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HEINZ Magazin Bochum 02-2017

HEINZ Magazin Februar 2017, Ausgabe für Bochum, Herne und Witten

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BoSy Fokus 2<br />

Fabulous Fifties<br />

© ALAIN BIBL<br />

in Deutschland. Und tatsächlich: Lambchop-Besprechungen fallen hierzulande<br />

meist positiv bis begeistert aus, das Feuilleton vergibt Titel à<br />

la „beste Rockplatte aller Zeiten“ („Is A Woman“) und die Konzerte sind<br />

immer ausverkauft. Woran das liegen mag, ist schwer zu beantworten<br />

– böse Zungen behaupten, Lambchop würden amerikanische Musik in<br />

einer europagerechten Verpackung über den Teich schicken. Solcherlei<br />

Sticheleien entlocken Kurt Wagner maximal ein müdes Lächeln: unter<br />

seiner obligatorischen Trucker-Kappe behält der Musiker stets einen<br />

kühlen Kopf. Denn es ist ja schon die markant-rauchige Stimme des Sängers,<br />

die den Rezipienten aufhorchen lässt, dieses leise Erzählen kleiner<br />

Geschichten, die viel Platz für Interpretationen lassen. Klar, da schwingt<br />

auch immer die Heimat Nashville mit – Hauptstadt Tennessees und der<br />

kommerziellen Country-Musik – doch vielmehr ist es eben diese entspannte<br />

Grundatmosphäre der Songs, die besonders auf dem 2012er-<br />

Album „Mr. M“ für knisternde Wohligkeit sorgte.<br />

Ende des vergangenen Jahres erschien der nächste große Wurf: Auch<br />

auf „Flotus“ funktioniert Wagners Stimme als eigenständiges Instrument.<br />

Dieses Mal aber zerfällt sie in mehrere Einzelteile, wird dekonstruiert,<br />

verzerrt und wieder neu zusammengesetzt. Neben dieser Spielerei<br />

mit Filtern und Samples ist auch die Spieldauer mancher Stücke<br />

imposant. Der Opener „In Care Of 8675309“ tröpfelt 12 Minuten aus den<br />

Boxen; das Gegenstück „The Hustle“ am Schluss gar über 18 Minuten.<br />

Und schon kommt die Fachpresse mit Genre-Neuschöpfungen wie<br />

„Country-HipHop“, „Folktronica“ oder „Electronic White Soul“ um die<br />

Ecke. Auch will manch einer im neuen Album ein politisches Werk erkennen,<br />

lässt sich der Titel „Flotus“ doch als Abkürzung für „First Lady<br />

of the United States“ aufdröseln. Dass Kurt Wagners Ehefrau Mary Mancini<br />

Vorsitzende der Demokraten in Tennessee ist, erscheint da als thesenuntermauernde<br />

Tatsache. Letztlich kommentiert der Schöpfer der<br />

Songs aber auch diesbezüglich lakonisch-entspannt, er habe lediglich<br />

ein Album schaffen wollen, das seiner Frau gefallen würde. Somit wäre<br />

auch „For Love Often Turns Us Still“ ein denkbares Akronym. Was letztlich<br />

zählt, sind die Songs, und mit diesen haben Lambchop vielleicht<br />

keine Gattung, allerdings mal wieder sich selbst neu erfunden. Wagners<br />

lässige Art erreicht den Hörer direkt und unterstreicht, was Musik<br />

schaffen kann: vertraute, wohlige Momente. Für die beiden NRW-Gigs,<br />

die im Rahmen der kommenden Deutschland-Tour stattfinden, wurden<br />

dahingehend die passenden Locations ausgesucht. Die Akustik des<br />

Dortmunder Konzerthauses dürfte dem Sound-Ambiente von „Flotus“<br />

& Co. bestens entgegenkommen; die Behaglichkeit des Kölner Glorias<br />

die Atmosphäre der Songs widerspiegeln. Das notwendige Werkzeug<br />

für Färbung, Ausrichtung und Gelingen der Konzerte hat Kurt Wagner<br />

ja immer parat – so wie damals, beim Basteln und Tüfteln auf den Holzböden<br />

dieser Welt.<br />

RT<br />

❚ LAMBCHOP KONZERTHAUS, Brückstr. 21, Dortmund (im Rahmen des „Pop-Abo“); Termin: 17.2., 20 Uhr;<br />

Preis: ab 21 € + GLORIA, Apostelnstr. 11, Köln; Termin: 21.2., 20 Uhr; Preis: 34,90 €; Verlosung: 2x das<br />

Album „Flotus“ unter www.heinz-magazin.de<br />

Country – eine Stilfrage<br />

Bluegrass: Hier kommen in der Hauptsache Fiddle, Banjo, Kontrabass<br />

und Westerngitarre zum Einsatz – die Songs werden meist im<br />

2/4-Takt gespielt.<br />

Nashville Sound: Im Gegensatz zum aufkommenden Rock’n’Roll der<br />

1950er-Jahre kamen die Songs dieser Sparte weitaus glatter daher.<br />

Neben eingängigen Melodien wurden später Synthesizer ergänzt.<br />

Americana: Hier macht der Inhalt den Unterschied – sozialkritische<br />

Texte amerikanischer Liedermacher, von Rockmusik beeinflusst.<br />

Alternative Country: Ähnlich dem Americana, spielt dieses Genre<br />

u.a. mit Punk- und Independent-Motiven. Johnny Cashs „American<br />

Recordings“ waren ein Meilenstein.<br />

CROSSOVER: UWAGA!<br />

Fr<br />

03 03 17<br />

Uwaga!<br />

19 Uhr<br />

Ein turbulenter Abend mit Klassik,<br />

Jazz und Gipsy der 50er Jahre<br />

Anneliese Brost Musikforum Ruhr<br />

Kleiner Saal<br />

ORCHESTERKONZERT<br />

Sa<br />

04 03 17<br />

20 Uhr<br />

Bruno Maderna<br />

John Cage<br />

Bernd Alois Zimmermann<br />

Dmitri Schostakowitsch<br />

Duke Ellington<br />

Leonard Bernstein<br />

Anneliese Brost Musikforum Ruhr<br />

Großer Saal<br />

BOPPIN‘B<br />

Fr<br />

05 03 17<br />

20 Uhr<br />

Rock‘n‘Roll der 1950er Jahre<br />

Anneliese Brost Musikforum Ruhr<br />

Großer Saal<br />

BERNSTEIN<br />

Boppin‘B<br />

bochumer-symphoniker.de – Auch auf facebook<br />

Infos und Karten unter: <strong>02</strong>34 910 8666

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