Von Elstern und Freunden

Von Elstern und Freunden
Es war einmal, es war einmal-
Die Elster Ilse und ihr Schar.
Diese blieben, wie es war,
Im tiefen Winter, Jahr für Jahr.
Die Elster Ilse aber sah,
Dass da im Süden mehr geschah.
So dachte sie, so dachte sie sich-
"In diesem Jahr mach ich das nicht!"
Und überlegte bei Nacht und Licht:
"Was mache ich? Was mache ich?"
Da fiel ihr es dann endlich ein,
Sie müsst' nur eine Schwalbe sein.
So geht es los und geht es los-
Sie sucht im Wald, im Strauch, im Moos.
Nach diesen schönen, glänzenden Dingen
Woran das Volgelvolke hing.
Sie sucht den ganzen Herbste lang
Und macht so manchen großen Fang.

Es kam die Zeit, es kam die Zeit-
Da machten sich die Vögel bereit.
Und Elster Ilse lädt sie ein.
Macht ihr Neste fein und rein.
Als die Schwalben das Glitzern seh'n,
Bleibt ihnen fast das Herze steh'n.
"Die Elstern, die Elstern"-
schreien sie
"Die haben Geschmack wie eh und je!"
"Ist deine Güte nicht zu klein,
Wirst du schon bald im Süden sein!"
"Wir nehm' dich mit, wir nehm' dich mit!"
Was hat die Elster für ein Glück!
Sie schenkt den Schwalben all den Mist,
Weil ihr der Süden so wichtig ist.
Egal ist Ilse der Mutter fleh'n,
Sie solle nicht mit den Schwalben geh'n.
Es ist so weit, es ist so weit-
Es ist den Südens Sonnenzeit.

Doch Elster Ilse guckt sich um,
Im Wald ist es verdächtig stumm.
Die Schwalben haben sie belogen
Und sind allein nach Süden geflogen.
Sie schaut betrübt und versteht,
welche Lüge vor sich geht.
Ach Elster Ilse, Ilselein-
Wolltest doch nur ne Schwalbe sein.
Kein Nest, kein Schmuck, kein Mütterlein.
Alles nur Lug und Trug und falscher Schein.
Arme Ilse, Ilselein.
Jetzt sitzt du im Wald und bist ganz allein.
Bianka Lepsky