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Ingrid Halbritter, Brief aus Bosnien Nr. 12 vom 2. Juni ... - Pharos eV

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<strong>Ingrid</strong> <strong>Halbritter</strong>, <strong>Brief</strong> <strong>aus</strong> <strong>Bosnien</strong> <strong>Nr</strong>. <strong>12</strong> <strong>vom</strong> <strong>2.</strong> <strong>Juni</strong> 2011Mai nach Stuttgart eingeladen, um ihnen – quasi als vor<strong>aus</strong>eilende Belohnung – einenAnsporn für ihr Engagement in der Heimat zu geben.Nun werden Sie sich fragen: warum brauchen sie überhaupt einen Ansporn? Ist nicht dieAussicht auf Entwicklung Ansporn genug??Theoretisch ja, die Wirklichkeit sieht jedoch anders <strong>aus</strong>! Die Menschen, die in einerwirtschaftlich äußerst schwierigen Situation leben, die Existenzängste haben, die vonunendlich vielen Sorgen nieder gedrückt werden, sind in der Regel zutiefst pessimistischund skeptisch. Und wie die allermeisten Menschen sehen sie die Schuldigen an ihrer Lageim Außen. Ihre eigene Verantwortung, ihre Gestaltungsmöglichkeiten, können siemeistens nicht erkennen. Und selbst wenn: ihnen fehlt etwas ganz Grundsätzliches: derGlaube, dass sich etwas gestalten, etwas verändern lässt. Dass sich eine Anstrengung<strong>aus</strong>zahlen könnte. Das vorherrschende Gefühl ist: die Gegenkräfte sind so gewaltig, dassjede Bemühung zum Scheitern verurteilt ist. Diese innere Haltung konnte ich deutlichspüren, sie war gewissermaßen mit Händen zu greifen.Dann kam der März, und ich fuhr mit einer Mitarbeiterin des international finanzierten,landwirtschaftlichen Entwicklungsprogramms FARMA (http://www.bosniafarma.ba/en/)nach Fakovici, um eine Informationsveranstaltung zum Thema „Funktion undArbeitsweise einer landwirtschaftlichenErzeugergemeinschaft“ zuhalten. Rada ist eine Frau mit Herz,Humor und Sachverstand, die mitihrer einmaligen Art einer Gruppeskeptischer Landwirte einbläute:Euch wird niemand helfen, wennihr selbst nicht in die Gängekommt!Am Ende der Veranstaltung ließ siedie Anwesenden abstimmen. Allehoben die Hand. Die Gründung warbeschlossen. Dann schlug sie vor,fünf Freiwillige sollten dieGründungsversammlung und dieSatzung vorbereiten. Es meldeten sich sechs, darunter die junge, blitzgescheite Köchinunserer Schulküche und ihr Bruder, ein Schreiner, der meines Erachtens nur deshalbnicht ordentlicher Professor an einer Universität oder Ingenieur wurde, weil er wegen desKrieges nicht hatte studieren können. Zwei Wochen später fand die erste Sitzung dieserInitiatorengruppe statt. Und plötzlich spürte ich deutlich: mit diesen jungen Leutenkönnte es klappen! Plötzlich war Energie im Raum, die zuvor gefehlt hatte. ImHandumdrehen war der Satzungsentwurf fertig, Aufgaben verteilt, neue Termine gesetzt,Kontaktdaten <strong>aus</strong>get<strong>aus</strong>cht. Und ganz nebenbei sagte unser „Ingenieur“, er sei bereit,die Funktion des Vorstandsvorsitzenden zu übernehmen, und die gesamteInitiatorengruppe erklärte sich bereit, für den Vorstand zu kandidieren. Damit warenschlagartig meine ganzen Befürchtungen <strong>vom</strong> Tisch, denn oft scheuen sich die Menschenhier davor, Funktionen und Verantwortung zu übernehmen. Oder sie erwarten Honorare.Nun war also das Unglaubliche passiert, dass ein paar kluge Köpfe mit Lust aufSelbstinitiative und Weiterkommen in unser Kraftfeld geraten waren und den Zuganschieben wollten.Die Gründungsversammlung fand Ende März statt, wieder moderiert von der resolutenFARMA-Mitarbeiterin Rada. Sie war auf 9 Uhr anberaumt, und kurz vor Beginn tröpfelten2

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