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Dedinghausen akteull 496

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D.a. <strong>496</strong> ... aktuell * Service Mai 2017<br />

D.a. gibt Tipps zu Ihrem Recht .<br />

§ Kann eine Person<br />

nach einem Unfall<br />

oder einer schweren<br />

körperlichen und/oder geistigen<br />

Erkrankung bzw. aufgrund nachlassender<br />

geistiger Kräfte im Alter<br />

seine Angelegenheiten nicht mehr<br />

selbst regeln und hat diese Person<br />

auch keinen Dritten (z.B. den Ehepartner<br />

oder die Kinder) bevollmächtigt,<br />

für sie tätig werden zu<br />

dürfen, dann kann die Bestellung<br />

eines gesetzlichen Vertreters –<br />

eines Betreuers- erforderlich<br />

werden. Dafür zuständig ist dann<br />

das Betreuungsgericht.<br />

Wird dem Gericht durch die Mitteilung<br />

von Angehörigen, Ärztinnen<br />

oder Ärzten oder auch durch<br />

Behörden ein entsprechender<br />

Anlass bekannt, dann prüft es, ob<br />

ein Betreuer bestellt werden muss<br />

und was dieser zu tun hat. Nach §<br />

1896 I BGB wird in einem solchen<br />

Fall, also einer psychischen Krankheit<br />

oder einer körperlichen, geistigen<br />

oder seelischen Behinderung<br />

aufgrund derer ein Volljähriger<br />

seine Angelegenheit nicht mehr<br />

selbst besorgen kann, durch das<br />

Betreuungsgericht auf Antrag (des<br />

Erkrankten) oder von Amts wegen<br />

für diese Person ein Betreuer<br />

bestellt.<br />

Schlägt der Volljährige nach § 1897<br />

IV BGB eine Person vor, die zum<br />

Betreuer bestellt werden kann, so<br />

ist diesem Vorschlag zu entsprechen,<br />

wenn es dem Wohl des Volljährigen<br />

nicht zuwiderläuft. Schlägt<br />

er vor, eine bestimmte Person nicht<br />

zu bestimmen, so soll hierauf Rücksicht<br />

genommen werden.<br />

Da der Betroffene aber in der Regel<br />

bei Eintritt des Betreuungsbedarfs<br />

nicht mehr in der Lage sein wird,<br />

entsprechende Vorschläge zu<br />

unterbreiten, ermöglicht das Gesetz<br />

also schon vor dem Betreuungsverfahren,<br />

zur Auswahl eines etwaig zu<br />

bestellenden Betreuers und zu der<br />

Ausgestaltung des Betreuungsverhältnisses<br />

Wünsche zu äußern (§§<br />

1897 IV S. 3 i.V.m. 1901 II S. 2<br />

BGB).<br />

Ist eine Betreuungsverfügung sinnvoll?<br />

Das bedeutet, dass auch im<br />

Rahmen einer gerichtlich angeordneten<br />

Betreuung dem Selbstbestimmungsrecht<br />

und der Autonomie<br />

des Betroffenen Rechnung<br />

getragen wird und seinen Wünschen<br />

grundsätzlich Vorrang vor<br />

einer gerichtlichen Entscheidung<br />

eingeräumt wird. Das Selbstbestimmungsrecht<br />

wird zwar nicht so<br />

umfassend gewährleistet wie durch<br />

eine Vorsorgevollmacht, weil letztlich<br />

immer noch geprüft wird, ob die<br />

Betreuungsverfügung auch dem<br />

Wohl des Verfügenden entspricht,<br />

aber immerhin kann durch eine<br />

Betreuungsverfügung in der Regel<br />

vermieden werden, dass (fremde)<br />

dritte Personen über das Wohl und<br />

Wehe der betreuungsbedürftigen<br />

Person entscheiden.<br />

Der Betreuer hat nach § 1901 Abs.<br />

3 BGB den in einer Betreuungsverfügung<br />

geäußerten Wünschen<br />

des Verfügenden zu entsprechen.<br />

Eine Bindung besteht an<br />

die Wünsche allerdings nur bei<br />

Angelegenheiten innerhalb eines<br />

festgelegten Aufgabenkreises.<br />

Gehen die Wünsche darüber hinaus,<br />

so geschieht die Erfüllung freiwillig.<br />

Eine Bindung besteht im<br />

Übrigen nur insoweit, als der<br />

Wunsch nicht dem Wohl des Betreuten<br />

zuwiderläuft und dem<br />

Betreuer auch zumutbar ist.<br />

Eine Betreuungsverfügung ist zwar<br />

nicht formgebunden, aus Beweisgründen<br />

empfiehlt sich aber in<br />

jedem Fall die Schriftform. Sodann<br />

sollte die schriftlich abgefasste<br />

Betreuungsverfügung einer Vertrauensperson<br />

übergeben werden.<br />

Diese Person hat dann die Verfügung<br />

unverzüglich beim Betreuungsgericht<br />

abzuliefern, wenn sie<br />

von der Einleitung des Verfahrens<br />

zur Bestellung eines Betreuers<br />

Kenntnis erlangt (§ 1901 a BGB).<br />

Die Geschäftsfähigkeit des Verfügenden<br />

ist übrigens nicht zwingend<br />

erforderlich, so dass auch die<br />

Wünsche und Vorschläge eines<br />

Geschäftsunfähigen (§ 104 BGB)<br />

zu berücksichtigen sind.<br />

Nach § 1897 Abs. 4 S. 3 BGB ist<br />

der Betreute (bzw. der Betreuungsbedürftige)<br />

an früher geäußerte<br />

Wünsche nicht gebunden. Er<br />

kann diese jederzeit widerrufen.<br />

Insoweit besteht also keine Selbstbindung<br />

des Verfügenden. Im<br />

Hinblick auf die Auswahl des<br />

Betreuers bzw. auf die sonstigen<br />

Wünsche gilt also der jeweils<br />

aktuelle Wille des Betreuten.<br />

Wegen der leichten Beeinflussbarkeit<br />

vieler Betreuungsbedürftiger<br />

muss jedoch besonders darauf<br />

geachtet werden, ob eine wirkliche<br />

Willensänderung vorliegt oder der<br />

Betreute nicht vielmehr dem Willen<br />

anderer nachgibt.<br />

Weil die meisten Menschen ihre<br />

Vertrauensperson als Bevollmächtigten<br />

und nicht als Betreuer sehen<br />

möchten sind isolierte Betreuungsverfügungen<br />

eher selten. Eine<br />

Betreuungsverfügung kann mit<br />

einer Vorsorgevollmacht verbunden<br />

werden. Dies ist z. B. für den Fall<br />

empfehlenswert, dass die Vollmacht<br />

eine bestimmte Geschäftsbesorgung<br />

nicht abdecken sollte oder<br />

Zweifel an der Wirksamkeit der<br />

Vollmacht bestehen sollten. Im<br />

beigefügten Vollmachtformular kann<br />

deshalb auch verfügt werden, dass<br />

die bevollmächtigte Person auch für<br />

die Betreuung ausgewählt werden<br />

soll, wenn trotz der Vollmacht eine<br />

Betreuerbestellung notwendig<br />

werden sollte.<br />

Da der Kern einer Betreuungsverfügung<br />

regelmäßig die Bestimmung<br />

des Wunschbetreuers ist, sollte<br />

diese somit in eine Vorsorgevollmacht<br />

integriert werden. Das<br />

ist wie erwähnt insbesondere für die<br />

Fälle sinnvoll, in denen die Vollmacht<br />

aus irgendwelchen Gründen<br />

nicht ausreicht. Dann kann zumindest<br />

der Bevollmächtigte als<br />

Wunschbetreuer tätig werden und<br />

im Sinne des Betreuten handeln.<br />

Meinhard Brink<br />

(Rechtsanwalt),<br />

Am Birkhof 50, <strong>Dedinghausen</strong><br />

D.a. <strong>496</strong>/15

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