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HEINZ Magazin Oberhausen 05-2017

HEINZ Magazin Mai 2017, Ausgabe für Duisburg, Oberhausen, Mülheim

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© KRIS DEWITTE<br />

Bouli Lanners<br />

Er ist eines von diesen toughen Gesichtern, die dem belgischen<br />

Leinwand-Blues Kontur verliehen haben. Philippe, genannt<br />

„Bouli“, Lanners gehört praktisch von Anfang an zum Dunstkreis<br />

dieser Off-Mainstream-Richtung, die die Fahne des frankofonen<br />

Arthouse-Kinos auch in der Flut der leichten Komödien<br />

hochhält. 1991 trat Lanners noch als namenloser Gangster<br />

in einem der Gründungswerke dieses Genres auf: Jaco Van Dormaels<br />

„Toto der Held“. Unter den rund 25 Filmen, in denen Lanners<br />

als Schauspieler auftrat, zeigt sich immer wieder das „andere“<br />

Frankreich. Statt der gefälligen „Sch’tis“ geht „Louise Hires<br />

A Contract Killer“ (2008) mit der Strukturschwäche im Norden<br />

Frankreichs ganz anders um. Ruppig ging es auch in dem nächsten<br />

Film von Gustave de Kevern und Benoît Delépine zu, diesmal<br />

stieg Gérard Dépardieu für ein skurriles Roadmovie auf die<br />

„Mammuth“ (2010). In der Außenseiterromanze „Der Geschmack<br />

von Rost und Knochen“ (2012) verkörperte Lanners erneut einen<br />

hartgesottenen Typen jenseits bürgerlicher Werte. Ganz antibourgeois<br />

ging es auch zuletzt in „Ich bin tot, mach was draus!“<br />

(2015) zu: Eine belgische Punk-Band geht quasi posthum auf US-<br />

Tour – zusammen mit ihrem jüngst verstorbenen Leadsänger.<br />

Bouli Lanners wurde 1965 in der Nähe von Lüttich geboren und<br />

studierte zunächst Malerei in der Stadt, die die Gebrüder Dardenne<br />

regelmäßig zum Schauplatz ihrer Sozialdramen (zuletzt:<br />

„Das unbekannte Mädchen“) gemacht haben. Hier spielt auch<br />

Lanners erster eigener Film „Ultranova“ (20<strong>05</strong>), in dem bereits<br />

die Tristesse von seelenlosen Siedlungen und traumatisierten<br />

Figuren thematisiert wurde. Auch „Eldorado“ (2008) spielt auf<br />

der Kehrseite des Glücks: Ein frustrierter Autoverkäufer und ein<br />

krimineller Junkie gehen eine brüchige Freundschaft ein. Für<br />

Lanners ist die „wahre Fiktion“ auch eine Geschichte seines Vaterlandes:<br />

Die Härte der Väter treibt die Söhne in die Drogensucht,<br />

Hunde werden gefesselt von der Autobahnbrücke geworfen<br />

und jeder wird schuldig, auch wenn er nur helfen will.<br />

Auch sein nächster Film „Kleine Riesen“, ein Roadmovie über<br />

drei jugendliche Ausreißer spielt im tristen Niemandsland<br />

zwischen Sozial-Drama und surrealem Märchen. Diesem Sujet<br />

bleibt Lanners auch in seinem neuen Film treu.<br />

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GASOMETER OBERHAUSEN<br />

© KRIS DEWITTE<br />

lich kopflosen Flucht ist. Die endet vorerst in den Fängen einer lokalen<br />

Posse, die Willy nach einem Diebstahl im Motel zu fassen kriegt.<br />

Dabei wandert das Handy in den Besitz des miesen Typen, der schon<br />

einschlägige Bekanntschaft mit Cochises Fäusten machte.<br />

Zu den seltsamen Begebenheiten auf den Wegen dieses Roadmovies<br />

gehören neben einer mumifizierten Leiche auch die Figur des Jesus.<br />

Dem schießt Willy versehentlich ein Loch in die Hand und er wacht<br />

wie ein Schutzheiliger über das Schicksal von Willy und Esther – und<br />

dafür knallt er auch ganz unchristlich einen Gangster über den Haufen.<br />

Die kuriosen Fügungen des Schicksals münden schließlich in ein<br />

veritables Showdown im Gewerbegebiet. Doch da haben Gilou und<br />

Cochise ihren Job schon an den Nagel gehängt und sind unterwegs<br />

im Auftrag des Herrn – schließlich müssen sie dem jungen Paar helfen,<br />

das Kind wiederzufinden.<br />

Mit dem Originaltitel „Les premiers, les derniers“ spielt Lanners auf<br />

die Redewendung „Die Ersten werden die Letzten sein“ an, die im<br />

Neuen Testament auf den Jüngsten Tag verweist. Dann werden eben<br />

die Willys und Esthers, denen Jesus den Weg zeigte, himmlische Gerechtigkeit<br />

erfahren. Und: „Das Ende ist erst der Anfang“ – auch für die<br />

Mumie, die von Michael Lonsdale und Max von Sydow ein improvisiertes<br />

Begräbnis erhält.<br />

philipp koep<br />

❚ DAS ENDE IST ERST DER ANFANG (Les premiers, les derniers) F/B <strong>2017</strong>, 98 Min., Regie und Buch:<br />

Bouli Lanners, mit: Bouli Lanners, Albert Dupontel, Suzanne Clément, Michael Lonsdale; Start: 11.5.<br />

BIS 30.11.<strong>2017</strong><br />

WWW.GASOMETER.DE<br />

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