Konzentrationsprozess in der Nahrungsmittelindustrie
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Werbung<strong>Konzentrationsprozess</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Nahrungsmittel<strong>in</strong>dustrieFressen und gefressen werden, dieses Pr<strong>in</strong>zip gilt ganz beson<strong>der</strong>s im Konkurrenzkampf <strong>der</strong> grossenNahrungsmittelkonzerne. Die Branche rechnet <strong>in</strong> den neunziger Jahren mit e<strong>in</strong>em <strong>Konzentrationsprozess</strong>,<strong>der</strong> alles bisher Gesehene <strong>in</strong> den Schatten stellen soll. Franz L<strong>in</strong>demair hat sich beimweltgrössten Nahrungsmittelkonzern Nestlé erkundigt:Das renommierte Hotel <strong>in</strong> Wash<strong>in</strong>gton, <strong>in</strong> dem je<strong>der</strong> neue US-Präsident se<strong>in</strong>e Amtse<strong>in</strong>führung feiert,heisst Mayflower. In wenigen Tagen wird dort die Schweizer Flagge aufgezogen werden, denn <strong>der</strong>Nahrungsmittelkonzern Nestlé wird dieses amerikanische Traditionsstück aufkaufen. Man könnte fastme<strong>in</strong>en, dies sei die Revanche <strong>der</strong> Schweizer an ihrem amerikanischen Konkurrenten Philip Morris.Der hatte vor wenigen Monaten den Schweizer Kaffee und Schokoladenkonzern Jacobs Suchard füracht Milliarden Mark <strong>in</strong> se<strong>in</strong> Firmenreich e<strong>in</strong>verleibt. Helmut Maucher, <strong>der</strong> Nestlé Chef, sieht dennkünftig auch e<strong>in</strong>en Zweikampf mit Philip Morris um die Vorherrschaft <strong>in</strong> <strong>der</strong> bunten Welt <strong>der</strong>Küchenprodukte, Getränke, Milcherzeugnisse und sonstigen(r) Lebensmittel:Sie (Philip Morris) s<strong>in</strong>d jetzt <strong>der</strong> zweitgrößte Produzent im Nahrungsmittelsektor. Mit Zigarettennatürlich grösser. Und dadurch verän<strong>der</strong>t sich zunächst e<strong>in</strong>mal qualitativ die Wettbewerbslandschaft,das ist völlig klar. Und wir haben e<strong>in</strong>en neuen grossen Konkurrenten. Gleichzeitig haben wir auf <strong>der</strong>Welt, wie Sie wissen, e<strong>in</strong>e zunehmende Globalisierung <strong>der</strong> Märkte, <strong>der</strong> Kommunikation, so dass ausme<strong>in</strong>er Sicht die neunziger Jahre härter werden. Manche Leute glauben, die Achtziger s<strong>in</strong>d aufregendgewesen. Ich glaube, die Neunziger werden noch aufregen<strong>der</strong>.Das Fressen und Gefressenwerden von Konzernen wird also weitergehen. Der Konsum vonSüßigkeiten, von Kaffee o<strong>der</strong> von Salatsoßen und Snacks lässt sich <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel nur noch wenigsteigern. Die Konzerne werden also vorwiegend durch Aufkauf ihrer Konkurrenten wachsen. Nestléwill se<strong>in</strong>en Umsatz von heute knapp 50 Milliarden Mark bis zum Jahr 2000 verdoppeln. Nachzahlreichen Milliardene<strong>in</strong>käufen vor allem von US-Konzernen besitzt <strong>der</strong> Konzern heute über 400Fabriken <strong>in</strong> 34 Län<strong>der</strong>n. Im Stammland Schweiz werden lediglich zwei Prozent des Umsatzesgemacht. Konkurrenten wie Unilever o<strong>der</strong> Pepsi Cola s<strong>in</strong>d demgegenüber <strong>in</strong> den achtziger Jahren <strong>in</strong>sH<strong>in</strong>tertreffen geraten. Als e<strong>in</strong>e weitere Antwort auf den Herausfor<strong>der</strong>er Philip Morris könnte e<strong>in</strong>Geme<strong>in</strong>schaftsunternehmen von Nestlé mit Coca Cola verstanden werden:Unsere Politik ist immer auf den Konsumenten ausgerichtet. Und <strong>der</strong> Konsument geht zur Zeit <strong>in</strong>steigendem Maße auf diese Art von kalten Getränken. Wenn Sie heute <strong>in</strong> Japan sehen ... das ist e<strong>in</strong>enormer Markt. Und wir haben hier immer mehr eben diese flüssigen Getränke auch auf dem Kaffeeund Teesektor. O<strong>der</strong> auf an<strong>der</strong>en <strong>in</strong>teressanten Getränken, die wir <strong>in</strong> <strong>der</strong> Zukunft entwickeln werden,auf Kakaobasis o<strong>der</strong> irgendwelchen Mixturen usw. Und wir haben uns hier zusammengespannt, weilCoca Cola natürlich die ideale Vertriebsschiene ist. Wir erreichen damit automatisch Millionen vonVerkaufspunkten auf <strong>der</strong> ganzen Welt.Was bei Philip Morris <strong>der</strong> Cowboy mit <strong>der</strong> bekannten Zigarette ist, könnten bei Nestlé bald die Figurenvon Walt Disney werden. Hier bahnt sich e<strong>in</strong>e neuartige Zusammenarbeit <strong>in</strong> <strong>der</strong> Werbung an:Die Walt-Disney-Zusammenarbeit ist e<strong>in</strong>fach die Möglichkeit, <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em neuen Riesenfreizeitzentrum, <strong>in</strong>Frankreich, wo ganz Europa h<strong>in</strong>rennen wird, wo man 15 bis 20 Millionen Konsumenten pro Jahrerwartet, dort mit Nestlé-Produkten an sieben verschiedenen Stellen präsent zu se<strong>in</strong>. Zweitens habenwir das Recht <strong>in</strong> <strong>der</strong> Zukunft, eben diese Walt Disney-Figuren <strong>in</strong> <strong>der</strong> Werbung, <strong>in</strong> Promotions, <strong>in</strong>Verkaufsför<strong>der</strong>ung zu nutzen o<strong>der</strong> auch auf Packungen als Zusatzelement für K<strong>in</strong><strong>der</strong> bei bestimmtenProdukten, die die K<strong>in</strong><strong>der</strong> <strong>in</strong>teressieren, zu verwenden. Aber ich möchte von vornehere<strong>in</strong> sagen:Nestlé wird ke<strong>in</strong>e Mickymaus.Der Fantasie <strong>der</strong> Market<strong>in</strong>g-Strategen sche<strong>in</strong>en ke<strong>in</strong>e Grenzen gesetzt. Immerh<strong>in</strong> hat Nestlé aus <strong>der</strong>Mickymaus schon e<strong>in</strong> Micky Mousse kreiert.Christoph Egli Seite 2 / 2