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Ethik 06<br />

Ehrfurcht vor<br />

dem Leben<br />

Der Metzger<br />

Karl Ludwig Schweisfurth<br />

Eine Gruppe von Menschen, unter ihnen ein Vater<br />

mit seiner kleinen Tochter, schauen zu, wie<br />

ein Schwein getötet wird, während ein Mann<br />

genau erklärt, was da passiert. Sie fi nden das<br />

abstoßend? Ich war fasziniert von dieser Szene<br />

des Filmes „Ehrfurcht vor dem Leben“, den Bertram<br />

Verhaag über den Metzger und Visionär<br />

Karl Ludwig Schweisfurth, Gründer der Hermannsdorfer<br />

Landwerkstätten in Glonn gedreht<br />

hat und der bei der Berlinale gezeigt wurde.<br />

„Sprechen wir darüber“, sagt er zu mir, „aber<br />

das wollen die meisten Menschen nicht, sie wollen<br />

nichts vom Schlachten wissen, wenn sie ihr<br />

Steak auf dem Teller haben.“ Ihn interessiert das<br />

Schlachten schon, schließlich ist es sein Beruf.<br />

Und so schaute er sich in den fünfziger Jahren<br />

die Schlachthöfe Chicagos an, war fasziniert<br />

von der Technik am Fließband und überzeugte<br />

den Vater, den großen Handwerksbetrieb zu<br />

einem technisierten Unternehmen umzubauen.<br />

„Eine pädagogische Meisterleistung meines Vaters“,<br />

sagt Schweisfurth, „Respekt des Alten vor<br />

dem Jungen“. Das Großunternehmen „Herta“<br />

(Herta – wenn‘s um die Wurst geht) entstand<br />

und lief gut.<br />

Es waren wiederum die Kinder, die den Unternehmer<br />

nachdenklich werden ließen, was er<br />

denn da mache und letztlich gab der Besuch in<br />

einem stinkenden, dunklen, engen Mastbetrieb<br />

(„ich rieche es heute noch“) den Ausschlag. Mit<br />

54 Jahren verkaufte Schweisfurth sein Unternehmen<br />

und wurde Biobauer in Hermannsdorf.<br />

Zu dieser seiner Vision vom Umgang mit dem<br />

Tier trug maßgeblich Albert Schweitzers Ethik<br />

der Ehrfurcht vor dem Leben bei, aber auch seine<br />

langen Wanderungen durch das Himalaya,<br />

die Achtsamkeit, die er in buddhistischen Klöstern<br />

lernte. „Für Christen ist es Liebe, und nur<br />

der Metzger ist ein guter Metzger, der die Tiere<br />

liebt.“<br />

Die Tiere in Hermannsdorf, die letztlich unserer<br />

Ernährung dienen sollen, werden geliebt, ge-<br />

Stockyards in Chicago<br />

Tierisch gut.<br />

ISBN 978-3-938060-31-5<br />

EUR 17.95 Buchhandel<br />

Schlachtfestfreude ?!<br />

Text deutsch/englisch, EUR 10<br />

Zu bestellen bei der<br />

Schweisfurth-Stiftung,<br />

Südliches Schloßrondell 1,<br />

D-80638 München,<br />

info@schweisfurth.de<br />

Karl l. SchweiSfurth<br />

Günter altner<br />

hanS-Günther Kaufmann<br />

Schlachtfestfreude ? !<br />

Ehrfurcht vor dem Leben<br />

Den Tieren die Würde zurückgeben<br />

achtet, führen ein artgerechtes, wenn man so<br />

will, glückliches Leben, in der Natur. Schweine<br />

leben gemeinsam mit Hühnern, es gibt Schafe,<br />

Gänse, Enten. Tipps zur Haltung sind im Buch<br />

„Tierisch gut“ nachzulesen. Die Produkte, die<br />

da entstehen, haben auch etwas mit gutem, alten<br />

Handwerk zu tun, nicht mit Fließband. Hier<br />

arbeitet die Hand mit dem Kopf, da entsteht in<br />

vielen Stunden Meisterschaft. „Oft werde ich<br />

morgens wach, habe eine Idee, schreibe sie auf<br />

und ziehe mir dann den Kittel an, nehme das<br />

Messer und probiere eine neue Machart aus“,<br />

erzählt der 80-Jährige voller Begeisterung für<br />

sein Handwerk.<br />

„Das alte System der Ausbeutung und Verschwendung<br />

als Basis für den billigen Fleischpreis<br />

hält nicht“, ist Schweisfurth überzeugt.<br />

Natürlich seien die Hermannsdorfer Produkte<br />

teurer, aber man müsse ja nicht jeden Tag<br />

Fleisch essen, „man kann auch mit Kartoffeln<br />

und Gemüse satt werden.“ Die verdammte Gedankenfaulheit<br />

mancher Verbraucher, die nur<br />

12 Prozent ihres Gehaltes für Lebensmittel ausgeben,<br />

müsse verändert werden.<br />

Wie die Tiere leben und fressen, aber auch wie<br />

sie mit Respekt zu Tode gebracht werden, das<br />

ist dem Visionär wichtig. „Da darf kein Schrei<br />

zu hören sein.“ Und so geht man in Hermannsdorf<br />

mit dem transportablen Schlachthaus zum<br />

Tier auf die Weide, wonach die Verarbeitung<br />

als Warmfleischmetzgerei auf dem Fuße folgt.<br />

Am Ende des Filmes „Ehrfurcht vor dem Leben“<br />

verspeist das kleine Mädchen mit Appetit<br />

eine Bratwurst aus dem vorher geschlachteten<br />

Schwein.<br />

Kinder liegen Schweisfurth besonders am Herzen<br />

und so bietet er im „Dorf für Kinder und<br />

Tiere“ Klassenfahrten an, bei denen Kinder die<br />

natürliche Lebensweise selbst erfahren dürfen.<br />

MG<br />

Info: www.herrmannsdorfer.de<br />

www.dorfkindertiere.de<br />

Kunst im Krankenhaus Agatharied 05 bis 12 | 2011<br />

Kerstin Brandes | Miesbach | Mai<br />

Lizzie Hladik + Helga Fiebig | Holzkirchen | Juni<br />

Elisabeth Kohl | München | Juli<br />

Johann Erben | Otterfing | August<br />

Susanne Augstburger | München | September<br />

Landkreis Impressionen | verschiedene Fotografen | Oktober<br />

Rosmarie Baumann | Brescia | November + Dezember<br />

05 | 2011 06 | 2011 06 | 2011

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