11. Ausgabe Wiesentalpost 2015/16
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Dr. med. Martin Volz: Der Mannschaftsarzt informiert über<br />
aktuelle Erkenntnisse zu den häufigsten Sportverletzungen.<br />
Thema: Rotatorenmanschettenruptur<br />
Anatomie:<br />
Die Rotatorenmanschette besteht aus einer Gruppe von 4 Muskeln und deren Sehnen, die über dem<br />
Oberarmkopf und unter dem knöchernen Schulterdach verlaufen und somit das weichteilige Dach<br />
des Schultergelenks bilden. Sie entspringen am Schulterblatt und ziehen zum großen und kleinen<br />
Rollhügel des Oberarmkopfes und sorgen so für die Innen- und Außenrotation sowie das Abspreizen<br />
des Armes vom Körper. Darüber hinaus kommt der Rotatorenmanschette die sehr wichtige Aufgabe<br />
der Zentrierung und damit Stabilisierung des Gelenkkopfes des Oberarms in der verhältnismäßig<br />
kleinen Schultergelenkpfanne zu.<br />
Ursache:<br />
Die Ursache für eine Verletzung der Rotatorenmanschette kann vielfältig sein und kommt in unterschiedlichen<br />
Altersgruppen vor. Grundsätzlich lassen sich traumatische von degenerativen Läsionen<br />
unterscheiden. Traumatische Rupturen der Rotatorenmanschette können z. B. bei Schulterluxationen<br />
und Stürzen auftreten. Degenerative Rupturen sind weitaus häufiger und nehmen in den höheren<br />
Altersgruppen stark zu. Sie verlaufen oftmals schleichend bis es zu einer deutlichen Funktionseinschränkung<br />
kommt. Der Grund hierfür liegt in der schlechten Durchblutung der ansatznahen<br />
Sehnen und ihrer starken Beanspruchung sowie mechanischen Irritation bedingt durch eine relative<br />
Enge im Schulterdach (Impingement).<br />
Abbildung 1: Normale Schulteranatomie<br />
Abbildung 3: Gerissene Sehne, Artroskopischer<br />
Blick von der Gelenk-Innenseite. Tastinstrument<br />
zeigt auf das gerissene Sehnenende.<br />
Abbildung 2a: Intakte Rotatorenmanschette.<br />
Pfeil gerichtet auf die schlecht durchblutete Zone<br />
(Hauptlokalisation eines Sehnenrisses).<br />
Abbildung 2b: Gerissene Sehne an typischer Stelle<br />
kernspintomografisch dargestellt. Pfeil zeigt auf das<br />
abgerissene Sehnenende.<br />
Abbildung 4: Sehnennahttechnik artroskopisch mit<br />
Fadenanker<br />
Diagnose:<br />
Im Vordergrund der Beschwerden steht neben<br />
Schmerzen, die Unfähigkeit den Arm vom Körper<br />
abzuspreizen bzw. im Alltag normal einzusetzen.<br />
Oftmals werden auch starke nächtliche Schmerzen<br />
beschrieben. Rupturen der Rotatorenmanschette<br />
gehen mit einem erheblichen Kraftverlust<br />
einher, sodass bei der Untersuchung durch<br />
spezielle Tests die Funktionseinschränkungen<br />
der einzelnen Muskeln im Seitenvergleich mit<br />
der gesunden Schulter gut beurteilt werden<br />
kann. Mit dem Röntgen, der Sonographie und<br />
der Kernspintomographie stehen sehr gute<br />
bildgebende Untersuchungsverfahren zur Verfügung.<br />
Der Goldstandard zur Beurteilung und<br />
Diagnosesicherung des Rotatorenmanschettenrisses<br />
ist die Schulterarthroskopie durch die<br />
auch die Behandlung erfolgen kann.<br />
Therapie:<br />
Die Rotatorenmanschette unterliegt einer ständigen<br />
Zugbelastung was neben der verminderten<br />
Durchblutung mitverantwortlich ist für das<br />
Unvermögen der Sehne zu heilen. Hieraus ergibt<br />
sich, das traumatisch gerissene Sehnen in den<br />
überwiegenden Fällen refixiert werden müssen<br />
und eine Spontanheilung nicht zu erwarten ist.<br />
In den letzten Jahren hat sich die operative Naht<br />
der Rotatorenmanschette von der offenen zur<br />
arthroskopischen Technik weiterentwickelt und<br />
es stehen heute spezielle von der Industrie hergestellte<br />
Instrumente und sog. Fadenanker zur<br />
Befestigung der Sehnen an ihrem knöchernem<br />
Ansatz zur Verfügung. Der Hauptvorteil der arthroskopischen<br />
Technik liegt neben dem geringerem<br />
Weichteiltrauma vor allem in der besseren<br />
Rekonstruierbarkeit weit zurückgezogener<br />
Sehnen. Dieses Vorgehen erfordert jedoch eine<br />
spezielle arthroskopische Erfahrung des Operateurs.<br />
Nicht jede Rotatorenmanschettenruptur<br />
muss und kann rekonstruiert werden. Bei den<br />
degenerativen Rupturen sind Kompensationen<br />
mit schmerzarmer und ausreichender Funktion<br />
der Schulter unter konservativer Therapie<br />
möglich. In den Fällen anhaltender Beschwerden<br />
und Funktionseinschränkung bei nicht<br />
mehr rekonstruierbarer Rotatorenmanschette<br />
stehen Ersatzverfahren zur Verfügung, die eine<br />
funktionelle Wiederherstellung ermöglichen.<br />
Bei gleichzeitigem Vorliegen einer Arthrose<br />
(Knorpelverschleiß) besteht die Möglichkeit der<br />
Implantation einer speziellen Schulterprothese<br />
(Deltaprothese o. inverse Prothese) mit guten<br />
Langzeitresultaten.<br />
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