Vancomycin-resistente Enterokokken (VRE) - Übersicht zur - RKI
Vancomycin-resistente Enterokokken (VRE) - Übersicht zur - RKI
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<strong>Enterokokken</strong>infektionen:<br />
klinische Krankheitsbilder<br />
<strong>Enterokokken</strong> sind anteilsmäßig bedeutende<br />
Erreger vorwiegend nosokomial erworbener,<br />
nicht selten polymikrobieller<br />
Infektionen (26, 33, 51, 107, 110, 111).<br />
Die klinische Manifestation und der<br />
Schweregrad der Infektionen sind unabhängig<br />
vom Resistenzprofil der Erreger<br />
(33, 87, 105). <strong>Enterokokken</strong> verursachen<br />
vor allem Harnwegsinfektionen (meist onkologische<br />
Patienten, Kinder mit angeborenen<br />
Fehlbildungen des Harntraktes oder<br />
mit Harnwegskatheter), seltener Bakteriämien<br />
(27) oder Sepsisepisoden bei Patienten<br />
mit zentralem Venenkatheter (6,<br />
22, 94), Endokarditiden mit oder ohne<br />
Assoziation zu Implantaten (81), postoperative<br />
Wundinfektionen nach intraabdominellen<br />
Einriffen (11, 38), Wundinfektionen<br />
bei Verbrennungspatienten<br />
(37), Peritonitis bei Peritonealdialyse (36)<br />
und Infektion eines VP-Shunts (93, 112).<br />
Bei einem onkologischen Patienten unserer<br />
Abteilung (12 Jahre, ALL-Rezidiv)<br />
kam es (1998) zu einer hämorrhagischen<br />
Enterokolitis mit Darmperforation. Im<br />
Aszites und im durchwanderten Darmresektat<br />
wurden <strong>Vancomycin</strong>-<strong>resistente</strong> E.<br />
faecium (Van A) nachgewiesen. Nach den<br />
oben erwähnten NNIS Daten wurden im<br />
Erfassungszeitraum von 1992–1999 <strong>Enterokokken</strong><br />
bei 10,7 % von 2.293 erfassten<br />
Infektionen mit positiver Blutkultur,<br />
bei 9,6 % aller 1.331 erfassten Harnwegsinfektionen<br />
und 0,9 % aller 1.848 erfassten<br />
Pneumonien nachgewiesen (1, 113).<br />
Als Pneumonieerreger ist <strong>VRE</strong> nicht von<br />
Bedeutung; eine Ausnahme sind neonatologische<br />
Intensivpatienten, wenn sich<br />
bei schwerstkranken Frühgeborenen die<br />
(Beatmungs-)Pneumonie in das klinische<br />
Gesamtbild einer late onset Sepsis einfügt.<br />
Die Letalität der durch <strong>Enterokokken</strong><br />
(mit)verursachten Sepsis bei der in 40–<br />
60 % weitere Erreger in der Blutkultur<br />
nachgewiesen werden wird mit 25–55 %<br />
angegeben (27, 48, 49, 105, 137). Möglicherweise<br />
ist die <strong>VRE</strong> Infektion eher ein<br />
Indikator für den schlechten Allgemeinzustand,<br />
die Abwehrschwäche und die<br />
Multimorbidität der betroffenen Patienten,<br />
als ein unabhängiger Letalitätsfaktor<br />
(87). Anderseits zeigen gerade multimorbide<br />
Intensivpatienten eine signifikant erhöhte<br />
Letalität bei nosokomialen Infektionen,<br />
wenn die initiale empirische<br />
Therapie gegen <strong>resistente</strong> Erreger unwirksam<br />
ist (33, 75, 99).<br />
Prävention und Kontrolle<br />
von <strong>VRE</strong> in der Pädiatrie<br />
Die Kontrolle der nosokomialen Ausbreitung<br />
von <strong>VRE</strong> kann vorbehaltlich der<br />
speziellen biologischen Eigenschaften<br />
und Übertragungswege anderer Erreger<br />
als Modell für die Eindämmung multi<strong>resistente</strong>r<br />
Bakterien im Krankenhaus verstanden<br />
werden (11, 33, 60, 109, 111).<br />
Die trotz der CDC-Empfehlungen von<br />
1995 (60) kontinuierlich ansteigende Prävalenz<br />
von <strong>VRE</strong> in US-amerikanischen<br />
Krankenhäusern wird der fehlenden<br />
praktischen Umsetzung eines interdisziplinären<br />
Eindämmungskonzeptes angelastet<br />
(98, 110, 125, 151). In Tabelle 2<br />
sind die wichtigsten Informationen zu<br />
den bislang verfügbaren Studien aufge-<br />
Surveillance (Analabstrich) zum Ausschluss einer Besiedlung mit <strong>VRE</strong>:<br />
265 Hyg Med 29. Jahrgang 2004 – Heft 7/8<br />
führt, die sich mit <strong>VRE</strong>-Ausbrüchen in<br />
pädiatrischen Patientenkollektiven beschäftigen.<br />
Die Kontrolle (Eindämmung)<br />
wurde immer durch eine Kombination<br />
verschiedener Barrieremaßnahmen erreicht,<br />
so dass der spezielle Nutzen einzelner<br />
Komponenten nicht isoliert beurteilt<br />
werden kann. Exemplarisch ist in<br />
Abbildung 3 der Hygienestandard am<br />
Zentrum für Kinderheilkunde des Universitätsklinikums<br />
Bonn aufgeführt<br />
(siehe auch 26, 33, 111, 121).<br />
Prävention durch den<br />
restriktiven Gebrauch<br />
von Glycopeptiden<br />
<strong>Übersicht</strong><br />
Das Hospital Infection Control Practices<br />
Advisory Committee [HICPAC] der CDC<br />
hat 1995 Empfehlungen <strong>zur</strong> Vermeidung<br />
der weiteren Ausbreitung der Vanco-Resistenz<br />
gegeben, die auch Hinweise <strong>zur</strong><br />
• bei allen Neuaufnahmen und Übernahmen aus anderen Krankenhäusern<br />
• bei Patienten mit chronischen Wunden unter der intensiven Chemotherapie<br />
Kontaktisolierung der besiedelten Patienten für die gesamte Dauer der intensiven Chemotherapie<br />
• Einzelzimmer 1 , patientenbezogene Kittel, Handschuhe, hygienische Händedesinfektion<br />
• Patientenbezogene Pflegehilfsmittel, Stethoskop im Zimmer<br />
• Umgebungsdesinfektion der Handkontaktflächen mit DGHM-gelistetem Desinfektionsmittel (Dosierautomat)<br />
einmal pro Schicht, Fußboden arbeitstäglich (78)<br />
• Isolierungshinweis an der Zimmertür, Markierung der Patientenakte (<strong>VRE</strong>-Alert)<br />
• Pflege ausschließlich durch examiniertes, erfahrenes Personal<br />
• Supervision und Unterstützung durch Hygienefachpersonal<br />
• Diagnostische ‚Ausflüge’ außerhalb des Zimmers minimieren, diagnostische<br />
• Kooperationspartner (z. B. Radiologie) vorab informieren und instruieren<br />
Information und Weiterbildung (Gespräche, Handouts)<br />
• Ärztinnen und Ärzte, Schwestern und Pfleger, Physiotherapeuten, psychosoziales Personal<br />
• Patienten und Eltern (auch die nicht betroffenen!)<br />
• Reinigungsteam<br />
Abteilungsinterne Antibiotika-Leitlinie<br />
• Restriktiver Einsatz von Glycopeptiden (hier: Teicoplanin, <strong>Vancomycin</strong> nicht in Gebrauch)<br />
• Primärtherapie der febrilen Neutropenie mit Piperacillin-Tazobactam<br />
• Clostridium difficile-assoziierte Erkrankungen werden primär mit Metronidazol (po. oder iv.) therapiert<br />
(nur symptomatische Patienten)<br />
1 Die Patienten und ihre Angehörigen dürfen z. B. für Spaziergänge im Klinikgarten die Station verlassen, sollen jedoch direkte und indirekte<br />
Kontakte (über Gegenstände) zu anderen Patienten vermeiden.<br />
Abbildung 3: Hygienestandard „<strong>Vancomycin</strong>-<strong>resistente</strong> <strong>Enterokokken</strong> (<strong>VRE</strong>)“<br />
Pädiatrische Hämatologie und Onkologie, Zentrum für Kinderheilkunde, Universitätsklinikum Bonn