Heilungen gebe es oft ohne großen technischenAufwand. Man müsse <strong>de</strong>n Patienten nurgenau studieren, müsse herausfin<strong>de</strong>n, was ihnkrank gemacht haben könnte. Und dann erzähltDr. Karsch die Geschichte, die er vielleichtschon oft erzählt hat. Es ist die Geschichteeiner Erfahrung, die er in <strong>de</strong>r Landarztpraxisseines Vaters gemacht hat. Eine fürihn wichtige, weil prägen<strong>de</strong> Erfahrung.„Ich habe meinen Vater eine Zeit lang inseiner Praxis vertreten. Ein Bauer aus <strong>de</strong>r Ortschaftkam zu mir, weil es ihm furchtbarschlecht ging. Er fragte nach <strong>de</strong>n kleinen rotenPillen, die er von meinem Vater immer bekommenhatte. Da ich nicht wusste, welche ermeinte und mein Vater nichts notiert hatte,wandte ich mich an die Sprechstun<strong>de</strong>nhilfe.Ich bräuchte kleine rote Pillen, sagte ich ihr.Diese gab ich <strong>de</strong>m Bauern. Ich glaube, eswaren Vitaminpillen, genau weiß ich es nichtmehr. Nach einigen Tagen kam <strong>de</strong>r Bauerhocherfreut wie<strong>de</strong>r zu mir. ‚Ich sei so gut wiemein Papa’, meinte er. Die Pillen hätten ihmwun<strong>de</strong>rbar geholfen. Wie kann man sich soetwas erklären? Die Schulmedizin spricht vonPlacebo. Doch die richtige Antwort ist einean<strong>de</strong>re: Der Mann wusste, was ihm fehlteund <strong>de</strong>r Heiler heilte nach <strong>de</strong>m Bild <strong>de</strong>s Patienten.Es war die Information kleine rote Pillen.Das hatte ihm gefehlt.“Skribben – Ein Heilschatz<strong>de</strong>r AlpenmedizinIch wusste, dass Klaus Karsch auf seinen Ent<strong>de</strong>ckungsreisengroßartige Schätze <strong>de</strong>r Medizinvon Bauerndoktoren, Kräuterfrauen undKnochendoktoren gefun<strong>de</strong>n hatte. Doch wiekommt ein Mediziner wie er dazu, sich fürdas oft son<strong>de</strong>rbare Wissen <strong>de</strong>r Laiendoktorenzu interessieren? Nun, Dr. Klaus Karsch istArzt aus Lei<strong>de</strong>nschaft. Allgemeinmedizin hatBeim Skribben wer<strong>de</strong>nSehnen und Gelenkesanft bewegt, so dasssie sich lösen un<strong>de</strong>ntspannen könnener gelernt, zwei Jahre lang war er auch Intensivmedizinerim Krankenhaus.„Ich beschloss, von heute auf morgen meinenRucksack zu packen und auf Wan<strong>de</strong>rschaftzu gehen“, berichtet er. Mich zog es indie Alpen. Dort begab ich mich auf die Suchenach altem medizinischem Wissen, nachtraditionellen Heilern. Die Reise dauerte zweiJahre und ich fand eine Menge Heilverfahrenund Rezepte. Vor allem ent<strong>de</strong>ckte ich eine uralteMetho<strong>de</strong> wie<strong>de</strong>r, das so genannte Skribben.Es ist eine wirkungsvolle Therapie vonSchmerzzustän<strong>de</strong>n bei Gelenkerkrankungenund Muskelverspannungen. Mit ihr behan<strong>de</strong>ltman die Sehnen, die man mit Hilfe einer entsprechen<strong>de</strong>nmanuellen Technik zur Entspannungbringt.“Genau genommen wird dabei mit <strong>de</strong>n Fingern<strong>de</strong>r einen Hand die betroffene Sehne fixiertund mit <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren Hand das Gelenkpassiv bewegt, bzw. die Sehne durch einespezielle rhythmische Bewegung gelöst un<strong>de</strong>ntspannt.„Es ist ein uraltes Wissen, das so genannteKnochendoktoren früher und auch noch heutein <strong>de</strong>n Alpenregionen, aber auch in Nord<strong>de</strong>utschlandanwen<strong>de</strong>n“, erläutert Dr. Karsch.Er hat diese Metho<strong>de</strong> weiterentwickelt. Und esist auch mit sein Verdienst, dass dieses heilsameWissen wie<strong>de</strong>r verstärkt angewandt wird.Hilfe auch bei ArthritisIch möchte mehr über diese Metho<strong>de</strong> wissenund habe Patienten konsultiert, die berichtenkönnen, wie sie von dieser traditionellen Heilweiseprofitiert haben. Ein Beispiel: HeidiRahn* ist von Natur aus skeptisch, sagt sie.Alles was in <strong>de</strong>r Medizin nicht bewiesen ist,fällt bei ihr durch. Zumal die heute 57-Jährigeeinen Sohn hat, <strong>de</strong>r Arzt für Allgemeinmedizinist und vor <strong>de</strong>n Auswüchsen <strong>de</strong>r komplementärenMedizin warnt. Aber wennnichts mehr helfen kann, was dann?Heidi lei<strong>de</strong>t an einer rheumatoi<strong>de</strong>n Arthritis.„Angefangen hatte es mit Schmerzen in<strong>de</strong>n kleinen Fingergelenken. Beson<strong>de</strong>rs morgenshatte ich Schmerzen, die kaum mehrauszuhalten waren. Im Verlauf <strong>de</strong>r Krankheitwaren immer mehr Gelenke befallen. Ichwur<strong>de</strong> hauptsächlich mit Medikamenten behan<strong>de</strong>lt.Erst waren es einfache Schmerzmittel,dann kamen Antirheumatika dazu undschließlich auch Cortison. So richtig hat nichtsgeholfen. Zuletzt wur<strong>de</strong> über eine Operationo<strong>de</strong>r ein Bestrahlungsverfahren nachgedacht.Meine Ängste verstärkten sich, ich warvöllig verunsichert.“Die verzweifelte Patientin machte sich aufdie Suche, recherchierte auch im Internet. Al-22 2012/4
naturheilkun<strong>de</strong>naturheilkun<strong>de</strong>Auch bei soschwerwiegen<strong>de</strong>nErkrankungen wiebeispielsweise einerArthritis kann dasSkribben Lin<strong>de</strong>rungverschaffenDr. Klaus Karsch istes ein Anliegen, seinHeilwissen auch anan<strong>de</strong>re Therapeutenweiterzugeben52012/423