Unterrichtsmaterial zur Skulptur "Dogger" des Bildhauers Franz Rudolf Knubel
„Dogger“ Skulpturenmuseum Glaskasten Marl
Standort: Böckler Campus Marl
DOGGER
Unterrichtsmaterial zum „Dogger“ des Bildhauers Franz Rudolf Knubel
Projektionszeichnung Dogger von Prof. Franz Rudolf Kunbel
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Der Dogger ist Bestandteil der Skulpturenserie: „Faber“, „Tuber“, „Dogger“, „Zeller“ 1
des Bildhauers Prof. Franz Rudolf Knubel, aus den Jahren 1967 – 1968.
Die Gemeinsamkeit der Arbeiten liegt in den Basiselementen, die sich auf einen
Würfel zurückführen lassen, in welchen eine Kreisform eingeschrieben wird:
Benutzt man nun die Kreislinien als Führungslinie um die jeweiligen Würfelecken
abzutragen, entstehen zehn Körperformen, die alle aus den Prinzipien des Würfels
und Kreises abgeleitet sind:
Diese neuen Grundkörper verbinden sowohl konstruktive als auch organische
Eigenschaften in sich: Sie bilden eine „feingliedrige Verschränkung von Wölbung und
Fläche, Krümmung und Strecke“ 2
1 Den Impuls zur Namensgebung der ersten Objektserie „Faber“ gab der Roman von Max Frisch „Homo Faber“.
Die Namen „Tuber“,„Dogger“, „Zeller“ sind hieraus abgeleitete Alliterationen.
2 Walter Hess in „Franz Rudolf Knubel “, Hrsg.: Galerie Wilbrand Köln und Münster, März 1968.
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Durch Schichtung, Drehung oder Addition dieser Elemente können nun Stelen oder
Säulen mit einer divergierenden Formensprache gebildtet werden wie es sich an einigen
Variaten des „Faber“ exemplarisch darstellen lässt:
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Durch die flächige Anordnung bzw. Konstruktion lassen sich reliefartige oder voluminöse
Körper entwickeln, wie der „Dogger“ es zeigt:
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Als ursprüngliches Material wählte Franz Rudolf Knubel für diese Arbeiten eine
Kunststoffkonstruktion, die es ihm ermöglichte, die Elemente auch noch farblich zu
differenzieren. 1 Aber dieser Ansatz hatte seine Schwächen: Der dünne Kunststoffmantel
aus Polystyrol, nur verstärkt durch eine Glasfasermatte und auf einer luftigen
Basis aus Polyurethan ruhend, erwies sich als nicht temperaturstabil.
Daher entschied sich der Künstler letztendlich dazu, eine lackierte Aluminium-Magnesiumlegierung
zu verwenden, deren metallische Haut mit den unterschiedlichen
Dimensionen des Tageslichtes spielt und durch Reflexionen mit dem jeweiligen Umfeld
in Beziehung tritt.
3 Diese Werke sind in der neuen Nationalgalerie in Berlin zu sehen.
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Das Prinzip der konstruktiv-organisch verschränkten Grundkörper lässt sich auch auf
Flächengestaltungen übertragen. Dies zeigt Franz Rudolf Knubel in seiner Mappe
„2D“, die 1969 entstanden ist. Hier vereinigen sich Bogen und Winkel bzw. Quadrat
und Kreis zu neuen Form- und Flächenelementen: Auf eine quadratisch gerasterte
Fläche von je 64 x 64 cm schrieb der Künstler vier rot konturierte Viertelkreise in vier
blau konturierte Quadrate ein.
Letztlich arbeitet der Künstler mit vier Grundformen und wählte aus den vielfältigen
Möglichkeiten einer solchen Permutation fünf Varianten aus:
I. Richtungsform:
Die roten Bögen treten in den Vordergrund und
es ergeben sich vier stabile Wellenbögen, die
von links nach rechts gelesen werden.
II. Bewegungsform:
Die Form, die sich aus den roten Bögen aller vier
Quadrate ergibt, zieht sich rhythmisch zusammen
bzw. dehnt sich rhythmisch aus.
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III. Flächenform:
Die Formen sind gegenläufig, aber auf der Suche
nach Zusammenhängen findet man eine visuelle
Beziehung zwischen den roten Bögen in den Quadraten
oben links und unten rechts. Es ergibt sich ein
Wellenbogen bzw. eine Schwingungskurve.
Die sich durch die roten Bögen ergebenden Spitzformen
der Quadrate unten links und oben rechts
schließen sich ebenfalls zusammen.
IV. Spannungsform:
Die vier roten Viertelkreise mit unterschiedlicher
Ausrichtung vereinigen sich zu zwei gegenläufigen
Halbkreisen. In der Mitte der gesamten Figur
entsteht durch die zusammenlaufenden Dunkelwerte
der Quadrate ein visueller Schwerpunkt.
V. Ruheform:
Die roten Bögen der Viertelkreise verbinden sich
nun visuell zu einer Kreisform, die in ein Quadrat
eingespannt ist. Die Formorganisation vermittelt
gleichermaßen Ruhe und Stabilität.
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Denkbare Unterrichtsaspekte:
• Chemie/Technologie: Material- und Werkstoffeigenschaften von Metallen und
Kunststoffen
• Deutsch: Homo Faber, Max Frisch
• Gestaltung: Gestaltgesetze, Formdimensionen: Punkt, Linie, Fläche, Körper, Raum,
•Formsprache, Vektorgrafiken in Illustrator, Ornamententwicklung, Modellbau
• Kunst: Gestaltgesetze, Formdimensionen, Formensprache, Plastik, Künstlergruppe B1,
Modellbau
• Mathematik: Geometrie, Vektoren
• Physik: Polare und axiale Vektoren
• Zeichnen: Kontruktives Zeichnen, Technisches Zeichnen, Axiometrische Darstellung,
• Vektorgrafiken in Illustrator
• 3D-Animation: Axiometrische Darstellung am Computer, CAD, 3D-Drucke.
Literaturhinweise:
• „B1 - vingt peintres allemands“, Hrsg.: Musee des Beaux-Arts Liege, 1970.
• „Brusberg Berichte“, Hrsg.: Galerie Dieter Brusberg Hannover, 1967-1968, 4/68.
• „Franz Rudolf Knubel “, Hrsg.: Galerie Wilbrand Köln und Münster, 1968.
• „2D“, Franz Rudolf Knubel, 1969.
• „Industrial Land Art im Ruhrland: Die Künstlergruppe B1 und die Folgen“,
Hrsg.: Burkhard Leismann, Uwe Rüth, Klartextverlag, 2009.
Abbildungsnachweis:
• Grafiken: Frauke Arnold.
• Photographien: Frauke Arnold
• Projektionszeichnung Seite 2: Prof. Franz Rudolf Kunbel.
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Herausgeber:
Rudolf-Arnheim-Akademie e.V.
Autorin:
StD‘ Frauke Arnold, 2016
Rudolf-Arnheim-Akademie
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