13.07.2015 Aufrufe

Bäume im Elbe Weser Dreieck Die Birke

Bäume im Elbe Weser Dreieck Die Birke

Bäume im Elbe Weser Dreieck Die Birke

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

<strong>Bäume</strong> <strong>im</strong> <strong>Elbe</strong> <strong>Weser</strong> <strong>Dreieck</strong><strong>Die</strong> <strong>Birke</strong>Günter Hoppe<strong>Die</strong>ser Text ist der Vorabzug für einen Bildband über <strong>Bäume</strong> <strong>im</strong> <strong>Elbe</strong>-<strong>Weser</strong> <strong>Dreieck</strong>. DerVeröffentlichungstermin für dieses Buch steht zur Zeit noch aus.Möchten Sie informiert werden, sobald das Buch in den Vertrieb gelangt, so schicken Sie bitteeine E-Mail an info@buero-hoppe.de mit dem Betreff „Baumbuch“.1


<strong>Birke</strong>n <strong>im</strong> Moor und auf der Geest<strong>Die</strong> älteste Baumart in der nördlichen HemisphäreEs wächst wohl auf der Heide,Und in des Waldes Raum,Ein Baum zu Nutz und Freude,genannt der <strong>Birke</strong>nbaum.Wilhelm Busch.<strong>Die</strong> <strong>Birke</strong> - Der Baum ist Symbol für Leben, junge Weiblichkeit, Schönheit, Glück , Frühling,Licht und Widerstandskraft. In Skandinavien gilt die <strong>Birke</strong> als Baum der Liebe, und nicht nurdort. „Man“ trifft sich unter <strong>Birke</strong>n, und auf <strong>Birke</strong>nrinde werden Briefchen geschrieben.Ostern werden <strong>Birke</strong>nzweige mit Eiern geschmückt, junge Männer stellen am 1. Mai ihrerAngebeteten <strong>Birke</strong>nbäumchen vor die Tür, und Pfingsten wird die <strong>Birke</strong> als Maibaumaufgestellt.<strong>Die</strong> Bezeichnung „<strong>Birke</strong>“ findet sich in Abwandlungen sowohl <strong>im</strong> Sanskrit als auch beislawischen und germanischen Völker und bezieht sich <strong>im</strong>mer auf den hellen Glanz derleuchtend weißen Rinde. Sinngemäß bedeuten die verschiedenen Bezeichnungen wiealthochdeutsch „birhhha“ oder altindisch „bharg“ hell, leuchten, glänzen. Der botanischeNamen „Betula“ stammt möglicherweise aus dem gallischen und wurde auch von den Römernverwendet.<strong>Die</strong> weiße Farbe der Stämme wird durch den Inhaltstoff Betulin hervorgerufen, der an dieOberfläche des Stammes gelangt. Sie reflektiert die Strahlung und verhindert die Überhitzungam sonnigen Standort. Das Betulin schützt den Baum auch vor Tierfraß. <strong>Die</strong> harzigeKonsistenz des Betulins verschafft dem Stamm die große Widerstandskraft gegenübermechanischen Einflüssen. Da die luftgepolsterte Rinde einen guten Frostschutz darstellt, istdie <strong>Birke</strong> ausgesprochen winterhart, geschaffen für die Kälte <strong>im</strong> Norden. Eine weiterewichtige Eigenschaft ist die Wasserundurchlässigkeit der Borke und der Rinde aufgrund desBetulins. Starke Stürme oder Orkane übersteht die <strong>Birke</strong>, selbst aus waagerechter Lage richtetsie sich wieder auf.Unser <strong>Elbe</strong>-<strong>Weser</strong>-<strong>Dreieck</strong> umfasst, voll ausgeprägt, die drei für das norddeutsche Tieflandtypischen Landschaftsformen Geest, Marsch und Moor, damit auch die Mannigfaltigkeit derPflanzengesellschaften. Auf der Geestfläche ist die dominante Pflanzengesellschaft derEichen-<strong>Birke</strong>n-Bruchwald in verschiedener Ausbildung. in den Mooren der Erlenbruchwald.In beiden Gesellschaften ist die <strong>Birke</strong> stark vertreten, sowohl die Moorbirke (Betulapubescens) als auch die Sandbirke (Betula pendula). <strong>Die</strong>se beiden Arten sind unsereeinhe<strong>im</strong>ischen <strong>Birke</strong>n.<strong>Birke</strong>n spielen in der Vegetationsgeschichte Europas eine bedeutende Rolle. Während derletzten Eiszeit vor ca 10.000 Jahren, <strong>im</strong> damals herrschenden eisfreien Tundrenkl<strong>im</strong>a, nahmensie bereits ein Areal ein, das dem heutigen entspricht. Aus Pollenfunden kann man nur auf die2


Gattung Betula schließen, jedoch aufgrund der Ähnlichkeit des Pollens nicht die speziellenArten festlegen. In den anmoorigen und feuchten Bereichen war wahrscheinlich dieMoorbirke, auf den trockenen Geestflächen die Sandbirke die entscheidende Art. <strong>Birke</strong>neroberten mit einer Wanderungsgeschwindigkeit von ca. 2000 bis 2600 m <strong>im</strong> Jahr das vomEis befreite Land. Im Laufe der Zeit mit dem wärmer werdenden Kl<strong>im</strong>a konnten sich <strong>Birke</strong>nund Kiefern stark ausbreiten. Vor 8000 Jahren setzte dann eine deutliche Kl<strong>im</strong>aerwärmungein, und es siedelten sich Hasel-Kiefernwälder großflächig an. <strong>Birke</strong>n traten zurück, undandere, anspruchsvollere Laubgehölze nahmen ihr Areal ein, bis schließlich die Buche derdominante Baum wurde.Im kalten Island gibt es nur die Moorbirke und die niedrige Zwergbirke (Betula nana). In denGebirgen Skandinaviens bilden <strong>Birke</strong>n die Waldgrenze. <strong>Birke</strong>n haben in Europa, Sibirien, <strong>im</strong>Kaukasus, Kleinasien und <strong>im</strong> Nordiran ihr natürliches Vorkommen. Über 40 Arten werden inder botanischen Fachliteratur beschrieben, der differenzierten Landschaft entsprechend, ist ihrVorkommen in Asien und Nordamerika häufig. Notwendig ist <strong>im</strong>mer ein trockener, gutdurchlüfteter Sandboden mit gutem Wasserabzug, aber auch auf frischen, lehmigen, saurenSand- und Sandsteinböden, die sowohl trocken als auch feucht sein können. sind sie zufinden. Moorbirken speziell lieben einen hohen Wasserstand und sauren als auchnährstoffreichen Boden. Auf verdichteten Böden mit stark alkalischer Reaktion gedeihen<strong>Birke</strong>n nicht.<strong>Birke</strong>n pflanzen wir gern, sie wachsen schnell. Wir lieben sie in großen Gärten, Parkanlagen,an Straßen, als Alleebäume und in der Landschaft. Sie gehören aber auch zu den kurzlebigsten<strong>Bäume</strong>n unserer Breiten, denn sie werden nur 90–120 Jahre alt, vergleichbar mit denEbereschen. Dabei erreichen sie eine Höhe von 20–30 m. Es gibt zahlreiche <strong>Birke</strong>nformen, ineinem normalen Baumschulkatalog sind 17 Arten (aus unterschiedlichen Herkünften) undFormen aufgeführt. Für kleinere Gärten sind <strong>Birke</strong>n nicht geeignet, sie entwickeln ein weites,flaches Wurzelsystem und entziehen dem Boden viel Wasser. Eine 12 m hohe <strong>Birke</strong>transpiriert bis zu 140 l Wasser pro Tag. <strong>Birke</strong>n haben ein Herzwurzelsystem mitflachstreichenden Hauptseitenwurzeln und einer sehr hohen Feinwurzelkonzentration in deroberen Bodenzone. <strong>Die</strong>s macht sie für Pflanzen, die in ihrer Nachbarschaft stehen,unverträglich.<strong>Die</strong> Blüten werden in männlichen, bzw. weiblichen kätzchenförmigen Blütenständen gebildet.<strong>Die</strong> hängenden männlichen Kätzchen werden schon <strong>im</strong> Herbst angelegt und sichtbar, dieweiblichen, kleineren, dagegen überwintern <strong>im</strong> Schutz der Knospen. Als Windbestäuberwerden massenhaft Pollen produziert, bis zu 10.000 Körner pro Staubblatt, und etwa 5 Mio.Pollenkörner pro Kätzchen. Bei Bienen sind die Pollen sehr begehrt. Bei trockener Wetterlagekann es für Menschen, die unter Heuschnupfen leiden, unangenehm sein. Auch die Früchtewerden durch den Wind ausgebreitet. <strong>Die</strong> Fruchtzäpfchen , 2-3 cm lang, zerfallen in vielekleine, geflügelte Nussfrüchtchen mit Flügelrad, die wie kleine Drachenflieger aussehen. <strong>Die</strong>theoretische Flugweite der <strong>Birke</strong>nfrüchte liegt bei 1,6 km, bei Wind können sie noch vielweiter fliegen. Ohne Schafe, die die jungen <strong>Birke</strong>nschößlinge verbeißen, wäre die LüneburgerHeide eine <strong>Birke</strong>nlandschaft. Als Pioniergehölz zur Kulturvierung roher Bodenflächen hat die<strong>Birke</strong> jedoch einen hohen Wert.3


<strong>Die</strong> <strong>Birke</strong> ist für uns ein sehr nützlicher Baum. Das helle Holz wird als Massivholz gern fürMöbel verwendet, es ist auch ein schönes Material für verschiedene Maserformen, wie Maser,Flammen und Vogelaugenbirke. Das harzreiche Holz hat einen hohen BrennwertNahezu alle Teile der <strong>Birke</strong> wurden oder werden genutzt. <strong>Die</strong> Steinzeitmenschen fertigtenKleidung aus Rindenbast, Schuhe und Behältnisse aus <strong>Birke</strong>nrinde an. Mit <strong>Birke</strong>nteer amSchaft befestigten sie Pfeilspitzen und Harpunen.. <strong>Die</strong> kanadischen Indianer nutzen es zurHerstellung von Trommeln, Schneeschuhen und Kanupaddeln. Auch in der modernenTechnik ist das Holz wichtig, so werden Flugzeugpropeller daraus hergestellt. Es hatallerdings nur eine begrenzte Haltbarkeit. <strong>Die</strong> Dauerhaftigkeit beträgt geschützt ca. 35, <strong>im</strong>Freien ca. 20 Jahre. <strong>Birke</strong>nrinde wurde zum Gerben und als Papier verwendet. In Islandverwendet man getrocknete und gemahlene Blätter zum Würzen anstelle des normalenKochsalzes. „<strong>Birke</strong>nsalz“ enthält 60 % weniger Natriumchlorid und ist sehr bekömmlich.<strong>Die</strong> Hanse, der übernationale Bund der Städte und Länder <strong>im</strong> Mittelalter, hatte eineAußenstelle in Nowgorod. Waren wurden von dort aus in die Welt des Ostens gebracht undaus dem Osten in die westliche Welt. <strong>Die</strong> Kaufleute mussten sich mitteilen, und sie schriebenin altgriechischen Lettern auf <strong>Birke</strong>nrinde. In den gegenwärtigen Ausgrabungen findenrussische Archäologen diese Mitteilungen <strong>im</strong> Boden, und daraus formt sich das Bild dergroßen Zeit Nowgorods.Im Frühjahr können vor dem Austreiben der <strong>Birke</strong>n durch Anzapfen der Stämme bis zu 50 l<strong>Birke</strong>nsaft gewonnen werden. Der Saft hilft gegen Schuppen und Haarausfall, er ist häufig inShampoo und Haarwasser enthalten. <strong>Birke</strong>nsaft ist in Mitteln gegen Stoffwechselkrankheitenenthalten, - er regt die Nierenfunktion an -, und ist Bestandteil von Teemischungen gegenRheuma und Gicht. <strong>Birke</strong>nteer, der bei der trockenen Destillation der Zweige und Stammrindeentsteht, wird in der Tiermedizin gegen Räude und andere Hautschäden eingesetzt.<strong>Birke</strong>n leben in Symbiose mit vielen wichtigen und bekannten Hutpilzen. Bekannt sind 12verschiedene Pilzarten, darunter der giftige Fliegenpilz, aber auch hochwertige Speisepilzewie der Steinpilz und der <strong>Birke</strong>npilz.Wer mit der transsibirischen Eisenbahn die Weiten Asiens durchquert, erlebt tagelang nur<strong>Birke</strong>nwälder. Bei uns sind sie als lichtliebende <strong>Bäume</strong> in geschlossenen Forstbeständenzurückgegangen. <strong>Die</strong> <strong>Birke</strong> ist jedoch nicht gefährdet. Sie verdient aber unsere Beachtung alsausgesprochen hübscher Baum, der zu jeder Zeit einen besonderen Reiz auf den Betrachterausübt. Im Frühjahr begeistert das zarte, hellgrüne Laub, <strong>im</strong> Sommer der Kontrast zwischenlichter Krone und weißem Stamm, <strong>im</strong> Herbst die goldgelbe Laubfärbung und <strong>im</strong> Winter dieSilhouette dünner Zweige, an denen sich bei frostiger Wetterlage bizarre Eiskristalle bilden.4

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!