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Die China-Mission des Jesuiten-Paters Matteo Ricci im 16 ...

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auf den Glauben in den komplexen Theorien <strong>des</strong> Christentums. Und seitens der <strong>Jesuiten</strong><br />

die Voraussetzung von für Chinesen unverständlicher Basisannahmen in der<br />

Diskussion, wie z. B. einem Schöpfer als erste Ursache oder einer gleichzeitigen<br />

transzendenten und physikalischen Existenz Gottes. Eine anderer Angriffspunkt seitens<br />

der Konfuzianer wie auch der Buddhisten war die Theodizee-Frage, d. h. der offenkundige<br />

Widerspruch zwischen der Annahme eines vor allen Dingen als gütigen<br />

Herrscher charakterisierten, christlichen Gottes und seiner Allmächtigkeit sowie<br />

gleichzeitiger Allwissenheit, die bis heute selbst christlichen Theologen Kopfzerbrechen<br />

macht. <strong>Die</strong> Fragen der Chinesen bezogen sich in vielfältiger Weise auf dieses<br />

Paradoxon, z. B. was die Erschaffung der Engel und unter ihnen Luzifer angeht.<br />

Warum nur hat der christliche Gott einen Engel erschaffen, fragten sie, von dem er<br />

wusste, dass dieser nur Unheil stiften würde? Und warum musste Jesus für die Vergebung<br />

der Sünden am Kreuz sterben, wenn Gott in der Lage gewesen wäre, jederzeit<br />

alle Sünden zu vergeben, auch ohne seinen Sohn zu opfern? <strong>Die</strong> <strong>Jesuiten</strong><br />

konnte auf die Fragen der Chinesen keine für diese zufriedenstellende Antwort geben.<br />

Auch die Vorstellung von H<strong>im</strong>mel und<br />

Hölle verursachte bei vielen Chinesen<br />

Unverständnis. Sie unterstellten den<br />

frommen Christen Kalkül und Eigennutz,<br />

wenn diese davon ausgingen, dass sie<br />

für ihre guten Taten belohnt würden.<br />

Gute Taten müssten aus der persönlichen<br />

Sittlichkeit und dem Gewissen her<br />

entstehen, eine Einstellung, die nachvollziehbar<br />

ist und welche die <strong>Mission</strong>are<br />

ebenfalls nicht hinreichend entkräften<br />

konnten. Zu guter Letzt entsprach die<br />

Darstellung eines leidenden, als Straftäter<br />

verurteilten Jesus nicht den chinesischen<br />

Vorstellungen von der Herrlichkeit<br />

Astronomische Instrumente von <strong>Ricci</strong> für<br />

das Pekinger Observatorium (hier Sextant)<br />

<strong>Ricci</strong>s <strong>China</strong>-<strong>Mission</strong><br />

Storia dell’ Introduzione del Christianes<strong>im</strong>o in Cina, Roma 1942 ff.<br />

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