Psychische Auffälligkeiten im Kindes- und Jugendalter
Psychische Auffälligkeiten im Kindes- und Jugendalter
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<strong>Psychische</strong> <strong>Auffälligkeiten</strong><strong>im</strong> <strong>Kindes</strong>- <strong>und</strong><strong>Jugendalter</strong>Dipl.-Psych. Dr. phil. Dr. med. Helmut NiederhoferFA fürfr Kinder- <strong>und</strong> Jugendpsychiatrie <strong>und</strong> PsychotherapieFA fürfr Psychiatrie <strong>und</strong> PsychotherapieFA fürfr AllgemeinmedizinChefarzt der Klinik fürfr Kinder- <strong>und</strong> Jugendpsychiatrie,Psychotherapie <strong>und</strong> Psychosomatik-------------------------------------------------------------------Sächsisches Krankenhaus fürfPsychiatrie <strong>und</strong> NeurologieBahnhofstraße e 108228 RodewischTel.: +49 (3744) 366 6600Fax: +49 (3744) 366 6609eMail: helmut.niederhofer@skhro.sms.sachsen.deWeb:http://www.skh-rodewisch.de
Depression
Häufigkeit <strong>und</strong> Geschlechtscharakteristika beiDepressionen <strong>im</strong> <strong>Kindes</strong>- <strong>und</strong> <strong>Jugendalter</strong> Häufigkeit:- Vorschulkinder 1 % (Kashani(Kashani, , 1987)- Gr<strong>und</strong>schulkinder 1-15 %- Jugendliche bis zu 18 % (Essau,, 2000)- Tendenz: Zunahme von Depression nach WKII(„Geburtskohorteneffekte“ 10-JahresJahres-Kohortenrisiko steigtum1,7), früherer Beginn- Ursachen der Zunahme: Genetische Faktoren, Pubertätfrüher,psychosoziale Faktoren (Leistungsdruck, broken home…) Geschlechtsaspekte:- Keine Unterschiede bei Kindern, bei Jugendlichenmännlich : weiblich = 1 : 2 – 3- Umschlag in Pubertät, t, Symptomatik schwerer bei weiblichenPt.- Hypothesen fürfÜberwiegen von weibl. . Geschlecht abPubertät:t:- Biologisch-genetische genetische Differenz- Probl. . Der Geschlechtsrollenorientierung,dysfunktionales Coping (Grübeln), mehrHerausforderung
Bipolare Störung (I/II)• Manische Komponente:– Gesteigerte Aktivität,t, Logorrhoe,Ablenkbarkeit,Konzentrationsschwierigkeit,vermindertes Schlafbedürfnis,gesteigerte Libido, leichtsinniges,verantwortungsloses Verhalten,gesteigerte Geselligkeit,Ideenflucht, überhöhtehteSelbsteinschätzung, tzung, evtl.psychot. . Symptome (Wahn,Halluzinationen – vorrangigakustisch, optisch bei additiverhirnorganischer Komponente)
Differentialdiagnose zurADHD• Regelmäßäßig-zyklischer Verlauf• Familienanamnese• Bei BPD keine Manie ohneDepression <strong>und</strong> vice versa
Komorbidität depressiver Störungen <strong>im</strong> <strong>Kindes</strong>- <strong>und</strong><strong>Jugendalter</strong> Weniger als die HälfteHausschließlich lich depressiv (Essau(Essau, , 2000,Kashani, , 1987) Depression Risikofaktor fürfr andere Störungen Angststörungen (bis 75 %, Kovacs, 1984/86/88), SomatoformeStörung 45 % oppositionelle Störung, 33 % des SozialverhaltensAltersabhängigkeit von KomorbiditätKinder: Depression mit oppositioneller Störung oderTrennungsangstJugendliche: Sozialverhaltensstörung, rung, Essstörung, Alkohol,Drogen Angststörung (v.a(v.a. . soziale <strong>und</strong> spezifische Phobie) i.d.R.Depression vorausgehend Homotypische Komorbidität: : 75 % aller dysthymen Kinderentwickeln Depression („double(depression“)
Alterstypische Symptome von Depressionen <strong>im</strong> <strong>Kindes</strong>-<strong>und</strong> <strong>Jugendalter</strong> (mod. nach Knölkeret al., 2000)Kleinkindalter (1-3 3 Jahre):- mehr Weinen- mehr Irritabilität, , Spielunlust- Gestörtes Essverhalten- AusdrucksarmutVorschulalter ( 4-646 Jahre):- Traurig- Psychomotorische Hemmung- Angst, Phobien- Appetitlosigkeit, Schlafstörungen- Introvertiertes/aggressiv gereiztes VerhaltenSchulkinder ( 7 – 12 Jahre):- Verbalisierung von Traurigkeit- Psychomotorische Hemmung- Zukunftsangst, wenig Appetit- Schlafprobleme, suizidale Gedanken<strong>Jugendalter</strong> (13 – 18 Jahre):- Selbstzweifel, wenig Selbstvertrauen- Lustlosigkeit, Apathie, Gewicht, Konzentrationsmangel- Psychomotorische Beschwerden- Suizidalität, t, Labilität- Schlafprobleme
Aus aggressiven Kindern werden auch depressive Kinder(Schema nach Essau & Petermann, 2002)Aggressives-DissozialesVerhaltenKonflikte mit GleichaltrigenSoziale AblehnungSchulproblemeSchulische ProblemeSoziale IsolationSoziale DefiziteSchulischer MisserfolgSchulische DefiziteDepressive Verst<strong>im</strong>mungIn der HälfteHder FälleFSozialstörung der Depression vorangehendSiehe ICD-10: Kombinierte Störung des Sozialverhaltens mitDepression (F92.8).Bei Depression <strong>und</strong> Sozialstörung vermehrt Suizidversuche <strong>und</strong>Substanzmissbrauch (Selbstmedikation) als bei reinerSozialstörung, häufigerehRückfRckfälle, wenig Ansprechen aufTherapie, Übergänge in Persönlichkeitsstnlichkeitsstörungen (z.B. Borderline)zu erwarten.
Rückfallraten <strong>und</strong> –prädikatorendepressiverStörungen <strong>im</strong> <strong>Kindes</strong>- <strong>und</strong> <strong>Jugendalter</strong> Rückfallratenrelativ hoch: Bei 25 % Kindern nach einem Jahr, bei 40 % innerhalbvon zwei Jahren, 72 % nach 5 Jahren (Kovacs, 1984o. Asarnow, , 1988) Was sagt Rückfallvoraus?: Suizidversuche in der Vorgeschichte, schwere klinischeSymptomatik, hohes Alter bei Störungsbeginn,Komorbidität, Dysthymie Elterliche Depression, sozioökonomische Probleme
Diagnostik• Aussenanamnese• Anamnese• Klinische Beobachtung• Entwicklungsdiagnostik• Comorbiditätsdiagnostiktsdiagnostik• Testdiagnostik• Organische Diagnostik– EEG– CT– Schilddrüsendiagnostik– Labordiagnostik– Evtl. Dexamethasontest
Therapie• Ambulant• Teilstationär• Stationär
Nicht – pharmakologischeTherapie• Verhaltenstherapie• Familientherapie• Analytisch orientiertePsychotherapie
Pharmakolog. . Therapie(1)• Serotonin-Wiederaufnahmehemmer(Achtung: Suizidalität!)• Tricyclische Antidepressiva (Achtunganticholinerge Nebenwirkungen wieM<strong>und</strong>trockenheit, Harnverhalten,Glaukom, Müdigkeit, MAV-Block)• Monoaminooxygenasenhemmer (HebenDopaminspiegel, , Achtung:Nebenwirkungen (Cheese(Cheese-Effekt),Interakationen• Neuroleptika (bei psychot.Begleitsymptomatik, Risperidon <strong>und</strong>Apiprazol haben deutl. . AntidepressiveKomponente (5HT1/2 Rezeptor),Achtung: Nebenwirkungen wie Senkungder Krampfschwelle, EPMS,Gewichtszunahme, metabol. . NW wieDiabetes)
Pharmakolog. . Therapie(2)• Antiepileptika (CBZ, Valproat),v.a. . bei bipolarer Symptomatik• Lithium (bei BPD II)• Tranquilizer nur kurzzeitig!(Abhängigkeitsrisiko!)
Sozialverhaltensstörungenrungen
Stabilität dissozialerStörungenaus Mannhe<strong>im</strong>er LängsschnittstudieL100%90%80%70%60%50%40%30%20%10%0%8jähr.Diss 13j.Diss 25j.Diss8Jahre13ahre18Jahre25Jahre
Psychosoziale Faktoren beiEntstehung der Störungen desSozialverhaltens• Entwicklungseinflüssesse• Familiäre Bedingungen• Umwelteinflüsse• Faktoren des Erwerbesdissozialen Verhaltens
Neurobiologische Ursachen derStörungen des Sozialverhaltens• Genetische Ursachen• Neuroanatomische Bef<strong>und</strong>e• Neurotransmitterhypothese• Psychophysiologische Faktoren• HormonelleErklärungsversucherungsversuche
Therapeutische Ansätze beiStörungen des Sozialverhaltens• Behandlungsziele• Elternzentrierte Interventionen• Kindzentrierte Interventionen• Schulische Maßnahmen• Jugendhilfemaßnahmennahmen• Psychopharmakotherapie
Behandlungsziele• Aggressivitätskontrolle,tskontrolle,Selbstkontrolle• Einüben angemessenerSelbstbehauptung• Förderung differenzierter Selbst-<strong>und</strong> Fremdwahrnehmung• Erlernen kooperativer <strong>und</strong>unterstützendertzenderVerhaltensweisen,Kommunikationstraining• Abbau von Spannungen <strong>und</strong>Unruhe• Aufbau prosozialerVerhaltensweisen
ElternzentrierteInterventionenKontingenzmanagement• Eindeutig formulierte,altersgerechte Forderungen an dasKind stellen• Einsatz von Konsequenzen <strong>im</strong>direkten Zusammenhang mit demVerhalten• Positive Konsequenzen fürferwartetes <strong>und</strong> prosozialesVerhalten• Negative Konsequenzen fürfoppositionelles bzw. aggressivesVerhalten
ElternzentrierteInterventionenVerbesserung der Eltern-KindKind-Beziehung• Erkennen <strong>und</strong> Einsetzen vonpositive Elternqualitätenten• Mehr gemeinsame „Familienzeit“mit ange-nehmen nehmen TätigkeitenTverbringen• Schaffung fester Strukturen beialltäglichen Abläufen hilft Eltern<strong>und</strong> Kindern• Beendigung zu harter, zugewährender oder inkonsistenterelterlicher Erziehungspraktiken
Erziehungsprogramm beiaggressiven Kindern <strong>und</strong>Jugendlichen (Triple P)• Stellen Sie Regeln <strong>und</strong> Ziele auf!• Sprechen Sie den Schüler direkt an!• Fördern Sie gutes Verhalten!• Seien Sie ein echtes Vorbild!• Beachten Sie Ihre Schüler!• Ignorieren Sie kleine Ausrutscher!• Geben Sie klare Anweisungen!• Seien Sie stets konsequent!
JugendzentrierteInterventionen• Behandlung komorbiderBegleitstörungen wie ADHS,eingeschränkte nkte Bildungsfähigkeit,Störungen schulischerFertigkeiten, Sprachstörungen,rungen,emotionale Störungen• Soziales Kompetenztraining(Petermann)• InterpersonellesProblemlösetraining• Ärger-Bewältigungs- Training• Antiaggressionstraining
Methoden der kognitivenVerhaltenstherapie• Selbstinstruktions- oderSelbstmanagement-trainingtraining• Problemlösungstraining• Ärgerkontrolltraining• Antiaggressionstraining• Standardisierte Übungsprogramme• Entspannungsverfahren
Schulische Maßnahmen• Antiaggressionsmodell• Mediation• Feste Regeln• Hinschauen• R<strong>und</strong>er Tisch
Mediation• Schüler tragen Verantwortung alsStreit-schlichter• Einrichtung einesSchlichtungsz<strong>im</strong>mers• Kommunikations-u.Antiaggressionstraining• Soziales Lernen <strong>im</strong> Unterricht• Opfer-Täterter-Gespräche
Feste Regeln• Schüler erarbeiten eigeneKlassenregeln <strong>und</strong> Sanktionen fürfRegelverstößöße• Eltern unterschreiben einenVertrag, in dem sie die Schulziele<strong>und</strong> ihre Pflichten anerkennen,z.B.Teilnahme an Elternabenden
R<strong>und</strong>er Tisch• Lehrerteams fürfr Klassen• Einsatz von Schulpsychologen <strong>und</strong>Sozialpädagogen• Helferkonferenzen bringenLehrer,Schulsozial-arbeiter, arbeiter, Eltern,Jugendhilfe, ggf. Pfarrer,Jugendpsychiater <strong>und</strong> Polizeizusammen
Jugendhilfemaßnahmennahmen• Koordinierung der elterlichen,schulischen <strong>und</strong> medizinischenInterventionen• Frühe Gewährung vonEingliederungshilfe nach § 35a KJHGmit Hilfeplanung• Vermeidung von Beziehungsabbrüchendurch häufighwechselnde Maßnahmenaus Kostengründennden• Konsequente Durchsetzunggesetzlicher Vereinbarungen <strong>und</strong>Regelungen
Psychopharmakotherapie• St<strong>im</strong>ulanziengabe• Konventionelle <strong>und</strong> atypischeNeuroleptika• Antikonvulsiva (Antiepileptika)• Antidepressiva• Lithiumsalze
Ausblick <strong>und</strong>Schlussfolgerungen• Stö.desSozialverhaltenssind häufig, hlebenslangvorhanden,von schlechterPrognose• nur frühesErkennen u.Behandeln istsinnvoll• Die Therapiemuss mul-t<strong>im</strong>odal sein <strong>und</strong>die Elterneinbeziehen• Sie sindgesamtgesell-schaftlichesAnliegen
Formen der Stder Störungen desSozialverhaltens• Hyperkinetische Störungend.Sozialverhaltens• Auf den familiären Rahmen beschränkteStörungen des Sozialverhaltens• Störungen des Sozialverhaltens beifehlenden familiären Bindungen• Störungen des Sozialverhaltens beivorhandenen sozialen Bindungen• Störungen des Sozialverhaltens mitoppositionellem, aufsässigen ssigen Verhalten• Kombinierte Störungen d.Sozialverhaltens<strong>und</strong> der Emotionen
Epidemiologie der sozialenVerhaltensstörungenrungen• Ca.8% der Kinder einerNormalbevölkerunglkerung• 6-16 % der Jungen <strong>und</strong>• 2-99 % der MädchenM• Im Gr<strong>und</strong>schulalter ca. 1-2% 1derSchüler• Mit 12-14 14 Lebensjahren 4-8% 4• Jungen zu MädchenM3-4:13• In Städten häufigerhals auf demLand
Alternative Einteilungen derStörungen des Sozialverhaltens• vor dem 10. Lebensjahr auftretendversus• in der Adoleszenz beginnend• Impulsiver Typ mitüberschiessendenunge-plantenplanten,aggressiven Handlungen versus• Instrumenteller Typ mit gezieltenaggressiven Übergriffen zurErzielung eines Zweckes
Leitsymptome der Störungen desSozialverhaltens• Hohes Maß an Ungehorsam,Streiten,Tyrannisieren• Ungewöhnlich häufigehoder schwereWutausbrüche• Grausamkeit gegenüber Menschen <strong>und</strong>Tieren• Erhebliche Destruktivität t gegenüberEigentum• Zündeln• Stehlen• Häufiges LügenL• Schuleschwänzen• Weglaufen von zu Hause• Lügen, Stehlen, Weglaufen= dissozialeTrias
Genetische Ursachen• Aggressives Verhalten ist stabil• Psychosoziale Faktoren haben nureinen aus-gestaltenden Einfluss aufdie Symptomatik• Ein spezifisches Aggressionsgen istnoch nicht entdeckt worden• Zwillingsstudien belegen diegenetische Hypothese
Neuroanatomische Bef<strong>und</strong>e• Hypothalamus, präfrontalerCortex <strong>und</strong> Amygdalakerne sindbei Aggression beteiligt• Aber Aggressivität t lässtlsichkeiner einzelnen Hirnstrukturzuordnen• Es gibt kein eigentlichesAggressionszentrum
Neurotransmitterhypothese• Serotonin, Noradrenalin, Dopamin,Acetyl-cholincholin <strong>und</strong> Gamma-Aminobuttersäureure sind an derAusbildung von Aggressionenbeteiligt• Ein niedriger Aktivierungszustanddes sero-tonergenSystems erzeugt<strong>im</strong>pulsiv-aggresaggres-sivessives Verhalten• Neurotransmitteraktivität istwahrscheinlich genetisch bedingt
PsychophysiologischeFaktoren• Aggressives Verhalten korreliertnegativ mit dem Ruhepuls,systolischen Blutdruck <strong>und</strong>Speichelkortisol• Hautleitfähigkeit ist erniedrigt,Angstaversion reduziert(parasympathikotoneReaktion)• Sympathikotone Gr<strong>und</strong>haltung giltals protektiver Faktor
HormonelleErklärungsversucherungsversuche• Aggressives <strong>und</strong> sexuellesVerhalten ist eng verknüpft• Im Nebennierensystem gebildetesTestosteron korreliert eher mitAggressivität t als gonadalesTestosteron• Jungen dominieren bei aggressivenStörungen des Sozialverhaltens
Entwicklungseinflüssesse• Massive Angepasstheit oder Unruhe• VerzerrtesWahrnehmungsvermögengen• Unangemessene Selbstbehauptung• Eingeschränktes nktes soziales Verhalten• Unzureichende Steuerungsfähigkeit• Mangel an positivenEinfühlungsvermhlungsvermögengen• Schwieriges Temperament
Familiäre Bedingungen• Mangel an positiven Vorbildern• Psychiatrische Erkrankung einesElternteils• Unzureichende emotionaleUnterstützungtzung• Familiäre Unst<strong>im</strong>migkeiten,Partnerprobleme• Soziale Probleme der Eltern• Mangelnde Grenzsetzung• Mangelnde Informiertheit überTagesablauf• <strong>Kindes</strong>misshandlungen
Umwelteinflüsse• Beengtes Wohnen, LärmLusw.• Unüberschaubare soziale Gebiete• Gewalttätige tige Gleichaltrige alsVorbilder• Gewalt in Medien (Filme, Videos,Spiele)• Unzureichende Sanktionen beiGrenzüberschreitungen
Faktoren des Erwerbesdissozialen Verhaltens• Lernen am Erfolg, besonders durchDuldung• Lernen am Modell(bei fehlendenAlternativen)• Reaktion auf negativesSelbstkonzept• Reaktion in Gruppenprozessen• Additive Effekte durch Rauschmittel• Fehlende sozialeKontrollmechanismen• Verzerrte Darstellung durch Medien
Basisvariablen derGesprächsfchsführunghrung• 1.Achten-Wärmerme-SorgeVariable• 2.Echtheitsvariable• 3.Empathie
Achten-Wärmerme-Sorge Variable• Achtung <strong>und</strong> Wertschätzung tzung fürfden anderen empfinden, seinFühlen <strong>und</strong> Erleben akzeptieren• Fre<strong>und</strong>licher <strong>und</strong> herzlicherUmgang mit dem anderen• Sie vertraut ihm, öffnet sich, gibtPersönliches preis
Echtheitsvariable• Die Äußerungen entsprechen demeigenen FühlenF<strong>und</strong> Denken• Sie gibt sich so, wie sie wirklich ist• Sie ist aufrichtig <strong>und</strong> heuchelt nicht• Sie ist durchschaubar, lebt ohneFassade• Sie ist ohne professionelles Gehabe• Sie verhält sich in individueller,origineller <strong>und</strong> vielfältiger ltiger Weise
Empathie• Sie versteht einfühlend <strong>und</strong> nicht wertenddie innere Welt des andern• Sie versteht den anderen so, wie er sichz.Z.selbst sieht• Sie ist dem anderen in dem nahe, wasdieser fühlt, fdenkt <strong>und</strong> sagt• Ihre Handlungen <strong>und</strong> Maßnahmen sinddem persönlichen Erleben des anderenangemessen
Hinschauen• Auf körperlichekoder verbale Gewaltfolgt schnell eine Reaktion• Frühzeitige Elterngespräche• Schwere Gewalt <strong>und</strong> Waffenbesitzwerden angezeigt• Verbesserte Schulaufsicht• Freizeitangebote schaffen bzw.unterstützentzen
ADHSAufmerksamkeitsDefizitHyperaktivitätstsStörung
Kardinalsymptome• Hyperaktivität• Unaufmerksamkeit• Impulsivität
Diagnostische Kriterien fürfHyperaktivität• mindestens 6 Monate,beginnend vor dem 7.Lebensjahr• Ausmaß mit demEntwicklungsstand nichtvereinbar bzw. unangemessen• mit Extremitäten ten fuchteln;unruhig sitzen; Platz verlassen,wenn Sitzenbleiben erwartetwird
Diagnostische Kriterien fürfUnaufmerksamkeit• mindestens 6 Monate, beginnendvor dem 7. Lebensjahr• Ausmaß mit demEntwicklungsstand nicht vereinbarbzw. unangemessen• Sorgfaltsfehler; inadäquat kurzeAufmerksamkeitsspanne;Erklärungen rungen kann nicht gefolgtwerden; desorganisiert; Aufgaben,die Durchhaltevermögen verlangen,werden vermieden; Gegenständendewerden verloren; Aufträge werdenvergessen; externe St<strong>im</strong>uli lenkenleicht ab
Diagnostische Kriterien fürfImpulsivität• mindestens 6 Monate,beginnend vor dem 7.Lebensjahr• Ausmaß mit demEntwicklungsstand nichtvereinbar bzw. unangemessen• geantwortet, bevor Fragebeendet ist; wird nichtgewartet, bis man an derReihe ist; Andere werdenhäufig unterbrochen;exzessives Reden
Verlaufsformen• Unaufmerksam-<strong>im</strong>pulsiver Typ• Hyperaktiv-<strong>im</strong>pulsiver <strong>im</strong>pulsiver Typ• Kombinierter Typ• Einfach• + Sozialverhaltensstörungrung
Inzidenz (Mitteleuropa)• 3-6% gesamt• 80% männlichmWolraich et al., 1996
Ätiopathogenese• Pränatale Faktoren• Perinatale Faktoren• Exogene Noxen (Umweltgifte, Schwermetalle, Medikamente)• Allergien (Atopie(Atopie, , Neurodermitis,...)• Zerebrale frontale Dysfunktion (Urs.?)• Neurotransmitterstörungenrungen• Genetische Faktoren• NahrungsmittelallergeneSchokoladeKaffeeKakaoZuckerKuhmilchKäseFarbstoffeKonservierungsmittelGluten?
Weitere BeobachtungenZwillingsstudien• Konkordanzmonozygot.............80%• Konkordanzdizygot ..................30%• genetische Dispositionwahrscheinlich(Hechtmann, 1996)
Genetische FaktorenZentraler Neutrotransmitter: Dopaminstriatal, präfrontalfrontal/vorderes Aufmerksamkeitssystem: Dopaminpräfrontal/hinteres Aufmerksamkeitssystem: NorepinephrinDopamin Transporter Gen (DAT):reguliert die präsynaptischeDopamin-WiederaufnahmeDopamin Rezeptor Gen (DRD4 DRD2) reguliert diepostsynaptische Dopamin-Aufnahme(DRD2<strong>und</strong> Prolaktinanstieg)(DRD2-Blockade verursacht EPMSAuswirkung: v.a. striatal (Hyperaktivität) t) <strong>und</strong> präfrontal(vorderes Aufmerksamkeitssystem: Antrieb, Motivation; hinteresAufmerksamkeitssystem: Unaufmerksamkeit)
NeuropsychologischeErklärungsmusterrungsmuster• Hypoarousal• Inhibitionsdefizit
DiagnostikAusführliche AnamneseVerhaltensbeobachtungErgotherapeutische DiagnostikOrganische Diagnostik: EKG, Blut,Schilddrüse, EEGStrukturierte Verhaltensbeobachtung in 3unterschiedlichen Situationen (zu Hause,Schule, unter Fre<strong>und</strong>en 3unterschiedliche Einschätzungen)– Conner Skalen (Goyette(& Conner, 1983)– HKS-FragebFragebögengen nach B. Reisel– Hypescheme
Zusatzdiagnostik• MRI ((Volumenminderungpräfrontalfrontal, v.a. . rechts <strong>und</strong> inden Stammganglien)• fMRI ( rechts-frontalerCortex wird weniger aktiviert)• PET ((erniedrigter frontalerGlucosestoffwechsel)• SPECT ((erniedrigte frontalePerfusion)
Differentialdiagnosen• Tiefgreifende Entwicklungsstörungen• Sozialverhaltensstörungrung• Anfallskrankheiten• Angststörung• Affektive Störung• Lernstörungrung• Ticstörung• Anpassungsstörung• Bindungsstörung• Hirnorganische Störung• Geistige Behinderung• Schizophrenie• …
Verlauf• Überaktivitätt bis zur Pubertät,t, dann vorrangigAufmerksamkeitsstörungrung• („spontane“ Besserung <strong>im</strong>vorderenAufmerksamkeitssystem <strong>und</strong> inden Stammganglien)Psychopharmakologisch (MPH) Kognitiv (ATX)
Behandlung 1• Bio• Psycho• SozialesModell
Behandlung (Bio 1)• Erwiesene Wirksamkeit vonKatecholamine* * freisetzendenMedikamenten• Geringe Wirksamkeit vonMedikamenten, die andereNeurotransmittersystemebeeinflussen• Schlechte Wirksamkeit vonKatecholamine* * blockierendenMedikamentenLa Hoste et al., 1996*...DopaminDopamin, , Adrenalin, Noradrenalin
Behandlung (Bio 2)Methylphenidat (Ritalin©) ) / Amphetamin) (Hemmung der präsynaptischenDopamin-WiederaufnahmeWiederaufnahme) Verbesserung der Hyperaktivität t <strong>und</strong> der Motivationsowie des Antriebs (vorderes Aufmerksamkeitssystem). Rel. kurze Wirkdauer,schneller Wirkungsbeginn (ca. 30 min.) daher Suchtpotential!!! ca. 75% ResponderAtomoxetin (Strattera©) ) (Hemmung der präsynaptischenNoradrenalin-Wiederaufnahme) Verbesserung der Aufmerksamkeit (hinteresAufmerksamkeitssystem) ca. 75% Responder, überschneiden sich nicht mit den MPH-Respondern Dopaminspiegel steigtAntidepressiva (Imipramin(Imipramin, Moclobemid, Citalopram,...) Noradrenalin/SerotoninSerotonin/Noradrenalinspiegelsteigt <strong>und</strong> somitauch indirekt etwas der Dopaminspiegel ca. 12% ResponderAntipsychotica (Thioridazin, Haloperidol, Olanzapin, Clozapin,...) Dopaminspiegel sinkt ca. 15% ResponderNootropika (z.B. Piracetam, Aniracetam) ) & Coffein: : Steigerung der cerebralenDurchblutung <strong>und</strong>des cerebralen Glocosestoffwechsels < 10% Responder
Behandlung (Bio 3)Nebenwirkungen vonRitalin ©• Schlafstörungen (daher keine Gabe von MPH/ATXnach ca. 16:00!)• Appetitlosigkeit• Übelkeit• Pulssteigerung• Ängstlichkeit• Depression• Wachstumshemmung• Psychose• Tics• Epileptische Anfälle• …
„patientenfre<strong>und</strong>liche“Behandlung• Ziel: möglichstmEinmalgabe ((bessereCompliance)• (teil-)retardierteForm desMethylphenidats mit unterschiedlichenRelationen nicht retardierter-retardierterTeil (Concerta(Concerta, Ritalin LA, Equasym)• Gr<strong>und</strong>: benötigte Vormittagsdosis >benötigte Nachmittagsdosis• Evtl. am Morgen (teil-) ) retardierte <strong>und</strong>unretardierte Form geben• Besonderheit des Medikinet:Retardwirkung nur, wenn nicht aufnüchternem Magen
Weitere biologischeBehandlungsoptionen• Phytotherapie• Diät t (z.B. hypoallergene Diät t nachFeingold)• Ungesättigte (Omega 3) Fettsäuren• Homöopathieopathie• rTMS• BLT• Zink (Zink (kompetitiveHemmung desDopamintransporter/DopaminrezepDopaminrezeptor)
Behandlung (Psycho(Psycho)• Grenzsetzung• Verhaltenstherapie• Trainingsprogramme• Schrittweise, geringeAnforderungen• Red<strong>und</strong>anz• Familientherapie
Behandlung (Sozial)• Strukturiertes Umfeld• Physiotherapie (Bewegung!)• MotopädagogikAnker setzenWahrnehmungstraining (basale(St<strong>im</strong>ulation)aktiv-produzierendeMusiktherapie(Impulskontrolle)• LehrerberatungInformationsvermittlungdosierte AnforderungenRed<strong>und</strong>anzStützangebotetzangeboteMotivation durch Erfolgserlebnissepositive Verstärkungrkung
Elternberatung• HKS akzeptieren als behandelbare Störung• Keine Schuldzuweisung• „gemeinsam statt einsam“• angepaßteIndividualnorm, keine Altersnorm• Besserung wahrscheinlich• Positive Verstärkungrkung• Einfache Strukturvorgaben• Klare Strukturvorgaben• Regeln klar, positiv, altersadäquat,überschaubar<strong>und</strong> erreichbar formulieren• Weg von der Leistungsorientierung• ÄquilibriumRücksichtForderung• „Abreaktionen“ fördern• Vor Medikation differenzierte Diagnostik
MTA Studie• unterstreicht den Stellenwertder Pharmakotherapie, abernur in Kombination mit Psycho-<strong>und</strong> Sozialtherapie!!!
Mögliche Fehlerquellen• Bagatellisierung• Ungenaue Diagnostik• Rückführung aufErziehungsfehler• Rein psychodynamischeSichtweisen• Rein medikamentöseSichtweise• Tranquilizertherapie
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!