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Bonaventura - Minoriten

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krank darniederlag und er in einem Schwächeanfall um einen Becher Wein bat,antwortete man ihm, es sei kein Wein da, den man ihm reichen könne. Da ließ ersich Wasser bringen und segnete es durch das Kreuzzeichen. Was vorher klaresWasser gewesen, wurde sogleich bester Wein, und was ihm die arme Einsiedeleinicht geben konnte, erlangte die Reinheit des Heiligen von Gott. Durch diesen Trunkwurde er wie durch ein Wunder sogleich gesund; daß er vollkommen den altenMenschen ausgezogen und den neuen angezogen hatte, bewies damals eindoppeltes Zeugnis: Gott veränderte den Geschmack des Wassers und machte ihngesund, indem der Trank und der Trinkende durch das Wunder zugleich verändertwurden.11.Dem Diener Gottes diente nicht allein das Geschöpf aufs Wort; seinem Wunschewillfahrte auch allenthalben die Vorsehung des Schöpfers. Als nämlich einmal vieleKrankheiten zugleich seinen Körper quälten, hätte er gern irgendeine liebliche Musikgehört, um seinen Geist froh zu stimmen. Aus Schicklichkeitsgründen wollte er aberdazu keinen Menschen in Anspruch nehmen. Darum kamen Engel, um seinenWunsch zu erfüllen. Als er nämlich eines Nachts wach da lag und über seinen Herrnnachdachte, erklang plötzlich ein Zitherspiel von wunderbarer Harmonie undlieblicher Melodie. Er sah zwar niemand; das Hin-und Herfluten des Liedes verrietaber die Bewegungen des Zitherspielers. Während sein Geist bei Gott weilte, erfüllteihn die liebliche Melodie mit solcher Wonne, daß er sich in die andere Welt versetztfühlte. Dies blieb auch seinen vertrauten Gefährten nicht verborgen. An sicherenAnzeichen erkannten sie, daß Gott ihn mit so außergewöhnlichen und vielfachenTröstungen heimgesucht habe, daß er sie nicht ganz verheimlichen konnte.12.Als der Gottesmann ein anderes Mal mit seinem Gefährten eine Predigtreise von derLombardei zur Mark Treviso unternahm, überraschte ihn in der Nähe des Po plötzlichdie finstere Nacht. Da aber infolge der Finsternis und sogar des Flusses und derSümpfe der Weg voll großer, mannigfacher Gefahren war, sagte der Gefährte zumHeiligen: "Bete, Vater, Gott möge uns aus den drohenden Gefahren erretten!" Daantwortete ihm der Gottesmann voll großer Zuversicht: "Wenn es Gottes Güte gefällt,hat er Macht, diese gefährliche Finsternis zu verscheuchen und uns die Gabe desLichtes zu schenken." Kaum hatte er diese Worte beendet, siehe, da leuchtete durchGottes Macht sogleich ein solches Licht, daß sie in seinem hellen Scheine nicht nurden Weg, sondern auch vieles andere in ihrer Umgebung erkennen konnten, obwohlsonst finstere Nacht herrschte. Dieses Licht leuchtete ihnen dem Leibe und stärktesie dem Geiste nach. So gelangten sie, Gott lobend und dankend, nach einer nichtgerade kurzen Wanderung unversehrt in ihrer Herberge an. Erwäge, welcheaußergewöhnliche Reinheit und große Macht jener Mann besaß, daß nach seinemWunsch das Feuer seine Glut verlor, das Wasser seinen Geschmack änderte, desEngels Spiel ihn tröstete und himmlisches Licht ihn auf dem Wege begleitete. Darausläßt sich ersehen, wie die ganze große Welt den geläuterten Wünschen des Heiligengedient hat.VI. KapitelSeine Demut, sein Gehorsam und die von Gott erlangten Herablassungen

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