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Ein Gesicht aus Feuer - Reckless

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Tag für Tag. Nacht für Nacht. Augen <strong>aus</strong> Gold und ein <strong>Gesicht</strong><strong>aus</strong> versteinertem <strong>Feuer</strong>.Wie konnte sie glauben, dass es trotzdem ein Spiel bleiben würde?All die Jahrhunderte nichts als Motten in ihrem Haar.Unsterblichkeit machte dumm.Wäre sie zu ihm gegangen, wenn sie von dem Schmerz gewusst hätte?Ja.Ihre Schwestern drohten ihr. Wie konnte sie fortgehen, um ihn zu finden? DieMänner kamen zu ihnen, angelockt wie Kinder vom Kuchen der finsteren Hexen, nurdass ihr Köder nicht Zucker und Zimt, sondern Schönheit war. Aber die Dunkle war esleid, so zu sein wie sie. Sie wussten nichts von der Welt und die Welt wusste nichts vonihnen. Unsterbliches Leben, verschwendet darauf, ihr eigenes Spiegelbild in einem Seezu betrachten und ab und zu ein Menschenherz zu brechen. Sie waren nutzlos wieBlüten ohne Pollen, tot trotz ihrer Unsterblichkeit, verloren in dem Käfig, den sie <strong>aus</strong>Verachtung gebaut hatten, Verachtung für alles, was anders war als sie.Ja. Sie verließ ihre Schwestern, die Insel und den See, um ihn zu finden. Sie war dieErste, die fortging, seit unzähligen Jahren die Erste.Die Träume zeigten ihr, wo sie ihn finden würde. Die blutige Erde, die schmutzigenZelte, die Felder, die mit Gefallenen bedeckt waren, als hätte ein Bauer tote Körper gesät.Der Jaspisgoyl stellte sich ihr in den Weg. Hentzau. Er hasste sie vom ersten Augenblickan so sehr, wie Kami’en sie lieben würde. Der Jaspishund wusste sofort, wassie war. Fee. Seine Furcht machte ihn fast so schwach wie sein Hass. Sie schritt durchihn hindurch wie Wasser durch porösen Stein - und wusste danach alles über ihn.Der Mond stand über den Toten und sie hielt alles immer noch für ein Spiel.Kami’en war allein.Er wandte sich um, als sie in sein Zelt trat.Sein <strong>Gesicht</strong> war ihr fast so vertraut wie das eigene, doch er sah sie zum ersten Mal.Sie hatte ihn nicht in seinen Träumen besucht, obwohl er in ihren war. Sie hatte vor ihmstehen wollen, wenn er sich in der Begierde verlor, mit der ihre Schönheit sie alleumsponn.Und sie sah es.Sah alles in seinen goldenen Augen.Aber dann war sie es, die sich verlor. In der Ungezähmtheit seines Herzens. SeinerStärke. Dem Echo des eigenen Hungers nach mehr, immer mehr.Er war <strong>Feuer</strong>, das auf dem Wasser brannte.Und das Spiel war verloren.Zum ersten Mal.© Cornelia Funke | Dressler Verlag GmbH 2012 | www.funke-reckless.de Illustration: Marion Hirsch/Dressler Verlag

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