HORTUS DELICARUM - Der "Wonnen-Garten" der ... - Buchmalereien
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wort Flerrads f ührt uns am unmittelbarsten in Vesen und Geist<br />
des Ffortus ein.<br />
Dieser ist also eine Sammlung von Auszügen zur Unterweisung<br />
und Erbauung <strong>der</strong> Hohenburger Stiftsfrauen. Die<br />
Auszüge sind aus einer ansehnlichen Zahl von Schriften entnommen,<br />
an erster Stelle die Bibel, dann die lateinischen Kirchenväter<br />
und einige Autoren des frühen Mittelalters, von<br />
denen die hier und da vorkommenden griechischen Ausdrücke<br />
übernommen sind, endlich die theologischen Schriftsteller des<br />
rr. und rz. Jahrhun<strong>der</strong>ts, beson<strong>der</strong>s <strong>der</strong> vielschreibende Kompilator<br />
und Enzyklopädist Honorius Augustodunensis. Inwieweit<br />
dabei Herrad selbständig und allein und nur mit Mittcln<br />
ihrer lei<strong>der</strong> zerstörten Klosterbibliothek gearbeitet hat, beson<strong>der</strong>s<br />
inwiefern die ins Einzelne gehende Aufstellung des Plans<br />
<strong>der</strong> Sammlung nach schon vorhandenen Vorbil<strong>der</strong>n geschehen<br />
und ihr o<strong>der</strong> Relindis' eigenes Verk ist, kann nur entschieden<br />
werden durch ausgedehnte, auf <strong>der</strong> Kenntnis <strong>der</strong> gesamten vorhergehenden<br />
patristischen und theologischen Literatur beruhende<br />
'r--.,,-.-l-;-t,,----<br />
Auf alle Fälle spiegelt sich im Gesamtaufbau des Hortus<br />
<strong>der</strong> leitende Gedanke <strong>der</strong> mittelalte ichen Philosophie wi<strong>der</strong>,<br />
dass alles Geschehen nach dem harmonischen \(illen Gottes<br />
sich in den grossen Prozess <strong>der</strong> Heilsgeschichte einglie<strong>der</strong>t und<br />
nur durch diese seine richtige Deutung finden kann. Demgemäss<br />
lässt sich, von einigen Abweichungen abgesehen, <strong>der</strong> Stoff des<br />
Hortus in vier aufeinan<strong>der</strong>folgende Gruppen teilen: zuerst die<br />
Schöpfungsgeschichte und die Begebnisse des Alten Testaments,<br />
darauf das Leben des Erlösers, dann, an die Apostelgeschichte<br />
anschliessend, \(erden und Vesen <strong>der</strong> Kirche und ihr Kanrpf<br />
mit dem sündigen Veltgeist, und zum Schluss die Darstellung<br />
<strong>der</strong> letzten Tage und des Jüngsten Gerichtes.<br />
Dass <strong>der</strong> theologisch-kirchengeschichtliche Stoff, <strong>der</strong> <strong>der</strong><br />
Zeit entsprechend bei weitem den Hauptanteil <strong>der</strong> im Hortus<br />
verarbeiteten Materie ausmacht, nicht nach den heute üblichen<br />
philologisch-geschichtlichen Methoden erläutert wird, ist<br />
selbstverständlich, son<strong>der</strong>n er wird, wie damals gang und gäbe,<br />
infolge <strong>der</strong> Auffassung von <strong>der</strong> gottgewollten Einheit und<br />
Harmonie des \Teitgeschehens, nach vorwiegend symbolischallegorischen<br />
Gesichtspunkten dargestellq indem oft das ein-<br />
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