Beobachtungstipp: Einer der zuverläs
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Krummholzzone<br />
Die klimatischen Bedingungen werden mit <strong>der</strong> zunehmenden Höhenlage immer<br />
ungünstiger. Kurze Vegetationszeiten, lange Schneebedeckung, heftige Winde und<br />
starke Temperaturschwankungen for<strong>der</strong>n ihren Tribut und lassen die Bildung eines<br />
geschlossenen Waldgürtels nicht mehr zu. Oberhalb <strong>der</strong> Waldgrenze löst er sich in<br />
einzelne knorrige Baumgestalten auf, die einem die Bezeichnung »Kampfzone« verdeutlichen.<br />
Schließlich wird die Baumgrenze erreicht, die um einige hun<strong>der</strong>t Meter<br />
die Waldgrenze überragen kann und an Südhängen höher liegt als an Nordhängen.<br />
Die Krummholzzone schließt sich bereits an die obere Waldgrenze an und umfasst<br />
die für unser Gebiet charakteristischen Legföhren- o<strong>der</strong> Latschenbestände sowie die<br />
alpinen Zwergstrauchheiden- und Alpenrosengesellschaften.<br />
Wie alle an<strong>der</strong>en Zonen lassen sich auch<br />
die Krummholz- und die Nadelwaldzone<br />
nicht mit dem Lineal trennen, <strong>der</strong> Übergang<br />
ist fließend. In den lichter werdenden<br />
Wäl<strong>der</strong>n <strong>der</strong> subalpinen Zone und<br />
zwischen den einzelnen Bäumen <strong>der</strong><br />
Kampfzone wachsen bereits Latschen-<br />
und Alpenrosenbestände, bis diese immer<br />
häufiger werden und schließlich<br />
dominieren. In den Bayerischen Alpen<br />
erstreckt sich diese Zone je nach Lage<br />
von ca. 1600 bis ca. 2000 m. Die Latsche<br />
ist extrem wi<strong>der</strong>standsfähig und<br />
erfüllt eine wichtige Funktion als Lawinenschutz.<br />
Sie kriecht mit ihren krummen<br />
Stämmen durchs Kalkgestein und<br />
kann große Schneelasten ertragen. Im<br />
Winter ist sie meist von einer kompletten<br />
Schneeschicht bedeckt und kann so den<br />
harten Winter in diesen großen Höhen<br />
überstehen. Sie bevorzugt trockene und<br />
sonnige Kalkböden, toleriert aber auch<br />
Silikatböden. Ein typischer Strauch <strong>der</strong><br />
Krummholzzone ist die Alpenrose. Während<br />
die Behaarte Alpenrose kalkhaltige<br />
Böden anzeigt, ist das Vorkommen <strong>der</strong><br />
Rostroten Alpenrose ein Hinweis auf silikathaltige<br />
Böden. Dass zwei nah verwandte<br />
Pflanzenarten in unterschiedlichen<br />
ökologischen Lebensräumen<br />
einan<strong>der</strong> vertreten, bezeichnet man mit<br />
einem Fachausdruck als Vikariismus. Diesem<br />
Phänomen werden wir auch bei den<br />
beiden Arten des Stängellosen Enzians<br />
begegnen.<br />
Bevorzugt im Allgäu besteht die Krummholzzone<br />
auch aus Grünerlengebüschen.<br />
Diese kommen gerne auf schattigen,<br />
feuchten Silikatböden vor und sind hervorragend<br />
für den Lawinenschutz und<br />
als Bodenfestiger geeignet.<br />
Die Latschengebüsche werden gerne<br />
von Gämsen aufgesucht. Auch einige<br />
Vogelarten findet man typischerweise<br />
hier. So hat man in diesem Lebensraum<br />
die besten Chancen, auf Ringdrossel,<br />
Heckenbraunelle, Fitis o<strong>der</strong> Klappergrasmücke<br />
zu treffen. Beson<strong>der</strong>s die Klappergrasmücke<br />
hat in Südbayern einen<br />
Krummholzzone 29<br />
ihrer Verbreitungsschwerpunkte in <strong>der</strong><br />
Krummholzzone <strong>der</strong> Alpen. Aber auch<br />
die Ringdrossel ist ein Charaktervogel<br />
<strong>der</strong> Legföhrengebüsche. Beson<strong>der</strong>s<br />
gerne findet man diese Vogelart in <strong>der</strong><br />
Übergangszone zu den subalpinen lichten<br />
Nadelwäl<strong>der</strong>n. Die Zwergstrauchschicht<br />
wird aus mehreren Beerensträuchern<br />
und den Alpenrosenbüschen<br />
gebildet. Die beiden Alpenrosenarten<br />
können in dieser Zone eigene Gesellschaften<br />
ausbilden und sind noch relativ<br />
hochwüchsig, die Zwergsträucher wie<br />
Heidel-, Rauschbeere o<strong>der</strong> Bärentraube<br />
sind dagegen niedriger. Während die<br />
Bärentraube feuchte, lange von Schnee<br />
bedeckte, kalkhaltige Böden bevorzugt,<br />
gedeihen die Heidel- und Rauschbeere<br />
auf sauren Böden.<br />
In diesem Kapitel sollen auch noch kurz<br />
die Pflanzengesellschaften <strong>der</strong> Hochstaudenfluren<br />
beschrieben werden.<br />
Man findet sie in <strong>der</strong> alpinen sowie an<br />
waldfreien Stellen <strong>der</strong> subalpinen Zone<br />
auf feuchten und nährstoffreichen Böden.<br />
Beson<strong>der</strong>s gut können sie sich am<br />
oberen Rand von Grünerlengebüschen<br />
entwickeln. Sie sind durch hochwüchsige<br />
und teilweise bunte Pflanzen gekennzeichnet.<br />
Charakteristische Arten sind<br />
unter an<strong>der</strong>em Alpen-Milchlattich, Grauer<br />
Alpendost und Wald-Storchenschnabel.<br />
Daneben kommen auch noch Blauer<br />
Eisenhut, Eisenhutblättriger Hahnenfuß,<br />
Alpen-Kratzdistel und Weißer Germer<br />
vor. Eine Son<strong>der</strong>form stellen Lägerfluren<br />
dar, die infolge menschlicher Nutzung in<br />
<strong>der</strong> Nähe von Almen und Weideflächen<br />
entstanden sind. Sie zeichnen sich durch<br />
eine Überversorgung an Nährstoffen,<br />
beson<strong>der</strong>s Stickstoffverbindungen, aus.<br />
Dies geschieht regelmäßig an Orten, an<br />
denen sich das Weidevieh länger aufhält,<br />
wie z.B. an Lager- und Melkplätzen.<br />
Deren Ausscheidungen sorgen für eine<br />
übermäßige Bodendüngung. Dominierende<br />
Art ist dort <strong>der</strong> Alpenampfer, da<br />
sonst kaum eine an<strong>der</strong>e Art eine <strong>der</strong>artig<br />
hohe Stickstoffzufuhr verträgt.