Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
4 0 | V I Ö L<br />
wie schon ihre Vorfahren vor vielen Jahrhunderten zu König Waldemars<br />
Zeiten. Ein Hase springt auf, rennt querfeldein. Er hat keine Wälle zu überspringen,<br />
denn es sind noch keine da. Überall ist freies Land. Das Gras ist<br />
ziemlich mager, aber der Hase sucht sich das Beste aus und der junge grüne<br />
Hafer schmeckt ihm auch. Feinde hat Freund Lampe genug, aber das<br />
ist sein Schicksal. Fuchs, Wiesel und Habicht stellen ihm nach und der<br />
Mensch läuft mit seiner Feuerflinte herum. Im Winter, wenn Meister Lampe<br />
hungrig ist, bei Eis und Schnee und gerne mal den Kohlgarten besuchen<br />
möchte, sind auch Schlingen aufgestellt, in denen er sich dann festläuft.<br />
Aber da weiter nach links, was ist denn das? Größere Tiere, die anscheinend<br />
ruhig grasen. Ach, das ist ein Rudel Hirsche. Jetzt heben sie den Kopf,<br />
sie haben uns wohl gesehen, sie springen in großen Sätzen nach Osten<br />
weg.<br />
Da fährt noch ein Wagen zur Kirche, mit einem Schimmel und mit einem<br />
Braunen bespannt, ein Leiterwagen mit zwei Stühlen, die in starken Lederriemen<br />
am Seitenbalken hängen. Auf den Stühlen liegen selbst gefertigte<br />
bunte Kissen. Auf den Stühlen sitzen zwei Frauen. Die eine hat ein<br />
Bündel auf dem Schoß, in Tücher gewickelt. Das ist ein Kind, das in der Kirche<br />
getauft werden soll. Es ist vor zwei Tagen geboren. Die Kinder werden<br />
immer in der Kirche getauft und immer schon am ersten Sonntag nach<br />
der Geburt, auch im Winter. Die Taufe darf nicht lange aufgeschoben werden,<br />
damit die Unterirdischen, wie „Nis Tak", die im Hause lebenden Kindern<br />
nichts Böses zufügen können. Wenn sie getauft sind, ist das nicht<br />
mehr möglich. Dann haben die Unterirdischen keine Macht mehr über die<br />
Kinder.<br />
Hier ist nun die Mitte zwischen Sollwitt und Viöl, kein Pflugland, nur Heide<br />
und Weideland. Hier brauchen wir uns nicht so genau an den Weg zu halten,<br />
es ist ja Platz genug da und es sind seitwärts<br />
vom Weg viele tiefe ausgefahrene Wagenspuren. Etwas weiterhin ist ein<br />
kleiner Wasserlauf zu überqueren, er ist jetzt fast trocken, aber auch wenn<br />
er Wasser führt, Muss er durchfahren werden, Brücken gibt es über kleine<br />
Wasserläufe nicht. Auf Buschacker sind einige Hünengräber und kurz vor<br />
Viöl stehen zwei Windmühlen am Weg und daneben das Strohgedeckte<br />
Haus des Müllers.<br />
In Viöl ist die Dorfstraße nicht<br />
gepflastert. Jetzt im Sommer<br />
ist sie trocken, im Winter ist sie<br />
furchtbar. In der Nordost Ecke<br />
des Kirchhofes ist ein Hünengrab,<br />
das Glockhoi genannt<br />
wird. Vor Jahrhunderten hat<br />
hier mal ein Glockenturm gestanden.<br />
Auch westlich der Kirche<br />
sind mehrere große Hünengräber.<br />
Von der Kirchhof<br />
Pforte geht ein schmaler Steig<br />
zur Kirchentür. Die Kirche füllt<br />
sich allmählich. Jetzt kommen<br />
auch viele Leute vom Dorf herauf<br />
zur Kirche. Die Männer in<br />
Kniehosen, Schuhen, kurzen<br />
Baumwolljacken und Hut. Von<br />
den Frauen haben viele einen<br />
großen, nach vom hinauf stehenden<br />
Hut.<br />
Jetzt kommt auch der Pastor in<br />
altertümlicher <strong>Amt</strong>stracht.<br />
Der Gottesdienst beginnt. Der<br />
Küster steht oben beim Taufstein<br />
zum Vorsingen. Die ganze<br />
Gemeinde singt dann mit. Vor<br />
der Predigt wird auch das Kind<br />
getauft, das auf dem Wagen<br />
von Sollwitt kam. Nun hält der<br />
Geistliche, es ist Pastor Hinrichsen,<br />
eine ziemlich lange Predigt.<br />
Nach Schluss des Gottesdienstes<br />
strömen die Leute hinaus<br />
und machen sich meistens<br />
auf den Weg nach Haus. Einige<br />
Bauern gehen auch zum Krug,<br />
andere zum Nachbarn. Da wird<br />
dann die Predigt besprochen<br />
und auch wohl gefragt wer war<br />
zur Kirche, denn meistens geht<br />
von jedem Haus einer zur Kirche.<br />
Am Abend geht es zeitig ins<br />
Bett. Die jungen Leute müssen<br />
vor Tagesanbruch wieder aufstehen,<br />
damit sie auf dem<br />
Moor sein können, sobald sie<br />
Kleiner Schnack<br />
mit Kalle<br />
Kalle weiß: Das Glück der Erde<br />
liegt hoch oben auf dem Pferde<br />
auf dem Rücken soll es sein<br />
und nur dort stellt es sich ein.<br />
Darum wundert es ihn nicht<br />
daß er bleibt ein armer Wicht<br />
nie hat er ein Pferd erklommen<br />
ist nur auf den Hund geklommen.<br />
Selber Schuld kann man nur sagen<br />
doch er will sich nicht beklagen<br />
freut sich, wenn auf Pferderücken<br />
Reitern stolze Siege glücken.<br />
In Behrendorf war kürzlich ein Reitturnier<br />
organisiert in bester Manier<br />
tolle Pferde, schicke Reiter<br />
es ging immer höher und weiter.<br />
Sieht man dort die Pferde tänzeln<br />
hungrig nach dem Siegerkränzeln<br />
denkt man nicht daran - wie schwer<br />
war die Trainingsarbeit vorher.<br />
Mensch und Tier, ganz eng verbunden<br />
übten viele, viele Stunden<br />
jahrelang, bis endlich dann<br />
man die Leistung zeigen kann.<br />
Scheinbar leichte Wiegeschritte<br />
travesieren durch die Mitte<br />
auf der Stelle um - sich dreh’n<br />
stolze Haltung - wunderschön.<br />
Volte, Zirkel, Kehrt und Acht<br />
alles wird gekonnt gemacht<br />
Trab, Galopp, vor und zurück<br />
das ist Können und nicht Glück.<br />
Manche meinen, nur das Springen<br />
könnte Spaß und Spannung bringen<br />
Irrtum, grade die Dressur<br />
zeigt uns feine Reitkunst pur.<br />
Kalle rät: Nehmt euch die Zeit<br />
und nutzt die Gelegenheit<br />
edlen Reitsport zu genießen<br />
etwas sehen können, um bis Mittag ein Tagesgriff zu schaffen. Der Nachmittag<br />
ist dann in der Torfgrabezeit frei.