SKiN Technology - Semikron
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Anforderungen zu realisieren. Zusätzlich werden immer höhere<br />
Leistungen gefordert – das heißt, Themen, wie Parallelschaltung<br />
und thermisches Management, erhalten zusätzliche Bedeutung.<br />
Die Leistungselektronik für die stark wachsenden Märkte erneuerbare<br />
Energien und Elektrofahrzeuge profitiert in zwei Bereichen:<br />
Erstens sind Leistungshalbleiter für die Energieumwandlung bei<br />
der Erzeugung notwendig, zum Beispiel für Umrichter in Windkrafträdern.<br />
Zweitens sind diese Bauelemente das Kernelement bei<br />
drehzahlgesteuerten Umrichtern und damit der effizienten Energie-Nutzbarmachung.<br />
Schlüsselfaktoren: hohe Zuverlässigkeit<br />
und niedrige Kosten<br />
In elektrisch betriebenen Fahrzeugen muss die Leistungselektronik<br />
besonders platzsparend und gewichtsarm sein. Darüber hinaus<br />
muss sie auch zuverlässig in rauer Umgebung funktionieren. Um<br />
diesen Anforderungen gerecht zu werden, hat <strong>Semikron</strong> den klassischen<br />
Technologieweg der Modulbasis verlassen und soweit wie<br />
möglich alle Funktionen des leistungselektronischen Systems mechanisch<br />
integriert. Bild 1 zeigt das aktuelle System für Flurförderfahrzeuge.<br />
Die Herausforderung in der Entwicklung liegt darin,<br />
widerstrebende elektrische, mechanische und thermische Ansprüche<br />
mit höchstmöglicher Zuverlässigkeit und zu vernünftigen<br />
Kosten zu realisieren. Der Umrichter mit einem Volumen von 5,7<br />
Litern hat einen Spitzenstrom von 400 A eff bei einer Batteriespannung<br />
von 160 V und lässt sich direkt auf der Antriebsachse eines<br />
Fahrzeugs montieren. Für diese Anordnung muss das System eine<br />
einwandfreie Funktion bei Vibrationen von 12 g und mechanischem<br />
Stoß bis 100 g gewähren, und das für 20.000 Betriebsstunden<br />
unter Außentemperaturen zwischen -40 und +85 °C.<br />
Schon für die ersten Windkraftanlagen entwickelte <strong>Semikron</strong><br />
vor 20 Jahren IGBT-Module, die mit einer modernen Druckkontakttechnik<br />
und funktionaler Integration von Leistung, Ansteuerung<br />
und Sensorik den Herausforderungen dieser Applikation in<br />
Bezug auf Langzeitzuverlässigkeit und Leistungsdichte gewachsen<br />
waren. Heute sind SKiiP-IPMs der dritten Generation im Einsatz.<br />
Mehr als 80 GW wurden bisher installiert, was in etwa der Hälfte<br />
der bis heute installierten Windgenerator-Leistung entspricht.<br />
Nun ist die vierte Generation, der SKiiP4, in der Markteinführungsphase.<br />
Das SKiiP4-Leistungsmodul in der Sechsfach-Ausführung,<br />
wie in Bild 2 zu sehen, leistet 3600 A. Im Vergleich: das<br />
SKiiP3 als Vierfach-Ausführung bietet 1800 A, jeweils für eine<br />
Sperrspannung von 1700 V. Mit SKiiP4 gelang es <strong>Semikron</strong> ein<br />
IPM zu entwickeln, das bei identischer Baugröße 30 Prozent höhere<br />
Leistung ermöglicht. Im Leistungshalbleitermodul werden die<br />
IGBT- und Diodenchips nicht auf das Substrat gelötet, sondern gesintert.<br />
Zwischenkreisspannungen bis zu 1300 V lassen sich durch<br />
eine verbesserte Ansteuerung sicher beherrschen. Zudem werden<br />
Anforderungen hinsichtlich der Anlagenaufstellung in größerer<br />
Höhe über dem Meeresspiegel und außerhalb des Küstenbereichs<br />
erfüllt. Zur Absicherung der geforderten niedrigen Ausfallwahrscheinlichkeit<br />
unterzieht <strong>Semikron</strong> jede Einheit vor Auslieferung<br />
einem Burn-in-Test. Wenn die Leistungselektronik in den Massenmarkt<br />
Automobil eingesetzt wird, müssen die Systeme kleiner und<br />
zuverlässiger werden. Das gleiche gilt für Windkraftanlagen. Bei<br />
Off-Shore-Installationen sind Wartungseinsätze extrem teuer.<br />
Im Blickpunkt: Aufbau- und Verbindungstechnik<br />
Bei der klassischen Aufbau- und Verbindungstechnik existieren<br />
heute fünf unterschiedliche technische Limits, die es in der Leistungselektronik<br />
zu überwinden gilt: Die Lötverbindungen, die Bo-<br />
Auf einen Blick<br />
Leistungsbauteile und Powermodule<br />
denplatten, das Modul layout, die Chiptemperaturen sowie die<br />
Stromdichten.<br />
■ Lötverbindungen: In einem konventionell gelöteten Leistungsmodul<br />
mit einer Kupferbodenplatte stellt die Lötverbindung in der<br />
Regel den mechanisch schwächsten Punkt des Gesamtsystems dar:<br />
Durch die unterschiedlichen Ausdehnungskoeffizienten der Materialien,<br />
durch hohe Temperaturänderungen und wechselnde elektrische<br />
Lasten während des Betriebes entstehen Ermüdungserscheinungen<br />
der Lötlagen im Modulaufbau. Indizien dafür sind die sich<br />
während des Betriebes erhöhenden thermischen Widerstände, die<br />
zu hohen Chiptemperaturen führen. Dieser Wechselwirkungsprozess<br />
führt unweigerlich zu einem Komponentenfehler durch<br />
abhebende Bonddrähte. Zusätzlich gibt es bei gelöteten Verbindungen<br />
zu einer Leiterplatte das Zuverlässigkeitsrisiko kalter Lötstellen.<br />
■ Bodenplatten: Die Bodenplatten für Module mit großen Abmessungen<br />
und höherer Leistung können in Bezug auf thermische<br />
und mechanische Performance nur mit technischen Schwierigkeiten<br />
und unter hohen Kosten realisiert werden. Die einseitige<br />
Substrat lötung erzeugt einen Bimetalleffekt, der nicht homogene<br />
Verwindungen verursacht. Dadurch ist die thermische Anbindung<br />
an den Kühlkörper nicht optimal. Anstelle einer Kühlkörperanbindung<br />
mit quasi metallischem Kontakt muss die Lücke zwischen<br />
Bodenplatte und Kühlkörper mit einer Wärmeleitpaste ausgefüllt<br />
werden, die von Haus aus schlechte thermische Eigenschaften mitbringt.<br />
Ergebnis: eine Barriere im thermischen Gesamtsystem. Die<br />
Wärmeleitpaste hat einen thermischen Widerstand der 400-mal<br />
höher als der von Kupfer ist. Diese Schicht ist für bis zu 60 Prozent<br />
des thermischen Widerstandes zwischen Chip und Kühlmedium<br />
verantwortlich.<br />
■ Das Modullayout: Bei Modulen ab 150 A müssen Chips auf der<br />
DCB parallel geschaltet werden, um größere Stromratings zu erzielen.<br />
Durch die mechanischen Restriktionen beim Layout konventioneller<br />
Bodenplattenmodule ist eine ideale Symmetrie oft<br />
nicht erreichbar. Das Ergebnis sind Inhomogenitäten im Schaltverhalten<br />
parallel geschalteter Chips und unterschiedliche Ströme<br />
an den Chippositionen. Deshalb wird im Datenblatt immer der<br />
schwächste Chip spezifiziert. Interne Aufbauten mit Bonddrähten<br />
oder Verbindern verschlechtern die Leitwiderstände im Modul<br />
und führen zu hohen Streuinduktivitäten.<br />
■ Chiptemperaturen: Weiterentwicklungen in der IGBT-Technologie<br />
ermöglichen feinere IGBT-Zellstrukturen und damit kleinere<br />
Chips. Das wird auch durch den Druck, die Kosten der Leistungshalbleiter<br />
zu minimieren, forciert. Mit kleineren Komponenten<br />
geht eine Erhöhung der Stromdichten einher, denn die Chips sind<br />
die letzten Jahre im Schnitt um 35 Prozent kleiner geworden.<br />
Grün denken und handeln<br />
In Zeiten von Green Electronics zur Energieeinsparung und Klimaschonung<br />
gewinnt die Leistungselektronik zunehmend an Bedeutung.<br />
Um die Leistungsdichte von Leistungsbausteinen zu erhöhen und diese<br />
somit energieeffizienter sowie zuverlässiger zu gestalten, spielt<br />
die Aufbau- und Verbindungstechnik eine wichtige Rolle. Hier haben<br />
Wärmeleitpaste und Drahtbonds – Erbstücke des Industriemoduls –<br />
so langsam ausgespielt. An ihrer Stelle werden in naher Zukunft in<br />
bestimmten Applikationen hochzuverlässige Sinterschichten und<br />
Folien zum Einsatz kommen.<br />
infoDIREKT www.all-electronics.de 109ejl0211<br />
www.elektronikjournal.com elektronikJOURNAL 02/2011 13