Nr_487_2016-Jul-Aug
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
D.a. <strong>487</strong> ... aktuell * Service <strong>Jul</strong>i/<strong>Aug</strong>ust <strong>2016</strong><br />
D.a. gibt Tipps zu Ihrem Recht .<br />
§ Unterhaltsberechtigt<br />
ist nur, wer<br />
außerstande ist,<br />
sich selbst zu unterhalten. Minderjährige<br />
Kinder sind in der Regel<br />
bedürftig, weil sie weder eigenes<br />
Einkommen noch Vermögen<br />
haben und sich in Ausbildung<br />
befinden.<br />
Der Unterhaltsanspruch des minderjährigen Kindes (2)<br />
Das Kindergeld wird zur Deckung<br />
des Barbedarfs des Kindes verwendet<br />
(§ 1612b Abs. 1 BGB). Es<br />
wird also zur Hälfte vom zu leistenden<br />
Unterhalt abgezogen,<br />
wenn nur ein Elternteil Barunterhalt<br />
zu zahlen hat. Wenn jedoch<br />
beide Elternteile Barunterhalt<br />
schulden, wird das Kindergeld<br />
vorweg in voller Höhe vom Bedarf<br />
abgezogen und somit im Ergebnis<br />
entsprechend der Quote aufgeteilt,<br />
mit der jeder Elternteil zum<br />
Barunterhalt beiträgt. Das Kindergeld<br />
wird damit im Grunde als<br />
Einkommen des Kindes behandelt.<br />
Darüber hinaus sind Ausbildungsvergütungen<br />
als Arbeitseinkommen<br />
bedarfsmindernd anzurechnen,<br />
wobei ein minderjähriges<br />
Kind aber in der Regel keine<br />
Erwerbsobliegenheit trifft. Unterliegt<br />
das Kind allerdings nicht<br />
mehr der vollzeitlichen Schulpflicht<br />
und befindet es sich auch<br />
nicht anderweitig in Ausbildung,<br />
dann trifft das Kind sehr wohl eine<br />
Erwerbsobliegenheit, wenn die<br />
Arbeitsaufnahme nach dem<br />
Jugendarbeitsschutzgesetz erlaubt<br />
ist. Schülerarbeit wird allerdings<br />
grundsätzlich als nicht<br />
zumutbar angesehen. Dies ergibt<br />
sich für vollzeitschulpflichtige<br />
Kinder unter 15 Jahren auch aus<br />
dem JArbSchG.<br />
Unterhaltspflichtig ist nach § 1603<br />
BGB nicht, wer bei Berücksichtigung<br />
seiner sonstigen Verpflichtungen<br />
außerstande ist, ohne<br />
Gefährdung seines angemessenen<br />
Unterhalts den Unterhalt zu<br />
gewähren. Ein Elternteil ist<br />
gegenüber einem minderjährigen<br />
D.a. <strong>487</strong>/16<br />
Kind leistungsfähig, wenn sein<br />
unterhaltsrechtlich relevantes Einkommen<br />
über dem notwendigen<br />
Selbstbehalt liegt. Sollte das Einkommen<br />
des Unterhaltspflichtigen<br />
nicht bekannt sein, muss Auskunft<br />
vom Schuldner verlangt oder ein<br />
Auskunftsantrag gestellt werden.<br />
Maßgeblich ist dabei nicht nur das<br />
Einkommen eines Monats, sondern<br />
das Durchschnittseinkommen<br />
eines Jahres einschließlich<br />
aller Sonderzuwendungen wie<br />
Weihnachtsgeld, Urlaubsgeld<br />
usw.<br />
Notwendige berufsbedingte<br />
Kosten, die sich eindeutig von<br />
Kosten der privaten Lebensführung<br />
abgrenzen lassen (z.B. für<br />
die Fahrt zur Arbeitsstelle und<br />
zurück), sind vom Einkommen<br />
abzuziehen. Für die primäre<br />
Altersvorsorge können 20% des<br />
Bruttoeinkommens einkommensmindernd<br />
berücksichtigt werden.<br />
Für zusätzliche Altersvorsorge<br />
können bis zu 4 % des Jahresbruttoeinkommens<br />
eingesetzt<br />
werden. Zins- und Tilgungsleistungen<br />
auf Kredite können nur<br />
vom Einkommen abgezogen<br />
werden, wenn die Kreditaufnahme<br />
notwendig war. Ob danach eine<br />
Schuld berücksichtigungswürdig<br />
ist, beurteilt sich nach dem Zweck<br />
der Verbindlichkeit, Zeitpunkt und<br />
Art der Entstehung der Schuld<br />
sowie Grund, Höhe und Kenntnis<br />
der Unterhaltsschuld.<br />
Insgesamt ist aber die verschärfte<br />
Elternhaftung nach § 1603 II 1<br />
BGB zu beachten, so dass<br />
zumindest der Mindestunterhalt<br />
sichergestellt sein muss, weil<br />
minderjährige Kinder sich nicht<br />
selbst unterhalten können.<br />
Wenn der Schuldner alle verfügbaren<br />
Mittel im Sinne des § 1603<br />
Abs. 2 BGB eingesetzt hat, muss<br />
ihm noch der notwendige Selbstbehalt<br />
verbleiben, also der Betrag,<br />
der für den eigenen, wenn auch<br />
bescheidenen Lebensunterhalt<br />
erforderlich ist. Dieser Selbstbehalt<br />
orientiert sich an den Sozialhilfesätzen.<br />
Nach der seit dem<br />
1.01.<strong>2016</strong> angewandten Düsseldorfer<br />
Tabelle (DT) macht er für<br />
den berufstätigen Schuldner<br />
monatlich 1.080 EUR und für den<br />
nicht berufstätigen 880 EUR aus.<br />
Im notwendigen Selbstbehalt sind<br />
380,00 EUR Miete einschließlich<br />
Nebenkosten enthalten. Das<br />
bedeutet, dass der Selbstbehalt<br />
zu erhöhen ist, wenn die Wohnkosten<br />
unvermeidbar überschritten<br />
werden und dies dargelegt<br />
und nachgewiesen wird.<br />
Der Unterhalt wird gemäß den<br />
vorstehenden Regeln anhand der<br />
Sätze der Düsseldorfer Tabelle<br />
ermittelt und sodann als konkreter<br />
Betrag festgeschrieben, z.B. bei<br />
einem zur dritten Altersstufe gehörenden<br />
Kind eines bis zu 1.500<br />
EUR verdienenden Elternteils auf<br />
450 EUR und bei einem Einkommen<br />
bis zu 2.700 EUR auf 518<br />
EUR, wovon das halbe Kindergeld<br />
abgezogen wird.<br />
Der Unterhaltsbetrag wird nur<br />
geändert, wenn dies von einem<br />
Beteiligten verlangt wird. Eine<br />
solche Änderung kann nur durchgesetzt<br />
werden, wenn sich die<br />
Umstände, die bei der Unterhaltsermittlung<br />
zugrunde gelegt worden<br />
sind, wesentlich geändert<br />
haben (z.B. Alter des Kindes, Einkommen<br />
der beteiligten Personen,<br />
Zahl der Unterhaltsverpflichtungen).<br />
Meinhard Brink<br />
(Rechtsanwalt),<br />
Am Birkhof 50, Dedinghausen<br />
Wenn du einen Menschen<br />
glücklich machen willst, dann<br />
füge nichts seinem Reichtum<br />
hinzu, sondern nimm ihm einige<br />
von seinen Wünschen.<br />
Epikur von Samos<br />
(*341 v.Chr. +270 v.Chr.,<br />
griechischer Philosoph)