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ISLAM - Wegweiser für den neuen Muslim

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<strong>Wegweiser</strong> <strong>für</strong> <strong>den</strong> <strong>neuen</strong> <strong>Muslim</strong><br />

info@erolmedien.de<br />

ISBN: 978-3-95707-981-7<br />

Autor: Ali Ihsan Weiger<br />

Lektorat und Satz: Erol Medien GmbH<br />

Redaktion: Ismail Korkmaz<br />

Grafik und Design: Mustafa Hıçkıran<br />

Erstauflage 2014<br />

Druck: Neuauflage<br />

© Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt.<br />

Sämtliche, auch auszugsweise, Verwertungen bleiben vorbehalten.


<strong>Wegweiser</strong> <strong>für</strong> <strong>den</strong> <strong>neuen</strong> <strong>Muslim</strong><br />

info@erolmedien.de<br />

ISBN: 978-3-95707-981-7<br />

Autor: Ali Ihsan Weiger<br />

Lektorat und Satz: Erol Medien GmbH<br />

Redaktion: Ismail Korkmaz<br />

Grafik und Design: Mustafa Hıçkıran<br />

Erstauflage 2014<br />

Druck: Neuauflage<br />

© Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt.<br />

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▌<strong>Wegweiser</strong> <strong>für</strong> neue <strong>Muslim</strong>e<br />

Vorwort...............................................................................................4<br />

▌<strong>Wegweiser</strong> zum Islam.......................................................6<br />

Die drei Ebenen des Glaubens.............................................................7<br />

Islam...................................................................................................8<br />

Das Glaubensbekenntnis.....................................................................8<br />

Das Gebet (Salah)..............................................................................10<br />

Die Armensteuer (Zekah)..................................................................12<br />

Das Fasten im Monat Ramadan (Sawm)............................................14<br />

Die Pilgerfahrt zum Hause Allahs (Hadsch) ......................................15<br />

Iman ................................................................................................16<br />

Der Glaube an Allah..........................................................................18<br />

Der Glaube an die Engel...................................................................20<br />

Der Glaube an die Bücher.................................................................21<br />

Der Glaube an die Propheten............................................................21<br />

Der Glaube an die Auferstehung und das Jüngste Gericht.................23<br />

Der Glaube daran, dass alles Gute und alles Schlechte vom<br />

Erhabenen Allah vorherbestimmt wird..............................................26<br />

Ihsan.................................................................................................28<br />

▌<strong>Wegweiser</strong> zum Wissen.................................................32<br />

Die Verpflichtung zum Wissenserwerb..............................................33<br />

Handlungswissen ..............................................................................34<br />

Die individuelle Pflicht des Erwerbs von Handlungswissen...............34<br />

Die kollektive Pflicht des Erwerbs von Handlungswissen...................37<br />

Herzenswissen...................................................................................38<br />

Von der Notwendigkeit, sich einen Mentor zu suchen.......................42<br />

Von der Notwendigkeit, sich einem Dschema’ah anzuschließen.............44<br />

Von der Notwendigkeit sich einer islamischen Rechtsschule<br />

anzuschließen....................................................................................47<br />

▌<strong>Wegweiser</strong><br />

zum Handeln.............................................54<br />

Von der richtigen Absicht (Niyyeh)...................................................55<br />

Die Einflüsterung des Scheytan ist ein Zeichen des Iman..................58<br />

Das Dhikr ist das beste Gegenmittel gegen die teuflische<br />

Einflüsterung.....................................................................................59<br />

2


Von der Sündhaftigkeit des Menschen und dem Bereuen der<br />

Sün<strong>den</strong> (Tewbeh)..............................................................................61<br />

Von <strong>den</strong> Sün<strong>den</strong>................................................................................62<br />

Psychologische Unterteilung der Sün<strong>den</strong>...........................................62<br />

Sün<strong>den</strong> mit der Eigenschaft der Herrschsucht (des Göttlichen).............62<br />

Sün<strong>den</strong> mit der Eigenschaft des Teuflischen.......................................63<br />

Sün<strong>den</strong> mit der Eigenschaft des Viehischen.......................................63<br />

Sün<strong>den</strong> mit der Eigenschaft des Raubtierhaften.................................63<br />

Sün<strong>den</strong>, die die Rechte des Erhabenen Allah berühren......................64<br />

Sün<strong>den</strong>, die die Rechte anderer Lebewesen verletzen.........................64<br />

Große Sün<strong>den</strong>...................................................................................65<br />

Kleine Sün<strong>den</strong>...................................................................................66<br />

Von der Reue (Tewbeh).....................................................................67<br />

Vom Gottvertrauen (Tewekkul).........................................................68<br />

Die Kraft des Bittgebets (Du‘a)..........................................................70<br />

▌<strong>Wegweiser</strong> zum Umgang mit Nichtmuslimen..72<br />

Vom Umgang mit Nichtmuslimen ....................................................73<br />

Der Umgang mit unseren nichtmuslimischen Familienmitgliedern...75<br />

Freundschaft zu Nichtmuslimen........................................................78<br />

Private Einladungen...........................................................................79<br />

Firmenfeiern, Nachbarschaftsfeste, Kirmes........................................80<br />

Teilnahme an nichtmuslimischen religiösen Feierlichkeiten...............81<br />

Der richtige Umgang mit Schulfreun<strong>den</strong>, Arbeitskollegen und<br />

Vorgesetzten......................................................................................82<br />

Verhalten in der Öffentlichkeit..........................................................84<br />

Der richtige Umgang mit Islamophobie ............................................85<br />

3


▌Vorwort<br />

Gelobt sei Allah, der Herr aller Welten! Er leitet recht, wen Er will und Er<br />

lässt in die Irre gehen, wen Er will. „Und wen Allah irreführt, <strong>für</strong> <strong>den</strong> gibt<br />

es keinen, der ihn rechtleiten könnte. Und wen Allah rechtleitet, <strong>für</strong> <strong>den</strong><br />

gibt es keinen, der ihn irreführen könnte.“ 1<br />

Allahs Segen und Friede sei auf dem besten aller Menschen, Muhammed<br />

(s.a.w.s.) und seiner Familie, und seinen Gefährten.<br />

Da in Deutschland immer mehr Menschen zum Islam zurückfin<strong>den</strong> – gelobt<br />

sei Allah! – es aber kaum Einführungsliteratur <strong>für</strong> neue <strong>Muslim</strong>e gibt, die<br />

über die Erklärung der korrekten Vollziehung der Gebetswaschung (Wudu)<br />

und der Verrichtung des Gebets (Salah) hinausgeht, wurde der Autor dieses<br />

Büchleins mehrmals darauf angesprochen, ob er <strong>den</strong>n nicht eine kurze<br />

Abhandlung über dieses Thema verfassen könne, um diesem Missstande<br />

Abhilfe zu verschaffen.<br />

Da der Autor selbst Konvertit ist, ist er quasi ein „Insider“ in diesem Thema.<br />

Er hat die Schwierigkeiten, mit <strong>den</strong>en neue <strong>Muslim</strong>e nach der Annahme des<br />

Islam zu kämpfen haben, am eigenen Leibe zu spüren bekommen. Daher<br />

möchte er in diesem Werk nicht allein auf die Grundlagen des muslimischen<br />

Glaubens eingehen, sondern auch einige praktische Hinweise geben, wie<br />

sich so manches vermeidbare Problem umschiffen lässt.<br />

Trotz alledem wird der neue <strong>Muslim</strong> mit genügend Schwierigkeiten zu<br />

kämpfen haben. Dies ist gewollt, <strong>den</strong>n wen der Erhabene Allah liebt, <strong>den</strong><br />

prüft Er: „Wir wer<strong>den</strong> euch sicherlich mit etwas Furcht, Hunger, Verlust<br />

an Vermögen, Leib und Leben und Früchten prüfen. Verkünde <strong>den</strong><br />

Geduldigen frohe Botschaft! Diejenigen, die, wenn sie ein Unheil ereilt,<br />

sagen: „Wir sind Allahs und zu Ihm kehren wir zurück!“ 2<br />

Der Erhabene Allah prüft <strong>den</strong> Menschen solange, bis dieser seine eigene<br />

Ohnmacht und die Allmacht des Erhabenen erkannt und anerkannt hat<br />

und sich schlussendlich nur noch auf Ihn alleine stützt und sich einzig auf<br />

Seine Hilfe verlässt. Erst wenn man diesen Zustand erreicht hat, steht man<br />

auf festem Grund; erst dann hat man wahrhaftig erkannt, dass der Erhabene<br />

Allah die letzte Ursache aller Dinge ist.<br />

1 Sure: Ez-Zumer, Vers 36f.<br />

2 Sure: El-Baqarah, Vers 155f.<br />

4


So bittet der Autor <strong>den</strong>n <strong>den</strong> Erhabenen Allah, ihn die rechten Worte fin<strong>den</strong><br />

zu lassen, um der Gemeinschaft der <strong>Muslim</strong>e <strong>den</strong> größtmöglichen Nutzen<br />

zu bringen. Und er bittet Ihn, seine Fehlerquote niedrig zu belassen und<br />

ihn vor gravieren<strong>den</strong> Fehlern zu behüten. Eine Arbeit ganz frei von Fehlern<br />

ist allerdings nicht möglich, <strong>den</strong>n einer der Unterschiede zwischen dem<br />

Schöpfer und <strong>den</strong> Geschöpfen ist der, dass der Schöpfer keine Fehler macht,<br />

die Geschöpfe hingegen schon.<br />

5


▌<strong>Wegweiser</strong> zum Islam<br />

6


▌Die<br />

drei Ebenen des Glaubens<br />

Umer 1 – möge Allah mit ihm zufrie<strong>den</strong> sein – berichtet: „Als wir eines<br />

Tages mit dem Gesandten Allahs – Allahs Segen und Friede sei auf ihm –<br />

zusammensaßen, trat auf einmal ein Mann mit extrem weißer Kleidung und<br />

pechschwarzem Haar zu uns heran. Man konnte an ihm keine Spuren einer<br />

Reise erkennen und es kannte ihn auch niemand von uns. Er setzte sich so<br />

vor <strong>den</strong> Propheten – Allahs Segen und Friede sei auf ihm – dass seine Knie<br />

die Knie des Gesandten – Allahs Segen und Friede sei auf ihm – berührten<br />

und er legte seine Handflächen auf seine Oberschenkel. Dann sprach er:<br />

„O Muhammed! Erzähle mir vom Islam.“<br />

Da antwortete ihm der Gesandte Allahs – Allahs Segen und Friede sei auf ihm:<br />

„Islam bedeutet, dass du bezeugst, dass es keine Gottheit außer Allah gibt und<br />

dass Muhammed der Gesandte Allahs ist, dass du das Pflichtgebet verrichtest, die<br />

Armensteuer entrichtest und im Ramadan fastest. Und dass du zu dem Hause<br />

Allahs pilgerst, wenn du (körperlich und finanziell) dazu in der Lage bist.“<br />

Da sagte der Mann: „Du hast die Wahrheit gesprochen.“<br />

Da wunderten wir uns, dass er ihn erst befragte und ihm dann Recht gab.<br />

Der Mann fragte weiter: „Erzähle mir vom Iman!“<br />

Der Gesandte Allahs – Allahs Segen und Friede sei auf ihm – antwortete ihm:<br />

„(Iman ist), dass du an Allah, Seine Engel, Seine Bücher, Seine Propheten und<br />

die Auferstehung (<strong>den</strong> Jüngsten Tag) glaubst und dass du daran glaubst, dass<br />

sowohl das Gute als auch das Schlechte (vom Erhabenen Allah) vorherbestimmt<br />

ist.“<br />

Da sagte der Mann: „Du hast die Wahrheit gesprochen.“ Danach sagte er: „So<br />

erzähle mir nun vom Ihsan.“<br />

Der Gesandte – Allahs Segen und Friede sei auf ihm – antwortete: „(Ihsan ist),<br />

dass du Allah so anbetest, als ob du Ihn sehen würdest. Und wenn du Ihn nicht<br />

auch sehen kannst, wahrlich so sieht doch Er dich.“ 2<br />

1 Umer - möge Allah mit ihm zufrie<strong>den</strong> sein - war einer der vier rechtgeleiteten Kalifen. Diese Vier waren <strong>für</strong><br />

<strong>den</strong> Islam so wichtig, dass ihre Neuerungen Teil der Sunneh wur<strong>den</strong>.<br />

2 <strong>Muslim</strong>: Kitabul Iman, 8.<br />

7


▌Islam<br />

Islam bedeutet wörtlich „sich dem Erhabenen Allah zu unterwerfen“. In der<br />

oben genannten Hadith 1 erklärt der Prophet Muhammed – Allahs Segen und<br />

Friede sei auf ihm – dass die Unterwerfung unter <strong>den</strong> Erhabenen Allah in fünf<br />

Gehorsamstaten unterteilt ist: Das Aussprechen des Glaubensbekenntnisses,<br />

die Verrichtung des Gebets (Salah), die Entrichtung der Armensteuer, das<br />

Fasten im Monat Ramadan und die Pilgerfahrt nach Mekka. Diese fünf<br />

Pflichten des <strong>Muslim</strong>s wer<strong>den</strong> auch als „die fünf Säulen des Islam“ bezeichnet.<br />

Diese sollen im Folgen<strong>den</strong> näher erläutert wer<strong>den</strong>.<br />

▌Das<br />

Glaubensbekenntnis<br />

Das Glaubensbekenntnis des Islam besteht eigentlich aus zwei<br />

Glaubensbekenntnissen: Dem Einheitsbekenntnis und dem Bekenntnis<br />

zur Gesandtschaft des Propheten Muhammed – Allahs Segen und Friede<br />

sei auf ihm.<br />

Das Einheitsbekenntnis lautet: „Ich bezeuge, dass es keine Gottheit, außer<br />

Allah gibt!“ Es wird auch als „Verneinung und Bestätigung“ bezeichnet,<br />

<strong>den</strong>n in ihm bestätigt man die Existenz Allahs und verneint die Existenz<br />

jeglicher anderer Gottheiten außer Ihm.<br />

Das Bekenntnis zum Gesandten Muhammed – Allahs Segen und Friede sei<br />

auf ihm – lautet: „Ich bezeuge, dass Muhammed der Diener und Gesandte<br />

Allahs ist“. Mit dem Zusatz „Diener“ sollte von Anfang an ausgeschlossen<br />

wer<strong>den</strong>, dass die <strong>Muslim</strong>e <strong>den</strong>selben Fehler begehen, wie die Christen und<br />

ihrem Propheten später einmal göttliche Attribute zusprechen.<br />

Wer diese bei<strong>den</strong> Glaubensbekenntnisse ausspricht und daran glaubt,<br />

tritt dem muslimischen Glauben bei und wird dadurch zum <strong>Muslim</strong>.<br />

Das Aussprechen des Einheitsbekenntnisses allein oder der Glaube<br />

daran, dass Allah nur Einer ist und dass es keine Gottheiten außer Ihm<br />

gibt, reicht nicht aus, um in <strong>den</strong> Islam einzutreten, <strong>den</strong>n der Glaube an<br />

1 Eine Hadith ist ein Ausspruch des Gesandten Muhammed – Allahs Segen und Friede sei auf ihm – der von<br />

dessen Gefährten (Sahabeh/Eshab; Einzahl: Sahib) überliefert wurde.<br />

8


alle Propheten 1 – Allahs Segen und Friede sei auf ihnen – gehört zu <strong>den</strong><br />

essenziellen Glaubensgrundlagen des Islam. 2<br />

Das bloße Aussprechen der bei<strong>den</strong> Glaubensbekenntnisse ist aber ebenfalls<br />

noch nicht ausreichend, damit man vor dem Erhabenen Allah als <strong>Muslim</strong><br />

gilt. Denn der Ort des Glaubens ist das Herz des Menschen und nicht<br />

dessen Zunge. Man muss also <strong>den</strong> Glauben an Allah und Seinen Gesandten<br />

– Allahs Segen und Friede sei auf ihm – im Herzen tragen, damit man am<br />

Tage des Jüngsten Gerichts von dem Erhabenen Allah als <strong>Muslim</strong> akzeptiert<br />

wird und dadurch vor der ewigen Bestrafung geschützt wird.<br />

Wenn man nun also das Glaubensbekenntnis ausgesprochen hat und<br />

auch in seinem Inneren daran glaubt, dann ist man dadurch zum <strong>Muslim</strong><br />

gewor<strong>den</strong>. Dies ist das größte Geschenk, das der Erhabene Allah einem<br />

Menschen machen kann, <strong>den</strong>n wer im Glauben verstirbt, der wird in das<br />

Paradies einkehren dürfen. Außerdem bekommen die <strong>neuen</strong> <strong>Muslim</strong>e<br />

noch ein Willkommensgeschenk vom Erhabenen Allah überreicht, „<strong>den</strong>n<br />

deren schlechte Taten wird Allah in gute Taten umwandeln. Und Allah<br />

ist Allverzeihend, Barmherzig.“ 3 Sobald er diese Geschenke erhalten hat,<br />

breitet sich große Freude im Herzen des <strong>neuen</strong> <strong>Muslim</strong>s aus. Er fühlt sich<br />

befreit und erleichtert und sieht die Welt auf einmal mit ganz anderen<br />

Augen, <strong>den</strong>n er verspürt die Liebe des Erhabenen Allah zu ihm in seinem<br />

Herzen und dies lässt seinerseits die Liebe zum Erhabenen Allah wachsen.<br />

Dadurch beginnt er automatisch damit, sich von Dingen fernzuhalten, die<br />

bis dahin ein wichtiger Bestandteil seines Lebens gewesen, aber im Islam<br />

verboten sind. Er sehnt sich danach, dass seine Liebe zum Erhabenen Allah<br />

weiter wächst und will sein ganzes Leben so gestalten, dass er seinen Schöpfer<br />

zufrie<strong>den</strong>stellt und Diesem näher und immer noch näher kommt.<br />

Diesen euphorischen Zustand sollte der neue <strong>Muslim</strong> unbedingt ausnutzen,<br />

um sofort die nächsten Schritte auf dem langen Weg zu einem vollkommenen<br />

<strong>Muslim</strong> zu ergreifen, <strong>den</strong>n in <strong>den</strong> ersten Monaten nach dem Eintritt in <strong>den</strong><br />

1 Damit wird <strong>den</strong> Behauptungen der Leute des Dialogs, die meinen, dass auch Christen oder Ju<strong>den</strong> – nachdem<br />

der Prophet Muhammed – Allahs Segen und Friede sei auf ihm – entsandt wurde und nachdem sie von<br />

dessen Existenz Kenntnis erhielten – in das Paradies eintreten, sofern sie nur daran glauben, dass es nur einen<br />

einzigen Gott gibt, eine klare Absage erteilt, <strong>den</strong>n der Glaube an alle Propheten – auch und besonders an <strong>den</strong><br />

Propheten Muhammed – Allahs Segen und Friede sei auf ihm – ist eine Grundvoraussetzung da<strong>für</strong>, dass man<br />

als <strong>Muslim</strong> gilt und dadurch das Recht erworben hat, in das Paradies einzutreten.<br />

2 Vgl. <strong>den</strong> Abschnitt über die Glaubensgrundsätze des Islam in diesem Büchlein.<br />

3 Sure: El-Furqan, Vers 70.<br />

9


Islam fällt es einem besonders leicht, die Vorschriften der vorgeschriebenen<br />

religiösen Handlungen zu erlernen.<br />

Wenn man sich aber damit zufrie<strong>den</strong> gibt, das Glaubensbekenntnis<br />

ausgesprochen zu haben und es vernachlässigt, das notwendige Wissen<br />

da<strong>für</strong> zu erwerben, um seinen Pflichten gegenüber dem Erhabenen Allah<br />

nachzukommen zu können, dann sind die Früchte dieses euphorischen<br />

Anfangszustandes irgendwann aufgezehrt. Wenn man nicht bald damit<br />

beginnt, zu beten und sich von Verbotenem fernzuhalten, dann kann sich<br />

der Glaube nicht im Herzen des <strong>neuen</strong> <strong>Muslim</strong>s verfestigen und wenn<br />

dann der Zustand der Euphorie abgeklungen ist, dann verblasst das Licht<br />

des Glaubens langsam im Herzen des <strong>neuen</strong> <strong>Muslim</strong>s und es breitet sich<br />

darinnen stattdessen eine Leere aus und der verfluchte Teufel fängt damit an,<br />

Zweifel in dessen Herz zu säen.<br />

▌Das<br />

Gebet (Salah)<br />

Alle Lebewesen sind dazu erschaffen, <strong>den</strong> Erhabenen Allah anzubeten und<br />

kommen dieser Aufforderung nach: So beten beispielsweise die Bäume <strong>den</strong><br />

Erhabenen Allah an, indem sie ihre Äste gen Himmel strecken und die Tiere<br />

beten <strong>den</strong> Erhabenen Allah an, indem sie sich vor Ihm verneigen. Manche<br />

Engel liegen immer in der Gebetsniederwerfung, andere verbringen ihr<br />

Dasein mit dem Lobpreis Allahs. Sie alle haben keine Wahl, sie alle folgen<br />

ihrer Bestimmung, ohne darüber nachzu<strong>den</strong>ken. Nur <strong>den</strong> Menschen und<br />

<strong>den</strong> Dschinnen wurde der freie Wille gegeben; sie haben die Wahl, sich <strong>für</strong><br />

oder gegen ihre Bestimmung zu entschei<strong>den</strong>. Daher wer<strong>den</strong> sie im Edlen<br />

Quran darauf hingewiesen, woraus sie ihre Existenzberechtigung beziehen:<br />

„Und Ich habe die Dschinnen und die Menschen nur darum erschaffen,<br />

damit sie Mir dienen.“ 1<br />

Folgt der Mensch seiner Bestimmung, so kann er noch höhere Rangstufen<br />

bei Allah erreichen, als die Engel, folgt er seiner Bestimmung nicht, so fällt<br />

er unter das Niveau aller anderen Lebewesen herab und nimmt die niedrigste<br />

Rangstufe aller Lebewesen im Universum ein: „Und Wir haben wahrlich<br />

viele Dschinnen und Menschen erschaffen, deren Ende das Höllenfeuer<br />

sein wird! Sie haben Herzen, mit <strong>den</strong>en sie nicht begreifen, und sie haben<br />

Augen, mit <strong>den</strong>en sie nicht sehen, und sie haben Ohren, mit <strong>den</strong>en sie<br />

1 Sure: Edh-Dhariyat, Vers 56.<br />

10


nicht hören; sie sind wie das Vieh; nein, sie irren noch eher (vom Weg) ab.<br />

Sie sind wahrlich unbedacht.“ 1<br />

Jeder erwachsene 2 , geistig gesunde <strong>Muslim</strong> ist dazu verpflichtet, die fünf<br />

täglichen Salah zu verrichten. Der Erhabene Allah sagt dazu im Edlen<br />

Quran: „Wahrlich ist das Gebet <strong>für</strong> die Gläubigen eine <strong>für</strong> bestimmte<br />

Zeiten festgesetzte Vorschrift.“ 3<br />

Mit dem Eintritt in <strong>den</strong> Islam ist somit auch der neue <strong>Muslim</strong> von der<br />

ersten Sekunde an dazu verpflichtet, das Salah zu verrichten. Da er anfangs<br />

noch nicht alleine dazu in der Lage ist, sollte er sich einem Dschema’ah 4<br />

anschließen und versuchen, so viele seiner Salah hinter einem Vorbeter zu<br />

verrichten, wie nur möglich. Denn hierbei reicht es aus, die Bewegungsabläufe<br />

des Gebets nachzuvollziehen und es ist nicht notwendig, selbst aus dem<br />

Edlen Quran zu rezitieren. Um aber freiwillige Salah verrichten zu können,<br />

oder das Pflichtgebet alleine – wenn man einmal nicht die Möglichkeit<br />

hat, sich einem Dschema’ah anzuschließen – ist es unerlässlich <strong>für</strong> je<strong>den</strong><br />

<strong>neuen</strong> <strong>Muslim</strong>, dass er sich so bald als möglich daran macht, die Rezitation<br />

einiger kurzer Quransuren und die Abläufe des Salah zu erlernen, um seiner<br />

Pflicht gegenüber dem Erhabenen Allah nachkommen zu können. Diese<br />

Art des Wissenserwerbs hat absoluten Vorrang vor allen anderen Arten des<br />

Wissenserwerbs, <strong>den</strong>n das fünfmal tägliche Salah ist die wichtigste aller<br />

gottesdienstlichen Handlungen. Der Gesandte – Allahs Segen und Friede<br />

sei auf ihm – sagte dazu: „Wisset, dass die beste eurer Taten das Gebet ist.“ 5<br />

Das Salah ist deshalb die beste aller Glaubenstaten, weil es dazu führt, dass<br />

sich der <strong>Muslim</strong> dem Erhabenen Allah unterwirft und Ihm dadurch näher<br />

kommt. Denn erst wenn er sich körperlich vor seinem Schöpfer beugt und<br />

niederwirft, beginnt er, Dessen Allmacht zu akzeptieren und seine eigenen<br />

Ohnmacht einzugestehen. Die körperliche Unterwerfung färbt auf die Seele<br />

ab und führt automatisch dazu, dass sich die Seele des Gläubigen zusammen<br />

1 Sure: El-A’raf, Vers 179.<br />

2 Im islamischen Recht gilt ein Junge als erwachsen, sobald er seinen ersten Samenerguss gehabt hat, ein<br />

Mädchen, sobald ihre Periode eingetreten ist. Geschieht dies nicht bis zur Erreichung des 15. Lebensjahres,<br />

dann gilt man auch ohne Samenerguss oder Eintritt der Periode als Erwachsener. Dabei gilt es zu beachten,<br />

dass die islamische Zeitrechnung nach Mondjahren erfolgt.<br />

3 Sure: En-Nisa, Vers 103.<br />

4 Ein Dschema’ah ist eine Gruppe von <strong>Muslim</strong>en, die gemeinsam betet. Siehe zu dieser Thematik auch <strong>den</strong><br />

Abschnitt: „Von der Notwendigkeit, sich einem Dschema’ah anzuschließen“ in diesem Büchlein.<br />

5 Sunen Ibn Madscheh: Kitabu Tahareti we Sunnetiha, 277.<br />

11


mit seinem Körper vor dem Erhabenen Allah beugt und niederwirft. Wenn<br />

dem Gläubigen nach einer Weile die Gebetsabläufe und die Rezitation<br />

des Edlen Quran in Fleisch und Blut übergegangen sind, dann wird er<br />

Geschmack an der physischen Unterwerfung unter seinen Schöpfer fin<strong>den</strong><br />

und von Salah zu Salah wird seine Freude am Gottesdienst und seine<br />

Dankbarkeit gegenüber dem Allmächtigen und Allbarmherzigen ansteigen.<br />

Im gleichen Maße steigt seine Gottesfurcht: Eine innere Unruhe ergreift<br />

ihn, sobald der Anbruch der <strong>neuen</strong> Gebetszeit näher rückt und er kann<br />

es kaum erwarten, sein Salah zu verrichten. Nie käme es ihm in <strong>den</strong> Sinn,<br />

eine Gebetszeit verstreichen zu lassen, ohne seine Pflicht gegenüber dem<br />

Erhabenen Allah zu erfüllen.<br />

Hält sich also der Mensch an die göttliche Vorschrift, sein Salah fünfmal<br />

am Tage zu verrichten, dann wird sein Glaube stark und alles wird gut.<br />

Hält er sich hingegen nicht daran, dann verliert er <strong>den</strong> göttlichen Segen<br />

und ist verloren. Der Prophet – Allahs Segen und Friede sei auf ihm – sagte<br />

dazu: „Wahrlich wird am Tage des Gerichts als erste der Taten des Menschen das<br />

Gebet abgerechnet.“ Er (der Gesandte) sprach: „Der Erhabenen Allah spricht<br />

zu <strong>den</strong> Engeln; und Er kennt (die Antwort) am besten: „Überprüft das Salah<br />

Meines Dieners darauf, ob es vollständig oder unvollständig ist!“ Wenn es dann<br />

vollständig ist, dann wird es als vollständig aufgeschrieben und wenn es ihm an<br />

etwas mangelt, dann spricht Er: „Schaut, ob bei ihm freiwillige Salah vorhan<strong>den</strong><br />

sind!“ Wenn dann bei ihm freiwillige Salah vorhan<strong>den</strong> sind, dann spricht<br />

Er: „Vervollständigt die Pflichtgebete Meines Dieners mit seinen freiwilligen<br />

Gebeten!“ Danach wer<strong>den</strong> seine (anderen) Taten auf dieselbe Weise behandelt.“ 1<br />

▌Die<br />

Armensteuer (Zekah)<br />

Wörtlich bedeutet Zekah „Reinigung und Zuwachs“. Dieser Begriff wird<br />

<strong>für</strong> die Armensteuer verwendet, weil damit das Vermögen einer Person von<br />

Habgier, Neid und Ungerechtigkeit gereinigt wird. Der Erhabene Allah sagt<br />

dazu im Edlen Quran: „Nimm von ihrem Besitz eine Spende, um sie damit<br />

zu reinigen und zu läutern und bete <strong>für</strong> sie.“ 2<br />

Das Geben der Zekah führt zu einem Zuwachs des sozialen Frie<strong>den</strong>s im<br />

Diesseits und göttlichen Lohns im Jenseits. Einkommensunterschiede<br />

1 Ebu Dawud: Salah, 864.<br />

2 Sure: Et-Tewbeh, Vers 103.<br />

12


zwischen <strong>den</strong> Menschen sind von dem Erhabenen Allah gewollt. Mit<br />

Reichtum ist aber auch eine soziale Verpflichtung gegenüber <strong>den</strong> Armen<br />

verbun<strong>den</strong>. Den Armen steht ein Anteil des Vermögens der Reichen zu. Die<br />

Zekah ist also kein Almosen, das der Reiche einem bittstellen<strong>den</strong> Armen aus<br />

selbstherrlicher Gnade heraus überreicht, sondern der Arme hat ein Recht<br />

daran, dass er aus dem Besitz des Reichen seinen Anteil erhält: „Und an<br />

ihrem Vermögen besitzt der Bittende und der Mittellose ein Anrecht.“ 1<br />

Wer die Armensteuer also nicht entrichtet, der eignet sich unerlaubten<br />

Besitz an und alle Taten, die mit unerlaubtem Besitz finanziert wer<strong>den</strong>,<br />

haben nicht <strong>den</strong> Segen des Erhabenen Allahs. Außerdem wird er am Tage<br />

des Gerichts, wegen seines Ungehorsams gegenüber seinem Schöpfer zur<br />

Rechenschaft gezogen wer<strong>den</strong>. Ibn Abbas – Allah möge mit ihm zufrie<strong>den</strong><br />

sein – überliefert dazu folgende Geschichte: „Auf der Brücke, die über das<br />

Höllental hinüberführt sind sieben Absperrungen aufgebaut. An der ersten<br />

Absperrung wird der Diener zum Glaubensbekenntnis befragt. Hat er dieses<br />

bei sich, so kann er das Hindernis passieren. Wenn er zur zweiten Absperrung<br />

kommt, dann wird er dort zu seinem Gebet befragt. Hat er dieses immer<br />

vollständig ausgeführt, so kann er auch dieses Hindernis überqueren. An der<br />

dritten Absperrung wird er zur Pflichtabgabe (Zekah) befragt. Hat er auch diese<br />

immer vollständig abgeführt, so kann er auch dieses Hindernis passieren. Bei der<br />

vierten Barriere wird er zu seinem Fasten (Sawm) befragt. Wenn er die Zeiten<br />

des Pflichtfastens immer eingehalten hat, dann darf er auch dieses Hindernis<br />

passieren. An der fünften Absperrung wird man ihn zu der Pilgerfahrt (Hadsch)<br />

befragen. Hat er auch diese ordnungsgemäß ausgeführt, dann darf er auch dieses<br />

Hindernis überqueren. Bei der sechsten Barriere wird man ihn nach der Umreh<br />

(kleine Pilgerfahrt) befragen. Hat er diese ausgeführt, so wird er zur siebten<br />

Absperrung durchgelassen. Dort wird er nach seinen Ungerechtigkeiten, (die<br />

er im Leben begangen hat), befragt. Hat er keine Ungerechtigkeiten begangen,<br />

so kann er passieren. Sonst wird (zu <strong>den</strong> Engeln) gesagt: „Prüft nach, ob er<br />

freiwilligen Dienst am Erhabenen Allah (Ibadeh) verrichtet hat!“ Hat er dann<br />

genug freiwillige Ibadeh verrichtet, (um die Ungerechtigkeiten, die er begangen<br />

hat, aufzuwiegen), so darf er passieren und kann ins Paradies eintreten.“ 2<br />

1 Sure: Edh-Dhariyat, Vers 19.<br />

2 Tefsir el-Khazin: Erläuterung zu Sure: En-Nebe, Vers 21. In: Band 6, Seite 351f.<br />

13


▌Das<br />

Fasten im Monat Ramadan (Sawm)<br />

Der Gesandte – Allahs Segen und Friede sei auf ihm – sagte: „Jede<br />

Handlung eines Nachfahren Adems wird mit ihrem Zehnfachen bis zu<br />

ihrem Siebenhundertfachen entgolten. Der Erhabenen Allah sprach: „Außer<br />

das Fasten (Sawm), <strong>den</strong>n dies ist (speziell) <strong>für</strong> Mich. Das werde Ich ihm<br />

(persönlich) entgelten, (<strong>den</strong>n) er enthält sich der sexuellen Begierde und der<br />

Speise (nur) <strong>für</strong> Mich!“ Der Fastende (wird) zwei Freu<strong>den</strong> (erleben): Eine<br />

Freude beim Fastenbrechen und eine (weitere) Freude, wenn er auf seinen<br />

Herrn trifft. Und der Mundgeruch des Fasten<strong>den</strong> ist dem Erhabenen Allah<br />

lieber, als der Duft von Moschus.“ 1<br />

Das Fasten im Monat Ramadan bringt einen großen Segen <strong>für</strong> <strong>den</strong><br />

Gläubigen mit sich und erhöht sein Ansehen beim Erhabenen Allah.<br />

Der große Gelehrte Imam el-Ghazali – möge Allah mit ihm barmherzig<br />

verfahren – nennt in seinem Meisterwerk „Wiederbelebung der<br />

religiösen Wissenschaften“ die Vorteile des Hungerns: Fasten ist die<br />

beste Methode, das besitzergreifende Ego zu bekämpfen und <strong>den</strong><br />

Stolz und die Begier<strong>den</strong> im Herzen des Gläubigen zu brechen. Dies<br />

führt dazu, dass man sich nicht mehr gegen seinen Schöpfer auflehnt,<br />

sondern sich diesem verstärkt zuwendet und achtsamer wird. Weil man<br />

selbst während des Fastens an Hunger leidet, bekommt man Mitleid<br />

mit <strong>den</strong> Armen und Hungern<strong>den</strong>. Der Prophet Yusuf – Allahs Segen<br />

und Friede sei auf ihm – wurde gefragt: „Warum hungerst du, wenn du<br />

doch alle Schätze dieser Welt in deiner Hand hast?“ Da antwortete er: „Ich<br />

be<strong>für</strong>chte, wenn ich mich sättige, dann vergesse ich die Hungern<strong>den</strong>!“ 2<br />

Sanftmut breitet sich im Herzen des Gläubigen aus und er wird<br />

verständnisvoller <strong>für</strong> die Sorgen anderer. Durch das Erdul<strong>den</strong> des eigenen<br />

Hungers wird man duldsamer <strong>den</strong> eigenen Problemen gegenüber und<br />

sensibler anderen gegenüber. Das Erdul<strong>den</strong> des eigenen Durstes erinnert<br />

einen an <strong>den</strong> Durst, <strong>den</strong> die Gläubigen auf dem Versammlungsplatz<br />

vor dem Anbruch des Jüngsten Gerichts zu erdul<strong>den</strong> haben. Dadurch<br />

wird man demütig und schreckt vor Sündhaftigkeit zurück. Kurz gesagt<br />

1 <strong>Muslim</strong>: Kitabu Siyam: Fadlu Siyam, 1151.<br />

2 El-Imam Hudschetul Islam Ebi Hamid Muhammed el-Ghazali et-Tusi: „Ihya Ulumu Din“, Band III:<br />

„Kitablu Kesreti Schehweteyn“, S. 109.<br />

14


wird das Herz des Gläubigen durch das Fasten geläutert und gereinigt,<br />

Nächstenliebe breitet sich im Herzen des Fasten<strong>den</strong> aus und er beginnt,<br />

seine eigenen Belange zurückzustellen und die Belange anderer seinen<br />

eigenen vorzuziehen. Fasten bringt <strong>den</strong> Gläubigen dem Schöpfer näher,<br />

steigert seine Spiritualität und sorgt da<strong>für</strong>, dass er sich selbst nicht mehr<br />

so wichtig nimmt und von <strong>den</strong> Anhaftungen der irdischen Welt löst. 1<br />

▌Die<br />

Pilgerfahrt zum Hause Allahs (Hadsch)<br />

Die Tradition der Pilgerfahrt geht bis auf <strong>den</strong> Propheten Ibrahim – Allahs<br />

Friede sei auf ihm – zurück. Dieser baute die Kaaba, die schon seit <strong>den</strong><br />

Zeiten Adems – Allahs Friede sei auf ihm – bestand und zum Himmel<br />

erhoben wurde, als die Sintflut die Erde überflutet hatte, wieder neu auf.<br />

Nachdem Ibrahim die Kaaba gemeinsam mit seinem Sohn Isma‘il – Allahs<br />

Friede sei auf bei<strong>den</strong> – fertiggestellt hatte, erteilte ihm der Erhabene Allah<br />

<strong>den</strong> Befehl, die Menschen zur Pilgerfahrt aufzurufen: „Setze Mir nichts zur<br />

Seite! Und reinige Mein Haus <strong>für</strong> die es Umschreiten<strong>den</strong> und <strong>für</strong> die im<br />

Gebet Stehen<strong>den</strong>, sich Beugen<strong>den</strong> und sich Niederwerfen<strong>den</strong>. Und rufe<br />

die Menschen zur Pilgerfahrt. Lass sie zu dir kommen zu Fuß und auf<br />

allen möglichen flinken Reittieren, aus <strong>den</strong> fernsten Gegen<strong>den</strong>. Damit sie<br />

die Vorteile davon erfahren können und damit sie über dem Vieh, mit<br />

dem Wir sie versorgten, <strong>den</strong> Namen Allahs aussprechen, an <strong>den</strong> (zum<br />

Opfer) bestimmten Tagen. So esst davon und speist <strong>den</strong> notlei<strong>den</strong><strong>den</strong><br />

Armen. Dann sollen sie <strong>den</strong> Zustand der Enthaltsamkeit beendigen, ihre<br />

Gelübde erfüllen und das altehrwürdige Haus umschreiten.“ 2<br />

Die Vorteile der Pilgerfahrt sind vielfältig. Wer sich auf ihr tadellos benimmt,<br />

der ist danach genauso frei von Sün<strong>den</strong>, wie ein Neugeborenes. Dies wird<br />

vom Gesandten – Allahs Segen und Friede sei auf ihm – bestätigt: „Wer die<br />

Pilgerfahrt ausführt ohne sich dabei unsittlich zu benehmen oder zu versündigen,<br />

der kehrt (so rein) zurück, wie an dem Tage, an dem ihn seine Mutter geboren<br />

hat.“ 3<br />

Wer sich auf der Pilgerfahrt tadellos benimmt, der wird da<strong>für</strong> mit dem<br />

Eintritt ins Paradies belohnt. Der Gesandte – Allahs Segen und Friede sei<br />

1 Vgl. ebd., Band III: „Kitabu Kesrati Schehweteyn“, S. 105ff.<br />

2 Sure: El-Hadsch, Verse 26–29.<br />

3 Bukhari: Kitabul Hadsch, 1449.<br />

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auf ihm – sagte dazu: „Die Umreh nach einer Umreh 1 ist eine Buße <strong>für</strong> alles, was<br />

zwischen diesen bei<strong>den</strong> lag und <strong>für</strong> eine (von Allah) akzeptierte Hadsch gibt es keine<br />

andere Vergeltung als (<strong>den</strong> Eintritt ins) Paradies.“ 2<br />

Auf Pilgerfahrt sollte man so viel wie möglich an Gottesdienst und guten<br />

Taten verrichten, <strong>den</strong>n dies wird hundertausendfach belohnt. Hasan el-Basri<br />

– möge Allah mit ihm zufrie<strong>den</strong> sein – sagte dazu: „Wenn man einen Tag (als<br />

Pilger) in Mekka fastet, ist dies wie (wenn man) 100.000 Tage (gefastet hätte) und<br />

wenn man einen Dirham als Almosen gibt, so ist dies wie (wenn man) 100.000<br />

Dirham (gespendet hätte). Und dergleichen (gibt es) <strong>für</strong> alle guten Taten das<br />

Hundertausendfache.“ 3<br />

Zur Pilgerfahrt gehört außerdem ein Besuch der Moschee und des Grabmals<br />

des Gesandten – Allahs Segen und Friede sei mit ihm – in der leuchten<strong>den</strong><br />

Stadt Medina, <strong>den</strong>n Medina ist die zweitwichtigste Pilgerstätte <strong>für</strong> die <strong>Muslim</strong>e,<br />

gleich nach der heiligen Stadt Mekka. Der Gesandte – Allahs Segen und Friede<br />

sei auf ihm – sagte dazu: „Sattelt eure Reitkamele nicht, außer <strong>für</strong> (die Reise zu)<br />

drei Moscheen: die Mesdschid Haram (in Mekka), diese Moschee (in Medina) und<br />

die Mesdschid el-Aqsa (in Jerusalem)“ 4<br />

Iman<br />

▌<br />

„Der Gesandte glaubt an das, was ihm von seinem Herrn herabgesandt<br />

wor<strong>den</strong> ist. Ebenso die Gläubigen. Sie alle glauben an Allah, Seine Engel,<br />

Seine Bücher und Seine Gesandten. Wir machen keinen Unterschied zwischen<br />

Seinen Gesandten. Und sie sagen: „Wir hören und wir gehorchen! Unser Herr,<br />

gewähre uns Deine Vergebung und zu Dir ist die Heimkehr!“ 5<br />

Iman ist das Licht des Glaubens, das der <strong>Muslim</strong> in seinem Herzen trägt.<br />

Die Begriffe Islam und Iman wer<strong>den</strong> zwar gerne synonym benutzt, sie haben<br />

aber sehr wohl unterschiedliche Bedeutungen: Bis auf seine 1. Säule des Islam<br />

bezieht sich der Begriff Islam nämlich auf das Handeln des Gläubigen, der<br />

1 Die Umreh ist die kleine Pilgerfahrt, die außerhalb der Pilgersaison oder zusätzlich zur normalen Hadsch<br />

ausgeführt wird.<br />

2 <strong>Muslim</strong>: Kitabul Umreh, 1683.<br />

3 El-Imam Hudschetul Islam Ebi Hamid Muhammed el-Ghazali et-Tusi: „Ihya Ulumu Din“, Band I: „Kitabul<br />

Hadsch“ S. 327.<br />

4 Bukhari: Kitabul Fadlu Salati fi Mesdschidi Mekka wel Medina, 1132.<br />

5 Sure: El-Baqarah, Vers 285.<br />

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