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Yumpu Haifa 2017

Katalog zur Ausstellung Israelischer zeitgenössischer Künstler in der Palastgalerie Berlin im April 2017

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Kunst aus<br />

I S R A E L<br />

1 6 z e i t g e n ö s s i s c h e K ü n s t l e r<br />

PALASTgalerie Berlin in Kooperation mit<br />

International Cultural Union (I.C.U.) <strong>Haifa</strong><br />

Ausstellung vom 1. bis 29.04.<strong>2017</strong><br />

Reinhardtstr. 3<br />

10117 Berlin<br />

www.palastgalerie.de


ZEITGENÖSSISCHE ISRAELISCHE KUNST<br />

Die zeitgenössische Kunst Israels stellt insofern etwas<br />

besonderes dar, als dass sie aus der israelischen Gesellschaft<br />

heraus kommt, die in erster Linie eine moderne, weltoffene,<br />

liberale und lebensfrohe Gesellschaft verkörpert, die von<br />

konservativ-muslimischen Staaten und terroristischen Organisationen<br />

umgeben ist, von denen einige dem Staat Israel das<br />

Existenzrecht absprechen. Eine derartige prekäre politische und<br />

damit Lebenssituation kann nicht ohne Einfluss auf das soziale<br />

und ästhetische Bewusstsein bleiben. Beide erweisen sich als<br />

existentiell und als große Quellen für Themen. Ausserdem liefert<br />

die antike Geschichte des Landes, zusammen mit jüngeren<br />

politischen Krisensituationen, reichhaltige Inspiration für Literatur<br />

und bildende Kunst. Im Licht des Bedrohtseins der eigenen und<br />

der politischen Existenz werfen die Dinge tiefere Schatten. Die<br />

besondere Formulierung, aus der Situation geboren, zeitigt Kraft,<br />

oft eine kaum zu bändigende, die für einen nachhaltigen Eindruck<br />

der Werke sorgt.<br />

Nur hier und da wird auf Weltflucht gesetzt, und nach<br />

Schlemihlen und Luftmenschen muss man suchen. Ein gewisser<br />

Trotz mag ebenfalls mit eine Rolle spielen, vor allem, wenn die<br />

ästhetischen Formulierungen nicht im Gewand eines an<br />

westlicher Ästhetik orientierten Mainstreams daherkommen.


Die Präsenz israelischer Künstler auf der internationalen Szene<br />

und ihrem Markt hat in jüngerer Zeit stark zugenommen und<br />

bewiesen, dass sie einen wertvollen Beitrag zum ästhetischen<br />

und künstlerischen Diskurs der Gegenwart leistet.<br />

Die Bandbreite der gezeigten künstlerischen Konzepte ist<br />

beachtlich, denn man sieht technisch und ästhetisch hoch<br />

Entwickeltes neben kalkuliert eingesetzter scheinbarer Folklore.<br />

Es ist eine Tendenz festzustellen, Widersprüchliches auszugleichen<br />

und neue Gefühlswelten im Zusammenhang etablierter<br />

Erzählungen zu gestalten.<br />

Die zeitgenössischen Israelis stellen eine eigene, auch neue<br />

Weltsicht vor und sie haben ihre sehr originäre Interpretation von<br />

Wirklichkeit, die auf alternative Problembewältigungs-strategien<br />

hinweist.<br />

Dennoch hat die zeitgenössische israelische Kunst in der Tat Teil<br />

am universellen Bestreben aller Kunst, sich die Welt durch<br />

gestaltetes und gestaltendes Wissen, durch ästhetische Ordnung<br />

zu eigen zu machen.<br />

Gerhard Charles Rump März 20017


ANAT BEN


AVIVA BEITLER


EINAT MIZHAR


EITAN ARNON


ETTY LEV


ILAN BEN SHLOMO


MIRI SHAW


MIRIAM SHORESH


MOUREEN ROSEN


RAMI AZZAM


RUTH PASDER


RUTH ZUKER


TONY HERSCOVICI


ZAHAVA LUPO


NACHSHON OFEK


ZIPORA ACHISHACHAR<br />

Frau Erde - Der Klang der Natur<br />

Von Nurit Cederboum<br />

Die Erde ist die Allmutter in jeder Kultur. Erde ist aber auch ein Rohstoff,<br />

den man in verschiedene Formen umwandeln kann. Die Alchemisten<br />

sagten, "Erde ist die Mutter und Amme aller Dinge". Zipora Achishachar<br />

steht für diesen Satz beispielhaft da. Aus der Erde stammen ihre<br />

Materialien, die sie mit neuen Formen versieht, die sie knetet und<br />

umformt, die sie brennt und in Scheiben schneidet und die sie zerlegt. In<br />

ihrem kreativen Schaffensprozess ist ihr jedes Material willkommen, das<br />

zu ihren Absichten passt, und dem sie ermöglicht, tangibel und visuell<br />

Form anzunehmen, um das Konzept zu verdeutlichen und auszuweiten.


Den Alchimisten und klassisch griechischen Philosophen war bewusst,<br />

dass die Kenntnis des Materials der Schlüssel zu den Geheimnissen<br />

des Universums war. Achishachar arbeitet nicht mit der Töpferscheibe,<br />

denn sie will "das Material mit meinen Händen fühlen." So formuliert<br />

sie ihre Ideen zum Land, zur Erde, zur Erinnerung und Identität. "Ich<br />

bin", sagt sie, "stark mit dem Land verbunden, das Land bin ich, und<br />

niemand kann mich davon entfernen."<br />

So baut sie auf ihrem eigenen Stück Land, einem Bauernhof in Giv'at<br />

Yo'av, ihr eigenes Museum, ein Ort, der ihre ganze Welt darstellt. Eine<br />

Welt kreativen Schaffens, in der sie sich im Dialog mit ihren Materialien<br />

befindet. Sie öffnet ein Fenster zum Mediterranen und benutzt dabei<br />

reale Fenster, die zum Objekt, zum Symbol und zur Metapher<br />

gleichermaßen werden.<br />

Ihr Museum spricht von Existenzialität, von den Wurzeln, von<br />

Erinnerungen und Erneuerung. Hier wurden einst die Kühe gemolken,<br />

und sie zeigt nun Melkszenen aus Papiermaché. Achishachar arbeitet<br />

mit Fäden und Perlen wie früher die Stickerinnen, bringt Bratislava und<br />

Jerusalem zusammen – eine Geschichte von Generationen.<br />

Ihre visuellen Texte streben nach Vermehrdeutlichung und erweitern<br />

so unsere Fähigkeiten sie zu "lesen", und so werden Objekte wieder zu<br />

einer anderen Art der Form. Sie jongliert dabei mit Eisen und Stein,<br />

Erde und Papier, und auch mit Textilien, mit Worten, mit der Form, in<br />

all den Fähigkeiten die sie sich über viele Jahre hinweg erarbeitet und<br />

die sie gepflegt und geschliffen hat.<br />

___________<br />

Dr. Nurit Cederboum ist Künstlerin und interdisziplinäre Forscherin<br />

Text zusammengefasst und übersetzt von Stanislaus Szymanek

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