Die Neue Hochschule Heft 6/2016
Zeitschrift des hlb Hochschullehrerbund e.V., Themenschwerpunkt: FH-Forschung im weltweiten Verbund
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EDITORIAL 161<br />
Deutsche Fachhochschulen haben inzwischen Forschungspartnerschaften<br />
auf allen Kontinenten. Und gerade unsere schärfsten Kritiker zeigen,<br />
wie richtig wir damit liegen.<br />
Foto: S. Maas<br />
U N S E R F E L D I S T D I E W E L T<br />
„Kind, was bist du groß geworden!“ Wer<br />
kennt nicht den Überraschungsruf der<br />
entfernteren Verwandtschaft, wenn man<br />
sich nach längerer Pause wiedersieht?<br />
Möglicherweise geht es Ihnen auch ein<br />
wenig so, wenn Sie sich von Forschungsvorhaben<br />
berichten lassen, die deutsche<br />
Fachhochschulen mit allen Kontinenten<br />
in weltweite Verbindung bringen.<br />
Christian Facci, Anne-Sophie Lohmeier<br />
und Georg Overbeck schildern, wie die<br />
<strong>Hochschule</strong> Ingolstadt und zwei brasilianische<br />
Partneruniversitäten über<br />
Jahre hinweg eine strategische Zusammenarbeit<br />
aufgebaut haben (Seite 166).<br />
Der Unterschied zwischen einer Zusammenarbeit,<br />
die von Einzelpersonen<br />
getragen wird, und einer Partnerschaft,<br />
die sich die <strong>Hochschule</strong> als Institution<br />
zu eigen macht, ist unübersehbar.<br />
Peter Heck stellt zwei Projekte aus der<br />
weltweiten Beratungstätigkeit des Instituts<br />
für angewandtes Stoffstrommanagement<br />
der <strong>Hochschule</strong> Trier vor (Seite<br />
170). <strong>Die</strong> wissenschaftliche Vorarbeit für<br />
eine Kreislaufwirtschaft auf kommunaler<br />
Ebene ermöglicht die anschließende<br />
Umsetzung durch Politik und Wirtschaft.<br />
Walter Ruda, Thomas Martin und<br />
Rubén Ascúa forschen weltweit über<br />
Unternehmensgründung und Entrepreneurship<br />
von Studierenden (Seite 174).<br />
Von Land zu Land unterschiedliche<br />
Bereitschaft zur Firmengründung hat<br />
keineswegs nur juristische oder wirtschaftliche<br />
Ursachen.<br />
Raphaela Henze baut mit Partnerinnen<br />
aus Großbritannien und Indien ein<br />
Netzwerk auf, das neue Einsichten und<br />
Praktiken dazu erarbeitet, wie interkulturelles<br />
Lernen funktionieren kann<br />
(Seite 178).<br />
Weiterhin können Sie in diesem <strong>Heft</strong><br />
ein deutsch-tansanisches Projekt der<br />
Umwelttechnik zur Gewässerqualität<br />
und eine deutsch-australische Kooperation<br />
auf dem Gebiet der Physiotherapie<br />
entdecken (Seiten 180/181).<br />
<strong>Die</strong> Forschungsvorhaben bieten allesamt<br />
gute Anknüpfungspunkte für die<br />
Lehre. Auf so etwas zu achten, liegt einfach<br />
in unserer DNA. Ich kann mich<br />
noch gut erinnern, wie in den frühen<br />
1990er-Jahren Warnungen aufkamen,<br />
die Fachhochschulen würden ihre Seele<br />
in Gefahr bringen, wenn sie sich mit<br />
Forschung beschäftigten. Es fanden sich<br />
all die Formulierungen, die in der aktuellen<br />
Diskussion um das Promotionsrecht<br />
wieder so vertraut klingen. Je -<br />
doch: Damals wie heute wird die Kritik<br />
immer als Befürchtung für die Zukunft<br />
formuliert. Niemand behauptete damals<br />
oder behauptet jetzt, man könne in<br />
unserer jeweils gegenwärtigen Arbeit<br />
unsere zentrale Mission nicht mehr wiedererkennen.<br />
Besser kann ein Kritiker<br />
kaum bestätigen, dass wir auf dem richtigen<br />
Weg sind. Wir wollen keine andere<br />
Hochschulform nachahmen, aber wir<br />
wollen alles tun dürfen, was wir unserem<br />
Qualitätsanspruch schuldig sind.<br />
Dass ich all diese Aktivitäten an unseren<br />
<strong>Hochschule</strong>n hier präsentieren<br />
kann, freut mich sehr. Ich halte es auch<br />
für wichtig, dass wir immer wieder einmal<br />
den Blick von unseren eigenen<br />
Angelegenheiten abwenden und darauf<br />
schauen, mit welchen interessanten<br />
Themen sich die Kollegin oder der Kollege<br />
neben uns gerade beschäftigt.<br />
Denn nicht umsonst warnte schon William<br />
Shakespeare: „<strong>Die</strong> gute Tat, die<br />
ungepriesen stirbt, würgt tausend<br />
andre, die sie zeugen könnte.“<br />
Ihr Christoph Maas<br />
DNH 6 ❘ <strong>2016</strong>