Sport
16qsuA7H7
16qsuA7H7
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
<strong>Sport</strong><br />
Cricket für Flüchtlinge bei der DJK Altendorf 09<br />
Integration fängt an, wenn man glücklich ist<br />
Für die DJK Altendorf 09 ist es ein echtes<br />
Phänomen und ein absoluter Glücksfall. Cricket<br />
zählt in Deutschland immer noch zu den<br />
exotischen <strong>Sport</strong>arten. Die Cricket-Mannschaft,<br />
in der Flüchtlinge ihren geliebten und aus der<br />
Heimat vertrauten <strong>Sport</strong> ausüben können, ging<br />
durch die internationale Presse. Berichte gab es<br />
unter anderem in Indien, Australien und Irland.<br />
Ein echter Glücksfall für den Essener DJK-Verein.<br />
Brian Mantle ist Abteilungsleiter Cricket beim<br />
Essener DJK-Verein Altendorf 09 und hauptamtlicher<br />
Geschäftsführer des Deutschen Cricket-<br />
Verbandes. Als gebürtiger Engländer schlägt sein<br />
Herz für diese <strong>Sport</strong>art. Begonnen hatte Brian<br />
Mantle vor drei Jahren mit einer Cricket-Mannschaft<br />
in Essen über einen Kontakt zur Universität<br />
Duisburg-Essen. Hier spielten hauptsächlich<br />
Studenten aus Indien und Pakistan. Als vor ungefähr<br />
einem Jahr im Zuge der Flüchtlingsströme<br />
viele Afghanen nach Essen kamen, nahm Brian<br />
Mantle Gespräche mit der DJK Altendorf 09 auf.<br />
„Meine beiden Kinder spielen dort Handball und<br />
ich kannte den Vorstand. Der Verein war von<br />
der ganzen Geschichte begeistert.“ erinnert sich<br />
Mantle. Die DJK Altendorf 09 wollte etwas für<br />
die Flüchtlinge tun. Der Grundstein für die neue<br />
Cricket-Abteilung wurde gelegt und entwickelte<br />
sich zu einem echten Erfolg: „Letzten Sommer<br />
hatten wir Probleme, elf Leute auf den Platz zu<br />
kriegen. Und jetzt haben wir ungefähr 100 Leute,<br />
die bei uns trainieren.“ so Mantle.<br />
Brian Mantle betreute als Geschäftsführer<br />
im Dachverband bereits über 400 Projekte.<br />
Eines haben alle Projekte mit Flüchtlingen<br />
seiner Meinung nach gemeinsam: „Die wollen<br />
keinen anderen <strong>Sport</strong>, die wollen nur Cricket<br />
spielen. Und das ist ganz normal, wenn man<br />
in ein anderes Land kommt, das habe ich auch<br />
bemerkt, als ich von England nach Deutschland<br />
umgezogen bin. Man braucht irgendetwas aus<br />
seiner Heimat. Ohne das kann man sich überhaupt<br />
nicht integrieren.“ berichtet Mantle.<br />
Cricket ist hierzulande immer noch eine recht<br />
exotische <strong>Sport</strong>art, um die 230 Mannschaften<br />
gibt es in Deutschland. Doch die Beliebtheit wächst und auch andere<br />
erkennen ihr großes Potenzial, um Flüchtlingen zu helfen sich hier heimisch<br />
zu fühlen. Seit einigen Wochen bietet ein weiterer DJK-Verein aus Augsburg<br />
Cricket an, weiß Brian Mantle. Cricket scheint in der Zusammenarbeit mit<br />
Flüchtlingen mehr zu sein, als einfach nur eine <strong>Sport</strong>art, die ihnen aus ihrem<br />
Heimatland vertraut ist. „Integration fängt meiner Meinung nach an, wenn<br />
man glücklich ist. Und mit <strong>Sport</strong> kann man glücklich sein.“ Und er geht noch<br />
weiter: „Wir bekommen Anfragen im ganzen Land, von Seiten der Betreuer<br />
der Flüchtlinge. Es wäre toll, wenn die DJK-Vereine einspringen könnten, weil<br />
es eine gute Möglichkeit ist, den Leuten zu helfen.“ Zwar scheint der Versuch<br />
Integration zu leben im Alltag mit der Cricket-Mannschaft in Ermangelung<br />
deutscher Spieler nicht immer einfach, doch Mantle hat auch hier einen<br />
Weg gefunden: „Wir sprechen miteinander nur deutsch und versuchen, dass<br />
die Jungs diese typischen deutschen Eigenschaften wie Pünktlichkeit und<br />
Zuverlässigkeit lernen. Das ist sehr wichtig.“<br />
An den Rahmenbedingungen für das Training feilt der Abteilungsleiter<br />
der DJK Altendorf 09 noch. Das Problem: Trainiert wird derzeitig noch<br />
in einer Halle in Essen, da in der Stadt bisher kein richtiger Cricket Platz<br />
vorhanden ist. Man hatte zwar Verbindungen mit der Stadt aufgenommen,<br />
aber eine geeignete <strong>Sport</strong>stätte wurde noch nicht gefunden. Doch Brian<br />
Mantle hat die Hoffnung längst nicht aufgegeben. Und die Mannschaft<br />
wächst. Zwei Herrenmannschaften der DJK Altendorf 09 spielen in der<br />
Regionalliga. Dabei handelt es sich um eine gemischte Mannschaft mit<br />
Menschen aus verschiedenen Ländern und einer Mannschaft, in der nur<br />
Flüchtlinge spielen. Außerdem gibt es da noch die U19 Mannschaft mit<br />
unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen. Die Flüchtlinge stammen größtenteils<br />
aus Afghanistan. „Cricket ist in Afghanistan fast die einzige <strong>Sport</strong>art,<br />
die dort gespielt wird“, so Mantle. Die sportlichen Ziele für die nächste<br />
Saison hat er bereits klar anvisiert: „Wir wollen in die Bundesliga aufsteigen.“<br />
Insgesamt gibt es beim Cricket in Deutschland nur zwei Ligen. Beide<br />
Mannschaften der DJK Altendorf 09 spielen bisher in der Regionalliga.<br />
Doch neben der Suche nach einem geeigneten Trainingsplatz zeichnet die<br />
Cricket-Mannschaften der DJK Altendorf 09 noch etwas ganz anderes aus:<br />
„Die sportlichen Ziele stehen im Hintergrund. Es geht um Spaß haben, das<br />
Vereinsleben und etwas langsam aufzubauen. Die Jugendarbeit ist uns auch<br />
sehr wichtig.“ Der Alltag der Flüchtlinge sei zumeist von Monotonie und<br />
langen Wartezeiten geprägt. Da könne der vertraute <strong>Sport</strong> aus der Heimat<br />
ein Lichtblick sein. „Hier können sie gewinnen, verlieren, feiern und einfach<br />
Spaß haben. Ich glaube das ist das Wichtigste“, so das Fazit von Brian Mantle.<br />
Alexandra Schüttler<br />
DV/LV-<strong>Sport</strong>warte tagten in Duisburg<br />
Der Einladung der DJK-Bundessportwarte Monika Bertram und Jürgen Funke zur<br />
jährlichen DV/LV-<strong>Sport</strong>wartetagung kamen in diesem Jahr elf <strong>Sport</strong>warte/innen aus<br />
zehn Diözesanverbänden nach. An zwei Tagen wurden in Deutschlands größter<br />
<strong>Sport</strong>schule, in Duisburg-Wedau, über insges. 17 Tagesordnungspunkte gesprochen,<br />
zum Teil intensiv diskutiert und auch abschließend über eine Meinungsbildung<br />
abgestimmt. Die Tagung verlief insgesamt sehr harmonisch, wenn es auch in<br />
verschiedenen Punkten unterschiedliche Ansichten gab. Als Highlight des ersten<br />
Konferenztages wurde das angebotene und gesponserte Gästeprogramm des DJK-<br />
DV Essen, auf dessen Verbandsgebiet die diesjährige Tagung stattfand, von den<br />
<strong>Sport</strong>warten/innen dankend entgegengenommen. Eine zweistündige Fackelführung<br />
durch und auf die in den achtziger Jahren stillgelegte eisenerzeugende<br />
Produktionsstätte eines Industriewerkes – und besonders der Sonnenuntergang<br />
über der Duisburger Industrielandschaft – wird den Teilnehmern aus dem gesamten<br />
Bundesgebiet in Erinnerung bleiben. Im nächsten Jahr findet die gemeinsame<br />
Tagung der DV-<strong>Sport</strong>warte mit den Bundesfachwarten am 1. und 2. April 2017 in<br />
Meppen, der Stadt unseres nächsten Bundessportfestes, statt. Jürgen Funke<br />
22 - Das Magazin 3/2016