Der Fettleibigkeits-Diskurs im Land der Gemütlichkeit - Kreisky, Eva

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Erkenntnisleitende These mehrere Neoliberalismus-kritischer Arbeiten zusammen (Vgl. 2002: 494) und Bröckling et al folgern: „Die Förderung von Handlungsoptionen ist nicht zu trennen von der Forderung, einen spezifischen Gebrauch von diesen ‚Freiheiten’ zu machen, so dass die Freiheit zum Handeln sich oftmals in einen faktischen Zwang zum Handeln oder eine Entscheidungszumutung verwandelt. Da die Wahl der Handlungsoption als Ausdruck eines freien Willen erscheint, haben sich die Einzelnen die Folgen ihres Handelns selbst zuzurechnen“ (2000: 30). 18
4. Kampagnen in Österreich Im folgenden Kapitel soll nun der heimische Diskurs über das Thema Fettleibigkeit anhand des erarbeiteten theoretischen Fundaments überprüft werden. Zunächst wird die Datenlage sowie der mediale Umgang mit dem Thema betrachtet werden, dann sollen mehrere Kampagnen differenten Ursprungs untersucht werden. Dabei wird nicht das Ziel sein, die Beispiele bis ins letzte Detail zu erörtern, vielmehr sollen grobe Strukturen erfasst und aufgezeigt werden, um Hypothesen über den Zustand der Fettleibigkeitsdebatte in Österreich zu erstellen. 4.1 Zahlen, Daten und Interpretationen Für die Darstellung der heimischen Situation ist zunächst wichtig, mit welchen Zahlen im Diskurs über Übergewicht und Co. gearbeitet wird. Als primäre Quelle erscheint zunächst der österreichische „Adipositas-Bericht“, der erstmals im Jahr 2006 vom Institut für Sozialmedizin der Medizinischen Universität Wien herausgegeben wurde (http://www.medical-tribune.at/mm/mm002/Adipositasbericht_2006.pdf). Gesponsert wurde diese Abhandlung nicht nur vom Bundesministerium, sondern auch von den Pharmakonzernen Pfizer und Aventis. Nicht das erste und sicher nicht das letzte Mal, dass im Marktfeld Ernährung und Gesundheit operierende Unternehmen direkt an wissenschaftlichen Publikationen oder erzieherischen Maßnahmen beteiligt sind. Interessant ist der Bericht in erster Linie natürlich deshalb, weil er Datenmaterial für die Adipositas-Situation in Österreich liefern soll. Diese Hoffnung wird allerdings zerstreut, wenn man sich die genannten Zahlen genauer ansieht. Denn laut dem Bericht sind „[J]e nach verfügbarer epidemiologischer Datenquelle 20–64 % der Männer und 20–40 % der Frauen übergewichtig (BMI 25,0–29,9 kg/m2) und 3–23 % der Männer und 2–24 % der Frauen adipös (BMI ≥ 30 kg/m2)“ (2006: 14). Ähnlich „genau“ sind die Angaben in der Kategorie Jugendliche, wo 10-29 % der Burschen bzw. 6-42 % der Mädchen als übergewichtig eingeteilt werden (Vgl. Ebd.: 14). Zu Gute zuhalten ist dem Bericht, dass er seine Datenschwäche eingesteht: „Die (…) Daten weisen Schwächen und Limitierungen wie z.B.: fehlende Repräsentation der Daten, unterschiedliche Datengenerierung, unterschiedliche 19
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