Aus den GemeindenSt.Martin - gestern und heuteDer geschichtliche Martin6 <strong>Niers</strong>-<strong>Bote</strong> <strong>November</strong> <strong>2013</strong>von Alfred KnorrMartinus wurde um 316/317in Ungarn als Sohn eines römischenOffiziers geboren.Mit 15 musste er auf Geheißseines Vaters in die gallischeArmee eintreten. Er versah seinenDienst im französischenAmiens. Dort soll es zur „Mantelteilung“gekommen sein.Sein Freund, Suplicius Severusverfasste noch zu MartinsLebzeiten die „Vita SanctiMartini“, in der er detailgetreuMartins Leben nachzeichnete.Als Martin 18 war, soll sich dieGeschichte der Mantelteilungin Amiens wie folgt zugetragenhaben:„Als Martinus nichts außerWaffen und dem einfachenSoldatenkleid bei sich hatte,begegnete er einmal im Winter,der von außergewöhnlicherHärte war, dass vielevor lauter Kälte starben, amStadttor von Armiens einennackten Armen. Dieser bat dieVorbeigehenden um Erbarmen.Doch alle liefen an demElenden vorüber. Da erkannteMartinus, ganz gotterfüllt,dass der Arme, dem die anderenkeine Barmherzigkeitschenkten, für ihn aufbewahrtsei. Doch was soll er tun? Außerdem Soldatenmantel, mitdem er bekleidet war, hatte erja nichts. Alles andere hatte ernämlich schon in ähnlichemTun aufgebraucht. So nahmer denn das Schwert, das eram Gürtel trug, und teilte denMantel mitten entzwei. Deneinen Teil gab er dem Armen,mit dem anderen bekleideteer sich selbst“ (Vita 3, 1-2, 395n.Chr.).Mit 18 Jahren trat er aus demrömischen Militär aus und ließsich taufen. Martin soll zu KaiserJulian gesagt haben: „Bisheute habe ich als Soldat gedient,erlaube, dass ich in Zukunftfür Gott streite.“Nach einigen Jahren des Missionierensließ er sich als Einsiedlerauf einer Insel bei Genuanieder und gründete 361das erste Kloster Galliens. 371,also mit 55 Jahren, wurde ertrotz Opposition verschiedenerBischöfe und der Legendenach auch gegen seinen eigenenWillen zum Bischof vonTours an der Loire geweiht. Ersoll sich zuvor in einem Gänsestallversteckt haben, damitdie Bewohner von Tours, dieihn zum Nachfolger ihres geradeverstorbenen Bischofsauserwählt hatten, nicht findenkonnten. Doch durch dasGeschnatter der Gänse wurdeer verraten und man fand ihn.Als Ratgeber und Nothelferwurde Martin schnell im ganzenLand bekannt und warbeim Volk als Wundertäteraußerordentlich beliebt. Martinstarb um 397 etwa 80jährigin Candes auf einer seinerMissionsreisen. Unter großerAnteilnahme der Bevölkerungwurde er in Tours an der Stellegegraben, über die sich heutedie Basilika Saint Martin erhebt.Im 5. Jh. wurde er heiliggesprochenund zum SchutzheiligenFrankreichs erklärt.Der Martinstag und seineBräucheDer Martinstag ist der 1<strong>1.</strong> <strong>November</strong>.An diesem Tag gingdas Pachtjahr zu Ende, dieZehnten mussten eingeliefertund Zinsen sowie Schuldgeldan die Grundherren bezahltwerden. Zur Zeit der Naturalwirtschaftgehörten auchGänse zu den Abgaben. Außerdembegann früher umMartini die Schlachtzeit, diemit üppigen Festessen verbundenwar.Ab dem 1<strong>1.</strong> <strong>November</strong> beganndie vierzigtägige Fastenzeitvor Weihnachten, die vomMittelalter bis in die Neuzeithinein eingehalten wurde.Geblieben ist bis heute imrheinischen Karneval das Ausrufender neuen „Session“ am1<strong>1.</strong> <strong>November</strong>.Im deutschsprachigen Raum,aber auch in den Niederlanden,sind Umzüge zum Martinstagüblich, bei dem Kinderzum Gedenken mit Laternen,meist selbst gebastelt, Martinsliedersingend durch dieStraßen ziehen. Begleitet werdensie häufig von einem alsrömischer Soldat verkleidetenReiter auf einem Ross, wenn esgeht auf einem Schimmel, dermit einem roten Mantel denheiligen Martin darstellt. ZumEnde des Umzugs wird oft dieSzene der Mantelteilung dargestellt.Zum Abschuss gibtes häufig ein großes Martinsfeuer.Und den Kindern wirdeine Martinstüte gereicht, dieübervoll mit Süßigkeiten, Gebäck,Obst, Nüssen und natürlichmit einem Weckmanngefüllt ist.Fortsetzung Seite 7