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BADEN WIE DIE HERZÖGE<br />

wie die Herzöge<br />

Friedrich Franz I. badete von da an jedes Jahr im wohltuenden Ostseewasser und<br />

seine gut betuchten Gäste taten es ihm gleich. In den ersten Jahren entstanden in<br />

Doberan, dem gesellschaftlichen Zentrum des Seebades, innerhalb kürzester Zeit<br />

zahlreiche repräsentative Gebäude wie bspw. das Logierhaus, das Salongebäude,<br />

das Großherzogliche Palais und das Schauspielhaus.<br />

Im 19. Jahrhundert verlagerte sich das gesellschaftliche Leben des Seebades allmählich<br />

von Doberan nach Heiligendamm. Hier entstand direkt an der See zwischen<br />

1814 und 1877 ein einzigartiges geschlossenes Ensemble von Logier-, Bade- und<br />

Gesellschaftshäusern – auch bekannt als »Weiße Stadt am Meer«.<br />

Die Bauwerke tragen die Handschrift begeisterter Anhänger des Klassizismus, etwa<br />

die des Architekten Carl Theodor Severin. Die Inschrift an dem von Severin erbauten<br />

Kurhaus: »Heic laetitia invitat post balnea sanum – Freude empfange dich hier,<br />

entsteigst du gesundet dem Bade« ist damals wie heute der Leitspruch für den<br />

zum Seeheilbad ausgezeichneten Kur- und Erholungsort Heiligendamm.<br />

Mit dem jährlich im Juni an der Seebrücke Heiligendamm stattfindenden »Historischen<br />

Anbaden« wird die traditionelle Badekultur mit Musik, Tanz und Spielszenen<br />

rund um Großherzog Friedrich Franz und seinen Badearzt Prof. Dr. Vogel zu einem<br />

wunderbaren Erlebnis. Alle Badelustigen sind herzlich eingeladen, als Anbader in<br />

historischer Badebekleidung mitzumachen und die Badesaison zu eröffnen.<br />

Allgemeine Baderegeln<br />

von Dr. Samuel Gottlieb Vogel<br />

1) Man muß nie bald nach Tische<br />

und mit vollem Magen Baden.<br />

Die beste Zeit ist Vormittags,<br />

nach Beschaffenheit der Witterung,<br />

von 7 Uhr bis eine Stunde<br />

vor Tische. Man kann aber auch<br />

von 3 Stunden nach Tische bis<br />

Abend 5 bis 7 Uhr baden.<br />

2) Sich durch irgend eine Ursache<br />

erhitzt oder vollends im Schweiße<br />

baden, kann die gefährlichsten<br />

Folgen haben.<br />

3) Unmittelbar nach einer irgend<br />

heftigen Gemüthsbewegung muß<br />

man sich niemals baden.<br />

4) Eine gelinde Bewegung, wovon<br />

das Blut nicht in Wallung<br />

gebracht worden, ist vor dem<br />

Bade nützlich.<br />

5) …<br />

6) Je froher und furchtfreyer man<br />

ins Bad steigt, desto besser.<br />

Im Jahr 1793 badete Herzog Friedrich Franz I. von<br />

Mecklenburg-Schwerin auf Anraten seines Leibarztes<br />

Prof. Dr. Samuel Gottlieb Vogel erstmals in der Ostsee<br />

am »Heiligen Damm« und markierte damit die Geburt<br />

des ersten deutschen Seebades. Der herzogliche<br />

Leibarzt hatte die heilsame Wirkung des Seewassers<br />

gegen eine Reihe von Erkrankungen erkannt. Für den<br />

Seebadstandort Heiligendamm sprachen zudem<br />

klimatische Vorzüge, wie staubarme und feuchte<br />

Ostseeluft, geringe Temperaturschwankungen, die<br />

üppigen Buchenwälder ringsherum, das Fehlen von<br />

Ebbe und Flut sowie die kulturelle Bedeutung der<br />

nahe gelegenen Münsterstadt Bad Doberan.<br />

7) Man muß nicht mit zu Langsamen<br />

Schritten ins Wasser steigen,<br />

sich doch auch nicht zu plötzlich<br />

ins Wasser stürzen.<br />

8) Wenn man von dem Bade<br />

rechten Nutzen haben will, muß<br />

man es täglich, auch wohl jeden<br />

Tag zweymahl wiederholen.<br />

9) Ein sicheres Zeichen, daß das<br />

Bad wohl bekommt, ist, wenn<br />

man nach dem Bade bald wieder<br />

warm wird, den Kopf und die<br />

Brust ganz frey, und sich überhaupt<br />

leichter, munter und<br />

erquickt fühlt....<br />

06 07

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