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Ausstellung Udo Lindenberg 6<br />
Der Künstler „UDO“ ist ein kreativer<br />
Mensch mit mehreren Interessensgebieten,<br />
spielte schon bei Klaus<br />
Doldinger Schlagzeug, liebt Goethe,<br />
zeichnet gern, hat in den sogenannten<br />
neuen Bundesländern als politisch<br />
agierender Sänger einen Kultstatus<br />
und ist in der Lage, Kunst und Kultur<br />
auch als Spaß zu begreifen. Das ist<br />
eine innere Haltung, die in den 1960er<br />
Jahren trotz des missionarischen<br />
Eifers vieler Intellektueller an den<br />
Universitäten aufkam. Lindenberg ist<br />
damit gleichzeitig einer der Vorreiter<br />
der Spaßkultur der 80er Jahre und ist<br />
der erste deutsche Rocksänger von<br />
Format.<br />
Es ist nicht unbedingt so, dass ich<br />
von Hause aus ein Lindenberg-Fan<br />
wäre. Als ich seine Songs Anfang der<br />
70er Jahre zum ersten Mal hörte, war<br />
ich nicht der Typ, der tagtäglich während<br />
ich an meiner Dissertation als<br />
Kunsthistoriker saß, Udo Lindenberg<br />
auf den Platenspieler legte oder seine<br />
Karriere genauer verfolgte. Jedoch,<br />
als ich eines Tages zufällig im Radio<br />
„Alles klar auf der Andrea Doria“<br />
hörte, dachte ich instinktiv: Die schönen<br />
Tage des deutschen Schlagers<br />
sind nun vorbei. Auf studentischen<br />
Partys und sonstigen Festen war man<br />
über die Beat-les schon hinaus, hörte<br />
die Stones oder The Who und tanzte<br />
immer wieder leicht weggetreten zum<br />
Song von Jimi Hendrix „Hey Joe“.<br />
Und dann dieser Lindenberg mit<br />
seinem Gewurschtel – und der wurde<br />
auch noch akzeptiert – wenn auch<br />
nicht gleich geliebt. Und eines muss<br />
man ihm lassen – in seiner Art trug er<br />
auch wesentlich zu dem neuen Zeitbild<br />
bei, das wir uns damals in der<br />
Nach-Flower Power-Periode gemacht<br />
haben. In einem Spiegel-Interview<br />
vom März 1977 wurde Lindenberg<br />
unter anderem gefragt, was denn<br />
seine Äußerung bedeute, man müsse<br />
„mal wieder Randale machen“. Die<br />
Antwort war deutlich. „Ich habe nicht<br />
von Randale mit der Faust gesprochen,<br />
mir geht es um die Randale im<br />
Kopf. Zivilcourage und Kreativität<br />
werden an der Garderobe abgegeben,<br />
wir steuern auf „Schlappland“ zu.<br />
Also demonstrierten wir, sangen „We<br />
shall overcome“ und bejubelten auf<br />
dem Ostermarsch von Heidelberg<br />
nach Frankfurt Joan Baez und andere<br />
engagierte Stars.<br />
Die Hegau Bodensee Galerie zeigt die<br />
Bilder von Udo Lindenberg vom 1. bis<br />
26. Sept. 2012 im Rahmen der Museumsnacht<br />
Hegau-Schaffhausen<br />
Eröffnung: Samstag, 1. 9., 18.30 Uhr<br />
Udo Lindenberg: „Alle Tage sind gleich lang,<br />
jedoch verschieden breit“ – Aquarell auf<br />
Papier, 64 x 52 cm, 2010 - © Udo Lindenberg