis<br />
usw.) Farben in diese Poren einzulagern. Die Farbe lagert also nicht auf der<br />
Oberfläche, sondern in der Eloxalpore und somit völlig geschützt. Der letzte<br />
Verfahrensschritt ist das Verdichten der Poren. Hier entsteht unter Einwirkung<br />
von voll entsalztem Wasser bei ca. 96 °C Aluminiumoxidhydrat. <strong>Das</strong><br />
transparente Aluminiumoxidhydrat bildet sich in der Pore und verschließt sie<br />
hermetisch, so dass die Farbe zusätzlich geschützt ist (siehe Grafik).<br />
Grafik: Aluminiumoberfläche mit Eloxalpore und Verdichtung<br />
<strong>Das</strong> Verdichten ist für die Korrosionsbeständigkeit und Langlebigkeit der<br />
Aluminiumoberfläche ein entscheidender Schritt.<br />
5
Konstruktionshinweise<br />
<strong>–</strong> Vorraussetzung für dekoratives Aussehen ist einwandfreies Material in<br />
Eloxalqualität (EQ)<br />
Profile - Legierung AlMgSi 0,5 EQ, Bleche - Legierung AlMg 1 hh EQ. Andere<br />
Legierungen und Al-Guß können beim <strong>Eloxieren</strong> undekorative Veränderungen<br />
zeigen (Eigenfärbung, Strukturveränderung, Flecken, usw.). Abweichende<br />
Legierung sollten deshalb vermieden oder in einem Praxisversuch getestet<br />
werden.<br />
Eloxierfähiges Aluminium lt. DIN 1725/1 (Auszug aus Aluminium Taschenbuch)<br />
<strong>–</strong> Farbgenauigkeit<br />
Bei besonderen Anforderungen - z.B. Anpassung an bereits vorhandene<br />
Oberflächen - sollten Grenzmuster getrennt für Profile und Bleche vereinbart<br />
werden.<br />
<strong>–</strong> Hitzeeinwirkung, Umformungen<br />
Durch Schweißen, Warm- oder Kaltbiegen usw. verändert sich das<br />
Materialgefüge. Beim <strong>Eloxieren</strong> kann diese Gefügeveränderung sichtbar werden<br />
und zu undekorativem Aussehen führen.<br />
<strong>–</strong> Kontaktstellen<br />
Eine wichtige Voraussetzung für Qualität. Die Kontaktstellen bedürfen<br />
prinzipiell einer Absprache, je nach Querschnitt und Profillänge können<br />
zusätzlich Kontaktstellen in der Profilmitte notwendig sein. Bei Blechen,<br />
Kantteilen und sonstigen Bauelementen zulässige Bereiche für Kontaktstellen in<br />
den Zeichnungen kennzeichnen.<br />
6
<strong>–</strong> Einwandfreie Oberfläche:<br />
Zur Erzeugung muss das Vormaterial eben, press- bzw. walzblank sowie frei<br />
von Korrosion und Verunreinigungen wie Kleber, Farben, Filzschreiber,<br />
harzige Öle, Klebebandreste, Silikone sein.<br />
<strong>–</strong> Rahmen aus Hohlkammerprofilen<br />
Diese müssen oben und unten ausreichend große Bohrungen zum Ein- und<br />
Auslaufen der Behandlungsflüssigkeiten haben. Notfalls erfolgt die Anbringung<br />
der Bohrungen gegen Berechnung durch uns. Die Auswahl der Bohrstellen<br />
richtet sich nach unserer Erfahrung.<br />
<strong>–</strong> Gewinde, Passflächen, Schrauben, Nieten usw.:<br />
Die chemisch nicht angegriffen bzw. eloxiert werden dürfen, müssen in<br />
geeigneter Weise geschützt werden. Technische Verbindungen durch nicht<br />
gleichartige Materialien sollten grundsätzlich nach der Eloxierung gesetzt<br />
werden.<br />
Nachfolgend einige Beispiele aus der Praxis:<br />
7<br />
In E6 / EV 1 behandelte Bauteile<br />
Als Vorher (oben) und Nachher<br />
( unten ) Darstellung
8<br />
In E6 / EV1 behandelte Bauteile<br />
Zu sehen sind Farbunterschiede<br />
Verarbeitet wurde hier Material<br />
gleicher Art aber aus 2<br />
Vormaterialtafeln<br />
Die Beurteilung von eloxierten Flächen ist so weit möglich in die<br />
Kalkulation von Eloxalarbeiten eingebunden. Die Lieferwerke gehen immer von<br />
einer industriellen Eloxierung aus, deren Beurteilung ist in der DIN 17611<br />
geregelt <strong>–</strong> im Folgenden haben wir einen Auszug abgedruckt. Die Erfahrung<br />
zeigt jedoch, dass diese Betrachtungsabstände nicht bekannt oder einfach für die<br />
angefragten Bauteile keine Verwendung finden sollen und die realen<br />
Betrachtungsabstände in der Kundenbeurteilung wesentlich geringer sind. Damit<br />
fallen natürlich aus Sicht der Kunden Oberflächenfehler mehr auf und führen<br />
immer wieder zu Diskussionen. Die Bestellung des Kunden ( siehe auch Art der<br />
Vorbehandlung E0-E6 ) weicht dann von der eigentlichen Vorstellung des<br />
Endproduktes ab.<br />
Um dies einigermaßen im Vorfeld einzugrenzen ist es im Kalkulationsstadium<br />
nötig:<br />
- Die Art des Vormaterials mit Folie<br />
- Die oder eine Sichtseite<br />
- Die Art der Vorbehandlung<br />
- Die Betrachtungsabstände zur Bewertung<br />
- Und die Kundenvorstellung
Zu hinterfragen und als Bestandteil in die Kalkulation einfließen zu lassen.<br />
Nach Auftragserteilung ist eine Kommunikation über eine vom Kunden<br />
freizugebende Fertigungszeichnung ein weiterer Weg zu einer konstruktiven<br />
Kunden <strong>–</strong> Lieferantenbeziehung.<br />
Bewertung von Eloxaloberflächen nach der DIN 17611<br />
Über das dekorative Aussehen, den Glanz, die Farbe sowie die Farbtiefe<br />
anodisch oxidierten Aluminiums sind jeweils zwischen den Vertragspartnern<br />
genaue Abmachungen zu treffen, am besten anhand von Grenzmustern. Leichte<br />
Farbtonunterschiede, die auf Material - und verfahrensbedingte zulässige<br />
Streuungen zurückzuführen sind, lassen sich nicht vermeiden.<br />
Zur Beurteilung des dekorativen Aussehens sind für Sichtflächen folgende<br />
Betrachtungsabstände senkrecht zur Oberfläche bei diffusem Tageslicht<br />
einzuhalten:<br />
• bei Außenteilen im Erdgeschoss: 3 m;<br />
• bei Außenteilen in Obergeschossen: 5 m;<br />
• bei Innenteilen: 2 m;<br />
• für die Farbe im Vergleich mit den Grenzmustern: höchstens 1 m.<br />
Andere Betrachtungsabstände und -kriterien sind zwischen Auftraggeber und<br />
ausführendem Betrieb zu vereinbaren.<br />
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