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HEINZ Magazin Essen 12-2016

HEINZ Magazin Dezember 2016, Ausgabe für Essen

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AUSSTELLUNGEN<br />

ÜBERSICHT<br />

<strong>HEINZ</strong>-AUTORIN<br />

© FONDAZIONE E. & A. VEDOVA, FOTO: J. LITTKEMANN<br />

FENSTER AUF DIE WESTKUNST<br />

Baselitz – Vedova<br />

■ Sein „Fenster auf die Westkunst“ nennt<br />

der von Ost- nach Westdeutschland übergesiedelte<br />

Georg Baselitz (*1938) das informelle<br />

„Manifesto Universale“ des Venezianers Emilio<br />

Vedova (1919-2006). Das von Baselitz 1957<br />

erworbene Werk steht im Dialog mit seinem<br />

frühen Bild „Win. D.” (1959). Die Künstlerfreunde<br />

und documenta-Teilnehmer prägten die<br />

europäische Kunst mit, der politische Inhalt<br />

ihrer Werke ist umstritten. Selten zu sehen ist<br />

Baselitz’ Serie „Ciao America“, bei der zunehmend<br />

mehr Vögel große Holzschnitte bevölkern.<br />

Zentrum der fesselnden Schau ist seine<br />

neue Werkreihe „Ma grigio“: je zwei Paare<br />

Frauenwaden mit hochhackigen Pumps in<br />

Goldrahmen. In Schwarz-, Weiß- und Grau-Tönen<br />

sind sie wie ein Windrad ins Bild gesetzt.<br />

Sie gelten als Hommage an die informellen,<br />

dynamischen „Zeichen“ der späten Bilder<br />

Vedovas aus den 1980er-Jahren. bws<br />

❚ BASELITZ – VEDOVA MKM Museum Küppersmühle für<br />

Moderne Kunst, Duisburg, Philosophenweg 55; Dauer:<br />

bis 29.1.2017, Mi 14-18 Uhr, Do-So/Feiertag 11-18 Uhr<br />

ALTERNATIV INTERPRETIERT<br />

Spekulativer Realismus<br />

■ Wird unsere Sicht auf die Welt neu interpretiert?<br />

Die Neue Galerie Gladbeck stellt<br />

fünf bemerkenswerte Perspektiven vor. Maler,<br />

die mit den digitalen Medien groß geworden<br />

sind, fordern den Betrachter auf, mehr<br />

als das Offensichtliche zu entdecken. Melora<br />

Kuhns Dialog mit Amerikanischer Malerei<br />

des 19. Jahrhunderts verweist auf alternative<br />

Erzählungen in Porträts von Feministinnen,<br />

Paaren und bedrohlichen Szenerien. Märchen<br />

wie die der Gebrüder Grimm inspirieren<br />

Malgosia Jankowska zu großen, mystischen<br />

Aquarellen. Oft sind es Kinder, die in scheinbarer<br />

Naturidylle spielen. Unter den ironischen<br />

Architekturutopien Maik Wolfs finden<br />

sich selbstverständlich Häuser auf Bäumen.<br />

Axel Geis transponiert Menschen von Fotografien<br />

und Filmstills in neue Porträts. Ein Höhepunkt<br />

sind Peter Doigs gemalte Plakate für<br />

seinen Film-Club in Trinidad.<br />

bws<br />

❚ SPEKULATIVER REALISMUS Neue Galerie Gladbeck,<br />

Bottroper Str. 17; Dauer: bis 6.1.2017, Mi-So 15-20 Uhr;<br />

www.neue-galerie-gladbeck.de<br />

AXEL GEIS & GALERIE WENTRUP, FOTO: TREVOR GOOD<br />

CLAUDIA HEINRICH<br />

Wohltätige Zeiten<br />

Bald wieder Weihnachten,<br />

höchste Zeit für Geschenke<br />

und Spenden. Beides lässt<br />

sich prima verbinden bei<br />

den alljährlichen Auktionen,<br />

auf denen Kunst und<br />

Design unter den Hammer<br />

und der Erlös wohltätigen<br />

Zwecken zugutekommt.<br />

In der Region bietet diese<br />

Gelegenheit z.B. die Charity-<br />

Auktion im <strong>Essen</strong>er Red<br />

Dot Design Museum auf<br />

Zollverein: Sonntag, 4.<strong>12</strong>., ab<br />

14 Uhr, kann man topaktuelle<br />

Design-Highlights vom<br />

Spielzeug über Möbel und<br />

Küchenutensil bis Unterhaltungselektronik<br />

ersteigern<br />

(Teilnahme kostenlos, Anmeldung<br />

Pflicht). Und alle<br />

Jahre wieder steigt in den<br />

Bochumer Kammerspielen<br />

auch die Kunstauktion zugunsten<br />

Amnesty International,<br />

dieses Jahr am 11.<strong>12</strong>.,<br />

<strong>12</strong>-17 Uhr. Zu Gebote stehen<br />

von Bochumer Künstlern<br />

überlassene Werke wie<br />

auch rare signierte Plakate,<br />

Bücher, Kalender etc. – zum<br />

Verschenken oder zum<br />

Behalten und mit etwas<br />

Glück zum Schnäppchenpreis.<br />

Weidmannsheil zum<br />

Jahresausklang.<br />

Claudia Heinrich<br />

FOTO: FERDINAND ULLRICH, RECKLINGHAUSEN<br />

HANS SCHMITZ-WIEDENBRÜCK, FAMILIENBILD, (VOR) 1939, © GERMAN ART GALLERY, THE NETHERLANDS<br />

GLAMOUR UND EDELKITSCH<br />

Bling, Bling, Baby!<br />

■ Quietschbunt, glitzernd, glamourös, die<br />

Fotografie-Ausstellung „Bling, Bling, Baby!”<br />

im NRW-Forum widmet sich einer schrägen<br />

Kultur, die mit der Pop Art flirtet und nicht<br />

zurückschreckt vor den Auswüchsen des<br />

Kitsches, die, ganz im Gegenteil, ebenjene<br />

überkandidelte und pathetische Buntheit in<br />

all ihren Facetten feiert. Verschwenderisch<br />

viel Farbe und Strass, reichlich Blumen, Pelz<br />

und Modeschmuck, pompöse Settings wie<br />

EDITIONEN<br />

Kunst für alle<br />

COURTESY FLATLAND GALLERY, AMSTERDAM<br />

KUNST IM NATIONALSOZIALISMUS<br />

„Artige Kunst”<br />

■ Deutsche Museen sind sich im Grunde<br />

einig: Nazikunst wird nicht ausgestellt, sondern<br />

in Depots versteckt. Das Museum unter<br />

Tage, Teil der RUB-Kunstsammlungen, packt<br />

das „heiße Eisen“ nun an und hat aus öffentlichen<br />

wie privaten Sammlungen riesige Ölbilder<br />

und Breker-Plastiken zu Tage gefördert,<br />

(kunst-)historisch beleuchtet und hochkarätigen<br />

Werken der im Dritten Reich verfemten<br />

Avantgarde gegenübergestellt, u.a. Grosz,<br />

Beckmann, Jawlensky, Nussbaum. „Artig“ vs.<br />

„entartet“, sozusagen. Man will vor Augen<br />

führen, wie rückständige figürliche Kunst von<br />

Familienidyll, idealisierten Sportlern, Bauern,<br />

Soldaten, Mythologien und Protz-Architektur<br />

als Propagandawerkzeug funktionierte: Banale<br />

Heile-Welt-Motive, malerisch dürftig, sollten<br />

Volksstolz schüren und das wahre Zeitgeschehen<br />

ausblenden. Background liefern<br />

Audioguide und Katalog.<br />

ch<br />

❚ „ARTIGE KUNST” MuT/Situation Kunst im Schlosspark<br />

Weitmar, Bochum; Dauer: bis 9.4.2017, Mi-Fr 14-18 Uhr,<br />

Sa/So/Feiertage <strong>12</strong>-18 Uhr (24.<strong>12</strong>. u. 31.<strong>12</strong>. geschlossen);<br />

www.situation-kunst.de/mut.htm<br />

■ Editionen stehen für Demokratisierung<br />

im Kunstmarkt: Kunst für alle – auch zum<br />

Kaufen. Auflagenobjekte, limitierte Serien,<br />

oft kleinformatig, machen es möglich, sind<br />

erschwinglicher als „große Kunst“. Unter dem<br />

Motto „Jeder sollte in der Lage sein, Kunst zu<br />

erwerben“ versammelt die Kunsthalle zurzeit<br />

Editionen von Künstlern der Galerie Provinz,<br />

die sich ganz auf Produktion und Vertrieb<br />

dieser Kunstform konzentriert. 43 zeitgenössische<br />

Künstler hat Provinz im Programm,<br />

darunter fünf Preisträger des Recklinghäuser<br />

Kunstpreises „junger westen“, z.B. Stefan<br />

Kern, der fünf „Schlampen“ mitbrachte (grellgelbe,<br />

verformte Schreibtischlampen, Foto)<br />

oder Florian Meisenberg, der von New York<br />

aus DIN-A4-Drucke von der Decke regnen<br />

lässt. Fotos, Grafik, Kritzelzeichnungen: Die<br />

bunte Vielfalt macht Spaß am Entdecken. ch<br />

❚ „Jeder sollte in der Lage sein, Kunst zu erwerben“<br />

Kunsthalle Recklinghausen, Große-Perdekamp-Str. 25-27;<br />

Dauer: bis 5.2.2017; Di-So/Feiertag 11-18 Uhr;<br />

www.kunsthalle-recklinghausen.com<br />

aus Bollywood, Miami Beach Flair, Pop Stars,<br />

zur Schau gestellter Luxus, schwüle Emphase,<br />

Sehnsucht, die aus jeder Pore quillt. Pferde<br />

und Samt, schöne Frauen, Sonnenuntergänge,<br />

Mode, Tattoos. In den Fünfzigerjahren<br />

hatte sich die Kunstszene der Jugend- und<br />

Subkultur geöffnet, hatte Konsum und Markt<br />

mit der Kunst versöhnt. Underground ist<br />

Avantgarde, die Schnulze hat ihren negativen<br />

Beigeschmack verloren. Kitsch ist Kult. kb<br />

❚ BLING BLING BABY! Glitzer, Glamour und ein Flirt<br />

mit dem Pop NRW-Forum, Ehrenhof 2, Düsseldorf;<br />

Dauer: bis 15.1.2017; www.nrw-forum.de<br />

54 | <strong>HEINZ</strong> | <strong>12</strong>.<strong>2016</strong>

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