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KB Nr. 26 Verantwortung

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Musik 18<br />

„ES BRODELT<br />

AM HORIZONT“<br />

Musikprofi und Organisationstalent<br />

Thomas Tomaschek<br />

Schon als 8-Jähriger hat sich Thomas Tomaschek<br />

regelmäßig auf den Weg zur Nachbarschaft gemacht.<br />

In einer ruhigen Seitenstraße in Rottach-<br />

Egern wurde Stubenmusik gespielt und der Junge,<br />

ernsthaft und mit großem Eifer, durfte am<br />

Hackbrett mitspielen. Einige musikalische Gene<br />

schlummerten bereits in ihm. Die Großmutter<br />

hatte in Moskau Geige studiert und in Frankfurt<br />

im Paul-Hindemith-Orchester gewirkt. Zu Hause<br />

spielte der Vater Trompete. Und es wären vielleicht<br />

auch die Stubenmusik und das Hackbrett<br />

geblieben, hätte er nicht ein paar Jahre später im<br />

Musical „West Side Story“ den Orchestergraben<br />

entdeckt. Da unten spielten Saxophone, und die<br />

zogen ihn magisch an. Mit einem Mal war alles<br />

klar: Er wollte auch Saxophon spielen! So war es<br />

nicht weiter verwunderlich, dass Thomas Tomaschek<br />

an der Musikschule fleißig Saxophonunterricht<br />

nahm. Schnell wechselte er vom gängigeren<br />

Tenorsaxophon zum größeren Baritonsaxophon.<br />

Und studierte am Richard-Strauss-Konservatorium<br />

München klassisches Saxophon bei André Legros.<br />

Danach wechselte er in die Meisterklasse von Prof.<br />

Daniel Gauthier in Köln und schloss mit dem Konzertexamen<br />

ab. Während des Studiums noch gründete<br />

sich das „panta rhei Saxophonquartett“, mit<br />

erfolgreichen Konzertreisen durch ganz Europa.<br />

Überzeugt davon, auch sein Organisationstalent<br />

in der Musik unterbringen zu können, absolvierte<br />

Tomaschek parallel ein Kulturmanagement-Studium<br />

in Hagen.<br />

Dann kam 1998 die Chance zur Mitarbeit beim<br />

Musikfest Kreuth, damals noch Oleg Kagan Musikfest.<br />

Für den jungen Musiker war das ein Riesenglück,<br />

von dem er für seine eigene Laufbahn<br />

nur profitieren konnte. An diesem Ort habe er<br />

„Ohren bekommen“. Durch die Betreuung der<br />

Proben hatte er persönliche Kontakte mit seinen<br />

musikalischen Vorbildern und hörte über die vielen<br />

Jahre zugleich alle Konzerte. 2006 gründete<br />

Tomaschek dann „Selmer Saxharmonic – die 12<br />

Saxophonvirtuosen“, indem er zwölf der namhaftesten<br />

klassischen Saxophonisten Deutschlands<br />

zu einem bisher einzigartigen Saxophonorchester<br />

zusammenführte. Vom Umfeld des Musikfestes<br />

berauscht, kam er auf die gewagte Idee, den berühmten<br />

Dirigenten und Fagott-Solisten Milan<br />

Turkovic als Dirigenten für eine Probenphase mit<br />

Abschlusskonzert anzufragen. Und bekam prompt<br />

eine Zusage! Diese erfolgreiche Zusammenarbeit<br />

besteht seit dem Debüt beim Oleg Kagan Musikfest<br />

und wurde 2010 mit der Verleihung des berühmten<br />

„Echo der Klassik“ gekrönt. Es besteht<br />

eine enorme Herausforderung darin, mit unterschiedlichen<br />

Saxophonen, vom Sopranino- bis<br />

zum Bass-Saxophon, die verschiedenen Farb- und<br />

Klangstrukturen so herauszuarbeiten, dass es wie<br />

ein komplettes Orchester mit Streichern, Oboen<br />

und Fagotten klingt. Zugleich ermöglichen die<br />

Saxophone eine enorme Bandbreite, von Klassik<br />

bis zu Big Band Sound. Parallel spielte Tomaschek<br />

in verschiedenen Symphonieorchestern, etwa bei<br />

den Münchner Philharmonikern, dem Georgischen<br />

Kammerorchester, Perm State Opera Orchestra sowie<br />

beim Symphonieorchester des BR. Doch das<br />

Spielen von Musik ist längst nicht alles, was den<br />

Saxophonisten beschäftigt.<br />

„TOMASCHEK art management“ heißt die von<br />

ihm gegründete Künstler- und Veranstaltungsagentur.<br />

2013 kam in Rottach der „musica!laden“<br />

hinzu, gemeinsam mit Musikproduzent Michael<br />

Nasswetter. Der Laden weist eine enorme Bandbreite<br />

auf, von Instrumenten, Noten und CDs bis<br />

hin zu Reparaturservice, Konzertorganisation,<br />

Studioaufnahmen, Künstlervermittlung und Nachwuchsförderung.<br />

Saxophonunterricht gibt Thomas<br />

Tomaschek natürlich auch, seine Schüler reichen<br />

vom Grundschüler bis zum Pensionisten. Es ist<br />

erstaunlich, was er alles gleichzeitig auf die Beine<br />

stellt. Denn im Gemeinderat in Rottach-Egern engagiert<br />

er sich ebenso. Seine Konzertreisen hat er<br />

mittlerweile etwas zurückgefahren. Wegen der Familie<br />

möchte er lieber mehr vor Ort sein. Und auch<br />

den Laden hat er inzwischen ganz an Nasswetter<br />

übergeben. „Es ist besser, wenn alles in einer Hand<br />

liegt“, meint er. Und trotzdem, schon wieder ist er<br />

zappelig, „es brodelt am Horizont“, sagt er. Und<br />

meint, dass er bereits neue Ideen im Hinterkopf<br />

habe, in Richtung Kulturmanagement.<br />

www.saxophon-tegernsee.de<br />

Ines Wagner

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