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HEINZ Magazin Oberhausen 03-2017

HEINZ Magazin März 2017, Ausgabe für Duisburg, Oberhausen, Mülheim

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NEUE VISIONEN FILMVERLEIH<br />

Symbiotische Freundschaft<br />

Karl Marx und Friedrich Engels – ein revolutionäres Dreamteam.<br />

Lenin bezweifelte den revolutionären Geist der Deutschen.<br />

„Wenn diese Deutschen einen Bahnhof stürmen wollen, kaufen<br />

sie sich noch eine Bahnsteigkarte,“ soll er gesagt haben. Und dennoch<br />

waren es zwei Deutsche, die der Russischen Revolution den<br />

geistigen Überbau lieferten. Karl Marx und sein Freund und Mitstreiter<br />

Friedrich Engels machten die Philosophie politisch und<br />

entwickelten die Vorstellung von der Überwindung der Gesellschaftsgegensätze<br />

durch Klassenkampf bis hin zur kommunistischen<br />

Ordnung als historischem Endzustand der Gesellschaft.<br />

Die Revolution war ihnen nicht unbedingt in die Wiege gelegt.<br />

Karl Marx kam 1818 als Sohn eines jüdischen Anwalts in Trier zur<br />

Welt. Er studierte zunächst Jura und wechselte dann zu Philosophie,<br />

Ökonomie und Geschichte. Mit der Ansicht der Links-Hegelianer,<br />

dass die Gesellschaft das Sein des Individuums bestimmt<br />

und damit geändert werden muss, geriet er bald ins Visier der<br />

preußischen Zensur und wurde ins Exil in Paris, Brüssel und London<br />

gezwungen.<br />

Friedrich Engels kannte den Kapitalismus aus der Kinderstube.<br />

Der Spross eines reichen Textilunternehmers aus Barmen (heute:<br />

Wuppertal) sollte das Familienunternehmen fortführen. In England<br />

lernte er die verheerenden sozialen Folgen des Manchester-Kapitalismus<br />

kennen: rücksichtslose Ausbeutung und grauenhaftes<br />

Arbeiterelend. So nutzte er die väterliche Apanage, um<br />

den Umsturz zu fördern. Obwohl er im Schatten des Vordenkers<br />

Marx blieb, war er dessen Förderer in der häufigen materiellen<br />

Not und als Sprachgenie gewandter Kommunikator des schroffen<br />

Marx. Während Marx sich dem Studium widmete, verdiente<br />

Engels den Unterhalt, in dem er sich im väterlichen Unternehmen<br />

verdingte.<br />

Kurz vor Ausbruch der Revolution von 1848 schrieben Marx und<br />

Engels ihre Ideen im Manifest der Kommunistischen Partei nieder.<br />

Das Fazit „Proletarier aller Länder, vereinigt euch!“ wurde die<br />

Parole der Arbeiterbewegung und der Hoffnung auf die Weltrevolution.<br />

Nach dem Scheitern der Revolution flohen Marx und<br />

Engels nach London. Während sie sich weiter den Sozialismus<br />

wissenschaftlich-theoretisch ausarbeiteten, blieben sie prägend<br />

für die Arbeiterbewegung und die deutsche Sozialdemokratie.<br />

Marx starb 1883 in London, Engels arbeitete weiter an den Ideen,<br />

korrespondierte mit europäischen Sozialisten und gab Marx’<br />

Werke heraus. Engels starb 1895 ebenfalls in London. Ihre Geburtsstädte<br />

tun sich bis heute schwer mit ihren jeweils bedeutendsten<br />

Söhnen.<br />

SKIFAHREN/<br />

SNOWBOARDEN<br />

MATERIAL-<br />

VERLEIH<br />

ESSEN VOM<br />

BUFFET<br />

GETRÄNKE<br />

(SOFTDRINKS, KAFFEE,<br />

TEE, BIER UND WEIN)<br />

NEUE VISIONEN FILMVERLEIH<br />

werden. Ebenso heterogen ist die frühsozialistische Ursuppe des Kommunismus;<br />

da sind Frömmler und Demagogen, Mutualisten und Anarchisten<br />

unterwegs. Auch diesem illustren Zeitbild längst vergessener<br />

Richtungskämpfe will der Film gerecht werden. Und dann ist da<br />

noch der Familienvater Marx, stets in existenziellen Sorgen, begleitet<br />

von einer unabhängigen Frau, die ihren Adelsstand für den Revolutionär<br />

aufgab. Last but not least ist da die symbiotische Freundschaft<br />

mit Friedrich Engels.<br />

Es gibt also viel zu erzählen, und das tut Peck auch im Stil eines mäßig<br />

museal ausgestatteten Dokumentarspiels mit den beiden artig frisierten<br />

Protagonisten August Diehl und Stefan Konarske. Erst im Abspann<br />

schlägt der Film mit einer historischen Collage der Krise des<br />

Kapitalismus vom Niedergang des Kolonialismus über den Schwarzen<br />

Freitag bis zur Finanzkrise von 2007. War also Marx nie so wertvoll<br />

wie heute? Eine politisch reizvolle Frage, die cineastisch einseitig<br />

daherkommt: Die Krise des Kommunismus kommt im antikapitalistischen<br />

Potpourri kaum vor.<br />

philipp koep<br />

❚ DER JUNGE KARL MARX (Le jeune Karl Marx) F/B/D 2016, 118 Min., Regie: Raoul Peck, mit: August<br />

Diehl, Stefan Konarske, Vicky Krieps, Olivier Gourmet, Alexander Scheer, Michael Brandner; Start: 2.3.

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