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Merkas Ruchani, Ausgabe 22, Chanukka 5767 (1 MB) - Misrachi ...

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Nummer <strong>22</strong>, November 2006 P.b.b. Verlagspostamt 1010 Wien - Erscheinungsort Wien Kislew <strong>5767</strong>M I S R A C H IM E R K A S R U C H A N IZeitschrift der <strong>Misrachi</strong> Österreich<strong>Chanukka</strong> <strong>5767</strong>Dwar Tora von Rav PardessSeite 2Prof. Aumann - Leben und WerkSeite 4Interview mit Prof. AumannSeite 6Religion und Wissenschaft<strong>Chanukka</strong><strong>Misrachi</strong>-NewsflashSeite 9Seite 12Seite 14Jahrestag des Teilungsbeschlussesüber PalästinaSeite 15P.b.b. Erscheinungsort Wien, Verlagspostamt 1010 WienZulassungsnummer: 01Z024527VEigentümer, Herausgeber und Verleger: <strong>Misrachi</strong>, Wien 1, Judenplatz 8ZVR-Zahl: 241372420; Verantwortliche Redakteure: Norbert Gang und Oliver Kratz,Grafik & Layout: Oliver KratzProf. Robert Israel AumannNobelpreisträger für Wirtschaftswissenschaften 200526. September 2006: Vortrag in der <strong>Misrachi</strong>


Seite 2<strong>Chanukka</strong>von Rav Joseph Pardess, Rabbiner der<strong>Misrachi</strong> Wien"Und es haben kundige Weise dann zumDank mit Liederpreise acht der Tage drobgeweiht". Bnei bina, Jemei schmona,kawu schir urenanim…Dies ist ein Abschnitt aus dem Lied "Maos Zur ", welcheswir zu <strong>Chanukka</strong> zur Erinnerung an die Errettung vomJoch der Hellenisten, der griechischen Besatzer, singen.Wir wollen die Worte verstehen:Wir wissen, dass sich das jüdische Volk in Erez Israelunter der Herrschaft der Hellenisten in Gruppen teilte: dieAssimilanten, die sich der hellenistischen Kultur anpassten;die Saduzäer, die die mündliche Lehre nicht anerkannten;und die Peruschim (Pharisäer), die der Tora undden Mizwot treu blieben. Diese Gruppe war die kleinste.Dieser Gruppe mit Matitjahu und Jehuda an der Spitzeverhalf der Ewige zum Sieg gegen das hellenistischeImperium: "... liefertest Starke in die Hand vonSchwachen, Viele in die Hand Weniger, ... und Übermütigein die Hand derer, die in Deinem Gesetze leben".Nun wird der Vers aus dem "Maos Zur" verständlich:"kundige Weise" - das sind die Weisen der Tora. ImVerdienst dieser Weisen wird die Tora an die nächstenGenerationen übermittelt. Im Verdienst dieser Weisen feiernwir diese 8 Tage und dürfen den Ewigen preisen für"Deine Wunderzeichen und Deine Rettung."Es gibt aber noch eine weitere Erklärung unserer Frage:Bekannt ist die Frage von Rav Josef Karo, weshalb<strong>Chanukka</strong> acht Tage gefeiert wird, währte doch dasWunder nur sieben Tage, denn das Öl hätte natürlicherweisefür einen Tag gereicht.Eine der bekannten Antworten ist, dass das Wunder desersten Tages sei, dass überhaupt ein Krug reines Öl mitdem Siegel des Hohepriesters gefunden wurde. DasWunder der folgenden sieben Tage war dann, dass das Ölsieben Tage länger reichte als erwartet.Der Nachmanides (Ramban) erklärt am Ende desWochenabschnitts "Bo", dass dem Menschen täglichWunder geschehen. Er identifiziert sie aber nicht als solche,weil sie in verdeckter Form geschehen. Es scheintdem Menschen, dass sich Dinge "zufällig" ereignen.Offensichtliche Wunder hingegen werden von denMenschen erkannt. Diese offensichtlichen Wunder helfendem Menschen, die "verdeckten" Wunder zu erkennen.Die 8 Tage <strong>Chanukka</strong> symbolisieren zwei Wunder: 1. dasverdeckte Wunder - denn man kann sich vorstellen, "zufällig"einen Krug reinen Öls zu finden.2. das offensichtliche Wunder, das des Sieges "derWenigen über die Vielen", das des Sieges "der Schwachenüber die Starken". Und wer dies versteht, entdeckt auf demWeg des zweiten, des offensichtlichen Wunders, dass auchdas Auffinden des Krugs ein Wunder ist.Dies ist die Aussage des Verses "Bnei bina" (kundigeWeise). Die "kundigen Weisen" verstehen, dass "die achtTage" beide Wunder symbolisieren.Hoffen und beten wir, dass so wie der Ewige unserenVätern Wunder tat, er auch uns in unserer Zeit Wunder tunwird!Tachles-Seminare - bereits 11 Folgen auf Audio-CDerhältlichDie <strong>Misrachi</strong> Wien hat von 2002 bis 2005 unter derLeitung von Rav Pardess zahlreiche "Tachles-Seminare" veranstaltet, die viele Männer und Frauenaus allen Richtungen unserer Gemeinde zum gemeinsamenLernen und Diskutieren vereint haben.In den Seminaren wurden aktuelle religionsphilosophischeFragen thematisiert und häufige Argumente, die dieZeitgemäßheit der jüdischen Religion in Frage stellen,offen diskutiert und beantwortet. Jedem Vortrag folgtejeweils eine Publikumsdiskussion.Die ersten elf Folgen sind bereits auf Audio-CD zumPreis von € 13 pro Doppel-CD erhältlich.Auf den CDs sind jeweils der gesamte Vortrag und dieanschließende Diskussion enthalten. Bisher erhältlichsind:- Die Welterschaffung- Jeschiwa-Schüler in Israel: Parasiten?- Umgang mit Mitmenschen- Abtreibung und Sterbehilfe- Übertritt zum Judentum- Judentum reformieren?- Wo war G'tt in der Schoa I- Wo war G'tt in der Schoa II- Träume- Laschon Hara- Toleranz im JudentumAuf der Website der <strong>Misrachi</strong>, www.misrachi.at, könnendetaillierte Inhaltsangaben aller Folgen, sowieHörproben abgerufen werden. Auch die Online-Bestellung der CDs ist möglich.<strong>Misrachi</strong> - <strong>Merkas</strong> <strong>Ruchani</strong>, <strong>Ausgabe</strong> <strong>22</strong>, November 2006, Kislew <strong>5767</strong>


Nobelpreisträger Prof. Robert IsraelAumann auf Einladung der<strong>Misrachi</strong> zu Besuch in WienIm Dezember 2005 wurde Robert IsraelAumann von der schwedischen Akedemieder Wissenschaften der Nobel-Seite 4 Gedächtnispreis für Wirtschaftswissenschaftenverliehen. Nun ist er am26. November 2006 auf Einladung der <strong>Misrachi</strong> zu Besuchin Wien. (siehe dazu die Ankündigung auf der vorherigenSeite.) Wir haben uns das zum Anlass genommen, umLeben und Werk dieses beeindruckenden religiösenWissenschafters vorzustellen.Prof. Aumann - sein LebenEs ist für ihn nichts Besonderes, ein religiöser Jude undgleichzeitig ein begeisterter Wissenschafter zu sein. Ersieht in der Wissenschaft eine der Möglichkeiten, dasZusammenleben mit seinen Mitmenschen und dasVerhalten G´tt gegenüber zu erklären und in der Religioneine andere, die aber in keinerlei Widerspruch zueinanderstehen.Als der jüngere von zwei Buben wurde er 1930 inFrankfurt/Main in Deutschland in eine orthodox-jüdischeFamilie geboren. Der Vater war Großhandels-Textil-Kaufmann. Die Mutter stammte aus London und wargebildet, sportlich und musisch begabt; sie vermittelteihren Söhnen ihre Liebe zu Natur, Musik und Literatur.1938 gelang es der Familie, aus Deutschland zu flüchtenund in die USA auszuwandern.In New York besuchte er eine Jeschiwa-Schule, dann einCollege (Mathematik). Seinem Doktoratsstudium am MIT(Massachusetts Institute of Technology) in Boston folgteeine Post-doc-Stelle in Princeton, New Jersey.1956 schließlich erfüllte er sich seinen lange gehegtenTraum und wählte aus mehreren Angeboten dasjenige derHebrew University in Jerusalem, um von da an in Israelleben zu können.Prof. Aumann beim Rafting mit einem Teil seiner FamilieBei seiner Alija war ernicht mehr alleine.Das israelischeMädchen EstherSchlesinger, in die ersich in den USA verliebtund die er 1955geheiratet hatte, wareine ausgebildeteKünstlerin aus ebenfallsorthodoxemHaus. Sie schenkteihm 5 Kinder. Heutebereichern zahlreicheEnkel und auch schonzwei Urenkel seinProf. Aumann und König Carl Gustafvon Schweden bei der Nobelpreis-VerleihungLeben; er liebt esbesonders, mit ihnenKlettern und Schi fahrenzu gehen. Auch kochen gehört zu seinen Hobbys.Der älteste Sohn Schlomo fiel 1982 im Libanon, 1998 verlorer seine Frau an den Krebs.2005 heiratete er ihre verwitwete Schwester.Den Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften 2005erhielt er für seine Arbeit auf dem Gebiet der Spieltheorie.Wir gratulieren ihm recht herzlich und sind besondersstolz auf ihn, da er so selbstverständlich und anschaulichdiejenigen Werte vertritt, die auch die <strong>Misrachi</strong> und ihreJugendbewegung Bnei Akiva auf ihre Fahnen geheftethaben: Tora weAwoda (lernen und arbeiten)!Krieg und FriedenEin wichtiges Betätigungsfeld von Prof. Aumann sind die“wiederholten Spiele” und ihre Erkenntnisse für Politikund Wirtschaft. Laut Prof. Aumann kann es sein, dass manFrieden nie erreichen wird, wenn man ihn sofort erlangenmöchte. Wenn man allerdings die Zeit hat, zu warten, kannsich der Frieden auch sofort einstellen.Die Spieltheorie ist ein Teilgebiet der Mathematik, dassich mit der Untersuchung von Strategien inGesellschaftsspielen beschäftigt.Da viele Verhaltensweisen im täglichen Leben durchebensolche Strategien geprägt sind, wird die Spieltheorievor allem in der Wirtschafts- und Politikwissenschaft, inder Soziologie und in der Psychologie angewendet.Das Verständnis der Gründe, die zu Kriegen führen können,ist laut Professor Aumann eine Wissenschaft, dieletztendlich zu Frieden führen kann. Mit seinem Modellder "wiederholten Spiele" hat er diese Gründe analysiert.1<strong>Misrachi</strong> - <strong>Merkas</strong> <strong>Ruchani</strong>, <strong>Ausgabe</strong> <strong>22</strong>, November 2006, Kislew <strong>5767</strong>


In einer Situation, die nur einmal vorkommt, verhaltensich Menschen anders, als in wiederkehrendenSituationen. Viele Beziehungen im täglichen Leben verlaufenwie wiederholte Spiele, wie z.B. die Beziehungzwischen Eltern und ihren Kindern oder einem Kaufmannund seinem Kunden.Wiederholung ermöglicht ZusammenarbeitDie Theorie der wiederholten Spiele erklärt Phänomenewie Zusammenarbeit, Vertrauen, Drohung und Rache.Ein Kaufmann, der seinen Kunden betrügt, erzielt damitkurzfristig einen hohen Profit, aber er wird nicht lange mitdiesem im Geschäft bleiben. Die gewünschteWiederholung der Geschäftsbeziehungen übt eineKontroll-Funktion über sein Verhalten aus.Wenn der Kunde - trotz wiederholter schlechterErfahrungen - nicht mit Bestrafung (z.B. durch Abbruchder geschäftlichen Beziehungen) reagiert, wird er dafür(für das Nicht-Bestrafen) vom Kaufmann bestraft. UnsereGesellschaft wird von vielen solchen Spielregeln zusammengehalten.Wie kann man Krieg verhindern?In einer wiederkehrenden Situation, die Zusammenarbeiterzeugen soll, dürfen die Beteiligten nicht zu versessenauf sofortige Resultate sein, sagt Professor Aumann. Eineder paradoxen Einsichten der Spieltheorie und derWissenschaft ist die Tatsache, dass die Gegenwart nicht zuwichtig genommen werden darf.Die Analyse wiederkehrender Spiele hilft beimVerständnis der Hintergründe/Ursachen von Kriegen undanderen Konflikten.Laut Prof. Aumann kann es sein, dass man Frieden nieerreichen wird, wenn man ihn sofort erlangen möchte.Wenn man allerdings die Zeit hat, zu warten, kann sich derFrieden auch sofort einstellen. Er vergleicht das Erstrebeneines sofortigen Friedens mit dem Kaufmann, der zuschnell viel Geld verdienen möchte und dabei die negativeReaktion des Kunden in Kauf nimmt.Er schließt seine Abhandlung mit Wortendes Propheten Jesaja (2, 2-4):Und es wird geschehen (…) viele Völkerwerden hingehen und sagen: Kommt,lasst uns hinaufziehen zum Berg desHerrn, (…) dass er uns auf Grund seiner Seite 5Wege belehre und wir auf seinen Pfaden gehen! (…) Under wird richten zwischen den Nationen und für vieleVölker Recht sprechen. Dann werden sie ihre Schwerter zuPflugscharen umschmieden und ihre Speere zuWinzermessern. Nicht [mehr] wird Nation gegen Nationdas Schwert erheben, und sie werden den Krieg nichtmehr lernen.Jesaja sagt, dass die Nationen ihre Schwerter zuPflugscharen umschmieden können, wenn es eine zentraleRegierung gibt - einen Herrn, der von allen anerkanntwird. Wenn es keinen solchen gibt, kann man möglicherweiseFrieden haben - nicht mehr wird Nation gegenNation das Schwert erheben. Aber die Schwerter muss esweiter geben - sie können nicht zu Pflugscharengeschmiedet werden - und die Nationen müssen weiterKrieg lernen, um nicht zu kämpfen.1 Rede anlässlich der Verleihung des Nobel-Gedächtnispreises am 8.Dezember 2005 in StockholmAngenommen, ein Staat will die Steuereinnahmen vermehren,so muss er wohl die Steuersätze erhöhen? Mankönnte sie auch senken, um den Menschen längerfristigAnreize zu geben, zu arbeiten, um die Wirtschaft anzukurbeln,usw.Wie verhindert man Krieg? Soll man das Rüstungsniveausenken, abrüsten? Im Gegenteil: In den langen Jahren desKalten Krieges zwischen den USA und der Sowjetunion,war die hochgradige Bewaffnung das, was den heißenKrieg verhindert hat. Die Abrüstung hätte unweigerlich zuKrieg geführt.<strong>Misrachi</strong> - <strong>Merkas</strong> <strong>Ruchani</strong>, <strong>Ausgabe</strong> <strong>22</strong>, November 2006, Kislew <strong>5767</strong>


Interview mit Prof. RobertAumannSie wurden in Deutschland geboren.Wie haben Sie ihre Kindheit erlebt?Wann mussten Sie auswandern?Ich bin in Frankfurt am Main geborenund musste mit meiner Familie im AlterSeite 6 von 8 Jahren, im Jahr 1938, kurz vor derKristallnacht, Deutschland verlassen. Damals ging esnoch; es war Zeit Deutschland zu verlassen. Wir gingen indie Vereinigten Staaten, dort verbrachte ich meineKindheit und Jugend.Was war Ihr Umfeld in Deutschland? Was war Ihr religiöserBackground?Meine Familie war seit Generationen eine deutsche orthodoxeFamilie. Auch nach unserer Flucht nach New York,als meine Eltern finanziell eine harte Zeit durchmachten,ermöglichten sie mir eine ausgezeichnete weltliche undjüdische Bildung.Was waren IhreEindrücke, als Sie mit8 Jahren ihre Heimatverlassen mussten?Als kleines Kind fragtman nicht viel, wenneinem die Eltern etwassagen. Deswegen habeich unsere Emigrationaus Deutschland alsgegeben angenommenund habe mich nichtviel damit beschäftigt,ob mich das glücklichmacht oder nicht.Wann haben Sie Alija nach Israel gemacht? Waswaren die Gründe dafür?Schon seit der israelischen Staatsgründung 1948 habe ichmit dem Gedanken gespielt, Alija zu machen. Tatsächlichbin ich erst im Jahr 1956, mit 26 Jahren, nach Israelgegangen. Ich habe mich damals dazu entschieden, imjüdischen Staat leben zu wollen, nachdem ich ein Angebotin den USA und eines von der Hebrew University bekam.Wurden Sie im Elternhaus auch zionistisch erzogenoder kam das aus eigener Initiative?Das orthodoxe Judentum in Deutschland war gegen denZionismus eingestellt, da die zionistischen Führer derdamaligen Zeit säkulare Juden waren. Deshalb gab esauch keine zionistische Tradition bei uns. Aber nach demzweiten Weltkrieg und der Schoa, nach der Gründung desStaates, hat sich diese Einstellung geändert, weshalb dannauch meine Familie - mein Bruder schon vor mir, meineMutter ein Jahr nach meiner Frau und mir - nach Israelging.Wann haben Sie begonnen, sich wissenschaftlich zubetätigen? Wie ist Ihre wissenschaftliche Karriere verlaufen?Ich ging mit sechs Jahren zur Schule, immer in jüdischeSchulen. Mein Interesse für Mathematik entdeckte ich inder "Rabbi Jacob Joseph Yeshiva"-Highschool. Ich hattedort einen sehr guten Mathematiklehrer. Danach habe icham City College in New York Mathematik studiert.Gleichzeitig habe ich mich zuerst auch dem Talmud-Studium gewidmet, aber beides zusammen wurde mir zuviel und ich habe mich schweren Herzens für das universitäreStudium entschieden. Dann machte ich meinDoktorat am MIT (Massachusetts Institute ofTechnology). Anschließend ging ich nach Princeton. Dortbegann ich mich auch für die Spieltheorie zu interessieren.Was ist Spieltheorie, das Gebiet, in dem Sie mit einemNobelpreis ausgezeichnet wurden, eigentlich? KönnenSie uns dafür ein einfaches Beispiel geben?Die Spieltheorie befasst sich mit Modellen, in denen mehrereParteien involviert sind; jede versucht, ihr jeweiligesZiel zu erreichen, wobei sich die Ziele unterscheiden.Gute Beispiele dafür sind Schach, Dame oder andereSpiele, bei denen die Spieler jede Runde aufs neueEntscheidungen treffen müssen, und dabei auch eventuelleEntscheidungen der Gegner bedenken müssen.Aber nicht nur bei Gesellschaftsspielen gibt es derartigeModelle, sondern auch in Geschäftsverhandlungen in derWirtschaft, bei Koalitionsverhandlungen in der Politik, inder Natur, und es lassen sich noch viele Beispiele geben.Ich habe eine Arbeit von Ihnen über Spieltheorie imTalmud gesehen.Ich habe mehrere Arbeiten zu diesem Thema geschrieben.Der Talmud ist ja unter anderem ein Gesetzbuch, in demviel über Meinungsverschiedenheiten zwischen zweiSeiten gesprochen wird, und Lösungen dazu gefundenwerden. Das ist einGebiet, mit dem sichauch die Spieltheoriebefassen kann.Seit wann wird dieSpieltheorie wissenschaftlichbehandelt?Die Forschung auf diesemGebiet hat in den20er-Jahren des vergangenenJahrhundertsbegonnen. 1944erschien dann dieArbeit "Spieltheorieund wirtschaftlichesVerhalten" desMathematikers Johnvon Neumann und des Wirtschaftswissenschafters OskarMorgenstern. Dies war die erste wichtige Publikation indiesem Bereich.<strong>Misrachi</strong> - <strong>Merkas</strong> <strong>Ruchani</strong>, <strong>Ausgabe</strong> <strong>22</strong>, November 2006, Kislew <strong>5767</strong>


Wie kann es dann sein, dass im Talmud, der lange vorden 20er-Jahren geschrieben wurde, Probleme derSpieltheorie enthalten sind?Im Talmud geht es zum Teil um Wirtschaft. Dabei kommenProblemstellungen vor, die schon tausende Jahre altsind, aber zum Teil eben erst seit 90 Jahren erklärt oderanalysiert werden können. Genauso wie ja auch Physikermit neuen Theorien lange zurückliegende Dinge erklärenkönnen.Sie erhielten den Nobelpreis weil Sie, laut der schwedischenAkademie der Wissenschaften, "durch spieltheoretischeAnalysen unser Verständnisvon Konflikt und Kooperation vorangebracht"haben. Ihre Nobelpreisredehielten Sie zum Thema "Krieg undFrieden". Eine These darin ist, dassAufrüstung zum Frieden, undAbrüsten zu Krieg führen kann.Können Sie erklären, wie das zu verstehenist?Seite 7Nun, es ist eigentlich sehr einfach undlogisch: Wenn man keine Waffen besitzt, macht einen dasangreifbarer. Aufrüsten, wie es im Kalten Krieg geschehenist, kann zu einem Waffenstillstand und so zu Frieden führen.Zu Ergebnissen in diesem Bereich bin ich mit Hilfe der sogenannten "wiederholten Spiele" gekommen, dies sindSituationen, in denen Spieler immer und immer wieder aufdie gleiche Situation treffen.Haben Juden eine andere Art, an wissenschaftlicheFragestellungen heranzugehen?Führt das Lernen jüdischer Quellen, z.B. des Talmudzu einem anderen Denken?Ich glaube nicht. Juden lernen, denken über Problemenach, aber nicht speziell anders als andere. Im Laufe derZeit war und ist aber sicher bei Juden die Wertschätzungfürs Studieren und für Gelehrte höher.Ist das Forschen in Israel anders als in anderenLändern?Nein, nicht wirklich. Israel ist sicher ein Teil des wissenschaftlichentwickelteren Teils der Erde, aber ich sehe hierkeine großen Unterschiede. Es gibt auch gute Kontaktezur restlichen akademischen Welt.Inwiefern steht Ihre persönliche Geschichte imZusammenhang mit Ihrer Forschung?Ich kann diese Frage nicht wirklich beantworten. Alleswas man tut und erlebt, beeinflusst natürlich die Karriere.Niemand kann wissen, was passiert wäre, wenn eine derEtappen in meinem Leben anders verlaufen wäre.Sie sind einerseits Wissenschafter, andererseits aberauch religiöser Jude. Wir wissen, dass die Wissenschaftmanchmal den Ansichten der jüdischen Religionwiderspricht.Man kann doch zum Beispiel nicht gleichzeitig glauben,dass die Welt mehrere Millionen Jahre alt ist, wiedie Wissenschaft sagt, und andererseits vor <strong>5767</strong>Jahren erschaffen wurde.Bevor ich darauf antworte, muss ich vorausschicken, dassdie wissenschaftliche Sichtweise in Wirklichkeit nur inunseren Köpfen besteht. Wenn man es sich genauanschaut, ist es nicht etwas, das in der echten Welt dadraußen ist. Zum Beispiel, nehmen Sie das Statement "DieErde ist rund." Das klingt nach einer einfachen Aussage,die entweder wahr oder falsch ist. Rundheit bedeutet, dasses einen "Mittelpunkt" gibt, von dem aus alle Punkte ander Erdoberfläche gleich weit entfernt sind. Das klingtschon ein bisschen komplex, aber die Komplexizitätbeginnt hier erst. Was genau ist eine "gleicheEntfernung"? Dazu braucht man das Konzept einer"Distanz zwischen zwei Punkten". Schon bei einem kleinenGegenstand bedarf es dazu des Vermessens mittelseines Lineals. Aber bei etwas so großem wie der Erde könnenwir aus verschiedenen Gründen die Distanz nicht miteinem Lineal abmessen. Deswegen braucht man komplexeTheorien, um der Aussage "Die Erde ist rund" eineBedeutung zu geben.Verstehen Sie mich nicht falsch: Wir sind uns einig, dassdie Erde rund ist. Aber die Rundheit der Erde ist einKonzept in unseren Köpfen. Sie ist ein Produkt einer ganzenReihe von komplexen Ideen, und Ideen sind in denKöpfen der Menschen. Deswegen sind die Wissenschaft,<strong>Misrachi</strong> - <strong>Merkas</strong> <strong>Ruchani</strong>, <strong>Ausgabe</strong> <strong>22</strong>, November 2006, Kislew <strong>5767</strong>


und auch sehr einfache Dinge, meinerAnsicht nach in den Köpfen. Umso mehrDinge wie Erdanziehung oder der Begriff"Spezies". Wir sind beide Angehörige derSpezies "homo sapiens", aber was bedeutetdas? Was bedeutet es zu sagen: RobertAumann sitzt hier. Ist das überhaupt derselbeRobert Aumann wie vor fünfSeite 8 Minuten? Das sind alles sehr komplexeKonzepte in unseren Köpfen. Das istnicht wirklich da draußen. Wissenschaft dient dazu,bestimmte Bedürfnisse unseres Verstandes zu befriedigen.Es gibt ein Verhältnis zur realen Welt. Aber es ist sehrkomplex.Mit dieser Vorbemerkung kann ich Ihre Frage beantworten:Religion unterscheidet sich sehr stark von derWissenschaft. Die Hauptsache der Religion ist es nicht,wie wir die Welt beschreiben oder formen. Religion isteine Erfahrung - hauptsächlich eine emotionelle undästhetische. Es geht nicht darum, ob die Welt <strong>5767</strong> Jahrealt ist. Wenn man Klavier spielt, klettert, widerspricht dasden eigenen wissenschaftlichen Bemühungen? Natürlichnicht. Die zwei Dinge bestehen nebeneinander. Wandern,Ski fahren, Tanzen, Kinder aufziehen: Man tut allesMögliche, das neben den wissenschaftlichen Bemühungensteht. So ist es auch mit der Religion. Es widerspricht sichnicht; es besteht nebeneinander. Glaube ist sicherlich einwichtiger Teil der Religion. Aber in der Wissenschafthaben wir bestimmte Arten, die Welt zu sehen, und in derReligion haben wir andere. Diese beiden Sachen existierenSeite an Seite ohne Konflikt.Fühlen Sie sich in der wissenschaftlichenGemeinschaft und von der Weltöffentlichkeit als religiöserjüdischer Wissenschafter voll akzeptiert? Oderbemerken Sie gewisse Vorbehalte?Ich werde akzeptiert wie jeder andere auch.Ich habe Ihre Rede anlässlich derNobelpreisverleihung gelesen. Sie schließen dabei miteinem Bibelzitat ab. Auch in ihren anderen Arbeitenfindet man oft Bibel- und Talmudzitate, was für wissenschaftlicheArbeiten nicht üblich ist. Wie reagiertdie wissenschaftliche Welt darauf?Es gibt auch hier keine Probleme. Es wird akzeptiert.Ich habe im Internet Online-Petitionen gegen dieVerleihung des Nobelpreises an Sie gelesen. Diese werdenmit Ihrer Haltung zum Nahostkonflikt begründet.Hat Sie das beunruhigt?Das hatte für mich keine Bedeutung; ich habe es komplettignoriert. Das kam von einigen kleineren Gruppierungenund war für mich vollkommen irrelevant.Ich danke Ihnen für das Interview!Das Interview führte Zwicky Kratz für die <strong>Misrachi</strong>.<strong>Misrachi</strong> - <strong>Merkas</strong> <strong>Ruchani</strong>, <strong>Ausgabe</strong> <strong>22</strong>, November 2006, Kislew <strong>5767</strong>


Religion und WissenschaftImmer, wenn von religiösen Juden die Rede ist, die sichwissenschaftlich betätigen, taucht früher oder später dieFrage auf, wie sich denn eine religiöse Einstellung und einreligiöser Lebenswandel mit wissenschaftlichenAnsichten vereinbaren lassen. Nachdem Prof. Aumann aufdiese Frage eingegangen ist, möchten wir Ihnen noch zweiweitere Sichtweisen zu dieser Thematik vorstellen:Wissenschaft und Glaubevon Rav Joseph Pardess, Rabbiner der <strong>Misrachi</strong> WienUnsere Weisen sagen, dass der Ewige die Welt aufGrundlage der Tora erschaffen hat: "Istakel be'Orajitauwara alma."Das bedeutet, dass alle Grundlagen dieser Welt and alles,was es in dieser Welt gibt, in der Tora zu finden ist. ZumTeil lässt sich dies aus den Sätzen der Tora herauslesen,zum Teil folgen wir dabei der Kabbala.Deswegen kommt König Salomon zu Beginn des BuchesKohelet zur Feststellung:"Es gibt nichts Neues unter der Sonne" - denn alles istschon in der Tora vorkonzipiert.Da die gesamte Natur in der Tora wurzelt, kann es keinenWiderspruch zwischen der Wissenschaft und der Torageben.Noch ein Gesichtspunkt soll hier betont werden: Es gibtkeine Verbindung zwischen der Wissenschaft und derPhilosophie.Die Wissenschaft untersucht die vorhandenen Phänomeneder Natur und versucht, sie zu definieren. Im philosophischenBereich hat ein Wissenschafter jedoch keine spezifischeAutorität festzustellen, wer die Welt erschaffen hat,wie die Welt erschaffen wurde, ob es einen Schöpfer derWelt gibt oder nicht.Der Philosoph ist es, der sich mit diesen Fragen auseinandersetzt. Diesbezüglich sagt König David in Tehilim(Psalmen, 9,2):Die Himmel erzählen die Herrlichkeit Gottes, und dasHimmelsgewölbe verkündet seiner Hände Werk.So sagt auch der Prophet Jeschajahu (40, 26):Hebt zur Höhe eure Augen [empor] undseht: Wer hat diese [da] geschaffen?Durch das Sehen der Wunder derSchöpfung kommt der Mensch zumGlauben an den Schöpfer der Welt.Und deswegen stellt sich die Frage,wieso Menschen, die die Natur betrachten,nicht zu diesem Schluss kommen? Seite 9Zu diesem Thema schreibt der "Chason Isch" (RavAwraham Jeschajahu Karelitz s.A.) in seinem Werk"Glaube und Vertrauen":"Wenn der Mensch eine empfindsame Seele hat, frei vonBegierden und sein Auge ist entzückt vom Anblick derHöhe des Himmels und der Tiefe der Erde, sieht er, dassdie Welt vor ihm ein verschlossenes und wunderbaresRätsel ist."Der "Chason Isch" sagt uns damit, dass ein Mensch, derdie Welt objektiv betrachtet, zum Schluss kommen muss,dass die Wunder der Natur auf einen Schöpfer hinweisen,der gebildet hat das Licht und erschaffen die Finsternis,der Frieden stiftet und alles hat erschaffen.Tora und Wissenschaftvon Prof. Meir Bar Ilan, Bar-Ilan-UniversitätDas Wortpaar "Tora und Wissenschaft" dient alsWertepaar, welches gemeinsam eine wesentliche Gruppevon Juden in unserer heutigen Welt charakterisiert. DieBedeutung dieses Wortpaares ist die Verbundenheit zurEinhaltung der Tora auf der einen, und die Verbundenheitmit der Wissenschaft auf der anderen Seite. Diese Juden,es sind dies etwa 20 Prozent aller Juden auf der Welt, wurdenfrüher neo-orthodox genannt. Sie sind auf der einenSeite akademisch gebildet, manchmal auchWissenschafter, und beachten die Gebote der Tora auf deranderen Seite; dies ist eine Kombination, die für viele -Juden und Nichtjuden - undenkbar erscheint. DieseWeltanschauung steht im diametralen Gegensatz zuEinstellungen, die in den letzten Jahrhunderten gewachsensind, die eine Unvereinbarkeit zwischen Religion undWissenschaft sehen; jemand, der einem Wertesystemanhängt, könne nicht dem anderen Wertesystem anhängen.Tatsächlich gilt diese Unvereinbarkeit auch im<strong>Misrachi</strong> - <strong>Merkas</strong> <strong>Ruchani</strong>, <strong>Ausgabe</strong> <strong>22</strong>, November 2006, Kislew <strong>5767</strong>


Christentum und im Islam: ImChristentum verdrängte dieIdentifizierung von Christen mit denErrungenschaften der Wissenschaft unddem wissenschaftlichen Denken dieReligion. In der Welt des Islam ist dasResultat verkehrt: die Verdrängung derWissenschaft durch die Religion.Seite 10Natürlich gibt es Gläubige in beidenReligionen, die beide Wertesysteme gemeinsam festhaltenund schätzen; aber im modernen Judentum ist dies keineAusnahme, sondern die Regel: Tora und Wissenschaft ineinem.Manche sehen in dieser Erscheinung - der Zugehörigkeitzu 2 Wertesystemen unterschiedlichen Ursprungs - einErgebnis der Angleichung der Juden an die anderenVölker, die seit dem Beginn des 19. Jahrhunderts mit derEmanzipation der Juden einhergeht. Jedoch ist dieseErscheinung nicht ein Kennzeichen der Moderne, denntatsächlich ist dies ein altes Phänomen, das seit altenZeiten im Herzen der jüdischen Tradition verwurzelt ist.Viele Juden des Mittelalters zeichneten sich durch einetiefe gleichzeitige Verbindung zu Tora und Wissenschaftaus, meist durch die Verbindung von medizinischem undreligiösem Wissen in einer Person (in der katholischenKirche war dies verboten). Berühmt ist Maimonides(1135-1204), der "Rambam", der nicht nur Arzt, Philosophund Astronom war, sondern religiöser Führer der Juden inÄgypten. Außer ihm gibt es eine große Reihe vonRabbinern, die auch Ärzte waren. Bemerkenswert ist, dasssich ein Teil der Rabbiner auch mit Mathematik undAstronomie befassten, wie zum Beispiel Rav AwrahamIbn Esra (13. Jahrhundert). Rav Saadja Gaon (gestorben942) wird üblicherweise als der Erste angesehen, der inseiner Persönlichkeit Religion und Wissenschaft vereinte:Er war religiöser Führer und Mathematiker,Sprachwissenschafter und Übersetzer. Und es scheint,dass Rav Saadja Gaon dem Weg des im 5. /6. Jahrhundertslebenden Verfassers des "Sefer jezira" (Buch derSchöpfung) gefolgt ist, dessen von Rav Saadja kommentiertesBuch vielen Generationen Quelle des jüdischenmystischen Glaubens gewesen ist, gleichzeitig aber auchvon mathematischen, sprachlichen, astronomischen undastrologischen Fähigkeiten zeugt. Man kann also sagen,dass Maimonides in seiner Betätigung keine Ausnahmeund Rav Saadja nicht der Erste war, der sich sowohl mitTora als auch mit Wissenschaft befasste.Die Weisen des Talmud, die sich durch die religiöse Praxisund durch ihre Ethik auszeichneten, formten die geistigeWelt der Juden während 2000 Jahren.JUDENTUM AUS ERSTER HANDBücher STERN bietet an:Bestände der Buchhandlung CHAJzu extrem reduzierten Preisen!Besuchen Sie unseren Schauraumund wählen Sie in Ruhe aus.1020 Wien, Heinestraße 37 (im Hof)Mo - Fr von 11 bis 16 UhrTerminvereinbarung möglichunter Tel / FAX 2164621JUDENTUM AUS ERSTER HANDSie legten fest, dass bei einer religionsgesetzlichen Fragemedizinischen Charakters die Entscheidung beim Arztliegt, und dokumentierten somit, dass es keinen Konfliktzwischen den beiden Wertesystemen gibt, wenn das einedem anderen in gewissen Situationen das Primat überlässt.Hunderte Jahre davor hatten Juden gelebt, die apokalyptischeTräume hatten und Bücher wie Chanoch verfassten.In diesem Buch sehen wir tiefe Religiosität und auch dieEinbeziehung der Astronomie in die Religion. Die astronomischenBerechnungen in diesem Buch erfahren ihreBestätigung aus religiöser Einsicht; Religion undWissenschaft werden in einem Buch vermengt. Es istunumgänglich, in diesem Buch ein Vorbild der modernenJuden zu sehen, die Schabbateingang und -ausgang nachdem geographischen Standort berechnen. Der Wille G'ttes,so zeigt sich, ist ohne astronomisches und mathematischesWissen nicht umzusetzen.Wissenschaftliche Ideen sind uns auch aus dem T'nachgeläufig, sei es im medizinischen als auch im mathematischenBereich. Im Buch Hiob (Kapitel 38-39) finden wirein tiefes Bekenntnis der religiösen Weisen zuWissenschaft und zur Kenntnis der Natur. Das Verständnisdes Ewigen wird identisch gesehen mit dem Verständnisder Natur und so wird uns die gemeinsame Verbundenheitzu Religion und Wissenschaft vor Augen geführt.Viele Juden haben seit jeher in der Weisheit der Natur undin der Weisheit des Glaubens zwei miteinander verbundeneWeisheiten gesehen und manchmal ist nicht einmaleine Trennung zwischen ihnen zu erkennen.<strong>Misrachi</strong> - <strong>Merkas</strong> <strong>Ruchani</strong>, <strong>Ausgabe</strong> <strong>22</strong>, November 2006, Kislew <strong>5767</strong>


Die <strong>Misrachi</strong> Wien wünscht allen Mitgliedern, Freunden und SympathisantenSeite 11wünschenUniv.-Prof. Dr. Grünberger undFamiliewünschenMario Müller und FamiliewünschtFamilie Janki und MichalGrünbergerwünschenDr. Karin und Dr. Robert Kratz undFamiliewünschtFamilie Schlomo und Renate ErbstwünschenMag. Martin Engelberg und FamilieMISRACHI WELTWEITWORLD MIZRACHI MOVEMENTDie <strong>Misrachi</strong>-Bewegung ist weltweit in 34 Ländern in Europa, Nordamerika, Südamerika, Afrika, Asien undAustralien vertreten. Bei den Wahlen zum 35. Zionistenkongress im Juni 2006 war sie die stärkste zionistischeBewegung in der Diaspora.Argentinien * Australien * Belgien * Brasilien * Chile Dänemark * Deutschland * Frankreich * GriechenlandGroßbritannien * Indien * Italien Kanada * Kolumbien * Kroatien * Mexiko * Neuseeland * NiederlandeNorwegen * Österreich * Panama * Peru * Russland * Schweden * Schweiz * Spanien * Südafrika * TürkeiUngarn * Uruguay USA * Usbekistan * Venezuela * Weißrussland<strong>Misrachi</strong> - <strong>Merkas</strong> <strong>Ruchani</strong>, <strong>Ausgabe</strong> <strong>22</strong>, November 2006, Kislew <strong>5767</strong>


<strong>Chanukka</strong><strong>Chanukka</strong> beginnt am 25. Kislev unddauert 8 Tage. Daher ist der erste Tag<strong>Chanukka</strong> dieses Jahr Schabbat, der 16.Dezember 2006. Die bekannteste Mizwazu <strong>Chanukka</strong> ist das Zünden der Kerzen.Die erste Kerze wird am Vorabend vonSeite 12 <strong>Chanukka</strong>, diesmal am Erew Schabbat,den 15. Dezember, gezündet.Womit zünden wir <strong>Chanukka</strong>-Lichter?Idealerweise verwendet man zum Zünden der <strong>Chanukka</strong>-Lichter Olivenöl und einen Baumwolldocht, die eine reineund klare Flamme produzieren. Dies ist auch eineErinnerung an die Menora im Tempel in Jerusalem, diemit Olivenöl gezündet wurde.Es darf aber auch mit gewöhnlichen Kerzen gezündet werden,die in der Handhabung etwas praktischer sind.Auf jeden Fall muss man darauf achten, dass die Flammenmindestens eine halbe Stunde brennen. (AusnahmeSchabbat: siehe unten)Der SchamaschDa wir die <strong>Chanukka</strong>-Kerzen nicht benützen dürfen, undnicht einmal von ihrem Licht profitieren dürfen, wird eineweitere Kerze, der Schamasch (Diener), angezündet, mitdem wir die anderen Kerzen zünden und den wir dannetwas abgesetzt (zum Beispiel erhöht) von den anderenKerzen aufstellen. Die anderen Kerzen sollen aber alle ineiner Höhe in einer Reihe stehen - allerdings nicht zu naheaneinander, damit man sie noch als getrennte Flammenwahrnehmen kann.Wo werden die Kerzen gezündet?Die <strong>Chanukka</strong>-Kerzen sollten entweder in einem Fenster,das auf die Straße gerichtet ist, oder auf der linken Seiteder Türe, gegenüber der Mesusa, gezündet werden.Nachdem Sie gezündet wurden, dürfen sie nicht mehrbewegt werden.Freitag Abend, 15. Dezember, erster <strong>Chanukka</strong>-AbendAm ersten Abend zündet man die<strong>Chanukka</strong>-Kerze dieses Jahr früherals gewöhnlich. Da der erste Tag<strong>Chanukka</strong> ein Schabbat ist, muss mandie Kerze, um den Schabbat nicht zubrechen, schon vor den Schabbat-Kerzen zünden. Bis 15.51 Uhr müssendie <strong>Chanukka</strong>-Kerze und dieSchabbat-Kerzen gezündet worden sein. Zu beachten ist,dass die Kerze dick genug sein muss, damit sie bis etwa17.15 Uhr brennt!Es werden folgende drei Brachot (Segensprüche) gesagt,die man im Siddur findet: "lehadlik Ner shel <strong>Chanukka</strong>","sche assa nissim la'awotenu" und "schehechejanu". Dannzündet man die Kerze an und sagt oder singt "HanerotHalalu".Nach Möglichkeit sollte der ganze Haushalt beim Zündender Kerzen anwesend sein, um das Wunder zu verbreiten.("Pirsum Haness", "Das Wunder öffentlich verbreiten")Wie werden die Kerzen gezündet?Jeden Abend kommt eine Kerze dazu,bis am achten Abend acht Kerzengezündet werden. Am ersten Abendwird die Kerze an der am weitestenrechts stehenden Halterung derChannukia gezündet. Am zweitenAbend werden dann die beiden amweitesten rechts stehenden Kerzen gezündet, wobei mitder linken, also der neu hinzugekommenen Kerze begonnenwird. Danach wird jeden Abend immer die neuesteKerze links neben die bereits am letzten Tag gezündetengestellt, und die neueste jeweils zuerst gezündet.Ab dem zweiten Tag werden nur mehr die beiden erstenBrachot vor dem Zünden gesagt, "schehechejanu" wirdnicht mehr gesprochen, außer man hat am ersten Abendvergessen zu zünden; dann sagt man "schehechejanu"beim ersten Mal Kerzen zünden.Am ersten Abend werden die Kerzen dieses Jahr vor denSchabbat-Kerzen gezündet. Am zweiten Abend (MozzeSchabbat) werden die Kerzen zu Hause nach der Hawdalagezündet.An den weiteren Abenden werden die Kerzen beimErscheinen der Sterne gezündet, dieses Jahr ca. ab 17 Uhr.Am letzten Abend werden die Kerzenwieder vor den Schabbat-Kerzengezündet, um den Schabbat nicht zubrechen.Normalerweise müssen die Kerzeneine halbe Stunde leuchten, amFreitag Abend ist allerdings darauf zuachten, dass sie mindestens bis ca.17.15 brennen. Deshalb ist darauf zu achten, größereKerzen bzw. mehr Öl zu verwenden, als an den anderenTagen.Weitere Besonderheiten zu <strong>Chanukka</strong>* Jeden Tag zu <strong>Chanukka</strong> wird Hallel nachSchacharit gesagt.* "Al Hanissim" wird bei der "Schmone Esre"und bei "Birkat Hamason" (Tischgebet) eingfügt.* Im Beit Knesset wird jeden Tag ein Stück ausder Tora über die Einweihung des Stiftszelts inder Wüste gelesen.* Da das Wunder von <strong>Chanukka</strong> durch eine Frau(Jehudit, die Tochter des Hohepriesters) eingeleitetwurde, ist es Brauch, dass Frauen keineHausarbeiten verrichten, solange die Kerzenbrennen.<strong>Misrachi</strong> - <strong>Merkas</strong> <strong>Ruchani</strong>, <strong>Ausgabe</strong> <strong>22</strong>, November 2006, Kislew <strong>5767</strong>


<strong>Misrachi</strong>-NewsflashSeite 14Dieses Jahr stand zu den Hohen Feiertagen eineprofessionelle Kindergärtnerin, sowie ausreichendSpielzeug für unsere jüngsten Chawerim zurVerfügung.***Auch dieses Jahr versorgte die <strong>Misrachi</strong> ihreChawerim, sowie alle InteressiertenGemeindemitglieder, mit Arba Minim für Sukkot. DieNachfrage überstieg bei weitem das Angebot.***Das mittlerweile schon traditionelle "Frühstück in derSukka" war auch heuer wieder ein großer Erfolg.Jeden Tag nahmen viele Chawerim daran teil.***Zu Simchat Tora tanzten die Chawerim der <strong>Misrachi</strong>gemeinsam mit Gästen aus der ganzen Gemeinde imBeit Knesset der <strong>Misrachi</strong> die Hakafot. Die Kindererhielten am Abend Geschenke.***Das Talmud-Tora-Lernjahr ist gut angelaufen. EinEinstieg ist ab Jänner möglich. Details & Auskünftebei Herrn Raizmann (0699/10586947).Gmara - Chumasch - Jüdische Geschichte - GebeteIwrit - Bar-Mizwa-Vorbereitung - Schulchan Aruch***Aufnahme in Schiurim von Rav Pardess auf Anfrage(0699-1020 6021).Über Zeiten und Themen, sowie weitere Schiuriminformiert auch der E-Mail-Newsletter, zu abonnierenunter info@misrachi.at.***Eine Datei der Jahrzeiten ist im Aufbau. Wer interessiertist, an die Jahrzeiten nach seinen Eltern erinnertzu werden, kann seine Daten an info@misrachi.atbekanntgeben.Daleno Handelsges.m.b.h.Nechemja und Eva Gangwünschen <strong>Chanukka</strong> SameachTel: +43/1/214 80 11Glockengasse 1/2 Fax: +43/1/21480101020 Wien, Austria e-mail: office@daleno.at<strong>Misrachi</strong> - <strong>Merkas</strong> <strong>Ruchani</strong>, <strong>Ausgabe</strong> <strong>22</strong>, November 2006, Kislew <strong>5767</strong>


29. November 2006 - der Jahrestag desTeilungsbeschlusses über PalästinaAm 29. November 1947 wurde der UN-Teilungsplan fürPalästina von der UN-Vollversammlung als Resolution181 beschlossen. Er beinhaltete die Teilung des Gebietesdes Britischen Mandats in Palästina in einen jüdischenund einen palästinensischen Staat und sah vor, denGroßraum Jerusalem (einschließlich Betlehems) unterinternationale Kontrolle zu stellen.Die Resolution, die mit 33 zu 13 Stimmen bei 10Enthaltungen angenommen wurde, ist von den Juden inPalästina größtenteils akzeptiert worden, von den Arabernin Palästina und den arabischen Staaten wurde sie abgelehnt.Neben der generellen Ablehnung eines jüdischenStaates geschah dies mit der Begründung, der Plan verletztedie Rechte der Mehrheitsbevölkerung in Palästina,da damals nur ein Drittel der Bevölkerung Juden waren.Der Plan im EinzelnenJerusalem und Betlehem sollten wegen der wichtigen religiösenStätten international verwaltet werden. Das restlicheGebiet sollte in zwei Staaten geteilt werden, die ineiner Wirtschaftsunion verbunden sind. Beide Staatensollten aus drei größeren zusammenhängenden Teilenbestehen, die über exterritoriale Verbindungsstraßen miteinanderverbunden sein sollten. Der jüdische Staat solltedie Küstenebene von Haifa bis nach Rehovot, den Ostenvon Galiläa und die unfruchtbare Negev-Wüste, einschließlichdes südlichen Außenpostens UmmRascharasch (heute Eilat) enthalten.Der arabische Staat sollte West-Galiläa mit der StadtAkko, das Bergland von Samaria, das Bergland von Judäa,die südliche Küste bis nördlich von Majdal (heuteAschkelon) und einen Wüstenstreifen entlang der ägyptischenGrenze enthalten.Laut diesem Teilungsplan sollte der jüdische Staat 56Prozent des Mandatsgebiets erhalten. In diesem Gebiethätte es 60 Prozent Juden gegeben. Im arabischen Teil hättendagegen nur knapp über ein Prozent Juden gelebt. Inder Internationalen Zone hätte es annähernd gleich vieleJuden und Nichtjuden gegeben.Nachdem es Großbritannien alsMandatsmacht in Palästina nicht gelungenwar, eine Lösung zu finden, diesowohl von Juden als auch Arabernakzeptiert wurde, nahmen sich dieVereinten Nationen des Problems an. Zudiesem Zweck wurde eine UN-Kommission namens UNSCOP eingesetzt,der keine Vertreter der Großmächte Seite 15angehörten, um neutralereEntscheidungen zu ermöglichen.Die UNSCOP verfolgte mehrere Ansätze. Die Bildungeines einzigen Staats, in dem es eine arabische Mehrheitgegeben hätte, zwei vollständig getrennte Staaten und dieTeilung auf Ebene einzelner Städte und Gemeinden wurdenschnell verworfen, da sie nach Ansicht der UNSCOPnicht realisierbar waren. So blieben schließlich noch:* Die Gründung zweier unabhängiger, durch eineWirtschaftsunion verbundener Staaten, mit einer internationalenZone um Jerusalem, sowie* die Bildung eines Bundesstaats mit einem arabischenund einem jüdischen Teilstaat.Die Mehrheit entschied sich für die erste Variante, es gababer auch Staaten, die sich für die bundesstaatlicheLösung aussprachen.HerrenmodeVictor Wagner & GlassZentrale:1160 Wien, Thaliastraße 74Tel. 480 81 11, FAX 480 81 11 / <strong>22</strong>Familie Dr. Paul und Dr. Liane Földeswünschen allen Freunden und Bekanntenalles Gute undEntstehung des PlansBereits vor dem Zweiten Weltkrieg forderte die JewishAgency als Interessenvertreterin der jüdischen Einwohnerim Mandatsgebiet Palästina die Gründung eines jüdischenStaates. Arabische Interessenvertreter strebten einengemeinsamen, aufgrund der Bevölkerungsverteilung dannarabisch dominierten Staat an.E R I C HGes.m.b.HK O H NF E I N S T E J U W E L E N E R Z E U G U N GA - 1 0 1 0 W i e n • S p i e g e l g a s s e 2 / 1 8Telefon 01/512 24 36 • Fax 01/513 99 85<strong>Misrachi</strong> - <strong>Merkas</strong> <strong>Ruchani</strong>, <strong>Ausgabe</strong> <strong>22</strong>, November 2006, Kislew <strong>5767</strong>

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