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HEINZ Magazin Bochum 12-2016

HEINZ Magazin Dezember 2016, Ausgabe für Bochum, Herne und Witten

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SAMY DELUXE © UNIVERSAL MUSIC<br />

tives Gegengewicht, da sie die Grenze dessen, was wir als Rap definieren,<br />

in Richtung Emo- und Indierock-Sounds erweitert haben“, schlägt<br />

der Wissenschaftler den Bogen in die Jetztzeit.<br />

Wenn HipHop-Forschung, -Lehre und -Praxis in den Fokus gerückt<br />

werden, dann darf eine Analyse der in diesem Falle deutschen Sprache<br />

nicht fehlen. Gilt diese nicht gerade im Musikkontext oftmals als sperrig?<br />

Reicht sie überhaupt an den Flow des amerikanischen Raps heran?<br />

Hinsichtlich der Sprachmetrik macht Dr. Oliver Kautny zwischen Deutsch<br />

und Englisch durchaus ein Verwandtschaftsverhältnis aus – der harte<br />

Klang und die Vielsilbigkeit deutscher Wörter allerdings seien nicht zu<br />

verleugnen. Eine ganz andere Problematik war jedoch in der Vergangenheit<br />

zu beobachten: „Das Potential des Stimmklangs war ein ganz<br />

anderes als etwa im US-Rap oder in Frankreich. Künstler wie Samy Deluxe,<br />

Curse oder Marteria mit seiner ultratiefen Stimme bilden da mittlerweile<br />

eine erfreuliche Ausnahme.“ Auch war in den deutschen Studios<br />

lange Zeit nicht das Geld vorhanden, um auf dem Level der großen<br />

US-Vorbilder zu produzieren – heute sind diese Abstände längst nicht<br />

mehr so beträchtlich. Überhaupt: Warum immer über den großen Teich<br />

schauen? Hierzulande lauern ganz eigene Stärken im HipHop, ein spezieller<br />

Humor, eine beeindruckende Kreativität. Das trifft ohne Frage<br />

auf den diesjährigen „Academy“-Gast zu, zieht Samy Deluxe seine Skills<br />

doch auch aus der eigenen Biografie. Der in Hamburg geborene Rapper<br />

wuchs ohne Vater auf, rebellierte in der Schule und fand letztlich<br />

im Sprechgesang sein Ventil. Nichts anderes erzählt die Ursprungsgeschichte,<br />

die Kultur dieser Musik: Entstanden in sozial-prekären Verhältnissen,<br />

gab sie denjenigen eine Stimme, die zuvor keine besaßen. Rap<br />

trägt das Potential eines gewissen Aufbegehrens in sich; die Attraktivität<br />

liegt hier in der Erzählung der Underdogs.<br />

In Wuppertal setzen die Organisatoren noch einen drauf –„Rap goes<br />

Jazz“ kombiniert zwei unterschiedliche Spielarten, die dennoch Parallelen<br />

aufweisen. „Geschichtlich betrachtet besitzen beide die gleichen<br />

Wurzeln“, so Dr. Oliver Kautny, „ganz ursprünglich sind sie aus dem Gospel<br />

und Blues hervorgetreten. Dieser gemeinsame Stammbaum hat sich<br />

später zwar unterschiedlich verästelt; im New York-Rap der Neunzigerjahre<br />

wurde Jazz jedoch sehr gerne gesamplet.“ Auch im Groove eines<br />

Samy Deluxes macht der Musikwissenschaftler durchaus Gestaltungsmerkmale<br />

aus, die z.B. im Solostück eines Jazztrompeters zu finden sind.<br />

Kein Wunder also, dass es unter Jazzern vielfach hohe Anerkennung für<br />

die Rap-Kollegen gibt, arbeiten doch beide Sparten auf hohem rhythmischen<br />

Niveau. Das wird auch am 9.<strong>12</strong>. im Wuppertaler KLUB zu hören<br />

sein, wenn drei Meister-Rapper um Samy Deluxe auf ein Jazz-Trio treffen,<br />

das von Thomas Rückert, Dozent an der Bergischen Universität und Solist<br />

in WDR-Bigband-Konzerten, angeführt wird. Die Vorgabe des experimentellen<br />

Abends: Improvisation. Neben losen Vereinbarungen über<br />

bestimmte Beat-Gerüste und -patterns entsteht das Konzert komplett<br />

aus dem Moment heraus. Eine bessere Möglichkeit dürfte es kaum geben,<br />

hautnah zu erleben, welchen beachtlichen Weg deutschsprachiger<br />

HipHop bis heute zurückgelegt hat.<br />

Robert Targan<br />

❚ Konzert mit Samy Deluxe KLUB, Gathe 50, Wuppertal; Termin: 9.<strong>12</strong>., 20 Uhr; Preis: 29 € (Konzert), 7 €<br />

(Afterparty); www.klubwuppertal.de; Verlosung: 1 x 2 Karten unter www.heinz-magazin.de<br />

Das ganze Rap-Paket<br />

Neben dem Konzert hält die „HipHop Academy Wuppertal“ am<br />

9.<strong>12</strong>. weitere Highlights bereit: Von 14-16 Uhr hält Samy Deluxe im<br />

Musiksaal auf dem Campus Grifflenberg (Gebäude M, Ebene 09)<br />

einen öffentlichen Vortrag über seine Musik. Danach kommt es<br />

zum Meet’n’Teach: Der Hamburger Rapper<br />

trifft drei ausgewählte HipHop-Newcomer<br />

und gibt ihnen ein wertvolles Feedback. Zu<br />

den Themen Jazz, Beat-Boxing und Rap bieten<br />

Dozenten der Academy einen Workshop<br />

an (10-13 Uhr). www.facebook.com/hiphop<br />

academywuppertal/<br />

PRIVAT<br />

Hat die „HipHop Academy Wuppertal“ 2008 ins Leben gerufen:<br />

Dr. Oliver Kautny, Musikpädagoge an der Bergischen Universität<br />

11.02.2017<br />

DÜSSELDORF<br />

Mitsubishi Electric Halle<br />

Tourneeleitung: target Concerts GmbH<br />

Karten an allen bek. VVK-Stellen | Ticket-Hotline 0211/ 27 4000<br />

Infos: www.concertteam.de

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