GesamtChronik_3-3
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76 Mit Vollgas in die Zukunft 1991 – 2015<br />
77<br />
In der Nacht zum 20.07.2001<br />
wurde um 2.54 Uhr die<br />
Feuerwehr alarmiert.<br />
Der größte Brand in der<br />
Firmengeschichte verursachte<br />
einen Sachschaden von<br />
einer Millionen Mark<br />
Schock: Flammeninferno in der Dunkelheit<br />
Die seit Jahren stillstehende Lederanlage wurde verschrottet und an dieser Stelle<br />
stehen heute moderne Temperaturspeicher für die Pressen.<br />
Was sollte Wefapress jetzt noch ausbremsen?<br />
Vielleicht ein nächtlicher<br />
Anruf. So wie der in jener Nacht zu<br />
Freitag dem 20.7.2001, als die blecherne<br />
Melodie des Telefons das<br />
Sandmännchen verjagte und Lutz<br />
panisch nach oben schnellen ließ.<br />
Der Blick auf seinen Funkwecker verstärkte<br />
die Sorge, dass hier etwas<br />
nicht stimmte. Ganz und gar nicht<br />
stimmte: 3.52 Uhr! Was die sachliche<br />
Stimme am Ende der anderen Leitung<br />
mitzuteilen hatte, sollte ihn eigentlich<br />
beruhigen – bewirkte aber das Gegenteil.<br />
Lutz kreierte aus den Informationsfetzen<br />
des Gespräches ein virtuelles<br />
Flammeninferno: 70 Feuerwehrleute,<br />
Rauchvergiftung, Kesselraum und<br />
Büro standen in Flammen.<br />
„Wir haben alles unter Kontrolle.“<br />
Ja, ja. Nichts war unter Kontrolle!<br />
Er raste zur Firma, seine Gedanken<br />
kreisten wie wild. Bilder vergangener<br />
Brände erschienen vor seinem geistigen<br />
Auge, bis er sich dem Unglücksort<br />
näherte und seinen Wagen verließ.<br />
Löschzugführer Andreas Becking<br />
nahm ihn in Empfang und klopfte ihm<br />
aufmunternd tröstend auf die Schulter.<br />
„Lutz, das Feuer ist unter Kontrolle.<br />
Wir konnten das Schlimmste<br />
gerade noch abwenden.“ Kesselhaus<br />
und Bürogebäude wurden beschädigt,<br />
der eiserne Kampf mit dem Strahlrohr<br />
auf der Drehleiter hatte sich aber gelohnt:<br />
Benachbarte Gebäude versanken<br />
im Ruß und Rauch, blieben aber<br />
unversehrt. Die Mitarbeiter von der<br />
Zerspanung räumten in den frühen<br />
Morgenstunden den Frühstücksraum<br />
für die Ersthelfer.<br />
Bei einem Käsebrötchen und Ei sinnierten<br />
die Beck-Brüder mit dem<br />
Kripo-Beamten und den Feuerwehrleuten<br />
über das Unglück, viel mehr<br />
aber noch über den Auslöser des<br />
Brandes. Aus einer undichten Pumpe<br />
war Öl ausgelaufen, das sich stark erhitzte<br />
und die Ummantelung der umliegenden<br />
Kabel schmelzen ließ.<br />
Funkenbildung. Kurzschluss. Brandherd.<br />
Brandstiftung ausgeschlossen.<br />
Geschätzter Sachschaden: mindestens<br />
eine Million Mark. Alle nickten zustimmend,<br />
als Löschzugführer Becking die<br />
Geschehnisse zusammenfasste.<br />
Mittlerweile hatten sich auch die<br />
Herren von der Versicherung an den<br />
Frühstückstisch gesetzt und beruhigten<br />
Gerrit und Lutz mit einem Versprechen.<br />
„Wir werden so schnell wie möglich<br />
Gelder zur Verfügung stellen, um die<br />
Produktionsstätten wieder herzurichten.“<br />
Und sie hielten ihr Wort.