4Weltrevolution Nr. 178Die Rolle der Frau bei der Entstehungder menschlichen Kultur, Teil 3Noch grundsätzlicher: woher kam die ersteArbeitsteilung, und warum sollte sie auf demGeschlecht beruhen? Hier sehen wir, wieDarmangeat sich <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er eigenenVorstellungskraft verliert: „Wir können unsvorstellen, dass selbst e<strong>in</strong>e keimhafteSpezialisierung der menschlichen Speziesgestattete, e<strong>in</strong>e größere Effektivität zu erlangen,als wenn ihre Mitglieder weiterh<strong>in</strong> jedeHandlung ohne Unterscheidung ausgeübt hätte(…) Wir können uns ebenfalls vorstellen, dasssich diese Spezialisierung durch die Stärkungder gesellschaftlichen Bande im Allgeme<strong>in</strong>enund der Bande <strong>in</strong>nerhalb der Familiengruppenim Besonderen <strong>in</strong> der gleichen Richtungauswirkte.“[9] Gut, natürlich können wir uns viel„vorstellen“, doch ist dies nicht vielmehr das,was eigentlich demonstriert werden sollte?Was die Frage angeht: „Wie kam dieArbeitsteilung auf der Grundlage derGeschlechter zustande?“, sche<strong>in</strong>t dies fürDarmangeat „nicht sehr schwierig zu se<strong>in</strong>. Esersche<strong>in</strong>t offensichtlich, dass für die Mitgliederprähistorischer Gesellschaften dieserUnterschied der am unmittelbarsten ersichtlicheist.“[10] Wir können hier e<strong>in</strong>wenden, dass,auch wenn geschlechtliche Unterschiedesicherlich „unmittelbar ersichtlich“ für die erstenmenschlichen Wesen gewesen waren, dieske<strong>in</strong>e ausreichende Erklärung für dieEntstehung e<strong>in</strong>er geschlechtlichenArbeitsteilung ist. Primitive Gesellschaften s<strong>in</strong>dreich an E<strong>in</strong>ordnungen, besonders jene, die aufTotems beruhen. Warum sollte dieArbeitsteilung nicht auf dem Totemismusbasieren? Dies ist offensichtlich e<strong>in</strong> bloßesHirngesp<strong>in</strong>st – genauso wie DarmangeatsHypothese. Was noch schwerer wiegt, ist, dassDarmangeat e<strong>in</strong>en anderen äußerst e<strong>in</strong>deutigenUnterschied nicht erwähnt, e<strong>in</strong>en Unterschied,der überall <strong>in</strong> archaischen Gesellschaftenwichtig ist: den Unterschied des Alters.Wenn es darum geht, trägt Darmangeats Buch– trotz se<strong>in</strong>es eher prahlerischen Titels – nichtviel Erhellendes bei. Die Unterdrückung derFrauen beruhte auf der geschlechtlichenArbeitsteilung. So sei es. Doch wenn wirfragen, woher diese Teilung kommt, werden wirabgespeist „mit bloßen Hypothesen,demzufolge wir uns vorstellen können, dassgewisse biologische E<strong>in</strong>schränkungen, diewahrsche<strong>in</strong>lich mit der Schwangerschaft unddem Stillen zu tun haben, das physiologischeSubstrat für die geschlechtliche Arbeitsteilungund den Ausschluss der Frauen von der Jagdbilden“ (S. 322).[11]Von den Genen zur KulturAm Ende se<strong>in</strong>er Argumentation lässt unsDarmangeat mit folgender Schlussfolgerungzurück: Im Ursprung der FrauenUnterdrückungliegt die geschlechtliche Arbeitsteilung, undtrotzdem war diese Teilung e<strong>in</strong> erheblicherSchritt vorwärts <strong>in</strong> der Arbeitsproduktivität,selbst wenn ihre Ursprünge <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er weitentfernten und unzugänglichen Vergangenheitverborgen bleiben.Darmangeat bemüht sich hier darum, demmarxistischen „Modell“ treu zu bleiben. Dochwas ist, wenn das Problem verkehrt herumgestellt wurde? Wenn wir das Verhalten jenerPrimaten betrachten, die dem Menschen amnächsten s<strong>in</strong>d, <strong>in</strong>sbesondere die Schimpansen,dann sehen wir, dass nur die männlichen Tierejagen gehen – die weiblichen s<strong>in</strong>d zu sehrdamit beschäftigt, ihre Jungen zu füttern undauf sie aufzupassen (und sie vor denmännlichen Artgenossen zu schützen: Wirsollten nicht vergessen, dass männlichePrimaten oftmals K<strong>in</strong>dsmord am Nachwuchsanderer männlicher Artgenossen praktizieren,um sich für ihre eigenen reproduktivenBedürfnisse Zugang zu den Muttertieren zuverschaffen). „Arbeitsteilung“ zwischenmännlichen Tieren, die jagen, und weiblichenTieren, die es nicht tun, ist also nichtsmenschlich Spezifisches. Das Problem – das[Fortsetzung der Artikelreihe, siehe Weltrevolution 176 & 177 bzw unsereWebsite] Im Gegensatz dazu, und dies ist unsere erste Frage, ist Darmangeatweitaus weniger e<strong>in</strong>deutig bei der Frage, warum die geschlechtliche Arbeitsteilungdiese Rolle den Männern überlassen sollte, sagt er doch selbst, dass „physiologischeGründe (…) problematisch s<strong>in</strong>d bei der Erklärung, warum Frauen von der Jagdausgeschlossen wurden“ (S. 314f.) Auch ist nicht klar, warum die Jagd und dieNahrung als ihr Produkt prestigeträchtiger se<strong>in</strong> sollten als das Produkt desSammelns und des Gartenbaus, besonders wenn Letztere die Hauptquelle dergesellschaftlichen Ressourcen s<strong>in</strong>d.nach e<strong>in</strong>er Erklärung ruft – ist nicht, warum dieJagd dem männlichen Geschlecht des Homosapiens vorbehalten war, sondern warum esder männliche Homo sapiens ist, und nur dermännliche Homo sapiens, der das Produktse<strong>in</strong>er Jagd verteilt. Was bemerkenswert ist,wenn wir den Homo sapiens mit se<strong>in</strong>enCous<strong>in</strong>s unter den Primaten vergleicht, ist derWirkungsbereich der oft sehr strengen Regelnund Tabus, die genauso unter den Aborig<strong>in</strong>es<strong>in</strong> den glühenden Wüsten Australiens wie unterden Eskimos im arktischen Eis angetroffenwerden und die den kollektiven Verzehr derJagdbeute voraussetzen. Der Jäger hat nichtdas Recht, se<strong>in</strong> eigenes Produkt zukonsumieren; er muss es zurück <strong>in</strong>s Lagerbr<strong>in</strong>gen, um es an die anderen zu verteilen. DieRegeln, die die Verteilung regulieren, variierenbeträchtlich von e<strong>in</strong>em Volk zum anderen, aberihre Existenz ist universell.Es lohnt sich darauf h<strong>in</strong>zuweisen, dass dieGeschlechtsunterschiede des Homosapiens e<strong>in</strong> gutes Stück ger<strong>in</strong>ger s<strong>in</strong>d alsbeim Homo erectus, was <strong>in</strong> der Tierweltallgeme<strong>in</strong> e<strong>in</strong> Indikator für ausgewogenereVerhältnisse zwischen den Geschlechtern ist.Überall s<strong>in</strong>d das Teilen von Nahrung und daskollektive E<strong>in</strong>nehmen von Mahlzeiten dasFundament der ersten Gesellschaften. In derTat hat das geme<strong>in</strong>same Mahl bis <strong>in</strong> diemodernen Zeiten überlebt: Selbst heute ist esunmöglich, sich irgende<strong>in</strong>en großen Momentim Leben (Geburt, Hochzeit oder Begräbnis)ohne das geme<strong>in</strong>same Mahl vorzustellen.Wenn Menschen <strong>in</strong> schlichter Freundschaftzusammenkommen, f<strong>in</strong>det dies fast immer rundum e<strong>in</strong> geme<strong>in</strong>sames Essen statt, ob amBarbecue <strong>in</strong> Australien oder um e<strong>in</strong>enRestauranttisch <strong>in</strong> Frankreich.Dieses Teilen von Nahrung, das ansche<strong>in</strong>endaus uralten Zeiten stammt, ist e<strong>in</strong> Aspekt desmenschlichen kollektiven und gesellschaftlichenLebens, der sich stark von dem unserer weitentfernten Verfahren unterscheidet. Wir werdenhier mit dem konfrontiert, was der Darw<strong>in</strong>ologePatrick Tort als e<strong>in</strong>en „unbezahlbaren Ausdruckdes ‚Egoismus‘ unserer Gene“ beschriebenhat: Die Mechanismen, die von Darw<strong>in</strong> undMendel beschrieben worden waren und vonden modernen Genetikern bestätigt wurden,haben e<strong>in</strong> soziales Leben generiert, <strong>in</strong> dem dieSolidarität e<strong>in</strong>e zentrale Rolle spielt, wobeidieselben Mechanismen durch denWettbewerb funktionieren.[12]Diese Frage des Teilens ist unserer Ansichtnach fundamental, aber nur Teil e<strong>in</strong>es vielweiter gefassten wissenschaftlichen Problems:Wie können wir den Prozess erklären, der e<strong>in</strong>eSpezies, deren Verhaltensänderungen vomlangsamen Rhythmus der genetischenEvolution bestimmt wurden, <strong>in</strong> unsere eigeneSpezies umwandelt, deren Verhalten – auchwenn es sich natürlich noch immer auf unseremgenetischen Erbe gründet – sich dank e<strong>in</strong>erviel schnelleren Evolution der Kultur verändert?Und wie können wir erklären, dass e<strong>in</strong> aufKonkurrenz basierender Mechanismus e<strong>in</strong>eSpezies geschaffen hat, die nur durchSolidarität überleben kann: die wechselseitigeSolidarität der Frauen bei der K<strong>in</strong>dsgeburt undaufzucht, die Solidarität von Männern auf derJagd, die Solidarität der Jäger gegenüber derGesellschaft als Ganzes, wenn sie dieJagdbeute beisteuern, die Solidarität derGesunden mit den Alten oder Verletzten, dienicht mehr <strong>in</strong> der Lage s<strong>in</strong>d, zu jagen oder ihreeigene Nahrung zu f<strong>in</strong>den, die Solidarität derAlten gegenüber den Jungen, denen sie nichtnur die lebenswichtigen Kenntnisse über dieNatur und Welt beibr<strong>in</strong>gen, sondern auch diegesellschaftlichen, historischen, rituellen undmystischen Kenntnisse, die das Überlebene<strong>in</strong>er strukturierten Gesellschaft ermöglichen?Dies sche<strong>in</strong>t uns das fundamentale Problem zuse<strong>in</strong>, dass sich durch die Frage der„menschlichen Natur“ stellt.Dieser Übergang von e<strong>in</strong>er Welt zu e<strong>in</strong>eranderen fand <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Zeitraum von mehrerenhunderttausend Jahren statt, e<strong>in</strong>e wichtigePeriode, die wir <strong>in</strong> der Tat als e<strong>in</strong>e„revolutionäre“ beschreiben können.[13] Sie isteng verknüpft mit der Evolution desmenschlichen Gehirns, se<strong>in</strong>er Größe (undmutmaßlich auch se<strong>in</strong>er Struktur, auch wenndies natürlich weitaus schwieriger <strong>in</strong> denarchäologischen Funden nachzuweisen ist).Das Wachstum der Hirngröße stellt unsere sichentfaltende Spezies vor e<strong>in</strong>er ganzen Reihe vonProblemen, von denen der schiereEnergiebedarf des Hirns nicht das ger<strong>in</strong>gsteist: ungefähr 20 Prozent der gesamtenEnergieaufnahme e<strong>in</strong>es Individuums – enormeProportionen.Obwohl die Spezies zweifellos vom Prozessder Enzephalisation (der evolutionärenEntwicklung der Großhirnr<strong>in</strong>de) profitiert hat,stellte dies e<strong>in</strong> ganz reales Problem für die Fraudar. Die Größe des Kopfes bedeutet, dass dieGeburt früher e<strong>in</strong>treten muss, andernfalls passtder Embryo nicht mehr durch das mütterlicheBecken. Dies wiederum setzt e<strong>in</strong>en weitauslängeren Zeitraum der Abhängigkeit desKle<strong>in</strong>k<strong>in</strong>des voraus, das, verglichen mit anderenPrimaten, „vorzeitig“ zur Welt kommt; dasWachstum des Gehirns erfordert mehr Pflege,sowohl strukturell als auch energetisch(Prote<strong>in</strong>e, Lipide, Kohlehydrate). Wir sche<strong>in</strong>enes mit e<strong>in</strong>em unlösbaren Rätsel oder vielmehrmit e<strong>in</strong>em Rätsel zu tun zu haben, das dieNatur erst nach dem langen Zeitraum löste, <strong>in</strong>dem Homo erectus lebte und sich über Afrikaverbreitete, <strong>in</strong> dem sich jedoch allem Ansche<strong>in</strong>nach weder im Verhalten noch <strong>in</strong> derMorphologie viel änderte. Dann aber folgte e<strong>in</strong>ePeriode der rasanten Weiterentwicklung, diee<strong>in</strong> Wachstum des Gehirnumfangs und dasAuftreten all der spezifisch menschlichenVerhaltensformen erlebte: Sprache,symbolische Kultur, Kunst, der <strong>in</strong>tensiveGebrauch von Werkzeugen und deren großeVielfalt, etc.Es gibt e<strong>in</strong> weiteres Rätsel. Wir haben dieradikalen Änderungen im männlichen Homosapiens zur Kenntnis genommen, doch diephysiologischen und Verhaltensänderungen imweiblichen Homo sapiens s<strong>in</strong>d nicht wenigerbemerkenswert, besonders vom Standpunktder Reproduktion aus.Es gibt <strong>in</strong> diesem Zusammenhang e<strong>in</strong>enauffälligen Unterschied zwischen demweiblichen Homo sapiens und anderenPrimaten. Unter Letzteren (und besondersjenen, die uns am nächsten stehen) signalisiertdas Weibchen im Allgeme<strong>in</strong>en den Männchense<strong>in</strong>e Eisprungphase (und damit die Phasese<strong>in</strong>er größten Fruchtbarkeit) auf diedeutlichste Weise: mit unübersehbarenGenitalorganen, e<strong>in</strong>em „geilen“ Verhaltenbesonders gegenüber dem dom<strong>in</strong>antenMännchen, charakteristischen Ausdünstungen.Unter den Menschen verhält es sich genauumgekehrt: Die Sexualorgane s<strong>in</strong>d verborgenund ändern sich nicht während des Eisprungs,und die weiblichen Menschen s<strong>in</strong>d sich nichte<strong>in</strong>mal bewusst, wenn sie „brünstig“ s<strong>in</strong>d.Am anderen Ende des Eizyklus‘ ist derUnterschied zwischen dem Homo sapiens undanderen Primaten gleichermaßen frappierend:ergiebige und sichtbare Monatsblutungen, dasGegenteil zum Schimpansen zum Beispiel. DaBlutverlust Energieverlust bedeutet, müsste dienatürliche Selektion eigentlich gegenüberflüssigen Blutfluss arbeiten; also kannLetzterer nur mit e<strong>in</strong>em ausgesuchten Vorteilerklärt werden – aber welchem?E<strong>in</strong> weiteres bemerkenswertes Kennzeichender menschlichen Menstruation ist ihrePeriodizität und Synchronität. VieleUntersuchungen haben bereits die Leichtigkeitaufgezeigt, mit der viele Gruppen von Frauenihre Perioden synchronisieren, und Knight zeigtmit e<strong>in</strong>er Tabelle der Monatszyklen unterPrimaten auf, dass die menschliche Frau e<strong>in</strong>ePeriode hat, die vollkommen mit demMondzyklus übere<strong>in</strong>stimmt. Warum? Oder istdies nur Zufall?Man könnte versucht se<strong>in</strong>, dies alles alsirrelevant für die Erklärung der Sprache undder menschlichen Besonderheiten imAllgeme<strong>in</strong>en abzutun. Solch e<strong>in</strong>e Reaktionwäre darüber h<strong>in</strong>aus <strong>in</strong> völliger E<strong>in</strong>tracht mitder aktuellen Ideologie, die die Periode derFrauen wenn nicht als Tabu, so doch als etwasNegatives betrachtet: Man denke nur an all dieReklamefeldzüge für „weiblicheHygieneprodukte“, deren Fähigkeiten, diePeriode unsichtbar zu machen, angepriesenwerden. Die Entdeckung der immensenBedeutung des Menstruationsblutes und alldessen <strong>in</strong> der primitiven menschlichenGesellschaft, was mit ihm assoziiert wird, diesich beim Studium des Buchs von Knighterschließt, ist somit umso erschreckender füruns als Mitglieder der modernen Gesellschaft.Und der Glaube an die enorme Macht –jenseits von Gut und Böse – der Perioden derFrauen ist, so me<strong>in</strong>en wir, e<strong>in</strong> universellesPhänomen. Es ist kaum e<strong>in</strong>e Übertreibung zusagen, dass die Monatsblutungen alles„regulieren“, e<strong>in</strong>schließlich der Harmonie imUniversum.[14] Selbst <strong>in</strong> Völkern, wo es e<strong>in</strong>estarke männliche Vorherrschaft gibt und woalles getan wird, um Frauen zu entwerten,regen ihre Perioden die Furcht <strong>in</strong> den Männernan. Menstruationsblut wird als etwas „Giftiges“betrachtet, e<strong>in</strong>e kaum noch zurechnungsfähigeAnsicht, die für sich genommen e<strong>in</strong> H<strong>in</strong>weisauf se<strong>in</strong>e Macht ist. Man ist gar versucht, denSchluss zu ziehen, dass die Gewalt derMänner gegen Frauen <strong>in</strong> direkter Proportionzur Furcht steht, die die Frauen <strong>in</strong> Männernauslösen.[15]Die Universalität dieses Glaubens istbedeutend und verlangt nach e<strong>in</strong>er Erklärung.Wir können uns drei mögliche Deutungenvorstellen:∙ Er könnte das Resultat von Strukturen se<strong>in</strong>,die im menschlichen Geist angelegt s<strong>in</strong>d, wieLéviStrauss‘ Strukturalismus suggeriert. Heutewürden wir eher sagen, dass sie im humangenetischenErbe angelegt s<strong>in</strong>d – doch diessche<strong>in</strong>t allem zu widersprechen, was über dieGenetik bekannt ist.∙ Es könnte auf das Pr<strong>in</strong>zip „dieselbe Ursache dieselben Auswirkungen“ zurückgeführtwerden. Gesellschaften, die sich <strong>in</strong> H<strong>in</strong>sichtihrer Produktionsverhältnisse und ihrerTechniken gleichen, produzieren die gleichenMythen.∙ Die Ähnlichkeit der Mythen könnte schließlichauf e<strong>in</strong>en geme<strong>in</strong>samen historischen Ursprungzurückgeführt werden. Wenn dies der Fallwäre, dann müsste angesichts der Tatsache,dass die verschiedenen Gesellschaften, <strong>in</strong>denen Menstruationsmythen vorkommen,geographisch weit ause<strong>in</strong>anderliegen, dergeme<strong>in</strong>same Ursprung sehr weit zurückliegen.Knight favorisiert die dritte Erklärung: Erbetrachtet <strong>in</strong> der Tat die universelle Mythologierund um die Menstruation als etwas sehr Altes,das auf die eigentlichen Ursprünge derMenschheit zurückgeht.[Fortsetzung folgt Fußnoten f<strong>in</strong>det ihr aufunserer Website]
Weltrevolution Nr. 178 5Syrien: H<strong>in</strong>ter dem diplomatischen Spiel die SackgasseFortsetzung von Seite 1erlebt Russland e<strong>in</strong> Revival, nachdem es <strong>in</strong>den 1990er Jahren <strong>in</strong> Tschetschenien,Georgien und im Kaukasus e<strong>in</strong>e Politik derverbrannten Erde betrieben hatte. FürRussland ist Syrien von vitaler Bedeutung, umse<strong>in</strong>e Präsenz <strong>in</strong> der Region sicherzustellen,an se<strong>in</strong>en strategischen Verb<strong>in</strong>dungen zumIran zwecks E<strong>in</strong>dämmung des E<strong>in</strong>flusses dersunnitisch dom<strong>in</strong>ierten Republiken an se<strong>in</strong>erSüdgrenze festzuhalten und e<strong>in</strong>en Hafen imMittelmeer aufrechtzuerhalten.Das Ausmaß dieser Spannungen kann auchan der Tatsache abgelesen werden, dassCh<strong>in</strong>a sich heute viel offener als <strong>in</strong> derVergangenheit den USA entgegenstellt.Nachdem Ch<strong>in</strong>a während der Epoche derBlöcke dem russischen E<strong>in</strong>fluss entzogen undnach dem Deal mit Nixon bezüglich desVietnamKrieges vom amerikanischen Lagerneutralisiert worden war, wird es nun zu e<strong>in</strong>emHauptkontrahenten, der die USA immer mehrSorgen macht. Nach se<strong>in</strong>em kometenhaftenAufstieg auf wirtschaftlicher Ebene verschafftCh<strong>in</strong>a auch se<strong>in</strong>en imperialistischen Interessen<strong>in</strong> Afrika, im Fernen Osten und dem Iran –e<strong>in</strong>em Hauptziel, um se<strong>in</strong>en Zugang zu denEnergiequellen sicherzustellen Geltung. AlsSpätankömml<strong>in</strong>g ist Ch<strong>in</strong>a e<strong>in</strong> wichtiger Faktorbei der weiteren Destabilisierung derimperialistischen Beziehungen.Die Stärkung dieser beiden Mächte war vorallem aufgrund der wachsendenoffensichtlichen Schwächung und Isolation derUSA ermöglicht worden, deren Versuche, dieRolle des Weltgendarmen zu spielen, <strong>in</strong>Afghanistan und im Irak völlig gescheitert s<strong>in</strong>d.Wir bekommen e<strong>in</strong>e Ahnung davon, wieschwierig die D<strong>in</strong>ge für die USA gewordens<strong>in</strong>d, wenn man ihre „Intervention“ <strong>in</strong> Syrien mitihrer Rolle im ersten Golfkrieg 1991 vergleicht.Indem sie Saddam Husse<strong>in</strong>s Invasion <strong>in</strong>Kuwait als Vorwand dafür benutzt hatten, umihre riesige militärische Überlegenheit zurSchau zu stellen, bildeten sie erfolgreich e<strong>in</strong>emilitärische „Koalition“, die e<strong>in</strong>e Reihe vonarabischen Ländern, aber auch dieHauptmitglieder des westlichen Blocks, diebereits versucht waren, sich nach derAuflösung des Ostblocks aus dem Griff derUSA zu befreien, mit e<strong>in</strong>bezog. <strong>Deutschland</strong>und Japan waren zwar militärisch nicht<strong>in</strong>volviert, f<strong>in</strong>anzierten aber das Abenteuer,während Großbritannien und Frankreich direktzum Kampf „aufgerufen“ wurden.Gorbatschows marode UdSSR tat nichts, umAmerika im Weg zu stehen. Nur e<strong>in</strong> Jahrzehntspäter, mit dem zweiten Golfkrieg, hatte esAmerika mit e<strong>in</strong>er aktiven diplomatischenGegenoffensive aus <strong>Deutschland</strong>, Frankreichund Russland zu tun. Und während sowohl beider Invasion Afghanistans 2001 als auch beider Invasion des Irak 2003 Amerika auf dieloyale diplomatische und militärischeUnterstützung durch Großbritanniens zählenkonnte, war die Abtrünnigkeit Großbritanniensvon der geplanten militärischen Intervention <strong>in</strong>Syrien der Schlüssel zur Entscheidung derObamaAdm<strong>in</strong>istration, die Interventionabzublasen und der diplomatischen Optionzuzuhören, die von Moskau vorgestellt wurde.Die Abstimmung im Unterhaus gegenCamerons Ans<strong>in</strong>nen, e<strong>in</strong>e militärischeIntervention zu unterstützen, ist Zeugnis für dietiefe Spaltung <strong>in</strong> der britischen Bourgeoisie,die aus der Verwicklung des Landes imafghanischen und irakischen Schlamassel (1)herrührt, aber vor allem ist es e<strong>in</strong>e Maßnahme, um den USE<strong>in</strong>fluss zu schwächen. Dieplötzliche Entdeckung, dass Frankreich, dasweiterh<strong>in</strong> den Vorstoß zur Interventionunterstützte, Amerikas „ältester Verbündeter“ist, sollte ke<strong>in</strong> Anlass für die Illusion geben,dass Frankreich dabei ist, die Rolle des treuenAdjutanten zu übernehmen, die e<strong>in</strong>stGroßbritannien (ungeachtet se<strong>in</strong>er eigenenAmbitionen, nach e<strong>in</strong>er unabhängigeren Rollezu trachten)<strong>in</strong> den meisten imperialistischenUnternehmungen der USA seit Ende desKalten Krieges gespielt hatte. Das Bündniszwischen den USA und Frankreich ist schonaus amerikanischer Sicht von untergeordneterBedeutung und somit nicht verlässlich. Wirkönnen dem die diskreten Misstöne aus<strong>Deutschland</strong> h<strong>in</strong>zufügen, dessen stilleAnnäherung an Russland e<strong>in</strong>e weitere Sorgefür Wash<strong>in</strong>gton darstellt.Zurzeit des ersten Golfkriegs 1991 versprachPräsident Bush sen. e<strong>in</strong>e Neue Weltordnung,mit den USA als Marshall, der die D<strong>in</strong>ge nettund friedlich gestaltet. Was wir derzeit sehen,ist e<strong>in</strong>e imperialistische Massenschlägerei, diedie Welt <strong>in</strong> die Barbarei und <strong>in</strong>s Chaos drängt.Die strategische Bedeutung SyriensIm Zusammenhang mit diesem neuenSchlachtfeld ist Syrien e<strong>in</strong>e sehr wichtigestrategische Trophäe. Das moderne Syrienentstand im 20. Jahrhundert mit demNiedergang des osmanischen Reiches. ImErsten Weltkrieg mobilisierte Großbritanniensyrische Truppen, weil es versprach, dass demLand die Unabhängigkeit gewährt werdensollte, sobald der Krieg gewonnen war. DasZiel Großbritanniens war es natürlich, se<strong>in</strong>eKontrolle über die Region aufrechtzuerhalten.Doch bereits 1916, im Anschluss an dasgeheime SykesPicotAbkommen, tratGroßbritannien die Kontrolle über Syrien anFrankreich ab. Hauptziel dieser Übere<strong>in</strong>kunftwar es, die Bestrebungen <strong>Deutschland</strong>s zublockieren, das bereits mit dem Bau derBagdadBahn beabsichtigte, „Konstant<strong>in</strong>opelund die militärischen Kle<strong>in</strong>gebiete destürkischen Reiches <strong>in</strong> Kle<strong>in</strong>asien <strong>in</strong>unmittelbare Verb<strong>in</strong>dung mit Syrien und denProv<strong>in</strong>zen am Euphrat und Tigris zu br<strong>in</strong>gen“(1). Heute ist Syrien wegen der Instabilität dertraditionellen Seewege durch den PersischenGolf zu e<strong>in</strong>er der Landwege für den Transportvon Kohlenwasserstoff geworden. Sich durche<strong>in</strong>en Korridor an der Levante zum Mittelmeer(der auch für den Waffentransfer aus Russlandgenutzt wird) und im Osten gegenüber denölproduzierenden Ländern öffnend, wird Syriene<strong>in</strong> immer wichtigerer Faktor <strong>in</strong> der Politikdieser Region.Die sich heute entwickelnden Spannungens<strong>in</strong>d zu e<strong>in</strong>em großen Teil mit der historischenBedeutung Syriens <strong>in</strong> der Region verknüpft.Sie werden auch angefeuert durch die Rolle,die Israel spielt, dessen Drohungen gegenSyrien und den Iran (3) e<strong>in</strong>e weitere Quelledes Ungemachs für die großenimperialistischen Mächte s<strong>in</strong>d. Regionalmächtewie SaudiArabien und Katar, dieHauptlieferanten für die Bewaffnung der„Rebellen“, s<strong>in</strong>d tief verwickelt, während dieTürkei danach strebt, ihre Interessen zuverteidigen, <strong>in</strong>dem sie mit der Präsenz e<strong>in</strong>erkurdischen M<strong>in</strong>derheit <strong>in</strong> Nordsyrien spielt.Und es gibt auch e<strong>in</strong>e Polarisierung rund umdas schiitische Regime im Iran, das diestrategische Erdölroute durch die Straße vonHormus kontrolliert. Dies ist aufs Engsteverknüpft mit der Mar<strong>in</strong>ekonzentrierung <strong>in</strong> demGebiet, <strong>in</strong>sbesondere der USFlotte. Es erklärtauch das Festhalten des Iran an se<strong>in</strong>Atomprogramm, das Put<strong>in</strong> provokanterweiseunterstützt, <strong>in</strong>dem er zur „Hilfe beim Aufbaue<strong>in</strong>es Kernkraftwerkes“ aufruft.Weiter <strong>in</strong> Richtung e<strong>in</strong>es beispiellosenChaos‘Bis jetzt ist das blutbesudelte AssadRegimevon allen imperialistischen Mächten als jemandangesehen worden, der e<strong>in</strong>e gewisse Stabilitätund Kalkulierbarkeit sicherstellte, als dasger<strong>in</strong>gere Übel. Heute gibt es, falls diesyrische Opposition an die Spitze gelangt,ke<strong>in</strong>en Zweifel daran, dass es e<strong>in</strong>eKettenreaktion geben würde, die zu e<strong>in</strong>embeispiellosen Chaos und aller Arten vonunkalkulierbaren Szenarien führen würde. DieFreie Syrische Armee ist e<strong>in</strong> wahres Flickwerk;es gibt ke<strong>in</strong>e wirklich vere<strong>in</strong>te Opposition.Dieses schwache politische Konglomerat isttrotz der diskreten Unterstützung der proamerikanischenund proeuropäischen Kräfte,denen e<strong>in</strong>e Versorgung mit Waffen zugesichertwurde ohne jegliche Gewähr, ihre Zirkulationzu kontrollieren , von terroristischenDschihadgruppen <strong>in</strong>filtriert oder flankiertworden, von denen viele von außerhalb Syrienskommen und die im eigenen Interesse handeln,wie die Warlords, die heute <strong>in</strong> Afrika wie Pilzeaus dem Boden schießen. Es gibt so gut wieke<strong>in</strong>e Möglichkeit für die Westmächte, sich aufe<strong>in</strong>e reale Opposition zu verlassen, die e<strong>in</strong>eAlternative zum Regime anbieten kann.Dies ist e<strong>in</strong> breiteres Phänomen, das wir auch<strong>in</strong> all den anderen arabischen Ländern sehenkönnen, die sich im Arabischen Frühl<strong>in</strong>gähnlicher Ereignisse gegensahen: ke<strong>in</strong>ewirkliche bürgerliche Opposition, die <strong>in</strong> derLage wäre, e<strong>in</strong>e „demokratische Alternative“und e<strong>in</strong> M<strong>in</strong>imum an Stabilität anzubieten. Alldiese Regimes waren nur dank der Macht derArmee <strong>in</strong> der Lage gewesen zu überleben, dieversucht hatte, die zahllosen Clans derherrschenden Klasse zusammenzuhalten unddas Ause<strong>in</strong>anderfallen der Gesellschaft zuverh<strong>in</strong>dern. Wir sahen dies <strong>in</strong> Libyen und erstkürzlich <strong>in</strong> Ägypten, wo die Armee e<strong>in</strong>enStaatsstreich gegen Mursi und dieMuslimbruderschaft anzettelte. All dies ist derAusdruck e<strong>in</strong>er ganz realen Sackgasse, typischfür die kapitalistische Dekadenz und<strong>in</strong>sbesondere ihrer f<strong>in</strong>alen Phase des Zerfalls,wo alles, was <strong>in</strong> der Wirtschaftskriseangeboten werden kann, Armut, die roheGewalt der Armee, Repression undBlutvergießen ist.Und diese Situation ist umso beunruhigender,nährt sie doch die religiösen Spaltungen, die<strong>in</strong> diesem Teil der Welt zu den schärfstenzählen: Spaltungen zwischen Christen undMuslimen, Schiiten und Sunniten, zwischenMuslimen und Juden, zwischen Muslimen undDrusen, etc. Ohne direkt an der Wurzel derKonflikte <strong>in</strong> der Region zu sitzen, vertiefendiese Risse den Hass und die Fe<strong>in</strong>dseligkeiten<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Gesellschaft ohne Zukunft. Dies istauch e<strong>in</strong>e Region, die <strong>in</strong> der Vergangenheitvon zahllosen Genoziden, wie den Völkermordan den Armeniern, von Kolonialmassakerngeprägt wurde, welche e<strong>in</strong> Vermächtnis desHasses h<strong>in</strong>terlassen haben, was se<strong>in</strong>erseits alsQuelle neuer Massaker dient. InsbesondereSyrien bef<strong>in</strong>det sich im Fokus dieserSpaltungen(Alawiten/Sunniten,Muslime/Christen, etc.); unter der Oberflächedes Krieges hat es mit dem E<strong>in</strong>strömenfanatischer Dschihadisten, e<strong>in</strong>ige von ihnengestützt von SaudiArabien, zahllose Fälle vonPogromen gegen diese oder jeneGeme<strong>in</strong>schaft gegeben, was die Lage nochweiter verschlechterte.Die Katastrophe ist umso ernster, als die USA,e<strong>in</strong>e militärische Supermacht im Niedergang,die Speerspitze beim Abstieg <strong>in</strong>s Chaos s<strong>in</strong>d.Sie haben sich vom Weltgendarmen zumpyromanischen Feuerwehrmann gewandelt.2008, als Obama über Bush jun. triumphierte,geschah dies zu e<strong>in</strong>em Gutteil aufgrund se<strong>in</strong>esImages als Alternative zum unpopulärenKriegstreiber Bush. Doch nun hat sich derFriedensnobelpreisträger Obama selbst alsnicht weniger kriegstreiberisch gezeigt, trotzse<strong>in</strong>er Talente als e<strong>in</strong> Politiker, etwas, wasse<strong>in</strong>em Vorgänger abg<strong>in</strong>g. Obama verliertimmer mehr se<strong>in</strong>e Glaubwürdigkeit. Er hat esmit e<strong>in</strong>er öffentlichen Me<strong>in</strong>ung zu tun, die sich<strong>in</strong> wachsendem Maße gegen den Kriegsträubt, die immer mehr vom VietnamSyndromerfasst wird, während er sich gleichzeitig e<strong>in</strong>erunerträglichenWirtschaftskrisegegenübersieht, die es immer schwierigermacht , Geld für militärische Kreuzzüge zuverschwenden. Für den Moment kann derRückzieher der USA von e<strong>in</strong>er Bestrafung desAssadRegimes mit Militärschlägen unterBerufung auf die realen geostrategischenSchwierigkeiten erklärt werden, doch dies hatWash<strong>in</strong>gton dazu geführt, Zuflucht <strong>in</strong> neuenVerdrehungen zu suchen, wie dieheuchlerische und lächerliche Unterscheidungzwischen „Chemiewaffen“ und „Waffen, dielediglich chemische Komponenten be<strong>in</strong>halten“.Was für e<strong>in</strong> Unterschied!Mit der wachsenden Anzahl von derleiZwangslagen haben die Mystifikationen, diedazu dienten, die militärischen Kreuzzüge <strong>in</strong>den 1990er Jahren zu rechtfertigen –„sauberer Krieg“, „humanitäre Intervention“,etc. – ihre Wirkung verloren. Die USA sehensich e<strong>in</strong>em wirklichen Dilemma gegenüber, dasihre Glaubwürdigkeit bei den Verbündetenuntergräbt, besonders bei Israel, das immerkritischer gegenüber den Amerikanerngeworden ist. Das Dilemma ist: Entweder tundie USA nichts, was lediglich ihre Rivalen zuneuen Konfrontationen ermutigen kann; odersie schlagen los, was nur die Fe<strong>in</strong>dschaft unddie Ressentiments gegen sie steigern kann.Was sicher ist, ist, dass sie wie all dieanderen imperialistischen Mächte nicht derLogik des Militarismus entkommen können.Letztendlich können sie sich nicht aus neuenmilitärischen Kampagnen heraushalten.Die e<strong>in</strong>zige Alternative: Sozialismusoder BarbareiDie teuflische Spirale dieser militärischenKonflikte wirft e<strong>in</strong>mal mehr e<strong>in</strong> Licht auf dieVerantwortung des <strong>in</strong>ternationalenProletariats. Selbst wenn es sich nicht e<strong>in</strong>erPosition bef<strong>in</strong>det, <strong>in</strong> der es E<strong>in</strong>fluss auf diemilitärische Barbarei ausüben könnte, ist esdennoch die e<strong>in</strong>zige historische Kraft, diedieser Barbarei durch se<strong>in</strong>en revolutionärenKampf e<strong>in</strong> Ende bereiten kann. Das Proletariat<strong>in</strong> Syrien ist angesichts der Ereignisse und derTatsache, dass es vom offenen bewaffnetenKonflikt überwältigt wurde, zu schwach, alsdass es <strong>in</strong> der Lage se<strong>in</strong> könnte, auf den Kriegauf se<strong>in</strong>em eigenen Klassenterra<strong>in</strong> zuantworten. Wie wir bereits betont haben, „istdie Tatsache, dass die Manifestation des‚Arabischen Frühl<strong>in</strong>gs‘ <strong>in</strong> Syrien nicht denger<strong>in</strong>gsten Fortschritt für die unterdrücktenund ausgebeuteten Massen gebracht hat,sondern <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en Krieg gemündet ist, der über100.000 Tote h<strong>in</strong>terlassen hat, e<strong>in</strong>e düstereVeranschaulichung für die Schwäche derArbeiterklasse <strong>in</strong> diesem Land – der e<strong>in</strong>zigenKraft, die e<strong>in</strong>e Barriere gegen die militärischeBarbarei bilden kann. Und die Situation trifftauch wenn auch <strong>in</strong> weniger tragischenFormen – auf die anderen arabischen Länderzu, wo der Sturz der alten Diktatoren <strong>in</strong> derMachtergreifung durch die rückständigstenSektoren der Bourgeoisie, repräsentiert durchdie Islamisten <strong>in</strong> Ägypten oder <strong>in</strong> der Türkei,oder <strong>in</strong> äußerstes Chaos, wie <strong>in</strong> Libyen,mündete.“Heute bestätigt der der Ereignisse völlig diePerspektive, die Rosa Luxemburg <strong>in</strong> derJuniusBroschüre vorgestellt hatte:„Friedrich Engels sagte e<strong>in</strong>mal: Diebürgerliche Gesellschaft steht vor e<strong>in</strong>emDilemma, entweder Übergang zumSozialismus oder Rückfall <strong>in</strong> die Barbarei.Was bedeutet e<strong>in</strong> ‚Rückfall <strong>in</strong> die Barbarei‘ aufunserer Höhe der europäischen Zivilisation?Wir haben wohl alle die Worte bis jetztgedankenlos gelesen und wiederholt, ohneihren furchtbaren Ernst zu ahnen. E<strong>in</strong> Blick umuns <strong>in</strong> diesem Augenblick zeigt, was e<strong>in</strong>Rückfall der bürgerlichen Gesellschaft <strong>in</strong> dieBarbarei bedeutet. Dieser Weltkrieg – das iste<strong>in</strong> Rückfall <strong>in</strong> die Barbarei. Der Triumph desImperialismus führt zur Vernichtung der Kultur– sporadisch während der Dauer e<strong>in</strong>esmodernen Krieges und endgültig, wenn diedie nun begonnene Periode der Weltkriegeungehemmt bis zur letzten Konsequenz ihrenFortgang nehmen sollte. Wir stehen alsoheute, genau wie Friedrich Engels vor e<strong>in</strong>emMenschenalter, vor vierzig Jahren,voraussagte, vor der Wahl: entweder Triumphdes Imperialismus und Untergang jeglicherKultur, wie im alten Rom, Entvölkerung,Verödung, Degeneration, e<strong>in</strong> großer Friedhof;oder Sieg des Sozialismus, d.h. der bewußtenKampfaktion des <strong>in</strong>ternationalen Proletariatsgegen den Imperialismus und se<strong>in</strong>e Methode:den Krieg. Dies ist e<strong>in</strong> Dilemma derWeltgeschichte, e<strong>in</strong> EntwederOder, dessenWaagschalen zitternd schwanken vor demEntschluß des klassenbewußten Proletariats.Die Zukunft der Kultur und der Menschheithängt davon ab, ob das Proletariat se<strong>in</strong>revolutionäres Kampfschwert mit männlichemEntschluß <strong>in</strong> die Waagschale wirft.“WH, September 2013(1) Rohrbach, Der Krieg und die deutschePolitik, zitiert von Rosa Luxemburg <strong>in</strong> derJuniusBroschüre, Kapitel 4.(2) Israel hat faktisch dem Iran wegen dessenNuklearpolitik mehrere Ultimaten gestellt,während es sich noch im Streit mit denSyrern wegen der GolanHöhen bef<strong>in</strong>det.(3) Resolution über die <strong>in</strong>ternationale Lage,20. Kongress der IKS.