20160621_Rundbrief_Juni_2016 Druck
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Neue<br />
Aufgaben<br />
Termine<br />
in <strong>2016</strong><br />
Indien-<br />
Reise <strong>2016</strong><br />
„Kommst du mit nach Indien?“<br />
(von Martina Thätner)<br />
Liebe Freunde und Förderer unseres Kinderhilfswerks,<br />
Diese Frage hat mir Martin Otto 2015 auf dem Markt in Bönen<br />
gestellt, weil er vermutete, dass ich Zeit haben könnte. Ich habe<br />
sofort „ja“ gesagt: Meine Eltern hatten im Kinderdorf ein Patenkind<br />
und mein Sohn ist als Sternsinger für das Kinderdorf gelaufen.<br />
Zuhause habe ich auf der Karte nachgeschaut, zu was ich<br />
eigentlich zugesagt hatte. Zwischen Butan und Nepal ist auch<br />
noch Indien! Flach, aber nicht weit entfernt von den Ausläufern<br />
des Himalajas.<br />
Sommer <strong>2016</strong><br />
in Indien ist es heute immer noch üblich, dass Handwerksberufe<br />
innerhalb der Familie weitergegeben werden. Für andere Berufe ist<br />
oft eine gute (Schul-)Ausbildung eine wichtige Voraussetzung. Für<br />
Kinder aus armen Verhältnissen, die zum Teil keine nahen<br />
Angehörigen mehr haben, ist es daher oft schwer, einen Beruf zu<br />
erlernen. Um den Kindern trotzdem eine gute Zukunftsperspektive<br />
zu bieten, stand für uns während unserer diesjährigen Indienreise<br />
die berufliche Ausbildung der Kinder im Vordergrund.<br />
Vier Wochen lang lebten wir mit den Kindern und Jugendlichen. Als „Auntie“ (Tante) gehörte ich von<br />
Anfang an dazu - bei Krisengesprächen, Gottesdiensten, beim Spielen oder als Hilfe bei den<br />
Hausaufgaben. Die Gespräche mit den Mädchen über Berufs- und Lebenspläne werden mir unvergessen<br />
bleiben. Ihre Wünsche und Pläne unterscheiden sich kaum von denen meiner Schülerinnen an der<br />
Berufsschule hier in Deutschland. Der Weg in einen guten Beruf ist allerdings ohne finanzielle<br />
Unterstützung durch Eltern und ohne staatliche Unterstützung viel schwerer.<br />
Das Fazit der Reise: Es war wie ein Geschenk, dass ich mitfahren durfte und ich werde die Höflichkeit,<br />
die unbefangene Herzlichkeit sowie die Lebensfreude „unserer“ Kinder nicht vergessen.
„Good afternoon, Didi!“ – Ein Reisebericht<br />
(von Jana Tillmann)<br />
Die Tore von Ashagram öffneten sich und fröhliche Mädels und<br />
Jungs strahlten mir aus einer blumigen, farbenfrohen Kulisse<br />
entgegen. Der Beginn einer Reise in ein Land und eine Kultur,<br />
die man sich so nicht hätte vorstellen können. Kaum war ich<br />
angekommen, nahmen mich die Kinder und Jugendlichen, die<br />
Mütter und „Dada“ Nemai liebevoll in die Ashagram-Family auf.<br />
Didi – das bedeutet große Schwester, Dada – ihr könnt es euch<br />
denken – großer Bruder.<br />
Ich bin Jana Didi (Jana Tillmann), 20 Jahre alt, komme aus<br />
Kamen-Heeren, habe mein Abitur 2014 am GSG in Unna absolviert,<br />
war danach 9 Monate in Australien und Südostasien zum<br />
Arbeiten und Reisen, habe anschließend für das DRK im Flüchtlingslager Selm-Bork gearbeitet und<br />
strebe ein VWL-Studium in Holland ab September dieses Jahres an. Januar und Februar <strong>2016</strong><br />
verbrachte ich in Indien. Eine unvergessliche Zeit, über die ich gerne berichten möchte.<br />
Am 4. Januar <strong>2016</strong> empfing mich Dada Nemai am Flughafen von<br />
Bagdogra mit einer Blumenkette (indisches Ritual). Ich musste<br />
mir von An- bis Abreise keinerlei Gedanken machen. Der<br />
Manager und Mann für alles hat sich rund um die Uhr um die<br />
Gäste und vor allem - und das ist wichtig - hingebungsvoll um die<br />
Kinder gekümmert. Am Abend meiner Ankunft empfingen mich<br />
die Kinder mit Musik und Tanz - einstudiert unter der Leitung von<br />
Sangita und Bikash, zwei offenen, selbstbewussten, intelligenten<br />
und umsichtigen Jugendlichen. Unglaubliches Talent und viel<br />
Rhythmus stecken in allen Ashagram-Kindern - das konnte ich<br />
sofort bestaunend erkennen.<br />
Zusammen mit den Kindern und den Müttern konnte ich lernen, auf offener Feuerstelle indisch zu<br />
kochen. Vorher lernte ich, das Gemüse mit gefährlich aussehenden, riesigen Messerkonstruktionen zu<br />
schnibbeln, die sich als praktisch und harmlos erwiesen. Natürlich stand nicht nur die Arbeit, sondern<br />
auch Spielen, Singen und Lernen auf dem Tagesplan und ich wurde direkt vertraut mit allem und allen.<br />
Am zweiten Tag habe ich dann angefangen, in der direkt anliegenden Ashaniketan School, die vor allem<br />
durch die Sternsinger ermöglicht wurde, Englisch zu unterrichten.<br />
Die äußerst liebe, wenn auch streng wirkende, Schulleiterin Sister<br />
Bency hat mir alle Freiheiten bei der Unterrichtsgestaltung<br />
gelassen, sodass ich mit den Siebtklässlern viel an Computern<br />
arbeiten und über Berufswünsche und –vorstellungen sehr frei und<br />
offen reden konnte. Mit den Sechstklässlern habe ich ein<br />
Grammatikbüchlein angelegt, um das bisher Gelernte zu wiederholen<br />
und kurz und bündig abzuspeichern. Die Arbeit mit den<br />
Kindern und einem jungen, engagierten Lehrerteam hat mir große<br />
Freude bereitet.<br />
Disziplin wird in Indien sehr groß geschrieben, um erfolgreich zu sein. Den vollständig durchgeplanten<br />
Tagesablauf einzuhalten fiel mir besonders in den Morgenstunden (05:00 Uhr aufstehen) sehr schwer.<br />
Dafür konnte ich mich tagsüber umso besser einbringen - sei es beim Vorbereiten des Mittagessens mit<br />
den Mommys, dem Unterrichten in der Schule, bei der Gartenarbeit oder beim Fußball oder Volleyball mit<br />
den Kindern, dem Helfen bei den Hausaufgaben oder beim Musik machen.<br />
Jeden Abend habe ich mit den 7 - 10 Kindern und der dazugehörigen<br />
Mommy in einem der sechs schönen Häuschen zu Abend gegessen<br />
und danach eine Spielerunde, zum Beispiel mit Stoptanzen,<br />
gemacht.<br />
Besonders haben sich die Kinder gefreut, als Familie Bühler mit<br />
Linnea und Jakob zu Besuch war und sich sofort vollkommen<br />
einbrachte. Sie haben den Kindern neue Spiele beigebracht und mit<br />
ihnen gesungen, in der Schule einen tollen Einblick in ihr Leben in<br />
Deutschland gegeben, die Schüler über den Tellerrand hinaus<br />
blicken lassen und sich so innerhalb von kürzester Zeit in die Herzen<br />
der Kinder katapultiert.
Auch durfte ich Marianne Döring, die Gründerin von HFK, kennenlernen. Im Kinderdorf ist sie die „Aunty“,<br />
eine Dame, die wirklich beeindruckende Dinge in ihrem Leben auf die Beine gestellt und viel von der Welt<br />
gesehen hat. Ich freue mich auch sehr, dass das Werk von HFK nun in den Händen von einem jungen<br />
Team unter der Leitung von Martin Otto, Father Felix und Nemai ist. Mit ihrer Tatkraft und der<br />
Unterstützung von allen Teammitgliedern, Paten und Spendern kann und wurde schon sehr viel auf die<br />
Beine gestellt, erneuert und verbessert.<br />
Als ich Ende Februar mit einem weinenden und einem<br />
lächelnden Auge - na gut, ich gebe zu: vor allem weinend - das<br />
Kinderdorf verließ, durfte ich zum „Welcoming“ von Martin Otto<br />
und seinen Freunden den Tanz aufführen, mit dem auch ich<br />
begrüßt wurde, und habe mich gefreut, dass den Kindern eine<br />
tolle Zeit mit den „Uncles and Martina“ bevorstand.<br />
Es fällt mir sehr schwer, all die Erlebnisse und Eindrücke, all<br />
die wundervollen Momente aus einer anderen Welt, die jedoch<br />
gar nicht mehr fremd scheint, auf einem oder zwei Papieren<br />
zusammenzudrängen.<br />
Der Norden Indiens ist vollkommen anders als das, was wir hier in Deutschland kennen - das Klima, die<br />
Luft, die Umgebung. Der Entwicklungsstand hängt deutlich zurück. An jeder Ecke fehlt es an Geld, an<br />
einigen wenigen läuft es im Überfluss. Und dann gibt es kleine Glücks-Oasen wie das Kinderdorf<br />
Ashagram, wo es den Kindern an nichts mangelt, wo sie sorgenfrei spielen können, wo sie zur Schule<br />
gehen können, wo sie lernen, ihr Zuhause sauber zu halten und ihre Früchte selbst anzupflanzen, wo sie<br />
Kochen lernen und wo man sich gegenseitig hilft und wo man sich darum kümmert, dass auch nach der<br />
Schule ein Weg für sie bereit ist. Eine große Familie.<br />
Es macht glücklich, die Kinder so zu sehen, die einem so viel zurückgeben und in ihr Herz einschließen.<br />
Danke für diese unglaublich tolle Erfahrung.<br />
Von der schulischen Bildung zur beruflichen Förderung – der Wandel beginnt.<br />
(von Andreas Hiersemann)<br />
Wie in den letzten <strong>Rundbrief</strong>en angedeutet, wird es allerhöchste<br />
Zeit, realistische Zukunftsperspektiven für unsere Jugendlichen<br />
zu entwickeln. Über 30 der derzeit ca. 70 Patenkinder sind über<br />
15 Jahre alt und haben (noch) keinerlei Vorstellungen über ihre<br />
nähere Zukunft, weder beruflicher Art noch wie sie sich eine<br />
Trennung von der Einrichtung Ashagram wünschen und<br />
vollziehen möchten. Fragt man sie, hört man monoton „Schule,<br />
Schule“.<br />
Leider sind bei vielen Kindern die schulischen Leistungen so<br />
schlecht, dass eine weitere Förderung über einen notwendigen<br />
schulischen Grundabschluss hinaus völlig illusorisch ist. So<br />
wichtig eine schulische Bildung auch ist, muss man auch<br />
realistisch bleiben und nach dem Grundabschluss mit einer<br />
beruflichen Maßnahme beginnen.<br />
Vor diesem Hintergrund wurden mit unseren verantwortlichen<br />
Partnern vor Ort Ziele und Pläne für die Zukunft, insbesondere<br />
berufliche (Aus-)Bildungsmöglichkeiten, erörtert. Viele Besuche<br />
in möglichen Ausbildungsstätten wurden von uns gemacht,<br />
Ideen und Informationen eingeholt und viele neue ausbaufähige<br />
Kontakte geknüpft.
Ein wichtiger Partner wird weiterhin die Raphael Academic and<br />
Vocational School in Mailanijoth sein. Die „RAVS“ hat im Bereich der<br />
technischen Ausbildung der Schüler auch überregional einen guten Ruf.<br />
Der Abschluss wird voll anerkannt und bietet gute weiterführende<br />
Möglichkeiten.<br />
Informative Gespräche wurden u. a. mit den Jesuiten in Matigara, den<br />
Don Bosco’s in Siliguri und in Ranidanga geführt. Zu den bisher<br />
favorisierten Ausbildungen zum Elektriker, Mechaniker und zur<br />
Pflegekraft bzw. Krankenschwester wurden neue und interessante<br />
Ausbildungen erörtert.<br />
Hierzu zählen für Mädchen Trainingskurse zur Weberin, Näherin,<br />
Verkäuferin, Sekretärin, Hotelfachkraft sowie im Beauty-Bereich. Hinzu<br />
kommen verschiedene, nach ihren persönlichen Fähigkeiten und<br />
schulischen Voraussetzungen gestaffelte (Kranken-)Pflegekurse. Für Jungen sollen Trainingskurse für<br />
Techniker, Fahrrad- und Automechaniker, Verkäufer, Hotelfachkräfte und Schulungen aus dem Bereich<br />
Computerhard- und –software sowie Handyreparatur angeboten werden.<br />
In weiteren Gesprächen mit den älteren Patenkindern wurde<br />
angeregt, dass sie sich ernsthafte Gedanken zu einer beruflichen<br />
Maßnahme machen und diese auch anstreben sollen. Eine<br />
dauerhafte schulische Förderung bei sehr schlechten Schulnoten<br />
kommt in Zukunft nicht mehr in Betracht. Unser gemeinsames und<br />
verantwortungsvolles Ziel ist es weiterhin, die Jugendlichen gut<br />
vorbereitet aus der Obhut Ashagrams in ein Leben, das sie selbst in<br />
die Hand nehmen, entlassen zu können<br />
„HfK unterwegs“<br />
In den nächsten Monaten sind wir wieder auf verschiedenen Veranstaltungen und Märkten vertreten:<br />
Wann? Was? Wo?<br />
21.08. „Zakk-Straßenfest“ Düsseldorf, Fichtenstraße<br />
27. / 28.08. 70 Jahre NRW-Unicef-Fest Düsseldorf-Oberkassel, Rheinwiesen<br />
11.09. Knicker Kirmes Heeren Kamen-Heeren, Pröbstingstraße<br />
18.09. Rad Kult(o)ur Bönen, Förderturm<br />
(http://www.foerderturm-boenen.de)<br />
25.09. Gartenmarkt Altenbögge Bönen, Marktplatz Altenbögge, Bahnhofstraße<br />
13.11. Handwerkermarkt im Bürgerhaus Monheim-Baumberg, Humboldtstraße 8<br />
26. / 27.11. Weihnachtsmarkt im Lokschuppen Erkrath-Hochdahl<br />
(http://lokschuppen-hochdahl.de)<br />
03. / 04.12. Weihnachtsmarkt Unterbach Unterbach, Wichernschule<br />
2. oder 3.<br />
Advent<br />
i<br />
Adventmarkt im Katharinen-Hospital<br />
(der Termin ist noch nicht endgültig)<br />
Weitere Informationen<br />
Unna, Katharinen-Hospital<br />
Aktuelle Informationen finden Sie auch auf unserer Internetseite www.hilfe-chatterhat.de. Unter<br />
der Rubrik „Berichte“ steht Ihnen auch unser Jahresabschluss für das Jahr 2015 zur Einsicht<br />
bereit.<br />
Wer seinen <strong>Rundbrief</strong> via E-Mail erhalten möchte, kann uns dies per E-Mail mit dem Betreff:<br />
"<strong>Rundbrief</strong> bitte online" an hilfe.chatterhat@t-online.de mitteilen. Sie helfen uns so,<br />
Portokosten zu sparen. Ihre Daten werden nicht an Dritte weitergegeben.<br />
Geschäftsführender Vorstand (§ 26 BGB)<br />
1. Vorsitzender: Martin Otto<br />
2. Vorsitzender: Martin van de Sand<br />
Schatzmeister: Stefan Aßmann<br />
Anschrift<br />
Hubertusstraße 10<br />
59199 Bönen<br />
Kontaktdaten<br />
Telefon: 02383 580135<br />
Mail: hilfe.chatterhat@t-online.de<br />
Online: www.hilfe-chatterhat.de<br />
Bankverbindung:<br />
Bank: Volksbank Bönen e. G.<br />
IBAN: DE32 4106 2215 0045 3712 01<br />
BIC: GENODEM1BO1<br />
Gemeinnützigkeit zuerkannt durch das Finanzamt Hamm: Steuernummer: 5322/5935/1407<br />
Impressum: Herausgeber / Layout: Hilfe für Kinder in Chatterhat–Indien e. V. Quellenangaben: Bilder und Texte von privat