ERHARDs ERBEN Nr. 01/2016

Impuls „Grau is alle Theorie – entscheidend is auffem Platz“. Von Alfred Preißler, dem legendären Urgestein bei Borussia Dortmund, stammt dieser Satz. »Auffem Platz« liegt nun, aller Skepsis zum Trotz, die erste Ausgabe von Erhards Erben. Theorie und Praxis und ungehemmten Staatskapitalismus. War dem Nachkriegsdeutschen der Satz Erhards „Kein Staat kann seinen Bürgern mehr geben, als er ihnen vorher abgenommen hat“ noch logisch nachvollziehbar, kann oder will der durch Vollbetreuung und Klientels-Subventionierung apathisierte Jetzt-Bürger diese zwingende Logik nicht mehr anerkennen. Die Diskussion schwelte seit Monaten im Vorstand des Verbandes. Unsere Online-Publikationen auf der Webseite haben seit Jahren einen großen Leserkreis und werden viel-tausendfach gepostet und geteilt. Warum dann ein Printmedium? Ist Print überhaupt noch zeitgemäß. Erhards Erben kann eine Anlegestelle sein für Alle, die wie wir um dieses Ziel ringen. Ohne jedes Apodiktische „so isses“. Mit dem Zweifel, der Demut und Selbstironie dessen, der nicht an die letztgültige Wahrheit glaubt, am Prinzip der Selbstverantwortung aber nicht rütteln lässt. Print ist längst nicht tot. Gegenüber dem Schnelllebigen, zur Oberflächlichkeit neigenden Online kann Print ein wenig mehr Tiefe ausloten und - auch nicht gering zu schätzen - zu mehr Genuß verhelfen: schöneres Tableau der Texte und Bilder. Ausgesuchtes Papier, das haptische Vergnügen steigernd, bei online nicht daran zu denken. 1963 hat Ludwig Erhard, der „Vater des Wirtschaftswunders“ demissioniert - analog zum vielzitierten Abgang Bismarcks 1890 könnte man mit Fug und Recht sagen, dass damals ein zweiter, für das Nachkriegsdeutschland unendlich wichtiger, Lotse von Bord ging. Wir selbst sehen uns als Heimathafen all derer, die das Rad zur Mitte hin zurückdrehen wollen: staatliches Handeln auf ordnungspolitische Notwendigkeiten beschränken, der Durchsetzung subsidiärer Prinzipien, einem freien Markt-Austausch. Den Hafen hat dieses Schiff nun verlassen – wo es ankommen wird? Schon viele Seefahrer waren bei ihrer Zielankunft mehr als überrascht. Und auf hoher See liegt bekanntlich alles in Gottes Hand. Ihr Nach seinem von-Bord-gehen hat es nur zwei Generationen gebraucht, um die Vertreter der freien Marktwirtschaft, die Vertreter von Subsidiarität und Selbstverantwortung weitgehend aus dem gesellschaftlichen Leben verschwinden zu lassen. Mehr oder weniger schleichend ersetzt durch planwirtschaftliche Peter Schmidt Präsident Deutscher Arbeitgeber Verband Erhards Erben <strong>01</strong>|2<strong>01</strong>6 3