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Festnetz und Seitensprung Den Aufmerksamen wird es nicht entgangen sein: Voraussetzung für die Handlung von «Zeit zu zweit» ist das Fehlen von … Mobile Phones. Wären Linda und Henry Lodge für den Kontakt mit ihren Gelegenheits-Gspusis nicht auf das Festnetz reduziert gewesen, hätte das Stück mit dem Geschlechter-Clash der Markhams am Ende des ersten Akts als Tragödie geendet. Rechtzeitig per Smartphone abgefangen, hätte das für die Fortsetzung der Geschichte als Komödie unentbehrliche Personal gefehlt. Was Wunder, dass sich die lustgetriebenen Lodges in dieser grauen Vorzeit volldigitalisierter Kommunikation mit ihren Partnern zwecks Triebabfuhr in völlig archaischer Art fanden. Nie und nimmer würde sich jemand in unserer zunehmenden Sicherheitsfi xierung mit einer Person einlassen, deren Bekanntschaft er ausschliesslich den Wechselfällen des Lebens verdankt. Wer verantwortlich denkt, nimmt heute per Casual Dating Verbindung auf, was – wie der grosse Singlebörsen-Vergleich für die Schweiz verrät – soviel bedeutet, «dass sich Frauen und Männer zu ungezwungenem Gelegenheitssex verabreden.» (aber selbstverständlich nicht nur die: C-Date zum Beispiel steht auch für die Suche nach gleichgeschlechtlichen Personen zur Verfügung. Wär’ ja noch schöner.) Für die Seriosität des Singlebörsen-Testsiegers C- Date bürgen immerhin zehn Seiten Allgemeine Geschäftsbedingungen (AGB’s), denen ich entnehme: «Dieser Abgleich erfolgt auf Grundlage eines speziell von C-Date entwickelten Algorithmus, der Aussagen über die Kompatibilität (Vereinospekt_Theatergruppe_Glinggige_2015.indd 6 17.03.15 17:52
Danke fürs Affi chen kleben Bier zapfen C oachings machen Drinks servieren Eintritte verkaufen Fritten backen Gerüste bauen Hopfen kochen Inserate schalten J acken fl icken Kuchen backen L icht bezahlen M asken bilden Nerven bewahren Ofen installieren Programme drucken Quatsch verstehen Reklame laufen Saal heizen T ische ausrichten Ueberstunden schieben Vorverkauf besorgen Wände malen X Zopfsandwiches schmieren Yipee schreien Zimmer zimmern barkeit) zweier Kundenprofi le ermöglicht.» (Was nun wieder den Schluss zulässt, dass der Algorithmus von C-Date für den Rudelbums off enbar noch nicht gerüstet ist. Und ja, ich weiss, dass es krank ist, AGB’s von Dating-Sites zu lesen.) Auch elektronische Kuppeldienste in der Abteilung Langzeitbeziehungen setzen auf Mathematik: «136 Algorithmen bestimmen unser Matching. Diese Liebesformel bestimmt ihre individuellen Partnervorschläge», schreibt – ebenfalls Testsieger – Parship in Schritt 3 von 5 zur erfolgreichen Partnersuche. Der Vorschlag von Jane Wilkinson, «Mir chöi ja öppis trinke zäme», (bevor es allenfalls zur Sache geht) ist die Verhöhnung geballter Rechnerleistung. Nur: Was nützt mir der eine kümmerliche Algorithmus von C- Date (oder die beeindruckenden 136 von Parship), wenn ich deren AGB’s in Ziff. II/8 entnehme: «C-Date garantiert nicht für die Richtigkeit der im Fragebogen gemachten Auswertungen oder Aussagen.» Öha. Und weil deshalb der ganze Algorithmuszauber mitunter auf den tönernen Füssen gestörter Selbstwahrnehmung steht, wundert es dann auch nicht, dass sich da des Öfteren nicht zwei wie der Nespresso-Fernsehwerbung entsprungen zum Stelldichein treff en, sondern Typvorlagen für RTL II-Dokusoaps. Die Digitalisierung ersetzt Flirten durch Fragebögen, Rummachen durch Rammeln nach Rechnen und Knistern durch den kalkulierten Koitus. Da mag ich Henry Lodges analoges Gespür für Telefonstimmen irgendwie lieber. ospekt_Theatergruppe_Glinggige_2015.indd 7 17.03.15 17:52
Seite 1 und 2: ospekt_Theatergruppe_Glinggige_2015
Seite 3 und 4: von Ray Cooney und John Chapman Paa
Seite 5: . . . . . . . . . . . . . . . . . A

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